Nerven behalten mit Kids – kann ich – nicht!


Liebe Miteltern da draußen! Es ist ja schön und gut, dass ihr so oft von euren Engelchen voller Stolz schreibt. Dass ihr voller Liebe die tollsten Fotos ins Internet stellt. Dass euer Herz auf der Stelle schmilzt, wenn sich die kleinen Ärmchen um euch schmiegen. Mir geht es auch so. Sagen wir: Zu so 70% der Zeit. 

Aber es gibt ja die anderen 30%.

Jetzt mal ganz ehrlich: Sind eure Kinder immer und überall Engel und liebt ihr sie immer abgöttisch? Oder sind sie nicht manchmal auch Riesenbengel, die ihr auf den Mond – ok, an den Nordpol – wünscht?

Ich gestehe heute, dass ich manchmal richtig genervt von Teilen oder auch der kompletten Gang bin.

Dass ich mir manchmal einfach nicht weiter zu helfen weiß oder auch keine Lust auf ausufernde Diskussionen habe.

Ich gestehe: Auch bei uns sind schon öfters die Türen geknallt oder Handtücher geflogen. Was nicht immer nur die Vor-Pubertiere waren.
Vielleicht habe ich mich auch schon in der Lautstärke und der Wortwahl vergriffen – vor meinen Kindern. Natürlich gekoppelt mit dem schlechten Gewissen und Gefühl danach, jemanden verbal weh getan zu haben. Oder erschrocken zu haben.

Ich will das nicht. Aber es passiert!

Was dann? Nerven behalten mit Kids – geht das?

Für den Fall, dass mal wieder der Hausteufel in Gestalt von Mami anklopft, gibt es ja allerhand Methoden, die zur Beruhigung der Emotionen führen sollen: Ich habe ein paar in den vergangenen Monaten ganz bewusst getestet. Hier meine Testergebnisse:

1. Mit einem Aus-Atemzug gaaaanz laaaangsaaaaam von 10 auf 1 zählen

Bevor ist das geschafft habe, bin ich jedes Mal fast kollabiert. Das sorgte zwar auch vorübergehen für Ruhe, mein Puls ging aber nicht wirklich runter. Das war nicht gut für meine Gesundheit. Und richtig Zen war ich am Ende auch nicht. Das mit dem Ausatmen ist nix für mich.

2. Ruhig atmend bis 10 zählen

Nun, das ist wohl die weitverbreitetste Methode, das Gemüt abzukühlen. Klappt bei mir aber leider überhaupt nicht. Bis 10 zählen ist einfach zu kurz!  1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 – schon vorbei. Gleich wie ausatmen, nur mit Einatmen. Flop!

3. Stimme sonor verändern à la Béa

Liebe Béa, das ist eine ganz fantastische Idee….

Gleich am Abend des Videodrehs habe ich diese Methode probiert. Leider habe ich bis heute nicht die Frequenz gefunden, auf die meine Kinder ansprechen!

4. Aus dem Raum gehen

Praktikabel und für gut befunden! Bum! Schlecht mit kleinen Babys durchzuführen, aber sobald die Kleinen auch mal in einem Raum alleine sein können: Gute Lösung. Natürlich nicht für Stunden, und natürlich nicht als Strafe. Sondern nur: „Mein Schatz, ich muss ganz kurz hier raus. Bin gleich wieder da!“. Passt! Ab ins Bad, etwas Wasser ins Gesicht… kühlt ab. Ist zwar nicht ausgeschlossen, dass ich erneut danach getriggert werde… aber für den Moment hilft es.

5. Lieblingslied summen

Verbreitet bei MIR im Nu gute Stimmung. Nur das Problem ist: Ich denke zu selten dran, wenn es wirklich heiß her geht. Aber wenn ich dran denke: Halleluja! Yeah. Rock’n Roll. Ich warte auf den geheiligten Moment, wenn die Kinder den Dreh raus haben, mir genau die richtige Mucke einzustellen, bevor ich platze…

6. Ohrstöpsel rein und Lieblingsmusik ganz laut aufdrehen

Das half schon oft. Ist zwar nicht nett, der Situation gegenüber, aber manchmal muss ich auch sehen, wo ich mit meinen Nerven bleibe!

Liebe Leserinnen und Leser: Einige von euch mögen sicher jeden Punkt mit den Kindern durchdiskutieren.

Manchmal fehlt mir aber einfach die Muße. Dann mache ich meinen Standpunkt ganz klar, dass ich dieses und jenes nicht gut finde. Dass sie doch wirklich gern nach dem fünften Vorbeigehen die Wäsche auch mal mit in ihr Zimmer nehmen könnten oder dass doch bitte die Zahnpasta nach Gebrauch – im ALLERBESTEN Fall verschlossen – zurück in den Zahnputzbecher wandert. Das mögen für einige von euch Lappalien sein. Aber ich wohne mit drei Kindern zusammen, die durchaus in der Lage sein sollten, kleine Handgriffe im Team des Haushaltes mitzumachen. Wenn meine Worte nicht helfend, dann greife ich zu den oben genannten Methoden. Je nach meiner Anspannung – mal eher, mal später!

Und, wenn irgendjemand sagt (z.B. meine Große), dass ich weitaus entspannter wäre, wenn ich nicht so perfektionistisch wäre, dann nicke ich nur stumm. Denn wie Perfektionismus funktioniert weiß nur die Yvonne von damals, die keine Kinder hatte. Die Yvonne von heute hat schon maximale Perfektionismus-Abstriche gemacht.

Und ihr? Wie behaltet ihr eure Nerven?

Yvonne

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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2 Kommentare

Babsi
Antworten 29. Januar 2018

Mir hat oft die innerlich Frage geholfen: bin ich gerade hungrig? Wenn ja, iss was!
Das hatte meine große mit ca 1 1/2 raus. Wenn ich zu laut wurde, brachte sie mir Obst aus der Küche. Von sich aus. Ich musste jedes mal lachen.

Herr Bock
Antworten 29. Januar 2018

Danke für den Text. Ja, ich liebe meinen Sohn immer abgöttisch, auch wenn er anstrengend, motzig, widerwillig oder einfach stur ist. Ja, ich vergreife mich dann auch mal in der Lautstärke und im Ton, aber ist das nicht einfach menschlich? Ist das nicht einfach auch etwas, etwas unsere Kinder kennenlernen MÜSSEN? Emotionen! Gute und schlechte Emotionen. Auch als Vater darf ich mal über die Grenze gehen. Ich darf mal unbeherrscht sein, ich darf klare Grenzen setzen und die auch zeigen. ABER: Ich habe eine Chance. Ich habe die Chance, ihm zu erklären, warum ich so reagiert und mich verhalten habe. Auch mit einer Entschuldigung. Das mach ich aus Überzeugung, weil ich glaube, dass er das alles schon sehr wohl versteht. Denn er macht es auch. Dieses "entschuldigen", wenn es von seiner Seite mal zu viel war. Noch nicht in richtigen, klaren Worten, aber mit einer Umarmung und mit Nähe.

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