Geheimnisse sind nicht alle gleich – Tipp zum Schutz gegen sexuelle Übergriffe bei Kindern


Heute möchte ich euch einen sehr kurzen Tipp zum Schutz gegen sexuelle oder Gewalt-Übergriffe bei Kindern, oder auch gegen emotionale Belastungen, geben.

Ich habe mir das gemerkt, als ich ungefähr sieben Jahre alt war und mitbekommen habe, wie ein Kind aus meiner Nachbarschaft von ihrem Vater geschlagen wurde. Dieser Vater hatte mir damals auch gedroht, das er auch mich verprügeln würde, wenn ich das weitererzählen würde. Ich habe das einige Tage mit mir herum getragen und dann hat es meine Mutter aus mir mit viel gutem Zureden herausbekommen… Wie? Sie mir das erklärt, was ich an euch jetzt weitergebe – und was Jahre später die Erzieherin meiner Tochter auch noch ganz deutlich auf den Punkt brachte:.

Macht mit euren Kindern aus, dass sie zwischen guten und schlechten Geheimnisse unterscheiden sollen:

Die guten Geheimnisse sind diejenigen, die richtig große Freude bereiten! Das kann zum Beispiel die Vorfreude eines Geburtstagsgeschenks für Mama, Papa oder Geschwister, eine Überraschung für Oma und Opa zu einem Familienfest, das Versteck für die Ostereier oder der Inhalt einer Pinata für eine Party. Wenn ein Geheimnis sich richtig gut anfühlt, dann könnt ihr euerem Kind raten, es für sich zu behalten – und unter den Leuten, die es sich ausgedacht haben. Da wird die Freude nur noch größer mit jedem Tag, an dem man die Klappe hält!

Die schlechten Geheimnisse sind diejenigen, die Angst, Ekel oder Unwohlsein bereiten, wenn man nur gerade dran denkt. Wenn man sie hat, lässt es sich schlecht einschlafen, und sie geben einem Albträume. Auch mit dem Essen wird es schwer, da hat man schnell einen Kloß im Hals und keinen Appetit mehr. Gibt es jemanden, der sogar droht, dass etwas Schlimmes passiert, wenn man das Geheimnis verrät? Das ist ein schlechtes Geheimnis, oder sogar ein BÖSES. „Du solltest nicht damit allein sein, du brauchst Hilfe!“. Bei solchen Geheimnissen ist es einzig richtig und gut, es Mama zu verraten (oder eben Papa, oder der Person, der man am meisten vertraut und die mit dem Geheimnis nichts zu tun hatte).

Redet darüber oft mit den Kindern.
Geht viele gute Geheimnisse gemeinsam an…

… damit sie lernen, wie diese sich anfühlen und wie sie den Unterschied ausmachen können.

Wichtig dabei ist: Fasst euch kurz und malt den Teufel nicht an die Wand. Macht eueren Kindern nicht Angst, was alles passieren könnte. Lieber öfters erwähnen, dass es so etwas wie die schlechten Geheimnisse gibt, aber geht schnell zur Tagesordnung über. Oder zu den guten Geheimnissen. Je besser die guten Geheimnisse sind, desto klarer grenzen sich die anderen ab.

Mir hat dieser Tipp gegen sexuelle Übergriffe bei Kindern als Mutter sehr geholfen. Ich habe eine starke und selbstbewusste Tochter großgezogen. Und als Schulgründerin habe ich diesen Ansatz auch oft an Kindern und Eltern weitergegeben – auch als Schutz gegen Mobbing.

Übrigens, meine Eltern haben damals tatsächlich mit Hilfe eines befreundeten Richters erwirkt, dass das ganze Drama in meiner Nachbarschaft herauskam – der Mann war öfters alkoholisiert und schlug Frau und Kind. Ich weiß nicht genau, was mit ihm damals geschah, er war aber weg und das Mädchen in meiner Nachbarschaft wurde auf einmal sehr gut in der Schule.

Update: Nachdem ich das gestern bei Facebook gepostet habe, bekam ich noch wertvolle Tipps von der Community!

Melanie Olbrich schrieb:

In den „Mut tut gut“ Gewaltpräventionsprojekt erklären wir das gute Geheimnis: wenn es um ein Geschenk zum Geburtstag geht…das schlechte Geheimnis: wenn jemand etwas tut, was nicht gut ist und man selber ein Gefühl im Bauch bekommt, welches Bauchweh machen kann! Ein Spruch ist: „Wenn du sagst ich soll nichts sagen, sagt mir mein Gefühl im Magen, ich werd’s trotzdem weiter sagen!“

Jemand anderes schrieb:
Der Kinderschutzbund thematisiert das Thema auch ähnlich und bietet dazu Schulprojekte an: https://www.dksb-bremen.de/angebote/praevention-an-schulen/ . Geheimnisse ,die Bauchweh machen und einen schlecht fühlen lassen müssen besprochen werden und nicht behalten. Die guten dürfen Geheimnisse bleiben. Dazu wird auch allgemein über Gefühle und deren Einordnung gesprochen. Bei uns haben sie damals dazu noch das Buch „Der Seelenvogel“ genutzt. Zusätzlich mussten die Kinder sich überlegen, wer alles Vertrauenspersonen für sie sind (mit denen man über schlechte Geheimnisse sprechen kann) und zwar aus unterschiedlichen Kreisen (eben nicht nur Mama oder Papa.. man kann ja auch mal ein Problem mit den Eltern haben).. und sich eine Liste dazu anfertigen.

Auch das Buch „Ein Dino zeigt Gefühle“ wurde empfohlen (affiliate Link – also Werbung)

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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10 Kommentare

Barbara
Antworten 8. Mai 2016

Hallo!
Ich arbeite seit acht Jahren in der Prävention gegen sexuelle Gewalt und meine Kollegin hat kürzlich ein super Buch für Kinder dazu rausgegeben.....Da muss ich doch gleich hier den Link teilen!!
http://meinunsichtbarergartenzaun.com
Viel Spaß beim Kinder stärken, das geht nämlich auch ganz ohne Angst! ?
Liebe Grüße
Barbara

Laura
Antworten 10. Mai 2016

Liebe Béa, danke für die feinen Anregungen. Ich beschäftige mich viel damit, weil mein Sohn nun in ein Alter kommt, in dem es viel zu besprechen gilt - eben auch das Böse auf der Welt. Deine Tipps werde ich beherzigen. Alles Liebe, Laura

Stefanie
Antworten 6. August 2016

Ich habe "gutes Geheimnis" als "Überraschung" beschrieben - wie eben die oben genannten Geburtstagsgeschenk etc.

Nicole
Antworten 3. Februar 2017

Zartbitter e.V. Schutz vor sexuellem Missbrauch
Lohnenswert, die machen auch tollen Sachen. Die arbeiten mit einer Theatergruppe zusammen. Bei YouTube findet man dazu einige Auszüge (bsp. "Ganz schön blöd" Trailer zum Theaterstück )

A
Antworten 1. März 2018

Ich bin derzeit im Erzieherpraktikum an einer Schule und die 6. & 7. Klassen wurden eingeladen zu dem Theaterstück “Hau ab du Angst“. Die Schauspieler haben das sehr gut gemacht. Es gibt auch einen Vorbereitungsabend dazu.

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