Bleibt. Cool. Mamis.


Leute, ich habe viele Elternphasen hinter mir und es kann sein, dass beim Schreiben dieses Blogposts eine gewisse romantische Verklärung der Tatsachen stattgefunden hat… Aber es ist mir ein Bedürfnis, euch zu sagen: Schert euch mehr um eure Bedürfnisse und Entscheidungen und weniger darum, was andere darüber denken und dazu sagen! Bleibt gaaanz cool, Mamis!

Ihr wollt eure Kinder selbst betreuen bis sie in die Schule kommen! Fein!
Ihr wollt sie lieber in eine liebevolle Kita geben und studieren, arbeiten oder gar Cappuccino schlürfen mit Gleichgesinnten? Euer Ding!

Ihr schlaft (bzw. verbringt die Nacht) in einem großen Bett mit allen drin? Nighty night!
Ihr schleppt jeden im Elternbett eingeschlafenen Sprössling zurück ins eigene Gemach? Cheers!

Wirklich.

Das sind nur zwei Beispiele, an denen sich die Geister scheiden. Um nichts zu sagen von schnellem Abstillen vs. Stillen auf Lebenszeit, Rindsuppentüten vs. Veganes Seidentofu, staatliche Nachbarschaftsschule vs. Luxury Multilingual Boarding Academy, Impf….
– autsch, ne, das vervollständige ich lieber nicht.

Egal wie, die Meinungen zur Mutterschaft kochen oft hoch – und ich frage mich: Warum?

Für den Fall, dass ihr zu den Personen gehört, die den eigenen Erziehungs- und Lebensstil allen anderen zu überstülpen versuchen und ihr grundsätzlich mit allem, was ihr anmerkt bei eurem Gegenüber ein großes, fieses, schlechtes Gewissen verursacht: Mit euch mag ich gar nicht reden.
Tschüss.

Ich rede hier mit den unschuldigen Lammopfern, die angegriffen werden und sich dann richtig schlecht fühlen…

…die sich rechtfertigen. Die sich aufregen. Die sich wünschen, sie wären coole Mamis, es aber nicht sind.
Wisst ihr was? Lasst das einfach. Lasst die anderen mit ihrer Meinung einfach alleine.

Wie geht das? Erst mal habe ich von einer wunderbaren Autorin, Brené Brwon, dessen TED Talk eines der meistgeschätzten weltweit ist, etwas gelernt. Sie sagt:

Brene_Brown_liste_tollabea

Lustig war, dass sie anschließend auch ihre Liste allen zeigte! Die „Liste“ war so groß wie eine Visitenkarte: „Da sind fünf Leute drauf. Und einige von ihnen auch nur auf Probe!“, sagte sie. Wer mehr von ihr erfahren möchte, kauft sich das Buch „Verletzlichkeit macht stark“ (Affliate Link, also Werbung). Klasse zu lesen!

Wie habe ich es gemacht?

(Hahaha, ich bin nach Berlin gezogen, das macht vieles wirklich einfacher…)

Ok, Joke beiseite. Ich glaube, ich bin eher unempfindlich gestrickt und sowieso irgendwann in meiner früher Kindheit in einen Gute-Laune-Topf gefallen. Vom Naturell her bin ich eher schwer zu verärgern oder zu beleidigen. Aber ich habe auch immer selbstbewusst meinen Standpunkt gehalten und das nicht groß zur Diskussion gestellt. Und oft auch schon mal rotzfrech reagiert. Hier einige Beispiele – ich schwöre euch, sie sind nicht ausgedacht, sondern ich kann mich an jede einzelne Situation erinnern:

– Was, du bekommst mit 21 ein Kind? Ist das nicht zu früh?

– Ja und ja. Aber ich tue es trotzdem.

(Ende der Diskussion – Recht geben – und den Rest als „Alternativlos“ hinstellen – Danke Frau Merkel)

 

– Ist es nicht zu früh, dein Kind in einen Kindergarten zu bringen?

