Die Traum-Schule Teil 1: Das A und O sind die Lehrer!


Alle… oder fast alle… von euch wissen, dass ich Schulgründerin bin. Aber das ist inzwischen schon so lange her. Heute wage ich wieder von Bildungsinnovation und einer noch zeitgemäßeren Form von Schule zu träumen. Und mit euren Ansprüchen an einer Traum-Schule.

Es war 2005 als ich zusammen mit einer Truppe von Unternehmern und Pädagogen loslegte, und 2011, als ich das Bildungsunternehmen Phorms verlies. Dazwischen liegt eine Weltreise zu den spannendsten Bildungsorte der Welt, die Abo-Box Tollabox, und dieser Blog. Meine Leidenschaft liegt immer noch bei dem Thema Bildung und Lernen – und ich versuche auch mit dem Tollabea Blog einen Beitrag zu leisten, damit Kinder besser fürs Leben lernen, mit entspannten Eltern oder Pädagogen, die viel Wert auf Kreativität, Neugier und Heiterkeit legen. Langsam aber sicher ruft die Bildungswelt wieder – und ich weiß noch nicht, wieviel und was genau daraus wird. Derzeit beschäftige ich mich mit dem Thema Traum-Schule. Dream School – zusammen mit einem Team in Barcelona. Natürlich halte ich euch auf dem Laufenden, wenn sich Pläne konkretisieren. An dieser Stelle aber fange ich an, einige Ideen mit euch zu teilen – als Start, als Diskussionsgrundlage, als Ideen-Pool.

Neulich habe ich in der Community nach euerer Traum-Schule geforscht und auf meine Frage sehr viele Antworten bekommen…

Heute fasse ich hier die meist genannte Antwort zusammen, weitere Ausführungen werden folgen. Vorab erlaubt mir bitte einen wichtigen Gedanken:

Die Schul-Erfahrung der heutigen Erwachsenen liegt ca. 10 bis mehr als 30 Jahre zurück.

Es hat sich eine Menge in der Welt getan seitdem! Denkt daran wie das Internet und die Mobiltechnologie die Arbeitsmodelle sich verändert haben. Alles ist schneller, anspruchsvoller, flexibler, globaler und… manchmal auch stressiger. Wie gut hat uns die Schule von damals vorbereitet auf das, womit wir heute klar kommen müssen? Und was davon genau?

Die heutigen Schule muss allerdings Kinder nicht auf die Welt von heute vorbereiten, sondern auf eine Welt, die erst in 10 bis 30 Jahren sein wird.

2011 hat Cathy N. Davidson – Professorin an der Duke University – herausgefunden, dass 65 % aller Grundschüler in Jobs arbeiten werden, die noch nicht erfunden sind.

Wie können wir eigentlich Schule mit dem Maßstab von vor 10 bis 30 Jahren dann beurteilen? Dürfen wir überhaupt unsere Erfahrungen in der Schule mit denen unserer Kinder vergleichen?

Haltet diesen Gedanken fest. Jetzt geht es um das, was eine Schule im Wesentlichen ausmacht. Weitere Aspekte folgen in den nächsten Tagen.

Mit den Menschen steht und fällt die Schule:
Die Lehrer sind das A und O

Die meisten und die innigste Wünsche bezogen sich auf die Lehrer. Schon klar, denn spätestens mit der Hattie-Studie wissen wir Bescheid. Nichts beeinflusst die Lernergebnisse mehr als die Lehrkräfte.

Eltern wollen ihre Kinder Menschen anvertraut wissen, die:

… den Beruf ergriffen haben, weil sie gern mit Kindern zusammen sind und Kinder wachsen und lernen sehen wollen.

… die pädagogisch geschult sind; das Fachwissen sollte zwar vorhanden sein, ist aber aus Elternsicht nachrangig. Wichtiger ist, dass sie zum Lernen und Entdecken, Neugierigsein und Hinterfragen, Erforschen und Erkunden anregen. Dass sie Kinder und Jugendliche begeistern können.

…die psychologisch stark und geschult sind; sie sollen Kinder stark und nicht runtermachen, sie sollen mit den schwierigsten Charakteren klar kommen und nicht daran verzweifeln oder zerbrechen.

Oder um mit Jennifer Heck zu reden:

„Ich hätte gerne lediglich komplett andere Lehrer. Die kein Kind diskriminieren und vor versammelter Klasse runter machen. Die den Kindern Spass am Lernen vermitteln und nicht den Kindern den Spaß am Neuen nehmen.“

Das ist leicht gesagt, aber sehr schwer zu erfüllen. Wie schafft eine Gesellschaft, solche Lehrer hervorzubringen? Wir brauchen überall bessere Kräfte. Wir brauchen bessere Politiker, bessere Ärzte, bessere Unternehmer. Das Problem ist, dass alles mit Bildung, mit Schule anfängt… Bessere Lehrer, und damit bessere Schule heißt ja: bessere Politiker, bessere Ärzte, bessere Unternehmer – in der Zukunft! So haben wir ein Henne-Ei-Problem.

