Dürfen Jungs Einhörner nicht auch toll finden? – 3 Tipps, um Kindern Stereotypen, Sexismus und Toleranz zu erklären


Kinder sollten unbeeinflusst von irgendwelchen Rollenbildern so aufwachsen wie sie wollen. Daher teilen wir mit euch 3 Tipps, um Kindern Stereotypen, Sexismus und Toleranz zu erklären.

Kann wirklich jede/r so sein, wie sie/er will? Nein, leider noch nicht. Unsere Welt ist noch immer von vielen Stigmatisierungen und Vorurteilen gezeichnet und konfrontiert Kinder schon in frühester Kindheit mit Stereotypen, Sexismus und wenig Toleranz.

Eine Leserin wandte sich neulich mit einem sehr wichtigen Thema an uns:

„Mein Sohn hatte schon sein Leben lang eine Begeisterung für Pferde und alles was glitzert. Wir als Eltern haben ihn nie in die vermeintliche Farbpalette für Jungs gepresst und ihn eher darin gestärkt, dass anzuziehen oder zu spielen was ihm gefällt. Schließlich sollte er ein sorgenloses Kind sein.

Nun kam es heute zu folgender Situation. Wir haben uns in einem Laden über Schulranzen informiert. Mein Sohn hat sich begeistert ein Model ausgesucht, wo man verschiedene Sticker platzieren kann (unter anderem gab es davon auch ein Einhorn Set). Als er mir davon begeistert berichtet hat, wurde er von wartenden Kindern seines Alters heftig ausgelacht. Die Eltern mussten auch kichern und haben irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit ihre Sprösslinge zur Ruhe gebeten. Es hat meinen Sohn sehr getroffen. Wir haben ihm erklärt, dass ja jeder was anderes gut findet.“

Und dann die Frage an euch:

„Haben Eltern Erfahrungen wie es evtl. in der Schule weiter geht? Wird er lieber seine Vorlieben bei Seite legen, weil die Hänseleien zu heftig werden oder wie sollen wir uns als Eltern verhalten? Auch auf die anderen Eltern zu gehen?“

Natürlich gaben wir diese Fragen bei Facebook an euch weiter und erhielten viele tolle Rückmeldungen uns Tipps dazu.

Einige von ihnen haben wir für euch zusammengefasst und ein paar Tipps zusammengetragen.

Was bedeutet es für unsere Gesellschaft in diesem Jahrhundert mit Stereotypen, Sexismus und wenig Toleranz ausgesetzt zu werden?

Je öfter ich die Worte der Mutter las und mit euren Kommentaren in Verbindung brachte, desto klarer wurde mir, dass das Problem nicht darin besteht, dass das Kind für seine Vorlieben ausgelacht wurde, sondern dass die Stereotypen noch immer die Welt beherrschen und vor allem das Bild der Frau immer wieder in seine alte Rolle zurück gedrängt wird.

Agnes Friedland wirft einen ganz wichtigen Punkt in Bezug auf den gesellschaftlichen Status der Frau ein: „Dummerweise ist der Stand von Frauen und Mädchen in der Gesellschaft derart schlecht, dass es einen ‚Abstieg‘ für Jungen bedeutet und Weibliches als schambesetzt und minderwertig gilt. Ich finde, dass das ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft ist und kann alle Eltern nur ermutigen, es ihren Kindern anders beizubringen.“

Hier 3 Tipps, um Kindern Stereotypen, Sexismus und Toleranz zu erklären:

1. Sagt den Kindern klipp und klar, wie die Welt funktioniert.

Tini Teldrassil hält nichts davon alles zu beschönigen. „Ich würde ihm nicht sagen, dass <<jeder das cool finden darf, was er will>> denn das ist nicht wahr – so funktioniert die Gesellschaft leider nicht. Es wird Zeit deinem Kind zu erklären, was Femininums, Sexismus und Geschlechterstereotypen sind. Ich musste meiner 6-jährigen erklären, dass es sehr wohl kämpfende Wikingerfrauen gab, Frauen Astronautinnen, Försterinnen und Rennfahrerinnen werden können, aber unsere Welt ungerecht zu Frauen war. Daher müssen wir dafür kämpfen, so sein zu dürfen wie wir wollen.“

Béa meint dazu, dass jede generation immer ein Stück weiterkommt als die zuvor (auch wenn es auch regionale Rückschritte gibt – siehe Türkei derzeit, meint sie) – und dass sie den Kindern auch immer diese Zuversicht mitgeben würde: Es liegt an jeder Generation, es besser zu machen!

2. Erzieht die Kinder mit viel Selbstbewusstsein.

Kerstin Schriever sieht den Schlüssel in der Stärkung des Selbstbewusstseins: „Unsere Kinder müssen auf die Welt vorbereitet werden – nicht die Welt auf unsere Kinder. Wir müssen sie selbstbewusst erziehen und sie stärken, wo es nur geht. Auch müssen wir ihnen erklären, dass andere oft nicht das gleiche gut finden und dass anders sein auch richtig und schön ist. Jeder Mensch ist einzigartig.

Das Verspotten anderer liegt an der Erziehung und die hat niemand in der Hand. Manchmal ist es besser die Leidenschaft zunächst zu Hause im sicheren Bereich auszuleben, bis man stark genug ist sie nach außen frei auszuleben. Es kommt auf den Zeitpunkt an und der ist bei jedem Kind anders.“

3. Kinder können mal lachen, Eltern sollten das niemals tun!

Ich war geschockt zu lesen, dass viele eurer Kommentare darin bestanden, dass nach eurer Erfahrung  wie im Beispiel der Leserin nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern sehr abwertend gegenüber nicht-normativen Kindern waren. Kinder werden von ihren Eltern erzogen und haben noch kein großes Feingefühl. Eltern jedoch sind die Vorbildfunktion der Kinder. Josi Krämer sagt dazu folgendes: „Ehrlich gesagt hätte ich die Eltern der kichernden Kinder freundlich gefragt ob sie den Knall nicht gehört haben. Kinder können leider tierisch ätzend sein, aber Eltern haben sowas bitte sofort zu unterbinden!“

Das waren 3 Tipps, um Kindern Stereotypen, Sexismus und Toleranz zu erklären!