– Ich finde es jeden Morgen verdammt früh. Komme kaum aus den Federn.

– Aber…

– Du, ohne Kaffee wäre das gar nicht möglich! Und mein Kaffee ist nicht mal halb so lecker wie deiner. Mmmh!

(Kontext verändern und etwas schleimen. Läuft.)

 

– Sag mal, wollt ihr es nur bei einem Kind belassen? Braucht Carina nicht noch ein Geschwisterchen?

– Lustig, dass du das ansprichst. Ich wollte dich auch fragen, wie ihr das mit euerem zweiten Kind genauer hinbekommen habt. Magst du nicht etwas darüber erzählen, wie ihr es gezeugt habt? Und vor allem: warum? Ging es ums Geschwisterchen fürs erste?

(Retourkutsche. Klassische. Übrigens: Gruß an Bella.)

 

– Warum hast du ein Kind in die Welt gesetzt, wenn du so viel arbeitest und kaum zu Hause bist?

– Weißt du, es war schon spät, eine laue Mainacht, wir hatten Rotwein getrunken, wir fingen an, uns genüsslich auszuziehen…

(Oversharing. Da muss jemand schon mal schnell aufs Klo… )

 

– Kein Wunder, dass ihr euch scheiden lasst, du interessierst dich nur für dein Studium!

(Ex-Schwiegereltern)

– Es hilft jetzt nicht, über Ursachen zu diskutieren. Die Frage ist: Wollt ihr euer Enkelkind noch oft sehen und bei euch haben?

(Das ist die krasseste Keule, die ich jemals gezogen habe. De facto reine Erpressung. Aber es hat Ruhe gebracht.)

 

Den Duktus habt ihr bestimmt verstanden. Aber lasst euch eins verraten sein: Das geht nur gut, wenn ihr selbst ganz sicher seid, dass das, was ihr tut, richtig für euch und euer Kind ist – Wenn ihr euer Selbstbewusstsein gefunden habt, wenn ihr nichts verteidigen und niemanden überzeugen müsst.

Für alle anderen Fälle kam ich am besten weiter, in dem ich meine Gefühle benannt haben:
„Ich bin nicht sicher, ob das, was ich mache, richtig ist. Mit deiner Frage / Vermutung / Aussage verletzt du mich gerade. Es wäre mir lieb, wenn wir das nicht weiter besprechen.“
Meistens haben sich die anderen nur entschuldigt.

Übrigens, zusammen mit Nina von Frau Mutter haben wir inzwischen einige Videos mit schlagfertigen Antworten in Sketchform gedreht:

und

Und ihr? Welche Situationen habt ihr cool gemeistert? Und in welchen hättet ihr euch vielleicht gewünscht, cooler zu sein?

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Deutschland, ein kinderfeindliches Land? Auszug aus dem neuen Buch von Nathalie Klüver
31. Aug 2022
Aus der Sicht einer Mutter. Gastbeitrag
09. Aug 2022
Sprachlos in Teilzeit – Gastbeitrag von Marie Steinb
05. Aug 2022
„Mama, du wolltest nicht das Beste für mich, sondern für dich!“ – Gastbeitrag einer Tochter
04. Apr 2022
Das Große Bereuen oder das Große Erlauben? Glaubenssätze aus Nora Imlau’s Buch: Mein Familienkompass
20. Apr 2021
Aber anderen geht es viel schlechter!
13. Jun 2020
Mein inneres Mama Homeschooling Rumpelstilzchen und wie es zur Ruhe kam
28. Mar 2020
Schlechtes Gewissen? Ich pfeif auf dich! Selbstvorwürfe sollten niemandes Nerven rauben
21. Aug 2019
Twitter-Hashtag #Muttertagswunsch – daraus wurde eine ganze Aktion!
09. May 2019

