Kinder, die sich selbst beschäftigen können – ein Elterntraum? TEIL 2


(Hier war der erste Teil)

Die Frage der Woche lautete mal:

Wie ist das bei euch? Können sich eure Kinder auch selbst beschäftigen und habt ihr etwas dafür getan?

Schlechtes Muttergewissen bei zu langer Selbstbeschäftigung?
Wie bei allem im Leben hält sich bekanntlich immer ein Gleichgewicht. Manche Sachen klappen, andere sind eine Katastrophe. Das Thema Schlafen löst hier gerade mehrfach Katastrophenalarm aus. Das Thema “sich selbst beschäftigen können” ist hingegen meine geheime Kraftquelle. Die Große (4,5 Jahre) kann sich schon immer hervorragend allein beschäftigen. Sei es beim stundenlangen Spielen, Malen, Basteln. Es ist ein Traum. Ehrlich! Ich bin dafür unendlich dankbar. Ich kann gar nicht sagen, wie wir das angestellt haben. Ist eben so. Und so sehr ich es genieße und auch ein minikleines bisschen stolz drauf bin, so sehr hab ich dann manchmal ein schlechtes Gewissen und überlege, ob ich sie nicht mal in ihrem “sich selbst beschäftigen” unterbrechen sollte. Aber meine Mama sagt immer, es ist wichtig, dass Kinder auch mal Zeit für sich haben.
Die Kleine (11 Monate) schafft es auch schon, sich mal 10 Minuten hochkonzentriert mit etwas zu beschäftigen. Aber ihr Alter ist gerade schwierig. Sie kann noch nicht so, wie sie will und ist entsprechend oft schlecht gelaunt. Aber das wird, da bin ich mir sicher!
Jessika von  Herz und Liebe

Sie können es – veranstalten aber ein Riesenchaos
Also von KÖNNEN kann hier nicht die Rede sein. Meine Kinder haben viel Phantasie und das Rollenspiel für sich selbst perfektioniert. Es kann aber nie schaden zwischendurch mal ein Auge auf die Beschäftigung zu werfen…
Es gibt Tage, an denen ist die ganze Wohnung in ein Krankenhaus umdekoriert. Mit Küchentüchern, Decken, Handtüchern und allem, was der Sonnenschein so zwischen die Finger bekommt. Sämtliche Puppen und Kuscheltiere sind krank – meistens Husten und Schnupfen, manchmal aber auch einfach nur “Blutdruck”. Während der Sonnenschein Ärztin auf der ganzen Station spielt, fährt das Löwenkind im rasanten Fahrstil mit dem Puky oder dem Bobbycar… ähm ich meine natürlich RETTUNGSWAGEN durch die Wohnung und bringt der Ärztin neue Patienten… manchmal auch, weil sie unter die Räder gekommen sind.
Soweit alles gut… Es gibt aber auch diese Situationen, in denen ich den Sonnenschein ausreichend beschäftigt vermute, das Löwenkind mal eben schnell ins Bett bringe, nach nur 10 Minuten wieder ins Wohnzimmer komme und dann erstmal vier Stunden mit dem Putzen beschäftigt bin… Spülmittel… überall… Boden, Teppich, Sofa, Sideboard… ich könnte heulen, muss aber erstmal fertig putzen.
Katharina von Sonea Sonnenschein

Kinder entdecken irgendwann das Richtige für sich, in das sie versinken können
So unterschiedlich meine Kinder aussehen, so verschieden sind sie auch in dieser Frage. Die Große (14) hat nie alleine gespielt, bis sie das Malen für sich entdeckt hat. Das war im Kita-Alter, später dann das Lesen. Sie hat als Baby weder mit ihren Füßen gespielt noch mit Spielzeug, nur Papier oder Knisterfolie konnte sie fesseln, und auch das war selten. Das war wirklich anstrengend, ich hatte keine ruhige Minute! Der Sohn (jetzt 8) hat sich von Anfang an super alleine beschäftigt. Er war ein richtiges “Puzzlekind”, er hat Sachen sortiert, Türme gebaut, die Umwelt genau erkundigt, der konnte sich schon als Baby eine ganze Weile selbst gut unterhalten. Und die Jüngste (5) war total pflegeleicht, die war auch zufrieden, wenn sie sich mit gar nichts beschäftigte. Auch heute noch spielt sie stundenlang selbstvergessen Rollenspiele mit sich selbst im Kinderzimmer, bastelt oder hört CD. Was mich beruhigt ist, dass die Große sich mittlerweile prima selbst beschäftigen kann, bei Freunden beliebt ist, und sich nie langweilt. Das scheint sich also zu verwachsen. Und ich muss sagen, dass zumindest bei meinen Kindern Anregung oder Elternvorbild kaum eine Rolle zu spielen scheinen. Irgendwie steckt das im Kind drin.
Christine von Mama arbeitet

Es gibt Kinder, die sich die Bespaßung erst erarbeiten müssen
Riesenthema hier! Klappt phasenweise recht gut. Allerdings haben wir das auch geübt! Ich habe festgestellt, dass ein offenes Wort mehr bringt, also die Kinder “anzuspielen” und mich dann heimlich davon machen. Also habe ich den Kindern gesagt: 1. Ich möchte auch mal eine Pausen haben und 2. Ich möchte auch mal im Haushalt oder am Schreibtisch ungestört arbeiten. (Jep, ich habe Jesper Juul gelesen, haha!)  Und dann habe ich sie ins Kinderzimmer zum Spielen geschickt. Die vor Langeweile quengelnde Große habe ich sogar mal in Juulschen Worten zu ihrer Langeweile beglückwünscht und ihr gesagt, dass sie jetzt die Chance hat, sich etwas Tolles auszudenken. Empörung! Da hatte sie aber eine andere Meinung!! Witzigerweise konnte sich der Kleine schon mit 1,5 besser alleine beschäftigen, als die Große heute mit 5. Das ist eben eine Typfrage.
Sonja von Mama notes

