Tabuthema Babyfrust – wenn das Heimweh nach dem alten Leben voll reinhaut


Wir haben hier wieder mal einen herrlichen und herrlich wahren Gastbeitrag von Sternchen @BeiAnja von Twitter bekommen:

Hallo Sie!
Sie sind gerade Eltern geworden? Sie halten ein süßes, kleines Bündel im Arm?

Dann sind Sie doch sicher im absoluten Babyglück! Sie lächeln den ganzen Tag. Ihnen scheint die Sonne aus dem … na, Sie wissen schon.

Nein? Eigentlich ist es das genaue Gegenteil? Sie haben Babyfrust und trauen sich aber nicht so recht, es anderen zu erzählen, weil Sie sich dann schuldig fühlen?

Immerhin ist ein Baby doch die schönste und aufregendste und tollste Sache der Welt. Oder?

Sie haben eine aufregende Zeit hinter sich. Die Schwangerschaft brachte viele Veränderungen mit sich. Aus einer Frau und einem Mann wurden „werdende Eltern“. Sie wurden überschüttet mit guten Ratschlägen, protokollierten das Babywachstum, gaben Unmengen Geld für die Babyausstattung aus. Alles für die Ankunft des Bündels Glück.

Die Geburt haben Sie überstanden. Die ersten Wochen war der frisch gebackene Papa noch Zuhause bei seiner kleinen Familie. Klar, der Alltag wurde auf den Kopf gestellt. Alles neu. Alles anders. Kaum noch Gewohnheit. Dafür viele neue Abläufe. Die kleine Familie lernte sich kennen. Ein Leben in der Babyblase.

Doch nun kehrt langsam der neue Alltag ein.

Papa Schonzeit ist vorbei und er muss wieder arbeiten. Mama bleibt mit dem Baby Zuhause. (Zumindest ist es bei den meisten Paaren so, deshalb bleibe ich hier bei diesem Modell)
Papa muss nun täglich den Spagat zwischen Job und Zuhause schaffen. Bei der Arbeit soll er konzentriert und leistungsfähig sein, Kunden akquirieren, kreative Lösungen erarbeiten, Meetings leiten, seinen Mann stehen.
Abends daheim muss er den Schalter umlegen. Zum liebenden Vater und Ehemann.

Doch wenn er nach einem harten Tag nach Hause kommt, sitzt Mama auf der Couch, das Baby im Arm.

Sie hat es nicht geschafft, sich anzuziehen. Oder zu duschen. Geschweige denn, ein Abendessen zuzubereiten.

Stattdessen gibt sie gereizte Anweisungen. Schickt Papa zum Einkaufen.
Der gehorcht. Und stolpert beim Rausgehen über eine Packung Windeln. Und den Staubsauger, der seit einer Woche unbenutzt im Flur steht.
Papa ist frustriert. Er hat den ganzen Tag gearbeitet und Mama hat nur faul Zuhause rumgesessen. Das wird er ihr auch gleich sagen. So geht das nicht. Sie lässt sich gehen. Und außerdem macht sie sich gar nicht klar, wie hart er schuftet.
Was würde er dafür geben, so ein Lotterleben zu führen. Aber einer muss ja das Geld verdienen.
Apropos: Kann es sein, dass da im Flur schon wieder ein Päckchen mit sinnlosem Babykram stand? Sie haut das Geld raus, als wären sie Millionäre. Dabei ist er doch der Verdiener! So geht es nicht weiter.

Während Papa einkaufen ist, sitzt Mama Zuhause auf der Couch. Das Baby ist mal wieder beim Stillen eingeschlafen und sie traut sich nicht, es in sein Bettchen zu legen, weil es dann wieder aufwacht und weint.
Traurig schaut sie Papa hinterher, der die Wohnung zum Einkaufen verlässt.

Der hat’s gut, denkt sie. Kann einfach gehen. Wie gerne würde sie mit ihm tauschen?!