9 Kommentare

Vivi
Antworten 6. Oktober 2015

Ein toller Blogpost! Genau so sollte man reagieren! Wenn du nicht sowieso schon Béa wärst, hätte ich jetzt für #beaplsbublish plädiert ;)

Juli
Antworten 6. Oktober 2015

Eine furchtbare und furchtbar neugierige Pastorengattin, die ich aus meiner Kindheit kenne, traf mich hochschwanger und fragte allen Ernstes: "Gibt es dazu auch einen Vater?"
Ich mag wirklich keine Blasphemie, aber hier bot sie sich einfach an. Ich antwortete: "Vom Heiligen Geist ist es jedenfalls nicht!"
Keine weiteren Fragen!

    beabeste
    Antworten 7. Oktober 2015

    Gut pariert!

    Schoki
    Antworten 7. Oktober 2015

    Hahahaha, mich hat mal ein Bekannter, den ich 3 Jahre nicht gesehen hatte, der mich mit meinem Söhnchen traf, geschockt gefragt: "Wie? Das ist DEINER? Wer hat das gemacht?" Daraufhin hab ich nur gesagt: "Das weiß ich jetzt leider auch nicht so genau...", hab gelacht und bin gegangen.

Perlenmama
Antworten 11. August 2016

Haha, grandios. Ich wäre gern auch mal so schlagfertig...Ich ärger mich dann immer bloß tierisch und dann fallen mir hinterher 1000 tolle Retouren ein. Natürlich immer viel zu spät. Erst kürzlich wagte es jemand (natürlich noch kinderlos) mich als die Rabenmutter schlechthin darzustellen. Ich war so schockiert ob dieser Übergriffigkeit...mir ist nix schlaues eingefallen...so ärgerlich. Kann man Schlagfertigkeit lernen, oder ist das ein "Talent" das man hat oder nicht?

Janine
Antworten 12. Januar 2017

Toll geschrieben und so wahr. Ich wünschte ich wäre so selbstsicher, als Mutter aber auch als Mensch. Aber mit jedem Tag das ich sehe wie toll mein kleiner sich entwickelt werde ich immer besser darin daran zu glauben das ich den richtigen Weg bewandere, nämlich der der zu meinen kleinen Familie passt. Toller Blog den werde ich öfter zurücklesen als reminder :-)

Sandra Hannemann
Antworten 14. Februar 2017

Danke für den tollen Beitrag. Das ist genau mein Ding! Das mit der Liste finde ich total klasse, ich hab laut los gelacht. Danke!

Anja Okon
Antworten 14. Februar 2017

Als bei uns Kind 5 und gleichzeitig Kind 6 auf dem Weg waren, fragte mich eine Bekannte, ob wir uns das gewünscht hätten, oder ob wir zu doof zum Verhüten wären. Meine Antwort darauf war:“Ich weiß auch nicht, wie das immer passiert, dabei haben wir immer ein Gummi unter dem Kopfkissen liegen.“ Danach war Ruhe, es folgten keine weiteren Fragen. ?

Mandy
Antworten 25. Dezember 2018

Tolles Video, klasse gemacht.
Da geb ich glatt noch eine Erfahrung dazu. 😁
Als unser Töchterchen so knapp 1jahr alt war standen wir an einem Imbiss. Den Betreiber kenne ich schon einige Jahre vom Weihnachtsmarkt. Der sah meinen Mann und mich und schaute auch direkt über der Theke in den Kinderwagen. Na der üblichen Begrüßung/bestellung meinte er dann scherzhaft zu uns: ach die kleine ist ja putzig, wie habt ihr denn das hinbekommen?
Während des zahlens hab ich ihm direkt ins Gesicht geschaut und laut gesagt: mit ganz viel Liebe... Und dann leise, zwinkernd gesagt: ...und ein bisschen ficken war auch dabei.
Da musste er herzhaft lachen.

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) markiert.

Schreibe einen Kommentar zu Anja Okon Abbrechen