Extreme Aggressivität – Ist das noch eine normale Trotzphase? Ideen der Community


Kinder sind nicht immer Engel, das wissen wir auch. Einige Phasen ziehen sich sogar so sehr in die Länge, dass sie Wir teilen hier die Ideen der Community, ob eine extreme Trotzphase noch eine normale Trotzphase ist.

Eine Leserin wandte sich mit einer großen Bitte an euch. Sie bat um eure Tipps und Ratschläge, weil ihr Kind gerade in einer gewaltigen Trotzphase steckt.

Hier ein kleiner Ausschnitt:

Mein Sohn (4) hat seit ca. 2 Wochen gaaanz schlimme Bockanfälle. Es sind banale Kleinigkeiten, die es auslösen, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Er will noch TV gucken, aber ich mache aus. Oder wir müssen los und er will nicht. Es sind aber auch „Sachen“ die es auslösen. Die Lok auf seiner Schiene fällt um (ich bin gar nicht um Zimmer!) und er kommt zu mir, knallt die Tür, dass der Putz bröckelt, schreit mich an: „Blöde Mama! Du bist nicht mehr meine Freundin! Arschloch!“, spukt mich an, haut und zwickt.

So geht es immer. Wegen Kleinigkeiten. Ich hab es schon probiert mit Bestrafung, zurück schreien, ins Zimmer schicken, ruhig bleiben, argumentieren, ignorieren. Nichts holt ihn runter. Ich weiß nicht mehr weiter!

Das hat doch nichts mehr mit normaler Trotzphase zu tun?!

Er schreit wie ein Irrer minutenlang, manchmal eine Stunde! Er kreischt richtig, dass das ganze Dorf es hört. Er lässt sich durch nichts beruhigen.

Wir haben diesen Beitrag im  Blog und bei Facebook mit euch geteilt.

Und hier die Ideen der Community, ob eine extreme Trotzphase noch eine normale Trotzohase ist:

Mama, wir verstehen dich!

Tina Grumann teilt ihre emotionale Erfahrung ebenso mit uns: „Meine Tochter war auch so. Ein Horror Kind. Ich war maßlos damit überfordert, vor allem war sie Nr. 3 von 4 Kindern. Oft hab ich geweint weil ich nicht mehr weiter wusste. Als sie zur Schule ging wurde es immer weniger und ab 9 war sie die bravste von allen 4 Kindern. Selbst heute mit fast 20 ist sie noch die ruhigste. Es muss also nicht zwingend so bleiben. Man sollte auch nicht gleich dieses Verhalten mit ADHS abstempeln. Das wird heute leider viel zu oft gemacht.“

Beobachtet das Verhalten!

Zaziki kennt dieses Trotzverhalten sehr gut und rät, unbedingt nach einer möglichen Ursache zu forschen: „Gibt es eine bestimmte Tageszeit, in der das Verhalten vermehrt auftritt? Wie schläft das Kind nachts? (unruhig vielleicht oder zu kurz?) Gibt es bestimmte Nahrungsmittel, die er davor zu sich genommen hat? Wir waren sogar bei der Erziehungsberatung weil wir uns nicht mehr zu helfen wussten. Am Ende war es eine Störung des Zuckerstoffwechsels, die das Kind so eingeschränkt hat, dass es zum einen nur sehr schlecht geschlafen hat und dadurch vollkommen übermüdet war, zum anderen den Zuckerstoffwechsel so durcheinander gebracht hat, dass unser Kind nicht mehr klar denken konnte. Quasi ab Tag 1 der zuckerfreien Diät waren die Wutanfälle so gut wie vorbei.“

Trotzphasen können auch etwas intensiver sein.

„Ich denke, dass das eine normale, aber schon sehr starke Trotzphase ist. Es ist sehr anstrengend für die Eltern es auszuhalten und auch blöd, wenn der Junge sogar das Sofa kaputt macht. Mein 4. Kind ist sehr ähnlich wie der beschriebene Junge. Nur erst 23 Monate alt. Er hat auch eine sehr aggressive Autonomiephase. Er flippt auch aus , wirft sich hin, schreit stundenlang, beißt und kratzt mich. Manchmal weiß ich auch nicht mehr, wie ich am besten reagiere.“, so Franziska.

Unterbindet die Trotzphase nicht!

Unser Kinderarzt nennt das den „Mini Hulk“. Also sehr emotionsgeladene Kinder, die es raus lassen müssen und sich austoben So eine Phase, sagt der Arzt, wird erst dann Kritisch, wenn die Familie versucht alles zu tun um dies zu vermeiden. Die kleinen Wesen müssen erst lernen mit Frust jeglicher Art um zu gehen“, so Andrea Theermann.