Trotzdem, Eltern sehen Lösungen: Bessere und modernere Ausbildung für Lehrer, bessere Bezahlung, mehr Erfahrungen außerhalb der Schule. Und auch Experten sind der Meinung, dass Lehrer-Talent nicht nur in den Genen steckt, sondern durchaus ein Ergebnis von vernünftigem Training ist und guten Arbeitsbedingungen – wie ein Artikel in The Economist darlegt:

„The premise that teaching ability is something you either have or don’t is mistaken. A new breed of teacher-trainers is founding a rigorous science of pedagogy. The aim is to make ordinary teachers great, just as sports coaches help athletes of all abilities to improve their personal best (see article). Done right, this will revolutionise schools and change lives.“ – kurz auf Deutsch: Lehrer können lernen, gut zu sein. 

Vor allem glaube ich, wir brauchen endlich eine Lobby für Lehrer.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in Kanada oder Australien Lehrer als extrem wertvolle Gesellschaftsmitglieder behandelt werden – hier sind sie oft leider „die faulen Säcke, die viel Ferien und Freizeit haben wollten“ – so die Vorurteile.

Oft ist das Gegenteil der Fall – und das scheinen auch einige zu verstehen. Susi Freggel sieht die Überlastung und ruft auch nach mehr Arbeitskräfte:

„Personal, Personal, Personal! Ich glaube, das größte Problem ist die chronische Überbelastung der aktiven LehrerInnen und ErzieherInnen. Da kann der Wille nach individuellem Lernen noch so groß sein, wenn es nicht genügend Mitstreiter gibt.“

Eine Traum-Schule hat ein innovatives pädagogisches Konzept und schult die Lehrer darin bevor sie auf die Kinder losgelassen werden und auch darüber hinaus. Noch viel mehr, sie kann und darf Lehrkräfte aussuchen, die Leidenschaft und Begeisterung mitbringen, und lässt die diese auch ausleben. Die Führungskultur ist positiv, bestärkend, an Menschen interessiert und wohlwollend. Sie fördert Mut und Experimentierlust – bei Lehrkräfte und Kinder.

Es liegt an uns als Gesellschaft, so etwas hervorzubringen.

Das geht nur mit positiven Beispielen: Ich glaube, dass es in jeder Schule wenigstens einige Lehrer gibt, die Top sind, die alles geben, die ganze Lebensläufe von Kindern beeinflussen. Ich würde gern hier in diesem Blog tolle Lehrkräfte vorstellen – kennt ihr welche? Lasst mich wissen, ob sie gern ein Interview geben wollen!

Liebe Grüße,

Béa

P.S. Teil 2 ist: „Mythos kleine Klassen“ – das wird spannend, oder? Andere Themen heiß diskutierte Themen wie Bausubstanz, flexible Anfangszeiten, Mittagessen und Kochen, etc. kommen nach und nach, hier im Blog.

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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11 Kommentare