Jeden Tag darf er zur Arbeit gehen und sich mit Erwachsenen unterhalten. Er geht Mittags essen und darf ungestört eine warme Mahlzeit zu sich nehmen. Sie ist hingegen Tag für Tag Zuhause und isst kalte Speisen mit dem Löffel in der einen und dem Baby in der anderen Hand.

Ihr Tagesablauf ist so simpel wie zermürbend: Wickeln, Stillen, Schlafen. Das Baby braucht seine feste Routine.
Wenn es schläft, legt sie sich meistens dazu. Oder guckt Fernsehen. Oder sie bestellt Still-BHs und Wundcreme im Internet.

Sie ist so ausgelaugt, dass sie sich kaum bewegen kann.

Ihr Intellekt schlägt hingegen Purzelbäume. Sie ist stark unterfordert und würde sich gerne mal wieder richtig unterhalten.

Sie hat keine Kraft zu duschen oder sich anzuziehen. Wozu auch? Sie verlässt die Wohnung ja ohnehin nicht.
Permanent will das Baby irgendetwas. Sie muss alles dem Nachwuchs unterordnen. Ihr Tagesablauf richtet sich nicht nach ihr, sondern ausschließlich nach dem Baby.

Andauernd steckt sie mit den Händen in vollen Windeln oder Erbrochenem.

Jeden Tag nimmt sie sich vor, eine Runde mit dem Kinderwagen zu gehen. Aber das Baby will nicht in den Wagen. Es will getragen werden. Und das ist so schwer für sie, dass sie es kaum bis zur Tür schafft.
Papa macht ihr Vorwürfe, weil sie es nicht mal schafft Staub zu saugen.

Sie fühlt sich allein und traurig.

Ein oder zwei Mal unternahm sie zaghafte Versuche, andere ins Vertrauen zu ziehen und ihnen ihre Situation darzulegen. Aber die lachten sie aus oder wischten ihre Sorgen vom Tisch.
Eine Freundin fragte, wie es denn um die Business-Englisch-Kurse stehe, die sie in der Babypause machen wollte. Traurig sieht sie die Kursmappe an, auf der sich der Staub sammelt. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie noch nicht einmal hinein geschaut hat. Aber woher soll sie die Kraft dazu nehmen?

Wenn das Baby abends schläft, unternimmt Papa manchmal Annäherungsversuche.

Sie weiß, dass er sich schon lange gedulden muss. Aber sie hat keine Lust. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrem Körper. Der Bauch hängt. Die Brüste tropfen. Und eigentlich ist sie auch ganz froh, wenn sie gerade mal mit niemandem Körperkontakt haben muss.

Nachts schlafen sie alle im Schlafzimmer. Das Baby im Anstellbett. Alle zwei Stunden wird es wach, weint und will nicht wieder einschlafen.

Mama stillt und tröstet, schaukelt und singt. Währenddessen liegt Papa wie ein Stein neben ihr und schläft.
Verzweifelt schickt sie einer anderen Mutter, die auch vor kurzem entbunden hat, eine Nachricht: „Das Baby ist wach und sehr laut. Der Mann tut mal wieder so, als würde er nichts hören.“
Postwendend kommt die Antwort: „Ist hier genauso. Ich hasse ihn manchmal dafür.“

Als am nächsten Morgen Papas Wecker klingelt, verlässt er ganz leise das Bett. Neben ihm liegen Mama und Baby. Sie schlafen eng aneinander gekuschelt. Niedlich sehen sie aus.
Wie sehr beneidet er sie dafür, dass sie jeden Tag ausschlafen können, während er sich wieder zur Arbeit kämpfen muss?!

Sie haben sich wiedererkannt und wundern sich, woher ich das alles weiß?
Ganz einfach: Mir ging es genauso. Und meinen Freundinnen auch.

Egal, mit welchen Eltern ich gesprochen habe: Sie alle erzählten mir die Geschichte auf ähnliche Weise.

Frisch gebackene Eltern sind stark belastet. Stärker, als unsere Gesellschaft es ihnen zugesteht.

