Kein Test trotz Symptome? Warum die Scham um Corona uns im Weg stehen kann, das Richtige zu tun


Eigentlich gibt es auf diesem Blog schon einige Beiträge, die das Thema „Corona“ behandeln! Und Béa hat bereits gesagt, dass sie keine Kraft hat für Krawall-Kommentare…  Nichtsdestotrotz liegt mir ein Thema sehr am Herzen, nämlich die Scham bei einer Ansteckung, und warum eben diese uns manchmal im Weg stehen kann, das Richtige zu tun!

Es gibt jemanden in meinem Bekanntenkreis, der leichte Symptome zeigt. Dieser Jemand ist krankgeschrieben und hat zu Hause zwei Tests gemacht. Der erste war „ungültig“, der zweite negativ. Auf meine Frage hin, sich vielleicht zur Sicherheit nochmal „richtig“ testen zu lassen, hat er abgelehnt. Nein, sagte er, er zeige ja nicht die klassischen Symptome, und außerdem sei er ja zweimal geimpft. Um ihn doch zu motivieren, erzählte ich von einem anderen Fall im Bekanntenkreis, bei dem eine Person sich trotz Impfung ebenfalls ansteckte und ganz ähnliche Symptome aufwies wie er. Und doch lehnte die Person ab, deshalb zum Arzt zu gehen, und blieb, egal, was ich sagte, stur.

Im ersten Moment war ich etwas verärgert, schließlich wäre es bei einer tatsächlichen Infektion gut zu wissen, um seinen Kontaktpersonen Bescheid zu sagen. Doch dann sagte die Person etwas, das mich aufhorchen ließ.

„Wenn ich es haben sollte, werden meine Kollegen denken, dass ich mich nicht an die Regeln gehalten habe.“

Scham bei einer Ansteckung …

Negativ bewertet zu werden, löst in den meisten Fällen Scham in uns aus, und beim Virus ist es besonders krass. Wir schämen uns, wenn wir es kriegen, was auch der Grund ist, weshalb es die wenigsten an die große Glocke hängen, sondern lieber für sich behalten. Schließlich hat dann jeder eine Meinung dazu zu äußern …

„Wärst du mal nicht in den Urlaub gefahren. Hättest du mit der Party machen lieber etwas gewartet. Wärst du doch einfach nur zu Hause geblieben. …“

Ich vermute, dass sich die Person deshalb davor sträubt, sich die volle Bestätigung zu holen. Denn dann gibt es kein Zurück mehr. Dann hatte man Corona. Dann gehört man zu „denen“, die es hatten. (Was mittlerweile ganz schön viele sind.)

Überhaupt spielt Scham während der Pandemie eine große Rolle. Reinhold Görling schreibt in diesem Gastbeitrag darüber, dass die Scham auch dann aufkommt, wenn wir versuchen, auf andere Rücksicht zu nehmen.

„Aber ich spüre einen anderen Konflikt in mir. Wie hält man Abstand, ohne den anderen zu beschämen? Wie hält man Abstand, ohne sich dafür zu schämen, dass man es unter diesen Umständen eigentlich schöner fände, hier alleine zu sein? Heute sagte eine Frau, die in die Gegenrichtung lief „Danke“, als ich zum Wegrand auswich. Es war zu spät, um einen Blick zu erwidern. Aber ich glaube, sie hatte mich auch gar nicht angeblickt, als wir aneinander vorbeiliefen. Und doch: Dieses „Danke“ war schön, es nahm mir viel von meiner Scham und gab mir das Gefühl, dass ich mit ihr nicht allein bin.“

Viele von uns versuchen aufeinander achtzugeben, trotz all der Scham. Aber manchmal steckt man sich nun mal  trotzdem an.

Kein Grund zur Scham!

Da es noch sehr viele ungeimpfte Menschen gibt, ist die logische Konsequenz, dass die Inzidenz wieder höher geht. Außerdem wird es immer kälter. Und schließlich leben wir in einer weltweiten Pandemie! Egal, wie sehr wir uns schützen, im schlimmsten Fall kann es uns trotzdem treffen.

Scham ist deshalb so gefährlich, weil sie uns dazu verleiten könnte, nicht das Richtige zu tun. Und das Richtige ist, sich bei Symptomen testen zu lassen. Corona zu bekommen ist ärgerlich und teilweise auch sehr gefährlich, aber dennoch kein Grund zur Scham! Sie ist das Letzte, worüber wir uns Gedanken machen sollten, wenn wir krank werden.

Und für die Angehörigen gilt: keine Bewertung! Ein „Hab ich’s dir doch gesagt“ bringt der kranken Person herzlich wenig – außer eben Scham. Die Pandemie verlangt uns ohnehin schon so viel ab.

Was ist eure Meinung dazu?

Hier ein paar Erkenntnisse, die die Pandemie mit sich gebracht hat:

Was wir in der Corona Zeit für uns gelernt haben…

Liebe Grüße
Mounia

PS: Ich hatte die Person gefragt, ob ich darüber bloggen darf und ein Okay bekommen. Danke an dieser Stelle, dass ich das durfte! <3

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Immer noch mit Barbies spielen? Warum steht uns die Scham ständig im Weg?
22. Jun 2022
Die menschliche Seite der Sexualität gehört für mich auch zur Aufklärung
11. Apr 2022
„Du musst keine Maske mehr tragen!“ – schlagfertige Antworten, wenn ihr dem nicht folgen wollt
14. Mar 2022
Lasst uns Schluss machen mit Bildungs-Shaming – überall, nicht nur in der Schule!
03. Feb 2022
Corona und Freundschaften – Brücken bauen
25. Jan 2022
Wenn man Windpocken als großes Kind bekommt … Gruselerfahrung von Mounia und Béa
27. Nov 2021
„Gute Aufklärung ist immer auch Gewaltprävention“ – Interview mit Jorinde Wiese
04. Aug 2021
„Ich will/nicht bei der Begrüßung umarmt werden“ – Wie die Pandemie uns Abstimmung von Berührungen gelehrt hat
10. Jul 2021
Blasenentzündung – auch hier kann eine Impfung langes Leiden stoppen
09. Jul 2021

1 Kommentare

julia
Antworten 12. November 2021

Sehr interessanter Blickwinkel und ja es ist doch mittlerweile bei jeder Krankheit mit der man sich bei der Arbeit krank meldet ein gewisses Maß an Scham. Bei Corona potenziert sich dieses Gefühl noch um einiges und deshalb ist es so schwer richtig miteinander richtig und verständnisvoll um zu gehen. PS. Ich bin geimpft habe einen Teil der Familie die auch geimpft ist und einen anderen Teil der es nicht ist. Keine Impfverweigerer aber Menschen die es bisher nicht wollten wegen Angst oder Respekt oder oder oder. Es gibt so viele Gründe die ich durchaus auch verstehe.

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) markiert.

Schreibe einen Kommentar zu julia Abbrechen