Jennifer Heck
Antworten 18. Januar 2017

Das mit der Überlastung der Lehrkräfte ist teils richtig. Ich habe allerdings angehende Lehrer sowohl aus dem Bereich Erstes Staatsexamen sowie Bachelor und Master kennen und ein Stückweit durch die Prüfungen begleiten können. Ganz ehrlich? Die neue "Ausbildung" ist ein Witz. Und das sehe nicht nur ich so. Auch unser Schulleiter , der mich einige male dazu befragt hat, unter anderem nach den unterschieden in den Ausbildungen.
Das Problem was ich ebenfalls erlebe ist, das es leider viele Lehrer gibt die gar keinen Bock haben. Ja, auf weiterführenden Schulen kann ich das teils sehr gut nachvollziehen. Was man da so mitbekommt durch Bekannte, einem Freund der für Schadenersatzansprüche beim Land NRW für solche "Fälle" Lehrer gegen Schüler zuständig ist, da schüttelt es mich das Jugendliche mit sowas durchkommen. Da tun mir die Lehrer leid. Aber ich habe zwei Kinder. Meine Tochter war auf zwei verschiedenen Grundschulen und ist mittlerweile auf dem Gymnasium, was ihr eigener ausdrücklicher Wunsch war.
Ihr Weg war auf gut deutsch beschissen. Aber wir haben gekämpft und Konsequenzen gezogen. Ihr hat es geholfen. Und nachdem wir (einige andere Eltern die nun auch wieder mit uns in einer Klasse sind) so zufrieden mit der Lehrerin waren , hatten wir uns gefreut das unsere Jungs zu ihr in die Klasse kamen. Nun sehen wir das nach 1 1/2 Jahren doch mit erschrecken anders. Was ihr scheinbar bei 3. Und 4. Klässlern noch gelang, gelingt ihr nun bei Schulanfängern überhaupt nicht. Absolut kein Verständnis für die Kinder. Stattdessen werden diese vor versammelter Klasse nieder gemacht. Spass am lernen sucht man bei den Kids mittlerweile vergeblich. Und Kinder die in den Ferien fleißig Dinge geübt haben , die sie angeblich nicht konnten, wurden durch traurige smileys demotiviert. Selbst beim Elternsprechtag, wo das Kind daneben saß zog sie negativ über meinen Sohn her.
Und er bekam alles mit. Er bekam sogar schon strafarbeiten in der 1. Klasse auf und musste 2 mal eine dina 4 Seite abschreiben weil er zu laut gehustet und damit den unterricht gestört habe. Ich hatte der Lehrerin mehrfach mitgeteilt das mein sohn häufiger Kruppanfälle hat und dann starken husten hat. Da es ihm tagsüber aber soweit gut ging, meinte der kia könnte er in die schule. Mittlerweile ruft sie nicht mal mehr an wenn es meinem Sohn in der Schule schlecht geht. Sie sagte ihm ins Gesicht , wenn er nicht tot umfällt ist es nicht tragisch. Stattdessen bekomme ich dann nach dem Unterricht anrufe aus der Ogs das ich ihn bitte abholen soll.
Und ich bin nicht allein damit. Wieso darf so eine Person Bitte erst und zweitkässler unterrichten? Und sie ist leider nicht die einzige auf dieser Schule die so beschissen ist.
Sorry aber als Lehrer habe ich genau die Selben regeln zu beachten wie als Erzieherin. Du darfst kein Kind schlechter behandeln als das andere. Auch wenn die Sympathie vllt nicht da ist, hast du trotzdem nett und freundlich zu dem Kind zu sein und es nicht fertig zu machen. Sie spielt aber die Machtposition aus. Und sowas geht gar nicht.
Wenn die nächste Grundschule bei uns nicht noch schlimmer wäre (die erste gs meiner Tochter ) würde ich meinen Sohn glatt darauf schicken.
Also mein Kommentar das wir nur neue Lehrer bräuchten hat schon seinen Grund. Und was ich so von Familie und Freunden mitbekomme ist es in anderen Städten/Schulen / BL nicht unbedingt viel anders. Und sowas macht mich traurig.
Und das ist nur das. Vom Schulsystem fange ich gar nicht erst an.....

    beabeste
    Antworten 19. Januar 2017

    Vielen lieben Dank für die Erläuterung - da wird einiges sehr klar und die Situation verständlich! Liebe Grüße, Béa

Daniela
Antworten 19. Januar 2017

Die meisten Forderungen passen nicht nur auf den Lehrberuf, sondern eigentlich in jeden Job. Gute Ausbildung, faire Bezahlung, genug Mitarbeiter und ein angenehmes Arbeitsklima. Was wir Erwachsenen noch aushalten, ist nur bei Kindern traurig.
Bea, ich danke dir für den Post und bin gespannt wie es weitergeht.

Mama Maus
Antworten 20. Januar 2017

Hallo Bea,

Unser Sohn ist letztes Jahr in die Schule gekommen. In den bisher 5 Monaten seiner Schulkariere hätte man den Grundstein für den"Spaß am Lernen" legen können. Ja, gute Lehrer hätten das geschafft. Leider sieht das bei uns ganz anders aus. Ich habe diese Woche meinem Schulfrust Luft gemacht. Zu lesen unter http://kinder-kueche-kaufrausch.blogspot.com/2017/01/spa-am-lernen-ein-rant-auf-die-ewige.html

Ich hoffe, dass es mehr gute als weniger gute Lehrer gibt. Der Kommentar von Jennifer zeigt mir allerdings, dass wir leider kein Einzelfall sind.

Viele Grüße
Mama Maus

    beabeste
    Antworten 21. Januar 2017

    Danke liebe Mama Maus, deinen Blogpost teile ich noch mal in der Community! Liebe Grüße, Béa

      Mama Maus
      Antworten 21. Januar 2017

      Vielen Dank.

      Ich finde die Idee von einer Traumschule wunderbar. Hoffentlich helfen die Anregungen und Kommentare nicht nur deinem Projekt sondern rütteln vielleicht auch die zuständigen Stellen des Regelschulbetriebs auf.

Sabine
Antworten 25. April 2017

Vielen Dank für den interessanten Artikel und die spannenden Ansätze. Eigentlich müssten die Lehrer viel zukunftsorientierter denken und unterrichten. Immerhin sollte man für die Zukunft lernen.

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