Minimenschlein mit Maxi-Aufgabe: Kindern helfen in Kambodscha. Und auch noch krank geworden…


Leute, das mit dem Weltverbessern ist schwierig! Überall gibt es Leid, das Linderung braucht – und wir stehen oft da und können nicht entscheiden, wen und wie wir unterstützen sollen. Bloggerkollegin Leonie Lutz von Minimenschlein ging einen absolut ungewöhnlichen Weg:

Sie flog dahin, wo die Not ist.
Nach Kambodscha. Ins Kinderdorf „Light of Hope“.
Ich habe ihr einige Fragen dazu gestellt:

Leonie, du warst in humanitärer Mission in Kambodscha – wie kam das und warum hast du das gemacht?

Nun, ich muss dazu sagen, bevor ich gefragt wurde, ob ich mir diese Reise vorstellen kann, hatte ich Kambodscha als Land, seine politische Lage und die Kinderarmut überhaupt nicht auf dem Schirm. Als ich mich dann näher damit befasst habe, war klar: Ja, das möchte ich machen.

Die Reise kam ins Rollen, nach dem mich Amigo Spiele gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte für CFI Kinderhilfe von dort zu berichten. Es ist einfach so: Menschen, ich auch, hadern mit Spenden. Sie möchten Gutes tun, wissen aber nicht, welche Organisationen korrekt arbeiten, wo Hilfe wirklich ankommt. Genau das wollte ich herausfinden: Wie werden die Spenden eingesetzt? Wie geht es den Kindern im Kinderdorf?

Du warst im Kinderdorf „Light Of Hope“ – erklärst du bitte kurz, was das genau ist? Wir wird da gearbeitet?

Ja, richtig. „Light Of Hope“ ist ein Kinderdorf für etwa 95 Waisenkinder, die nicht nur ihre Eltern verloren haben, sondern teils auch schwer traumarisiert sind. Viele diese Kinder haben ihre Eltern sterben sehen, einige haben jahrelang auf der Straße gelebt – als Kleinkinder. Jedes Kind hat ein bitteres Schicksal, eine schlimme Lebensgeschichte, hinter sich.

Sie haben nun das große Glück, im Kinderdorf zu leben, das voll über Spenden finanziert wird. Man kann sich also vorstellen, wie viel da zusammen kommen muss, um alles am laufen zu halten.

Bis zu meinem Besuch konnte ich mir das alles nur schwer vorstellen. Und dann war ich dort und einfach nur baff vor Begeisterung. Tatsächlich ist das Kinderdorf selbst sehr gut, ja fast schon westlich, strukturiert. Es gibt einen Kindergarten, es gibt eine Grundschule und eine High School. Bis zu 300 weitere Schüler kommen jeden Tag von außerhalb dazu, um die Schule zu besuchen. Zwischen 11 und 13 Uhr haben die Kinder Pause und bekommen eine gesunde Mahlzeit.

Die Kindergarten- und Klassenräume sind wirklich liebevoll und altersgerecht gestaltet, die Mamas des Kinderdorfs kochen für alle. Es gibt eine Bibliothek für den Kindergarten und für die Schulkinder, Bildung wird groß geschrieben. Für die meisten ist sie die einzige Möglichkeit heraus aus der Armut, denn nach der High School endet ja der Aufenthalt im Kinderdorf. Insofern ist es besonders wichtig, diese Kinder stark fürs Leben zu machen, damit sie sich selbst etwas aufbauen können, irgendwann einen Beruf erlernen oder studieren und bis dahin begleitet werden, psychologisch und bei alltäglichen Dingen.

Du hast auf Instagram geschrieben, dass du völlig überwältigt warst… magst du bitte noch mal beschreiben, wie es den Kindern dort geht? Und den Kindern, die außerhalb sind? Wie kommst du klar mit diesen Eindrücken?

Genau, es gibt einen Unterschied zwischen den Kindern, die bereits im Kinderdorf leben und denen, die noch in kleinen Dörfern außerhalb wohnen.

Bei unserem ersten Besuch in einer kleinen Hütten-Siedlung hatten wir Zahnbürsten, Seife, Zahnpasta und Medikamente dabei und haben Workshops mit den Kids gemacht: Wie putze ich meine Zähne? Wie wasche ich meine Hände richtig? Die Tatsache, wie sehr sich diese Kinder über Zahnbürsten gefreut haben, wie sie gestrahlt haben, als sie das erste Mal den Geschmack von Zahnpasta geschmeckt haben, hat mich nachhaltig bewegt. Ich dachte sofort: Es muss doch irgendwie möglich sein, Sponsoren zu finden, die diese Kinder unterstützen, damit sie mit dieser einen Zahnbürste, die wir ihnen nun mitgebracht haben, nicht mehrere Jahre leben müssen.

Zwei Tage später besuchten wir dann ein weiteres Dorf, da warnte uns die Leiterin des Kinderdorfs schon vor: This is real Cambodia. Und dieses „echte Kambodscha“, das war sehr schlimm. Die Lage ist dramatisch, die Kinder in den kleinen Dörfern haben etwas Reis zu essen und ansonsten ein paar Pflanzen, die eben irgendwo wachsen. Sie rupfen sie einfach aus der Erde, wenn sie Hunger haben. Diese Kinder sind enorm mangelernährt, auch weil sie niemals Proteine zu sich nehmen. Das hat mich ziemlich fertig gemacht und ich wünschte, diese Kinder könnten auch ins Kinderdorf. Da würden sie zu Kräften kommen.

Das wäre auch nicht ausgeschlossen, sie in Kindergarten und Schule des Kinderdorfs aufzunehmen, dazu bräuchte man aber einen Bus, der finanziert werden muss und der die Kinder am morgen abholt und am Nachmittag zurück zu ihren Hütten bringt. Aber auch da fehlt es aktuell einfach an Geldern.