Klar, man bekommt etwa sechs Wochen lang Wochenbettkarenz, aber dann muss es gut sein. Doch das reicht nicht.
Die Umstellung, die ein Baby mit sich bringt, lässt sich kaum beschreiben und in Worte fassen. Man muss sie erleben.

Schwangeren Frauen wird oft gesagt: Genieß die Zeit, die du jetzt noch hast! Aber was ist damit eigentlich gemeint?

Gemeint ist, dass man sein altes Leben vermissen wird. Es wird nichts mehr sein, wie es vorher war. Die Leichtigkeit wird einem komplett genommen. Ein Wochenendeinkauf kann zur Tagesaufgabe werden, weil man den perfekten Moment in Babys Rhythmus finden muss, um sich aufzumachen.
Es gibt keine Selbstbestimmung mehr. Kurz gesagt: Ein Baby zu bekommen bedeutet, sich selbst, seine Interessen, seine Hobbys, seinen Tagesablauf für eine Zeit nahezu komplett aufzugeben und alles dem Baby unterzuordnen.
Wer wäre da bitte nicht frustriert?
Klar hat man da Heimweh nach dem alten Leben. Ist doch verständlich!

Bedeutet das, dass ich von einem Baby abraten würde?
NEIN! NEIN! Und nochmals NEIN!!!

Babys sind großartig. Und je älter sie werden, desto großartiger werden sie. Es ist spannend, sie wachsen zu sehen. Man kann so viel mit ihnen erleben und so viel von ihnen lernen.

Ein Kind zu haben ist der Hammer!
Bitte machen Sie Kinder! Reichlich davon!!!!

Aber bitte schämen Sie sich nicht, wenn Sie zwischendurch mal ihr altes, unkompliziertes Leben vermissen. Das ist okay. Sie sind damit nicht allein!

Ein alter Spruch sagt: „Die Zeit heilt alle Wunden.“

Bei einem Kind bedeutet das: Je älter die Kinder werden, desto mehr Freiheit und Selbstbestimmung bekommt man auch wieder zurück. Es wird also besser.

Ihr altes Leben werden Sie nie zurück bekommen. Sie sind nun Eltern. Und das wird sie unweigerlich für den Rest Ihres Lebens begleiten. Aber das ist gut so. Sie würden Ihr Kind doch ohnehin für nichts in der Welt mehr hergeben.

____

Wer gibt Anja Recht? Wer hat es auch so erlebt? Was hat euch am meisten geholfen?

Liebe Grüße,

Béa

Und wer mag mehr von Anja lesen? Folgt ihr auf jeden Fall noch auf Twitter und vielleicht mag sie hier auch noch mal publizieren… Danke Anja!

Photo by Echo Grid on Unsplash

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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11 Kommentare

Garsch
Antworten 2. März 2019

Habe mich in jedem einzelnen Satz deines tollen, verständnisvollen und Mut machenden Artikels wiedergefunden. Vor nun mittlerweile 9 Jahren ging es mir genauso. Und du hast Recht... hergeben würde ich meinen Sohn trotz all der gefühlten ungewohnten Entbehrungen nie mehr!

