Anti-Helikoptern-Maßnahmen: Kinder können nicht resilient werden wenn Eltern sie dauernd mikromanagen!


Wenn man Eltern befragt, ob sie sich wünschen, dass ihr Kind resilient werden soll, wird die Frage garantiert bejaht. Na klar, wir wollen alle widerstandsfähige Menschen großziehen, die die Herausforderungen des Lebens meistern – richtig miese Situationen inklusive!!!

Doch tief innen hoffen wir, dass die miesen Situationen unseren Kindern komplett erspart bleiben…

Und vor allem wollen wir nicht, dass sie richtige miese Situationen erleben, wenn sie klein und schutzlos sind. Wir wollen ihnen Belastungen und Verletzungen ersparen. Wir wollen, dass sie geborgen und geliebt aufwachsen. Wir wollen nur das Beste für sie!!!

Oft ist aber diese Vermeidungsstrategie nicht wirklich das Beste für sie und schon gar nicht für ihre Resilienz und Widerstandsfähigkeit…

Das fängt schon im Kleinkindalter an. Eine Studie, die in der Zeitschrift Developmental Psychology veröffentlicht wurde, fand heraus, dass Zweijährige, deren Mütter mehr in ihr Spiel eingriffen um ihnen zu helfen, weniger emotional belastbar waren als Kinder, die allein gelassen wurden, um selbständig herauszufinden, wie sie spielen und gewinnen können.

Selbstregulierung heißt das Zauberwort dafür. Und das kann man den Kindern nicht „beibringen“ als Elternteil. Man kann nur ihnen den Freiraum lassen, dies selbst zu lernen. Leider bedeutet dieser Freiraum auch, in Kauf zu nehmen, dass sie Belastungen und auch Verletzungen erleben. Und Frustsituationen durchlaufen.

Dieter Wolke, Professor für Entwicklungspsychologie und individuelle Unterschiede an der University of Warwick, drückt sich noch krasser aus über Eltern, die den Kindern alles ersparen, vor allem Gelegenheiten, auch durch Frust und Verletzungen zu lernen: „In gewisser Weise ist es eine Form von Missbrauch – Kindern diese Gelegenheit wegzunehmen.“

Der Journalist Richard Godwin von The Guardian schrieb, dass ihn ein Freund kurz vor der Geburt seines Sohnes warnte: „Denk dran, Kinder gehören dir nicht, sie sind vom Leben ausgeliehen!“. Und er sinniert über das bittersüße Paradoxon der Elternschaft: Je erfolgreicher du ein unabhängiges Kind erziehst, desto obsoleter wirst du. Es ist immer eine Versuchung, hinter dem Kind zu stehen, damit ich es auffangen kann kann, wenn es vom Baum fällt… aber das Kind lernt mehr Sicherheit und auf sich selbst aufzupassen, wenn Papa oder Mama nicht immer im Hintergrund sind.

Tja… soweit die Theorie! Ist es aber so leicht, locker zu lassen, wenn man sich als Elternteil Sorgen macht?

Hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, was mir schon immer geholfen hat um die Zügel locker zu lassen:

1. Mir tatsächlich genau vorzustellen, was das Schlimmste wäre, was eintreffen könnte – und wie wahrscheinlich das ist

Wenn meine 3jähige in der Küche mit hantiert, ist die Frage: Womit? Messer sehen gefährlich aus, aber sie wird sich nicht freiwillig ein Messer ins Auge rammen… Viel wahrscheinlicher ist ein kleiner Schnitt, und da kommt ein Pflaster darauf und basta. Kind darf Gemüse schnippeln! Ein Topf mit kochendem Wasser hingegen kann sehr ernsthafte Verletzungen hervorrufen, also das mit den Spaghettis ins kochende Wasser werfen ist eine schlechte Idee!

2. Dinge nur einmal sagen

Ab Vorschulalter habe ich die tibetanische Gebetsmühle runtergefahren. „Hast du die Brotbox eingepackt?“ habe ich nur 1 x Mal gefragt… Tja, ein Tag hungern kann echte Lerneffekte bringen! „Hast du deine Wasserflasche?“ – da habe ich kontrolliert, vor allem an heißen Sommertagen. Dehydrierung ist schlimmer als Hunger.

3. Nichts für sie tun, was sie für sich selbst tun kann

Erinnert ihr euch an die Story mit der Zwölfjährigen und den Eiern hier im Blog? Genau. So etwas!

Meine beste Freundin nennt das noch lustiger: „Schritte zur Selbsthilfe einleiten!“. Das ist bei ihr in der Familie schon ein beflügelter Spruch – und hilft nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern bei jeder Situation abzuwägen, ob die Kinder nicht das, was sie gerade wollen, auch allein stemmen…

Eigentlich hätte ich noch mehr Ideen, aber ich würde gern am liebsten mit euch sammeln:

Habt ihr Situationen gehabt, in denen ihr ganz bewußt nicht ins „mikromanagen“ bzw, „helikoptern“ verfallen seid, auch wenn es euch danach war?

Erzählt mal…

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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2 Kommentare

Suse
Antworten 2. September 2019

Ich stelle fest, mein bestes Anti-Helikopter-Mittel sind meine Kids: Zwillinge kann man einfach nicht so über-umsorgen, wenn man nicht wirklich Vollzeit um die Kinder herumtanzen will.
Die Mäusis sind 15 Monate und bereits ziemlich gut im selbstständigen Essen (auch wenn der Löffel meist Alibi ist und die andere Hand zum Essen benutzt wird), einfach, weil es so schneller für alle geht. Auch trinken aus einem Magic Cup ist kein Problem, die Becher stehen immer irgendwo bereit. Und spielen ohne Mama ist eher die Regel, nicht die Ausnahme. Aber gut, ist ja auch immer eine Schwester zur Hand. 😂

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