Die Lebensgeschichten einzelner Kinder sind teilweise so unfassbar, ich habe Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Ein kleiner Junge hat mit seinem Bruder zwei Jahre auf der Straße gelebt. Da waren die beiden Kleinkinder. Der Kleine ernährte sich zwei Jahre lang nur von Lollies. Seit einigen Monaten ist er im Kinderdorf, er wurde zusammen mit seinem Bruder von einem NGO, einem ehrenamtlichen Helfer des Kinderdorfs, gefunden. Diese beiden Jungs brauchen jetzt ganz besondere Aufmerksamkeit. In ihrer Zeit auf der Straße haben sie ein Instinktverhalten entwickelt. Jeden Tag ging es für diese beiden Jungs ums Überleben. Unvorstellbar schlimm…

Du bist da auch noch krank geworden…? Wie geht es dir jetzt?

Ich möchte mich wirklich nicht beklagen, es geht mir gut. Ich warte noch auf die Ergebnisse des Blutbilds, konnte aber in Kambodscha schon mit Medikamenten versorgt werden. Der Weg dort hin war jedoch sehr nervenaufreibend und ich sehr panisch. Als ich bemerkte, dass etwas nicht stimmt, besuchten wir einen lokalen Arzt. Er gab mir ein Antibiotikum, das ich nicht vertrug. Selbst im Liegen hatte ich plötzlich Schwindel, Übelkeit und das Gefühl, dass ich jeden Moment ohnmächtig werde. Ich bat dann um einen Krankenwagen, doch mir wurde gesagt: So etwas gibt es hier nicht. In meiner Panik konnte ich meinen Hausarzt in Deutschland erreichen. Ich erzählte von meinen Beschwerden und er sagte mir: Sofort ins Krankenhaus. Auch das war nicht so einfach, wir mussten dazu erst einmal drei Stunden in die Hauptstadt fahren.

Da wurde mir dann schon wieder bewusst, wie gut wir es hier haben. Die Vorstellung, wir müssen mit einem kranken Kind erst mal drei Stunden ins Krankenhaus fahren, vorher noch ein Auto organisieren, denn letzteres gibt es ja auch nicht – das ist einfach der Wahnsinn.

Was können wir alle tun? Was liegt dir am Herzen?

Ich denke, wir können alle eine Kleinigkeit tun. Ich habe begriffen, dass man selbst mit kleinen Summen dort großes Bewirken kann. Ob man nun 2, 5, 10 oder 100 Euro spendet oder eine regelmäßige Spende macht – alles hilft, jeder Euro.

Nach einem Besuch mit meiner Carina in Cape Town in den Townships (da war sie 14) war sie arg mitgenommen und in Gedanken… sie fühlte sich fast schuld, dass es uns zu gutgeht. Was erklärst du dazu deinen Kindern?

Ich verstehe diese Gedanken gut. Ich hatte die auch. Ich bin froh, dass meine Kinder diese Bilder nicht gesehen haben und nur die Fotos kennen. Dennoch sprechen wir viel darüber, weil sie eben auch spüren, dass es mich beschäftigt. Schuldgefühle und Scham waren mein täglicher Begleiter in Kambodscha. Die Sache ist aber die: Beide Gefühle helfen den Kindern auch nicht. Wir können uns nicht aussuchen, wo wir geboren werden. Wenn wir aber in einem sicheren Land leben, können wir denen helfen, die es ganz ganz dringend brauchen. Darüber berichten, darüber schreiben, Menschen sensibilisieren. Leute finde, wie du Béa, die diese Themen auf ihren Blogs aufnehmen.

Das ist toll!

Ich schätze mein Leben hier in Deutschland jetzt noch ein bisschen mehr. Ich genieße es auch.

Das werde ich weiterhin tun. Nur eben so, dass ich noch eine Patenschaft für ein Kind in Kambodscha übernehme. Für 37 Euro kann ich dort schon ein Kind retten. Diese Summe kann ich jeden Monat abzwicken. Im Dezember werden einfach keine neuen Weihnachtskugeln gekauft, sondern die aus den letzten Jahren genutzt. Und so werde ich jeden Monat eine Sache finden, auf die ich verzichten kann. Weil ich jetzt weiß, dass ich damit in Kambodscha ein Kinderleben rette.

Alle Artikel zur Reise : http://www.minimenschlein.de/kambodscha

Übrigens: Der Sänger Tobi Vorwerk war auch dabei.

Den Song kann man auch für 0,99 Euro kaufen, der komplette Erlös geht an CFI;

https://www.cfi-kinderhilfe.de/tobi-vorwerk-singt-fuer-cfi/

Spendenadressen:

Paypal: 
www.paypal.me/cfikinderhilfe

SMS-Spende über 3 Euro: 
SMS mit Text CFI“ an die Nummer 81190

Online-Mikrospende über 2 Euro:
http://www.cfi-kinderhilfe.de/mikrospende/?zwei-euro/spende

Spendenkonto:
CFI Kinderhilfe
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN DE19660205000008753503
BIC/Swift: BFSWDE33KRL

Patenschaft für ein Kind:
https://www.cfi-kinderhilfe.de/patenkind/?patenschaft-uebernehmen/spende

Vielen Dank, liebe Leonie – für deinen Einsatz und all dem, was du auf dich genommen hast!

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

2 Kommentare

Leonie Lutz
Antworten 28. November 2017

Ich danke dir, liebe Béa, dass du hier den Raum für diese wichtige Sache gegeben hast. Darüber bin ich sehr dankbar! Leo

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