Kerstin
Antworten 8. Juli 2019

Wie wahr!
Die ersten 3 Monate waren schlimm. Nichts war, wie ich es mir in der Schwangerschaft ausgemalt hatte, oder wie mir berichtet wurde. Ich hatte so entsetzliche Angst vor der Zukunft, davor, nie nie wieder auch nur einen Schritt alleine machen zu können. Es ging an die Substanz. Aber ich fing an, darüber zu reden. Relativ schnell nach der Geburt sogar. Ich erzählte es allen in meinem Umfeld. Ich heulte, war unglücklich, haperte mit der Geburt, die leider unter Vollnarkose geschehen musste.
Meine Hebamme schickte mich zu einer anderen Hebamme, die emotionelle erste Hilfe anbot. Es war für mich eine Offenbarung. Die beiden Aussagen, die mir am meisten geholfen haben waren:
“du darfst um dein altes Leben trauern. Und ob das eine Woche, ein Monat oder ein Jahr dauert, ist vollkommen egal.”
Und: Nach ungefähr einem Jahr nach der Geburt bist Du im Muttersein angekommen.
Diese beiden Ansätze haben mir sehr geholfen.
Ich finde es unglaublich wichtig, zu seinen Gefühlen zu stehen, zu all den Unsicherheiten und Ängsten, wichtig zu äußern, dass der Himmel eben nicht voller Geigen hängt und man die rosarote Neumama Brille nicht kennt.
Mein Kind, das jetzt zwei ist, habe ich von Anfang an sehr geliebt. Aber ist für mich auch keine Diskrepanz zu meinen angstvollen Gefühlen.
Ich bin mit Leib und Seele Mutter und möchte es nicht mehr anders haben. Mit der Selbständigkeit des Kindes wächst meine eigene auch wieder.
Danke, dass Du dieses so wichtige Thema ansprichst, dass viel mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit verdient!
(und entschuldigt alle meinen Roman 😉)

Ziska
Antworten 31. Januar 2020

Ich selbst bin gerade mit Kind Nr.2 und erlebe es auch dieses Mal ähnlich und doch ganz anders. Ich kümmere mich um K1, schmeiße den Haushalt, organisiere eine GemeindeFestival, bin Kommunalpolitikerin und habe trotzdem jeden Tag das Gefühl zu verblöden, nur stupide Sachen zu machen. Und wenn ich dann Mal nicht staubsauge, dann tut mein Mann so,als ob ich nur müßig rumliege...dabei hat er meist schon mittags Schluss und alle Ferien frei...also megaviel Freizeit.
Ich seh das Dilemma bei fast allen Familien, wo die Mütter in Elternzeit sind, darin, dass prompt das klassische Rollenmodell zuschlägt und erschlägt. Und irgendwie kommt man da nicht raus...trotz Gespräche etc.
Ich wünsche es allen einfacher und besser.

Manuela
Antworten 1. Februar 2020

Besser hätte man das gar nicht schreiben können. Ich stand oft am Fenster und hab die Menschen beneided, die einfach so alleine irgendwo hingehen konnten....es wird besser und einfacher, aber nie mehr wie davor, was es nicht schlechter, sondern nur anders macht.
Und ja, auch die Mann-Frau-Beziehung verändert sich. Man sollte offen über seine Gefühle reden, mein Mann hat das allerdings nie verstanden.
Ich finde aucb, dass das Muttersein mehr gewürdigt und respektiert werden müsste in unserer Gesellschaft.
Danke für den tollen Artikel ❤

Kerstin
Antworten 1. Februar 2020

Toller Artikel, jedes Wort ist wahr!

Und jetzt, wo wir 2 Kinder haben, verstehe ich auch den Satz "ein Kind ist kein Kind". Das soll jetzt nicht abwertend klingen, ich habe bei beiden Kindern genauso in den Seilen gehangen, aber beim zweiten irgendwie noch mehr. Wir hatten inzwischen auch einen Hund, der musste raus, die Große zu Hobbies gebracht und geholt werden, Haushalt, nach einem Jahr noch Teilzeitjob... Ich war kurz vorm Burnout.
In der Anfangszeit hat es mir sehr geholfen, dass meine Mutter uns oft mal was zu essen mit gebracht hat, das hat man vor lauter ums Kind kümmern oft vergessen, und dann noch was zubereiten... uff. Einfach nur warm machen war oft schon schwierig genug unter zu bringen. Haare waschen wird überbewertet, habe ich meist nur alle 2 Wochen geschafft.
Die eine Stunde Rückbildungsgymnastik ohne Kind ging immer viel zu schnell rum, dieses ewige fremd bestimmt sein und die Unflexibilität bei Ausflügen wegen Mittagsschlaf war echt lästig. Aber... alles nur eine Phase, dass Mütter- Mantra.