Geringer Altersabstand zwischen den Kindern ist hilfreich
Eigentlich klappt das bei uns ganz gut. Meine beiden Schnecken sind nah beieinander vom Alter (knapp 20 Monate), da musste sich die Große schon früh alleine beschäftigen, während ich mich um die Kleine gekümmert habe. Außerdem wohnen wir in einer Doppelhaushälfte über 3 Etagen, sodass es immer mal vorkommt dass die Kinder im Kinderzimmer (1. und 2. OG) spielen und ich zum Beispiel etwas in der Küche (EG) erledige. Zusätzlich habe ich es aber auch geübt, die Kinder alleine in ihrem Zimmer zu lassen. Ich habe oft das Gefühl, dass sie nach dem ganzen Trubel in der Kita froh sind, wenn sie noch eine Stunde alleine am Nachmittag haben. Natürlich protestieren beide auch immer mal wieder. Aber ich übe mich darin, nicht immer gleich zu reagieren. Und meistens erledigt es sich dann von selbst und sie beschäftigen sich alleine. So, und jetzt kommen wir zum “Eigentlich”. Denn gerade im Moment klappt das gar nicht und ich tippe diese Zeilen, während zwei quengelige und nörgelige Kinder an mir ziehen und zerren und mich nicht schreiben lassen wollen, weil ihnen langweilig ist…
Julia Sue von Mama Schulze

Schritt für Schritt auf einer langen Strecke
Selbstbeschäftigung – ein großes Thema hier. Die Motte war es lange gewohnt, dass wir ständig in einem Raum waren. Sie schlief zwischen uns (egal was andere sagten) und bis wir umzogen hatten wir zwei Zimmer. Wir waren also ununterbrochen zusammen. Im Haus kam es mir dann so unsinnig vor uns auf zwei Etagen zu verteilen. Also erklärten wir die untere Etage auch wieder zum Lebensraum für uns alle.
Mittlerweile haben wir den Lebensmittelpunkt eher in die obere Etage verlegt. Ich arbeite im Büro und die Motte kann im Kinderzimmer spielen oder sitzt hier und malt. Die Selbstbeschäftigung hat mich lange in den Wahnsinn beschäftigt und verzweifeln lassen, doch nach und nach – auch mit dem Beginn des Kindergartens – klappt es immer besser. Nun ist sie bald dreieinhalb und wenn sie will und man sie lässt, klappt das ab und an schon ganz gut. Natürlich haben wir nun einen kleinen „Rückschritt“ nach den Weihnachtstagen in denen der Papa zu Hause war. Die Mama saß im Büro und das Tochterkind saugte ihren Papa wie einen Schwamm auf. Sie hat gefühlt keine Minute ab dem Heiligen Abend verbracht, aber Entwicklung ist ein stetiger Prozess – wie das Lernen. Und wer würden seinen Papa nicht auf in Beschlag nehmen wenn er so viel Zeit hat nach diesem lange und ereignisreichem Jahr? Ich denke es ist eine zum einen eine Typfrage und zum andren eine Entwicklungs-Geschichte. Der eine kann es besser der andere schlechter, das geht auch uns Erwachsenen nicht anders. Ich will nicht abschließend sagen, dass es noch ein langer Weg ist, denn es ist schon eine lange Strecke die wir auf diesem gegangen sind. Schritt für Schritt.
JesSi Ca von feiersun.de

Je größer die Familie ist, desto besser klappt selbständige Beschäftigung
Unser erster Sohn hat uns sehr gefordert und uns in alles, was ihn interessierte, mit eingebunden. Da er sehr lebhaft und neugierig war, gab es wenig Pausen für uns – wir wollten seinem Wissensdrang ja auch gerecht werden. Von Kind zu Kind wurde es dann einfacher: das ist der Vorteil einer Großfamilie. Gegenseitiges beobachten, gemeinsames Tun und buntes Programm über den Tag verteilt, lässt die Kinder altersgerecht wachsen. Unser Vierter war dann sehr froh, wenn die Geschwister einmal nicht da waren und er zu Hause ganz in Ruhe und ohne Störung seine Experimente machen konnte. Er wollte auch nicht in den Kindergarten gehen, denn da hätte er nicht stundenlang ungestört bauen, malen und musizieren können – wir beide haben diese Zeit sehr genossen!
Gaby von MOTHERBOOK

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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1 Kommentare

kinderkenner
Antworten 20. Februar 2017

Hallo

Sehr interessanter Artikel. Aus meiner Erfahrung können sich Kinder auch sehr gut ohne ihre Eltern beschäftigen. In der warmen Jahreszeit ist es meiner Meinung nach am besten, wenn die Kinder draußen sind und sich etwas sportlich betätigen. Hierbei habe ich die Erfahrung gemacht, das ein Laufrad in jüngerem Alter sehr viel Freude und Spaß bereiten kann.

Liebe Grüße

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