Wie die Tollas in die Box kommen.


Upcycling, Nachhaltigkeit und soziale Förderung sind Begriffe, die jeder von uns im modernen Produktmanagement, aber auch in der Politik Tag für Tag hört. Es sind weitläufige Begriffe, die auf der einen Seite viel Interpretationsspielraum zulassen, auf der anderen Seite aber auch durch die vielseitige Anwendung einen Teil ihrer konkreten Bedeutung verloren haben und somit zu leeren Begriffen geworden sind. Daher wollen wir Euch berichten, wie die Herstellung unserer Tollaboxen vonstattengeht und welche Rolle diese Begriffe genau im Herstellungsprozess spielen. 

Ein britischer Ingenieur sprach in den 1990er Jahren das erste Mal vom „Upcycling“. Mit dieser Wortneuschöpfung distanzierte er sich von dem herkömmlichen Recyclingprozess, bei dem alte Produkte nicht wiederverwertet, sondern zerstört werden. Alte und scheinbar nutzlose Gegenstände innovativ verwerten und ihnen somit zukünftig einen höheren und umweltfreundlicheren Wert geben, lautete sein Novum. 

An dieser Idee orientiert sich unser kreatives Designteam. Sie suchen Materialien und Stoffe, die widerstandsfähig und wiederverwertbar sind. Hier kommt auch schon die Nachhaltigkeit ins Spiel! Denn Nachhaltigkeit bedeutet für das Tollabox-Team, Materialien zu benutzen, die durch ihre Qualität überzeugen und über unsere Spielidee hinaus auch für 1000 andere Kinderideen herhalten können. Materialien wie Holzstäbe und ein Netz aus denen man ein Ballspiel kreieren kann, Aluminiumstangen und Gummibänder aus denen man ein Xylophon basteln kann oder Dachpappenägel und Pappröhre, die man in einen Regenmacherstab verwandeln kann.

Damit verwenden wir auch Materialien, die man nicht klassischerweise im Bastel- oder Spielbereich vermutet und ein regelrechtes Ideen-Feuerwerk bei den Kindern auslösen können. Denn: Wenn die Spiele den Kindern langweilig werden, können die kleinen Entdecker mit ein wenig Erfindergeist neue Kunstwerke und Eigenkreationen gestalten. Auch die alten Tollaboxen gehören nicht in den Müll, sondern sind prima als Minimöbel, Autogaragen oder Puppenmöbel wiederverwertbar. Mit dieser grundlegenden Idee finden scheinbar nutzlose Materialien in der Rekombination mit anderen ihren Sinn und eigentlichen Wert, der immer wieder aufs Neue erfunden wird. Mit diesem Konzept schützen wir die Umwelt, schonen Euren Geldbeutel und fördern die Kreativität der kleinen Tüftler!

Mit der Materialrecherche ist die Tollabox jedoch noch lange nicht versandbereit. Dazu müssen die verschiedenen Spiele ersteinmal zusammengestellt, verpackt, sortiert und in die Boxen gelegt werden. Diese Arbeit können wir als Tollabox-Team nicht alleine leisten, dazu fehlen uns die logistischen Möglichkeiten. Wie kommen die Tollas nun also in ihre Box?

Als Mitgründerin Sarah Petzold sich vor rund einem Jahr mit dieser Frage beschäftigte, machte sie sich auf die Suche nach einem Ort, an dem die Tollas in Ruhe ihr Raumschiff besteigen und anschließend direkt losfliegen können. Dabei dachte sie an einen Ort, der fern von dem allseits bekannten hohen Arbeitsdruck liegt und an dem der kommerzielle Erfolg nicht im Vordergrund steht. Fündig wurde sie bei verschiedenen Werkstätten, die Menschen, die im normalen Arbeitsleben durch ihre Behinderung beeinträchtigt sind, beschäftigen und fördern.

Diese Werkstätten haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Lernschwächen oder geistiger Behinderung einen Arbeitsbereich zu schaffen, in dem die individuelle Entfaltung höchste Priorität besitzt. Eine dieser Werkstätten liegt in Berlin-Kreuzberg. Am vergangenen Montag hatte ich die Möglichkeit, mit Sarah diese Werkstatt für einen Tag zu besuchen und mitzuarbeiten. Ich möchte hier versuchen, die Eindrücke in Worte zu fassen.

Als wir am Montagmorgen die Stufen im Werkstattgebäude hinaufstiegen, um zu der richtigen Abteilung zu gelangen, kamen uns zahlreiche strahlende Gesichter entgegen. Sie grüßten herzlich und freuten sich scheinbar wie kaum ein anderer Arbeitnehmer Montag früh in Deutschland auf ihre Arbeit. Angekommen in der Werkstatt, erspähte eine junge Mitarbeiterin Sarahs mit Blumen gemusterte Hose und begrüßte sie prompt mit: „Guten Morgen, Frau Blümchen!“. Die allgemein positive Stimmung reizte zum Bleiben an. 

Jeder Mitarbeiter hat seine individuellen Stärken, die in einem kooperativen Arbeitsprozess integriert werden und so ein kunterbuntes, lebendiges und einzigartiges Gesamtbild schaffen, in dem jeder seine eigenen Aufgaben erledigt und sich scheinbar pudelwohl fühlt. 

Eine Weile in der Werkstatt entschleunigt. Die Hektik und der Stress, die einen zeitweilig über den Tag begleiten, sind hier kaum spürbar. Die Arbeit hat ihr eigenes Tempo. Ein Tempo, das die Mitarbeiter brauchen. Heraus kommen liebevoll gepackte Tollaboxen. Wir danken jedem einzelnen Mitarbeiter für seine Mühe, die in jeder einzelnen Tollabox steckt!

An einem Ort wie diesem können wir uns sicher sein, dass die Tollas mit viel Liebe und Sorgfalt den Weg in ihr Raumschiff finden und anschließend sicher losfliegen können, um die irdischen Kinder kennenzulernen! 

Nach diesem Eindruck fällt die Antwort auf die Frage, warum Tollabox ihre Boxen mit den tolla Spielen in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung herstellen lässt, leicht. 

Es zählt ein grundlegender Gedanke: Die Unterstützung einer Idee, die sozial Benachteiligte integriert und jede Hilfe benötigt. Da wir so auf der einen Seite in die Förderung derer investieren, die es gebrauchen können und auf der anderen Seite nicht ganz selbstlos eine verlässliche und konstante Dienstleistung in Anspruch nehmen, ist das für Tollabox die ideale Lösung.

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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