Vince
Antworten 2. Februar 2020

Schlimmer wirds noch wenn der Mann arbeiten, zu Hause umswitchen UND kochen muss. Sprich die typischen Rollen einmal "normal" verteilt und zusätzlich noch etwas zeitgemäß. Da wirds mir au manchmal zu viel.
Aber dann nuckelt der kleine Racker an Deiner Nasenspitze und grinst Dich an... :)

Die Michi
Antworten 2. Februar 2020

100% Ja! Ganz genau so ist es. Habe vier Kinder, meine jetzt 4 jährigen Zwillinge kamen zum Schluss. Nach fast 6 Jahren Elternzeit bin ich jetzt wieder berufstätig und hab das Gefühl wieder ein eigenes Leben zu haben. Es geht mir wieder viel besser. Mein Mann kann das bis heute nicht verstehen, warum mich das zu Hause sein nicht glücklich gemacht hat.

Beate
Antworten 11. September 2020

Ich verstehe das nur zu gut. Aber niemand fragt eine alleinerziehende Mutter wie es ihr dabei geht. Da musst du einfach funktionieren und dann auch wieder arbeiten gehen. Aber, ich habe es mir so ausgesucht!

Stephan Janot
Antworten 11. September 2020

Hallo zusammen,
wir sind Eltern von einem Zwillingspärchen. Inzwischen sind die beiden 9, und ich kann das nur aus der Rückschau erzählen. Bei Zwillingen war es keine Frage, daß ich gleich das erste dreiviertel Jahr mit Elternzeit genommen habe. Danach Job Patchwork. Es gab Tage da war meine Frau zu Hause und Tage, da war ich zu Hause.
Stillen funktioniert nicht (zu meinem Glück), weil schon nach der Zwillngsgeburt im Krankenhaus zugefüttert wurde. Aus Sicht der Kinder lief das dann immer so ab:
Zuerst eine lästige Pflichtturnübung an Mama's Brust (meist mit wenig Erfolg), und dann kommt der Papa mit dem Fläschen (super endlich was reelles). Nachts hatte ich mir dann schon abgekochtes kaltes Wasser , und eine Thermosfölasche mit heißem Wasser bereitgestellt. Die Fläschen mit Milchpulver vorgefüllt. Dann nur noch kaltes und heißes Wasser rein. Das ging in der Küche auch im Schlafwandermodus. Es gab einen Nachteil an der Sache. Die ersten 1.5 Jahre standen die Kinder total auf Papa (wegen der Fütterung) , da hatte meine Frau ziemlich dran zu knabbern aber das änderte sich dann und ihr ging es damit wieder besser. Zugegebenermaßen gab und gibt es in meinem Leben keinen verliebteren Blick als den meiner Babies, wenn ich ihnen das Fläschen gab. Der Rückgang in das Berufsleben ist mir schwer gefallen. Weil Abschied von zu Hause. Gerne hätten wir noch mehr Kinder gehabt, aber nach 2 Fehlgeburten war der Offen dann leider aus.
Viele liebe Grüße Stephan.

