3 Mütter, 4 Meinungen – HEUTE: Belohnung für Noten & Zeugnisse


Und wieder ist ein Schuljahr vorüber und es gibt Giftzettel. Wie gehen wir 3 Mütter mit Noten um? Gibt es Belohnungen für gute Noten in unseren Familien oder gibt es überhaupt Zeugnisse für alle unsere Kinder? Und was ist, wenn das Kind ein unerwartet schlechtes Ergebnis mit nach Hause bringt? 

Wir haben schon mal die Community gefragt. Aber jetzt mal direkt aus unseren Tollabea Redaktion: Unsere Meinungen liegen ein klein wenig auseinander – darum haben wir auch mal ein großes Kind gefragt, wie das aus ihrer Sicht war: unsere Grafikerin Desi.

Aber erst melden wir uns zu Wort:

Béa: Bei meiner Tochter war Business as Usual die Devise – bloß nicht auffallen

Als Kind war ich großer Fan von Noten, wahrscheinlich deswegen, weil mir Schule ziemlich leicht gefallen ist und ich die 1er ziemlich easy nach Hause trug – und trotzdem keine sozialen Probleme hatte. Ich war doch recht sportlich (alles außer Turnen) und daher war meine Street Credibility ganz OK. Mit meiner Tochter habe ich eher gelernt zu entspannen: „Chill mal, Mama!“ habe ich oft gehört, als es um die Zeugnisse ging. Carina hat es schafft, mir das zu Gefühl zu vermittelt, dass sie alles im Griff hat, aber auch nichts belohnt werden muss. „Business as usual“ war ihr Motto, und sie hatte weder Bock auf große Diskussionen noch auf Huldingungen.

Als ich später selbst Schulen gründetet, habe ich mir eine deutlich differenzierte Meinung zu diesem Thema gebildet. Aber das erzähl‘ ich euch noch ausführlich, in einem Extra Blogpost!

Yvonne: Ich mag Noten. Aber Geld für Noten gibt es nicht! Nicht von uns – allerdings sehen das Omi und Opi anders…

Der Mann und ich, wir sind Fans von Noten und tuen uns wahrlich schwer, die Jahre an unserer Grundschule zu ertragen, in denen die Eltern für oder gegen Noten abstimmen dürfen. Das Argument der Stressreduktion können wir nicht nachvollziehen, denn aus unserer Erfahrung wissen die Kinder immer, wo sie stehen. Natürlich sind Zeugnisse in verbaler Form – wie es sie bei uns grundsätzlich in der 1. bis 2. Klasse gibt und danach wie beschrieben aus Klassen/Elternwunsch – differenzierter, aber unsere Erfahrung mit den beiden Großen hat gezeigt, dass durch Lehrergespräche unsere Großen sehr gut ihre kleineren Schwachstellen kennen. Wir lassen im Falle kleinerer Mankos aber unsere Kinder nicht zu Hause am Küchentisch nacharbeiten, wir vertrauen eher darauf, dass die Zeit alles richten wird und sie sich die benötigte Zeit nehmen, um an ihren Mini-Schwachstellen zu arbeiten.

Aber natürlich werden bei uns die Zeugnisse sehnsüchtig erwartet und dann ausgiebig auch von den Großen studiert und wo es geht auch miteinander verglichen. Beide Schulkinder sind absolute Zahlenfreaks und battlen wo es geht. Aber sie freuen sich auch immer miteinander über tolle Ergebnisse in Tests und im Zeugnis. Ich halte aber nicht sehr viel von Druck aufbauen, gibt es mal einen Ausrutscher, dann wird dieser besprochen, aber ich verlange keinen Cent der Rückzahlung, was ja die logische Konsequenz für die Bezahlung für gute Noten wäre… Wir feiern jedes Zeugnis mit einem ungewöhnlich kalorienreichen Mittagessen und tollen Events. Das kann ein Kinobesuch oder Ähnliches sein. Zeit miteinander ist schließlich das Schönste, was es in Familie zu erleben gibt.

Von den Großeltern gibt es für ein „gutes Zeugnis“ etwas Feriengeld. Das ist ok für uns und die Schulkinder freut es. Ich finde, Großeltern sind zum Verwöhnen da!

Stef: Noten gibt es bei uns nicht bis zur 9. Klasse – und gefeiert wird das Schuljahresende immer mit einem großen Eisbecher!