Vermutlich wird es noch eine ganze Weile dauern, ehe sich eine sichtbare Besserung zeigen wird. Und ganz sicher werden es auch viele Kinder schwer haben, wenn sie nicht der üblichen Norm entsprechen und mal aus der klassischen Rolle fallen. Aber wichtig ist sie zu unterstützen und ihnen klarzumachen, dass nichts an ihnen komisch und falsch ist, und sie mit ganz viel Unterstützung und einer fetten Portion Selbstbewusstsein sein können wer sie wollen.

Habt ihr noch weitere Tipps für uns? Oder eine andere Perspektive? 

Liebe Grüße, Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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7 Kommentare

Sonja
Antworten 20. Februar 2019

Hallo,
Mich beschäftigt das Thema auch sehr, weil ich diese Rollenklischees ablehne und meinen Sohn auch so erziehe. Ich finde aber, dass auch Deutschland Rückschritte gemacht hat. Wenn ich sehe, dass Lego in Mädchen- und Jungslego eingeteil wird und dann beim Haus viel pink verbaut wird, rege ich mich furchtbar auf. Seit wann bauen nur Frauen gerne Häuser? Und selbst ich habe als Kind pink in dieser Menge abgelehnt. Auch wollte mein Sohn mit 3 eine Waschmaschine zum spielen...gibt es nur in pink. Warum bitte? Aquabeads in pinkem Koffer werden online für Mädchen verkauft, wieso? Wohnmobil von Barbie fand mein Sohn super...pink. Wo bleibt der Fortschritt? In den Kitas hier wird sogar die "geschlechterbewusste Erziehung" angeführt! Für mich ein echtes Rätsel???!!!

    Mounia
    Antworten 20. Februar 2019

    Liebe Sonja, ich kann dir da nur zustimmen! Gerade bei Werbung und Spielzeug wird noch sehr stark stigmatisiert. Außerdem wird kein Mädchen geboren und sagt: "Hey, ich trage jetzt ein pinkes Kleid" - und andersherum genauso. Kinder sollten sich unbeeinflusst von Rollenbildern sich so entwickeln, wie sie wollen.
    Liebe Grüße, Mounia

Sabine
Antworten 20. Februar 2019

Ja, das kenne ich. Selbst sein Onkel hat meinen Sohn (damals 7 Jahre) schräg angeschaut, als er sagte, er lese die Sternenschweif-Bücher. "Kannst Du nicht was für Jungs lesen?" kam dann die Frage. Ich habe den Onkel böse angeschaut! Er liest! Ist doch genial! In der Schule traut er sich auch nicht, zu erzählen, dass er mittlerweile, er ist jetzt fast 9, bis Band 23 gekommen ist. Ich finde das eine großartige Leistungen! Er hilft bei der Hausarbeit, kocht und backt gerne, das darf auch ein Junge!

    Mounia
    Antworten 20. Februar 2019

    Liebe Sabine, ich finde es toll, dass dein Junge uneingeschränkt von Klischees und Rollenbildern die Hobbies verfolgt, die ihm Spaß machen. Natürlich ist es doof, dass er hier und da blöde Sprüche hören muss und in der Schule nicht komplett ehrlich sein kann - aber hoffentlich ändert sich das mit der Zeit!
    Liebe Grüße, Mounia

Kathi
Antworten 21. Februar 2019

Mein Sohn wird bald sechs. Er hat eine pinke Puppe und lackiert sich gerne die Nägel. Und er hat im Kindergarten eine Freundin die er mal heiraten will :-)
Letztes Jahr gab es ein interessantes Gespräch zwischen ihm und der Oma.
Oma: oh Kind, du musst bald mal wieder zum Friseur.
Kind: och nö, ich will jetzt lange Haare haben. Vielleicht denken die Leute dann, dass ich ein Mädchen bin.
Oma: Möchtest du denn dass die Leute das denken?
Kind: ach Oma, Jungs können doch auch lange Haare haben.

Ich fand das ganz klasse. Er ist da ziemlich selbstbewusst denke ich.
Wir haben aber auch einen Kumpel mit langem Zopf und einen Cousin der mit einem Mann verheiratet ist, das ist für ihn ganz normal.

Alexandra
Antworten 4. September 2019

Ich erziehe meinen Sohn zweifarbig. Derzeit ist Rosa seine Lieblingsfarbe und er steht dazu.
Ist jemanden mal aufgefallen, dass es tolle Mädchensachen in blau gibt (ganz selbstverständlich) aber es gibt keine tollen Jungssachen in rosa. 🤔

R.Fritz
Antworten 4. September 2019

Leider lassen sich Kinder ihre Vorlieben durchaus abgewöhnen. Meine ältere Tochter hatte die ganze Kindergartenzeit über kurze Haare und war glücklich damit. In der Volksschule wurde sie verspottet da sie auch sehr groß ist und ja aussieht wie ein Junge . Fazit sie lässt sich seit zwei Jahren die Haare wachsen. Hasst Kämmen, Zopf machen und alles was dazu gehört und es ist eine einzige Qual. Kommt man mit Ideen wie anderer Frisur, lautet das Argument, nein dann seh ich wieder aus wie ein Junge.

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