Bei Mobbing: Alles was jetzt passiert gräbt sich für immer in die Seele und man wird es nie nie wieder los.


Neulich hat uns eine recht verzweifelte Mama geschrieben, wie ihr Kind bis hin zu Körperverletzung in der Schule gemobbt wurde.

Dazu bekamen wir ganz viele Erfahrungen und konkrete Tipps von euch – eine Mutter hat uns dazu länger geschrieben und das wollen wir hier wiedergeben. Sie schreibt:

________

Ich war selbst lange Zeit von Mobbing betroffen. Das ging in der ersten Klasse langsam los und wurde dann immer schlimmer.

Auch wenn mir nicht wirklich körperlich wehgetan wurde, war es trotzdem sehr traumatisch und hat mich für mein Leben geprägt.

Was ich aber besonders schlimm fand war, dass obwohl ich es meinen Eltern/ Lehrern mitgeteilt habe, keiner was getan hat.

Jeden Tag habe ich geweint, hatte Schlafstörungen und trotzdem hat meine Mutter erst in der 8.Klasse in einer Elternversammlung das Thema angesprochen. Da war ich allerdings schon so geprägt, dass ich verlernt hatte zu weinen bzw. Gefühle (außer ein ständiges ungutes Gefühl) zu haben.

Meine Eltern haben das nie Ernst genommen und mir geholfen.

Ich stand allein und hatte niemanden dem ich mich noch anvertraut habe weil es eh keinen interessiert hat. Das war das eigentliche Problem. Meine Mutter hat das aber bis heute nicht kapiert, denn als ich mal eine Einladung zum Klassentreffen (zu meinen Elternhaus) bekommen habe und sagte ich wolle mit diesen Menschen nichts zutun haben und sie zum Teufel gewünscht habe, meinte sie nur…

…ich solle die alten Geschichten doch vergessen. Es sei so lang her…

Heute bin ich 32 und da ich die Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung für meine Mutter habe freue ich mich schon auf den Tag wo ich sie im schlimmsten Altenheim der Umgebung unterbringen kann und sie dann auch völlig allein lasse. Das male ich mir jedenfalls oft im Gedanken aus. Tun werde ich es wohl eher weniger, weil es einfach nicht meine Art ist.

Jedenfalls würde ich jeder betroffenen Mutter raten, für ihr Kind da zu sein.

Es in den Arm nehmen, trösten und vor allem das Kind zu fragen was es möchte (vielleicht Schulwechsel?). Alles was jetzt passiert gräbt sich für immer in die Seele und man wird es nie nie wieder los. Wenn das Kind unsicher ist wegen eines Schulwechsels, würde ich sagen, dass man es einen gewissen Zeitraum noch versuchen kann, wenn sich an der Situation nichts ändert, sollte vielleicht doch die Schule gewechselt werden.

Und mit den Eltern des schubsenden Kindes würde ich auch knallhart sprechen. Es kann nicht angehen, ein anderes Kind in den Zaun zu schubsen.

Meiner großen Tochter (fast 5) ist es im Herbst auch passiert, dass sie im Kindergarten aus Versehen einem Jungen weh getan hat. Er ist rückwärts langsam die Treppe runter gelaufen. Ihr ging es zu langsam und sie hat sich vorbei gedrängt. Dabei ist sie bei ihm angeeckt und er ist den Rest der Treppe runter gefallen und hatte am nächsten Tag blaue Flecken am Rücken.

Ich hatte das am Tag danach (Samstag) auch in Ruhe nochmal mit ihr besprochen. Erst hätten wir gespielt, dann hatte ich sie gefragt wie es denn eigentlich passiert war. Ich bin mit der Mutter des Jungen gut befreundet und wusste es schon, aber ich wollte ihre Geschichte auch hören.

Sie sagte mir zögerlich das Gleiche und dann ich habe mit ihr besprochen wie man sich auf der Treppe richtig verhält und was alles hätte passieren „können“.

Es hat ihr schrecklich Leid getan und ich habe sie gefragt, was wir jetzt tun können, damit es dem Jungen besser geht.

Geschenke wollte ich nicht, aber sie hatte gleich die Idee, dass wir etwas basteln könnten. Danach sind wir gleich zu ihnen nach Hause gelaufen, meine Große hat sich entschuldigt und dem anderen Kind das Gebastelte gegeben. Danach haben beide zusammen gespielt und alles war vergessen.

Zum war die Mutter des Jungen da sehr entspannt, aber mir war es wichtig, dass sie direkt sieht, was passiert ist und dass man sich auch entschuldigt wenn es aus Versehen passiert. Ich finde etwas Ähnliches sollte man von dem anderen Kind auch erwarten. Einfach um die Empathie zu stärken. Wenn da nichts folgt ist das ein falsches Zeichen für das Kind. Ich glaube dieses Erlebnis meiner großen hat sich eingeprägt. Sie mosert zwar oft wenn ihre kleine Schwester (1) ihr weh tut oder kommt weinend zu mir, aber sie ist bisher nie grob gewesen.

So was finde ich sehr wichtig. Vielleicht findest du meine Erfahrungen hilfreich.

_____

Lieben Dank für diese Gedanken und Erfahrungen! Kennt ihr das? Hat jemand von euch auch schon mal mit seinem Kind Empathie trainiert?

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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4 Kommentare

Elke
Antworten 25. Juni 2019

Ein Text aus meinem Herzen! ❤️Ich habe Ähnliches erlebt! Lg

Trexler Roswitha
Antworten 28. November 2019

doch - irgendwann wird es immer kleiner, so klein, dass es nicht mehr weh tut

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