In der Schule des Großen gibt es bis zum 9. Schuljahr keine Noten. Statt dessen haben die Kinder zweimal jährlich Bilanzgespräche mit den Lehrern, bei denen die Eltern leise Zuhörer sein dürfen. Diese Gespräche finden immer auf Augenhöhe zwischen Schüler und Lehrer statt. Die Kinder lernen auf diese Weise ab der ersten Klasse ihre Stärken und Herausforderungen zu reflektieren und sich selbst Ziele zu setzen. Ich erlebe diesen Austausch als sehr stärkend für das Kind und finde es beeindruckend, sich schon ab einem frühen Alter selbst so einschätzen zu lernen. Zusätzlich gibt es einmal jährlich Bilanzbögen, in denen jedes Fach in zahlreiche Ebenen eingeteilt ist und angekreuzt wird, ob  das Kind die Fähigkeit sehr gut, gut, mittelmäßig oder noch gar nicht beherrscht. Im Prinzip könnte man davon Noten ableiten, aber es hat nicht den gleichen Druck, den Noten manchmal verursachen können. Ab dem nächsten Jahr gibt es auch für den Großen klassische Noten. Auch dann werden wir es wie bisher handhaben: jedes Schuljahresende wird mit einem großen Eisbecher gefeiert. Geld oder Geschenke gibt es nicht, denn bei meinem kleinen Professor wäre ich dann bald pleite die Leistung soll nicht an finanzielle Anreize gekoppelt sein.

 

Desi: Von Mama Lob, Liebe und Unterstützung – Von den Großeltern Geld, Nachhilfe und auch Liebe

Bei mir lief es ähnlich, wie es Yvonne heute mit ihrer Familie handhabt: Wenn es gute Noten gab, gab es zu Hause von Mama (alleinerziehend) sehr viel Lob und Liebe. Manchmal sind wir als Belohnung in ein Restaurant essen gegangen, wobei das aber eher eine Ferien-Kick-Off-Feier war, als eine wirkliche Belohnung für die Zeugnisse – zumindest hat meine Mutter das nie so ausgesprochen. Die Zeugnisse waren eher ein  Anlass um mal als Familie „auszugehen“. Die schlechten Noten wurden natürlich auch besprochen und diskutiert, aber es gab keine Bestrafung. Meine Mutter hat dann eher versucht uns im Folgejahr besonders in den schlechten Fächern unter die Arme zu greifen. Ich denke ihr war aber auch bewusst, dass jede von uns ihre Talente aber auch ihre Schwächen hat (bei mir z.B. Mathe) und hat niemals erwartet, dass wir in den Fächern, die uns einfach nicht liegen jemals eine Eins schreiben. Dafür hat sie dann unsere Talente noch mehr gefördert, damit wir diese auch wirklich gut entwickeln können.

ABER bei meinen Großeltern gab es dafür dann auch die finanzielle Belohnung – aber nie eine Bestrafung. Es gab festgesetzte mini Beträge: für eine Eins 2 €/DM und für eine Zwei 1 €/DM. Für die Fächer, in denen die Noten schlecht waren gab es dann für 2-3 Wochen ordentliche Nachhilfe seitens Opa, oder manchmal auch Nachbarn, falls diese in einem Thema besser bewandert waren. Er hat uns täglich Hausaufgaben gegeben, die wir dann in zwei Stunden je Tag lösen mussten. Das war manchmal blöd, wenn einem das Thema nicht lag – hat an manchen Tagen aber auch total Spaß gemacht, wenn wir im Gegenzug auch mal Sachen gemacht haben, die nicht unbedingt mit den Fächern zu tun hatten und mir lagen. Er hat mir in einem Sommer zum Beispiel schön schreiben mit Feder und altdeutsche Schrift lesen beigebracht, das fand ich schon ziemlich cool!

Eure Béa, Yvonne, Stef und Desi

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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2 Kommentare

Mark
Antworten 22. September 2017

Hey :) erstmal Kompliment für diesen tollen Blog, vom Design her echt mal was erfrischen anderes :) Jetzt zum Artikel: Ich bin der Meinung, dass Kinder viel Lob für gute Noten bekommen sollten und nicht Geld. Auch sollte man vielleicht andere Anreize schaffen wie zum Beispiel ein Kinobesuch oder eine andere tolle Freizeitaktivität. Beste Grüße Mark

Ada
Antworten 16. Januar 2020

Jetzt komme ich: meiner Tochter zahle ich nichts.... ich wäre schon pleite... schlimmste Note war ne 2-3 und sie hat geheult und ich musste sie trösten und ihr immer wieder sagen, dass ich es überhaupt nicht schlimm finde (ich bin auch immer nur mit Hauptsache bestanden durchs Leben geschlittert) also Fazit Tochter muss man eher bremsen und nu kommt der Junge! Der will gar nichts machen, außer er muss oder er hat da Bock drauf .... und den Bock bekommt er bisher nur, wenn ich für gute Noten zahle ... er muss aber auch für schlechte Noten zahlen ( ab einer 4 bekomme ich Geld)! Also es klappt: er war letztens mega stolz, dass er endlich mal was in seine Kasse tun konnte! 5 Euro für eine 1 - und mit der Tochter ist ausgemacht, dass sie halt kein Geld bekommt, da ich sonst bald pleite wäre.... bis jetzt funktioniert es und der Plan kam auch erst auf, als ich sah, dass mein Sohn eher kein Bock auf Schule hat. Mal sehen, ob das noch kommt....

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