Angst vor Präsentationen – Werden Kinder an deutschen Schulen ausreichend in Vorträgen und mündlichen Prüfungen geschult?


Es gibt etliche Berufe im Leben, in dem das freie Reden und Vortragen gebraucht wird, aber die Angst vor Präsentationen im Weg steht. Ich erzähle euch hier meine Meinung dazu, ob Kinder an deutschen Schulen ausreichend in Vorträgen und mündlichen Prüfungen geschult werden.

Es geschieht immer wieder, dass man in eine Situation kommt, in der man vor anderen frei reden muss. Ich weiß jedoch, dass das vielen nicht liegt.Präsentationen finden viele Kinder, aber auch Erwachsene sehr unangenehm. Sie sind aufgeregt, haben Lampenfieber und stottern.

Die Vorträge an Schulen

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich meine ersten Vortrag hatte, aber ich glaube, dass ich in der 5. oder 6. Klasse war, und der Vortrag von Italien handelte. Wie aufgeregt ich war, kann ich gar nicht beschreiben, aber es muss wohl so intensiv gewesen sein, dass ich mich bis heute daran erinnere. Ich war zum Glück nicht alleine, denn sonst wäre ich vermutlich im Erdboden versunken.

Und dies hat sich im Laufe der Jahre auch nicht geändert. Ich melde mich meistens bis zum Schluss des Semesters, weil ich mich davor fürchte, als erste dran zu kommen. Ich hoffe stets darauf, dass an diesem Tag besonders viele Menschen fehlen, damit mir nicht viele zuhören.

Warum diese Panik vor Vorträgen?

Im Schulsystem wurde ich seit der ersten Klasse fast ausschließlich auf das Schreiben geschult. Hausaufgaben schreiben, Tests schreiben, Diktate Schreiben, Klausuren schreiben. Aber es werden verhältnismäßig nur ganz wenige Vorträge gehalten. Ich hatte ungefähr 3 Vorträge pro Halbjahr. Und diese meist nicht allein. Ein anderes Medium als das Schreiben kenne ich gar nicht. Wie kann ich mündliche Vorträge perfektionieren, wenn ich stets immer nur geschrieben habe?

Die Panik von mündlichen Prüfungen

Eigentlich klingen sie nicht so schwer. Man sitzt als Schüler vor ein paar Lehrern, beantwortet in ruhe die Fragen und bearbeitet gegebenenfalls eine kleine Aufgabe.

In der Schule hatte ich nur eine einzige mündliche Prüfung, und zwar beim Abitur. Obwohl ich gut vorbereitet war, scheiterte ich kläglich an dieser Prüfung, weil ich unglaublich aufgeregt war und den reinsten Blackout hatte. Nie zuvor war ich in der Situation, in der ich völlig allein mit drei Augenpaaren war, die mir wie bei einer Gerichtsaussage Fragen stellten. Der Druck, diese Prüfung unbedingt gut machen zu müssen, war unerträglich.

Aber wie kann das Abitur aus einer Prüfung bestehen, die man nie zuvor geübt hat? Was ist mit Kindern, wie mir, die schnell Panik bekommen, wenn sie frei reden, weil sie dies nie richtig gelernt haben?

In der Uni sind mündliche Prüfungen recht häufig vertreten, aber wie gesagt, hatte ich erst zwei, bis drei in meinem Leben und bin daher nie wirklich gut darin.

Auch Lehrer waren mal aufgeregt.

Eine pädagogische Person tut jeden Tag nichts anderes, als vor der Tafel zu stehen und einer Horde an Schülern Unterrichtsstoff beizubringen. Bestimmt waren auch Lehrer zu Beginn ihrer Zeit ein wenig panisch vor dem freien Reden… Mit der Zeit hat sich dies jedoch relativiert, weil sie inzwischen daran gewöhnt sind! Und das ist der springende Punkt. Sie haben es immer und immer wieder getan, bis es ihnen irgendwann nichts mehr ausgemacht hat!

Sollte man schon früher beginnen, das freie Reden zu üben?

Eigentlich graut es mir davor, anderen Kindern zu wünschen, viel früher mit Vorträgen zu beginnen. Aber tut man dies von Anfang an, so entsteht die Angst davor vielleicht gar nicht erst.

Aufregung, sowie die Angst vor Vorträgen kann viele Noten runter ziehen. In meinem Fall hat mein Abi-Schnitt viel abbekommen, weil die mündliche Prüfung meinem Zeugnis eins reingedrückt hat.

Vorträge vor Eltern und Freunden üben?

Sicher tun es schon viele, aber ich schlage vor, dass Kinder vor ihren Vorträgen und mündlichen Prüfungen unbedingt vor anderen frei sprechen sollten. Eltern eignen sich meiner Meinung nach ganz gut, weil diese nicht in der Schule sind. Sie haben eine objektive Meinung, weil sie nicht auch im Klassenraum anwesend sind. Je früher das ganze Üben beginnt, desto geringer wird das Schamgefühl vor Eltern, Freunden, oder vor der Schule zu sprechen.

Und das war meine Meinung dazu, ob Kinder an deutschen Schulen überhaupt ausreichend in Vorträgen und mündlichen Prüfungen geschult werden.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit euren Kids gesammelt? Falls euch dazu noch weitere Tipps einfallen, dann teilt diese gerne mit uns!

Liebe Grüße,

Mounia

P.S. von Béa: Als Schulgründerin habe ich damals genau dieses Thema auch im Blick gehabt. Soll ich euch mal in einem extra Blogpost erzählen, wie wir das vom Kindergarten gelöst haben? 

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Meine Mutter hat sich bei meinen Lehrern eingeschleimt … und es beschämt mich bis heute
28. Mar 2023
Wie können Lehrkräfte ChatGPT in der Schule nutzen? Ein Test
23. Feb 2023
Zwiespalt Zoo – Ist ein Zoobesuch pädagogisch verantwortbar?
27. Jun 2022
Mit dem iPad in der Schule – Erfahrungsbericht eines Teenagers
15. Jun 2022
Ihr habt mich nicht im Lotto gewonnen und FYI die Sklaverei ist abgeschafft! Mama-Befreiungsschlag – Gastbeitrag
18. May 2022
Wie wir das zweite „Gemeinsam schlau“-Buch über Schule, fast geschmissen hätten… und was es komplett gedreht hat
14. May 2022
Wichteln? 10 Ideen für Wichtelgeschenke – vor allem für LehrerInnen
17. Nov 2021
Wie bitte… Note 4?!? Der 9-Jährige, sein Kürbis in Kunst und die Erhaltung seiner Kreativität
03. Nov 2021
„Ich sehe sie wirklich!“ – Eine besonders empathische Schulleiterin: Yvonne Kopf
01. Nov 2021

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

Werbung

1 Kommentare

Nancy
Antworten 6. Juli 2018

Meine Tochter ging auf eine Montessori Grundschule. Sie haben dort ständig Vorträge gehalten und somit war es nie ein Problem. Jetzt ist sie an einer Gesamtschule und hat zweimal von sich aus einen Vortrag gehalten, da dies sonst nie vorkommt. Dafür gab es an der Grundschule keine schriftlichen Überprüfungen oder Noten, das war jetzt erstmal ein Problem und mit Angst behaftet.

Lg Nancy

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) markiert.

Schreibe einen Kommentar zu Nancy Abbrechen