Gedanken von Mami zum Weltgeschehen – Nizza


Wir saßen gerade am Frühstückstisch, als ich wie jeden Morgen noch mal schnell die Tageswettervorhersage checke. Meine Großen sind total in Zahlen – Temperaturangaben und Regenwahrscheinlichkeiten – vernarrt. Neben all den Zahlen und Prozenten poppten auch die neuesten Nachrichten von der Nacht auf: Nizza, Terror.

Tränen!

„Was ist los?“ fragten die Schulkinder. Und ich musste erklären – wieder einmal musste ich meinen Kindern erklären, dass es Abweichungen im Denken der Menschen auf dieser Welt gibt. Dass eine kleine Menge Menschen denkt, über andere bestimmen zu können. Dass einige denken, wenn sie anders denkende töten, ihnen dann super Tolles im Himmel geschieht. Und wieder einmal musste ich die Tränen auch meiner Kinder trocknen. Und ihnen wieder einmal versprechen, dass ich für sie da bin und auf sie aufpasse. Ob das so gelingt, für das ganze Leben – sicher nicht. Aber ich verspreche, mein Bestes zu geben!

Nizza ist so nah – vor genau einer Woche hatte ich einen unglaublich unbeschwerten Tag mit meinen Männern, meinen Mann und dem mittleren Sohn. Wir haben am Tag nach Deutschlands Ausscheiden aus der EM mit den Franzosen zusammen gefeiert. Wir sind mit unseren Deutschlandketten den ganzen Freitag durch die Straßen Nizzas gelaufen und haben überall aufmunternde Schulterklopfer erhalten. Ein unglaublich toller Vibe war zu spüren. Und Nizza, Frankreich war so stolz. So stolz, den Weltmeister geschlagen zu haben. So stolz, endlich die Ohnmacht nach Paris vom November überwunden zu haben. Und nun das. Alles dahin? Wieder „reset“? Es tut mir so leid für diese Nation. Sicher – es ist nicht alles toll in Frankreich. Viele über Jahrzehnte selbst aufgebaute Probleme. Aber die absolute Mehrheit der Franzosen sind gute Menschen!

Nizza Marseille auf der Straße

Feierstimmung in Marseille nach dem Sieg Frankreichs gegen Deutschland im Halbfinale der EM 2016.

Ich frage mich, wie oft ich meinen Kindern in Zukunft Nachrichten erklären muss, die so nahe sind. Oder wie oft sie Geschehnisse selbst mitbekommen. Paris im November haben die Großen am TV mit erlebt. Und auch Mamis Aufgeregtheit beim nachrichten checken, nach Freunden erkunden, Gedanken austauschen im Netz. Und auch Bilder nach dem Match mit den Menschen auf dem Spielfeld. Ich habe ihnen recht direkt gesagt, dass etwas passiert ist, niemand genaueres wisse, ich ihnen die Situation am Morgen erklären würde. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, habe zwischen CNN und allen deutschen Nachrichtensendern hin und her gezappt.

So groß war die Aufregung.

Wahrscheinlich vergleichbar mit der Aufregung meiner Familie am 11. September 2001, damals. Die Familie in Deutschland und die Kleene in der großen Stadt. New York, New York. Was war los – wie geht es ihr, wie kommt sie wieder zurück zur Familie – oder kommt sie überhaupt?! Ich spreche über meine Erlebnisse von diesem anfänglich tollen Dienstagvormittag während der Fashion Show, über die Sirenen nur ungern, über den Geruch und die Wolke über NYC nur ungern, die schwierige Kommunikation mit der Familie in Deuschland nur ungern und über die Unsicherheit in der großen Stadt nur ungern. Nur soviel, am 16. September bin ich mit einer der ersten Maschinen über Umwege wieder in Deutschland gelandet. Dem TV-Team am Fraport hat mein Papi wohl die Meinung gegeigt!

Jetzt lebe ich mit meiner Gang mitten in Berlin. Der Alexanderplatz ist nur einen Steinwurf von uns entfernt. Aber ich möchte dieses Leben nicht missen. Wir haben uns bewusst für diese Leben mitten in der Stadt entschieden. Auf dem Land oder als SUV-Mami kann ich mich mir nicht vorstellen. Ich muss soweit es geht meinen Kindern Sicherheit geben, sie auf ihrem Weg bestärken und ihnen das Gefühl von immerwährender Liebe geben! Das ist mein Job! Und wenn ich diesen Job gut mache, dann werden sie ihren Weg in der Welt finden.

Ich musste diesen Text einfach runter schreiben – es lag mir am Herzen. Das ganze Kopfkino musste raus. Und während ich schreibe, mümmelt der Mini mir gegenüber sein Müsli, kommt heute etwas später in die Kita, grinst mich mit seinen lustigen großen Augen an und genießt seine Unbeschwertheit und die Sicherheit, die wir alle ihm geben. Nachrichten interessieren ihn überhaupt noch nicht und von dem Leid in der Welt hat er noch kein Wissen.

Habt euch lieb und gebt eure Liebe weiter!

Eure Yvonne

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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