Mutterherz auf Achterbahn: Das erste Kind wird 18!


Habt ihr euch schon mal gefragt, wie es ist, wenn euer erstes Kind 18, also volljährig wird? Oder habt ihr das schon erlebt? Unsere Gastautorin und Twitterin Darksun666, alleinerziehende Mutter und Jemand, der ganz offen auch über Depressionen spricht, gibt uns einige feinfühlige Einblicke…

‚Endlich erwachsen!‘ freut sich der junge Mensch.
‚Wo ist die Zeit hin?‘  fragt sich die Mutter.

Am Sonntag wurde mein ältester Sohn 18 (Achtzehn Jahre alt – Ich musste das jetzt für mich noch mal ausschreiben, weil es so unfassbar ist) und bereits seit Wochen bin ich wehmütig. Um mit meinem Gefühlschaos besser umgehen zu können, teile ich heute meine Gefühle und Gedanken mit euch. Denn ein neuer Lebensabschnitt beginnt: für uns beide.

„Mein KLEINER wird volljährig!“ – Zack, Tränen in den Augen.

Natürlich freut sich ein Teil von mir und ein Teil ist stolz, verdammt stolz, diesen jungen Mann vor sich zu sehen. Aber mein Mutterherz geht gerade alle Erinnerungen der letzten 18 Jahre im Eiltempo durch.

Der unbeschreibliche Moment: Dir legt jemand einen kleinen, schreienden Menschen in die Arme!

Du schaust ihn an und kannst es kaum fassen: Mein Kind! Und diese intensive Liebe, die man in diesem Moment fühlt, ist mit nichts zu vergleichen. Klein und warm und so zerbrechlich kuschelt er sich an dich und du möchtest ihn für immer festhalten und beschützen, nie mehr aus deinen Armen lassen…

Das war einer der schönsten Momente in meinem Leben. Diesen ersten Tag im Leben meines Sohnes werde ich nie mehr vergessen.

Wie oft habe ich an seinem Bett gestanden und mein schlafendes Wunder betrachtet? Einfach nur sein Gesicht angesehen, seinem Atem gelauscht und gelächelt, wenn er im Schlaf vor sich hin gebrabbelt hat. Wie oft bin ich im Schlaf hochgeschreckt, beim kleinsten Geräusch. Wie oft kam er in mein Bett gekrabbelt, weil er nicht schlafen konnte? Wie oft habe ich: “Mama, nur eine Geschichte noch!“ gehört?

Wie oft bin ich neben ihm eingeschlafen, als ich ihm vorgelesen hatte? Wie oft bin ich nachts auf Legosteine getreten und habe leise geflucht und mir vor Schmerzen fast die Zunge abgebissen. Hauptsache, nicht das Kind wecken!

Wie oft habe ich mir gewünscht, ich könnte endlich mal wieder ausschlafen? Und trotzdem habe ich mich jeden Morgen mit ganzem Herzen über das strahlende Gesicht gefreut, wenn er die Arme um mich legte.

All die Erinnerungen, der Kindergarten, der erste Schultag, gemeinsame Urlaube und Erlebnisse. Immer mehr Kerzen auf dem Kuchen, immer mehr Erinnerungen. Der erste Pickel und die erste Rasur, die erste Liebe und das erste Bier. Ganz großes Kino!

Die Pubertät würde ich manchmal gerne in den Erinnerungen überspringen, sie gehört nun mal dazu.

Abnabeln von der Mutter, mir die Stirn bieten, Grabenkämpfe und Diskussionen. Heimliche Tränen, weil mir vieles wehgetan hat und bis heute schmerzt. Sorgen, die man sich macht und immer machen wird. Und manchmal sitzt du da und denkst: „Meine Güte, da bringst du deinem Kind diskutieren und argumentieren bei und dann wendet er das bei dir an!“ Und du fühlst eine Mischung aus Stolz und Respekt.

Die Pubertät ist auch ein Loslassen von beiden Seiten. Manchmal frage ich mich, wem das hier schwerer fällt. Und ich habe heute eine leise Ahnung, dass ich es wohl bin.

Natürlich spielt da auch meine Depression eine Rolle, die mich seit 26 Jahren begleitet. Pünktlich vor dem 18. Geburtstag hat sie mich fast komplett im Griff. Und das macht es nicht einfacher, dem Kind beim Erwachsenwerden zuzusehen. Trotz alledem lasse ich mir nicht von den dunklen Wolken diese wunderbaren Erinnerungen mit meinem Sohn nehmen.

Im Gegenteil, sie sind ein Lichtstrahl in dieser Zeit.

Nun ist sie offiziell vorbei, die unbeschwerte Kindheit und leider habe ich auch: „Mama, ich liebe dich bis zum Mond und zurück“ schon sehr lange nicht mehr gehört. Aber mein 1,85m Sohn nimmt seine 1,65m Mutter immer noch sehr oft in den Arm und einem Stirnkuss folgt: „Ich hab dich lieb, Mama!“

Das soll bitte nie aufhören, erwachsen oder nicht. Ich kann die Zeit nicht aufhalten aber ich kann sie mit Liebe füllen…

Gleich heute Abend noch werde ich mich an einen Brief für ihn setzen. Das ist bei mir wie eine Tradition zu den Geburtstagen meiner Kinder geworden. Diese Briefe bekommen sie in jedem Jahr. Denn sie sind beide wunderbare Menschen und sie sammeln diese Zeilen, um sie sich immer wieder anzuschauen. Ohne weise Zitate und schöne Sprüche, sondern ganz authentisch: Von ganzem Herzen!

Wer kennt das, wer kann sich das vorstellen? Gern möchte ich die anderen Mütter von nun volljährigen Kindern fragen: Wie empfandet ihr diese besondere Zeit um den 18. Geburtstag herum? Wie empfindet ihr diesen wichtigen Schritt? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!

Liebe Grüße,

Béa und Darksun

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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2 Kommentare

Jana
Antworten 5. August 2023

Meine Tochter wird morgen 18... Beim lesen musste ich sooo weinen... Genau meine Gedanken und Gefühle.
Ich bin also nicht alleine.

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