Tipps gegen Trotzphasen

Franziska teilt einen Tipp mit uns, den sicher nicht alle Eltern erfreuen, aber vermutlich die beste Lösung ist. „Ich habe leider wirklich einen Tipp. Aushalten und hoffen , dass er bald weniger aggressiv reagiert. In den Wald gehen oder Meditation, klangschalen. Deswegen gehen wir öfters in den Wald. Das beruhigt. Ich wünsche der Mutter ganz viel Ausdauer und Verständnis von allen Seiten und dass diese heftige Phase bald vorbei geht.“

Was wenn es mehr als eine Trotzphase ist?

Zum Abschluss nie Erfahrung einer anonymen Lesern, die weder mit ADHS, noch mit einer Trotzphase zu kämpfen hat.
„Meine Tochter ist genauso wie das beschriebene Kind. Allerdings wird meine Tochter dieses Jahr 10.Ich muss dazu sagen dass meine Tochter mit einer komplexen Fehlbildung zur Welt kam und daher täglich diverse. Pflegerische Maßnahmen (z.B. Tablettengabe usw) nötig sind. Es ist seit ca. 4 Jahren ganz schlimm. Als es nicht mehr ging, bin ich zum Kinderarzt und wurde nicht ernst genommen. Es wurde aber immer schlimmer. Also „zwang“ ich ein Jahr später meinen Mann mit zum Termin beim Kinderarzt. Seine Aussage: „Mich wundert es, dass sie das nicht schon länger hat!“  Also bekamen wir eine Überweisung in ein SPZ. Dort waren wir dann ein Jahr in einer Psychomotorik-Gruppe. Meiner Meinung brachte die auch nichts. Daheim wurde es immer schlimmer, sodass wir uns auf eigene Faust eine Kinderpsychologin suchten. Da sind wir nun seit ca. 4 Monaten in Behandlung. Ob es was bringt, weiß ich nicht. Es gibt Tage, da würde ich am Liebsten die Koffer packen und ganz weit abhauen. Ich fühle ich echt alleine gelassen. Keiner hilft einem. Gerade bei unserer Vorgeschichte mit vielen OP´s nach der Geburt wäre es hilfreich Unterstützung zu bekommen.“

Sehr traurig zu lesen! Daher hoffen wir, dass die Erfahrung bei der Kinderpsychologin besser werden wird. Ob das eine Trotzphase ist, weiß ich nicht. Was meint ihr?

Buchtipps!

Zum Abschluss noch ein paar Buchempfehlungen von der Community:

Hier der Tipp von Melanie Stichbeinler, die das Buch So viel Freude, so viel Wut: Gefühlsstarke Kinder verstehen und begleiten von unserer geliebten Nora Imlau empfiehlt.

Und von Louise Ja gibts auch den Tipp Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen zu lesen!

Und das waren Ideen der Community, ob eine extreme Trotzphase noch eine normale Trotzphase ist!

Wenn ihr euch den vorigen Beitrag mit den Klagen der Mutter nochmal durchlesen wollt, könnt ihr dies hier gerne tun:

Extreme Aggressivität – Ist das noch eine normale Trotzphase?

Habt ihr noch weitere Tipps für uns? Dann immer her damit!

Liebe Grüße,

Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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7 Kommentare

Nadine
Antworten 16. Juli 2018

Wir kämpfen mit ähnlichen Problemen und haben auch schon vieles versucht. Beratungsstelle, Heilpraktikerin, Allergietest, Blutuntersuchung... Alles mehr oder weniger erfolglos. Die Heilpraktikerin jedoch wies uns auf die "affektive Dysregulation" hin. Bald steht ein Termin im SPZ an. Ich hoffe, dass wir dort die Hilfe bekommen, die wir brauchen. Bis dahin hilft nur durchhalten, versuchen ruhig zu bleiben und dem Kind vor allem Verständnis und Liebe entgegenzubringen.

Liebe Grüße
Nadine

Ela
Antworten 21. Januar 2020

Unser Sohn ist auch so. Richtig schlimm wurde es aber im letzten Halbjahr des Kindergartens. Jetzt ist er in der Schule und es gibt kurze Phasen wo er der netteste Junge ist und dann wieder seine aggressiven Tage.
Wir sind hilflos, wenn er so ausrastet. Er wirft mit Sachen, haut seine Schwester (10) und tritt uns. Das tut auch höllisch weh. In diesen Situationen haben wir schon alles versucht. Einfühlsam auf ihn einreden, selber laut werden. Manchmal hab ich ihn vor lauter Verzweiflung in sein Zimmer gesperrt, mich aber vor die Tür gesetzt. Das diente auch dazu, dass ich nicht völlig die Kontrolle verliere. Ich bin selber auch impulsiv und er weiß genau wie er mich zur Weißglut bringt. Aber egal was wir machen (Drohungen, schimpfen etc bringen genauso wenig wie ruhiges Zureden) er kommt nicht runter. Irgendwann ist es damn soweit und er läßt bröckchenweise was raus, was ihn beschäftigt. Er kommt mit der Schule bzw dem sozialen Miteinander nicht klar. Irgendwie hat er keinen Draht zu seinen Mitschülern. Vieles findet er ungerecht.
Er zieht sich sozial auch immer mehr zurück. Er will nicht im Dorf mit den Kindern spielen. Er will nicht mit uns einen Ausflug machen und er will nicht im Verein etwas machen. Interessieren tut er sich für vieles, aber sobald er unter Menschen muss, blockt er ab.
Er spielt gerne Videospiel und mein Mann meint es kommt daher. Ich glaube eher, daß er sich in der Welt der Videospiele zurück zieht. Wir versuchen das natürlich nicht überhand nehmen zu lassen, will ihm das aber nicht ganz verweigern, da er im Spielen so aufgeht.
Der Kinderarzt nimmt uns leider auch nicht ganz ernst.
Leider weiß ich nicht an wen oder wohin wir uns wenden sollen, damit wir ihn vlt einfach besser verstehen.

    Béa Beste
    Antworten 21. Januar 2020

    Danke für dein Kommentar! habt ihr vielleicht einen psychosozialen Dienst vor Ort? Liebe Grüße, Béa

      Ela
      Antworten 22. Januar 2020

      Nein haben wir nicht. Bzw in der Nähe gibt es eine kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik. Dort war ich vor 3 Jahren mit unserer Tochter. Sie hatte auch Schwierigkeiten sich an den Schulalltag zu gewöhnen, nur äußerte sich das bei ihr eher anders.
      Ich wollte ihm das eigentlich ersparen, aber aktuell ist es wieder so schlimm, dass wir mit unseren Nerven am Ende sind.

Britta
Antworten 20. November 2022

Liebe Alle, eigentlich schreibe ich quasi nie Kommentare, aber da ich selbst weiter auf der Suche bin, aber auch das Gefühl habe, schon ein ganzes Stück weiter gekommen zu sein mit unserem intensiven Kind (6 Jahre), möchte ich einfach nur ein wenig Input da lassen, zum Weiterlesen.

Unsere Tochter hatte und hat auch starke Wutanfälle, Aggressionen etc., vor allem auch bedingt durch Ängste, Wechsel von Situationen,…

Wir sind bei der Beschreibung von gefühlsstarken Kindern bei Nora Imlau fürs Erste fündig geworden. Dadurch hat sich zwar nichts in Luft aufgelöst, aber wirbligen insgesamt nach und nach besser mit Ihrem Verhalten klar. Hinzu kommt eine große Sensibilität (evtl Hochsensibilität) in Bezug auf Eindrücke.
Und wir haben festgestellt, dass der Papa, der sonst am meisten mit ihrem Verhalten zu kämpfen hatte, ähnlich veranlagt ist, sich aber als erwachsener Mensch ganz anders unter Kontrolle hat bzw eigene Strategien entwickelt hat.
Wir werden auch noch mal das Gespräch mit der Kinderärztin suchen und halten die Augen, ob evtl noch mehr dahintersteckt (Zwänge, affektive Dysregulation,…), fürs Erste haben wir bei einer pädagogischen Beratung (Inke Hummel, ebenfalls Autorin), aber einen sehr guten Start gehabt.

Ich habe zuvor mit mehreren Psychiatern/Beratungsstellen gesprochen und keiner konnte mich richtig verstehen - es war nur von mehr Grenzen die Rede.

Strafen etc. bringen aber bei meiner Tochter nichts, es führt nur weiter in der Spirale. Grenzen grundsätzlich Schon, aber sie haben mit meiner Haltung zu tun etc - das beschreibt Nora Imlau sehr gut.

Und Worte machen auch viel aus - wie kommuniziere ich mit meinem Kind, da lese ich mich nach und nach etwas in die gewaltfreie Kommunikation und in die Wertschätzung statt Lob-Überlegung ein (z B Lea Wedewarth).

Aber es ist ein langer Weg, auf dem ich selbst sehr viel lerne, auch über mich. Es hat die Verbindung zu meiner Tochter allerdings enorm gestärkt - wir bleiben in Bindung statt des Aufbaus harter Fronten.

Vielleicht ist ja etwas dabei!

    Béa Beste
    Antworten 22. November 2022

    Viele lieben Dank, liebe Britta, dass du deine Erfahrungen hier teilst... ich hoffe, es melden sich auch andere, und es entsteht auch hier im Blog ein Austausch! <3 Béa

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