James
Antworten 12. September 2020

Sehr wahrer Artikel. Das mit dem Babyzeugs ist irgendwie wahr. Neulich wollte meine Frau umbedingt einen Spiegel für den Rücksitz kaufen. Damit Sie sieht ob das Baby im Maxikosi auf der Rückbank noch atmet. Während Sie fährt. Ich hab Ihr gesagt, sie soll lernen wie man den Beifahrerairbag ausschaltet. Wieso soll sie im Maxicosi plötzlich ersticken? Die Gefahr dass Sie beim dauernden Blick in den Spiegel abgelenkt ist und einen Auffahrunfall baut ist wesentlich größer. Aber sowas kapieren Frauen in dieser Zeit nicht. Oder auch das man ein Baby auch einfach mal hinlegen kann, sich etwas holen und das Baby damit auch klarkommt. Bei mir schreit das Baby nicht, wenn ich es in den Laufstall lege. Weil es weiß das ich trotzdem nicht sofort springe sondern vielleicht erstmal in Ruhe Nudelwasser etc. aufsetze. Bei meiner Frau natürlich Drama, es wird mit der Zahnbürste durch die Wohnung gelaufen, damit man dann noch mehr zum waschen hat. Das Baby muss schön gekleidet sein weil sonst sind ja die anderen Mütter hintenrum böse. Das Baby darf man auf keinen Fall ablegen wenn es schläft, weil sonst könnte es aufwachen (passiert bei mir übrigens auch nie)
Ich denke einfach viele Frauen belasten sich viel zu sehr mit sinnlosen Gedanken und fragen sich viel zu selten was für eine Alternative gibt es. Geht wirklich die Welt unter wenn ich es anders mache? Das geht ja schon bei den Windeln los. Seit unser Kind 3 Wochen alt ist, wird es abgehalten. Ich als Mann erkenne am Klang des Schreis ob es auf die Toilette muss. Das klappt 99% der Zeit wirklich ganz wunderbar. Unser Baby schläft durch. Schreit zwar Abends vor deim Einschlafen, aber es geht nochmal aufs Klo, natürlich mit unserer Hilfe und muss nicht stundenlang in der Scheisse liegen.
Man sollte sich mal selbst eine Windel kaufen da reinvekalieren und das Ding 6 - 12h tragen. Da würde man nach wenigen Tagen auch jede Nacht heulen und schreien.
Ebenso mit dem ganzen Babykram. Den einen Kinderwagen haben wir geschenkt bekommen, der andere hat zwar n wenig abgefahrene Reifen aber für 80€ anstatt 1200 neu war das ein Top kauf. Der geht kostenneutral weiter an die nächsten Eltern. Die alleine dadurch gesparten 800€ kann ich sinnvoll investieren. Zum Beispiel in eine Wohnung oder Aktien. Es muss ja auch nicht die Münchner Zentrumswohnung sein. Es kann ja auch einfach eine Geldanlage irgendwo im Osten sein. Auf was ich hinaus will, all das Geld was man sich am Anfang spart und dafür hintenrum vielleicht ein paar abfällige Kommentare einsteckt (die eh immer von irgendwem kommen) das habe ich die Jahre später dann wenn es ums Studium für die Kinder geht, wenn ich weniger arbeiten will etc...
Ich kann meinem Kind dann die wirklich wichtigen Sachen wie eine Oberklasse Ausbildung, sicheren Transport etc. finanzieren. Ich kenne niemanden der sagt er ist im Leben gescheitert weil seine Babykleider nicht neu waren oder weil er Stoffwindeln hatte. Hingegen gibt es viele gescheiterte Personen oder Menschen die nicht Ihr volles Potential entfalten weil Sie zu wenig Liebe und Förderung bekommen haben. Weil die Eltern lieber maximal Geld ausgegeben haben um mit neuen Kleidern, dem schönen EFH und einem Premium Auto andere beeindrucken wollten. Kinder bieten so viele Steuervorteile, man kann z.B eine Solaranlage auf Ihren Namen laufen lassen oder eine Wohnung etc....
Selbst wenn man irgendwo zur Miete wohnt. Via Balkonkraftwerk für um die 600€ hat man zumindest die Stromkosten von Handy, Kühlschrank etc. gedeckt. Nach ca. 10 Jahren hat man weiterhin eine Rendite von 50€ im Monat. Ein gutes Taschengeld für die dann nicht mehr ganz so kleinen. Aber dafür hatte es halt keinen fancy Kinderwagen.
Wenn Frauen und auch Männer wirklich in einer modernen Gesellschaft ankommen wollten, sollten Sie sich mal überlegen ob es wirklich alles braucht was man sich vermeintlich so ins Haus holt.
Über Ebay Kleinanzeigen kann man sich wirklich für ein gesundes Budget vernünftig einrichten. Manche Dinge machen auch Sinn neu gekauft zu werden. Man muss sich schon ein wenig Zeit nehmen um zu vergleichen. Aber wie man in dem Artikel lesen kann sind die Mütter während des stillens eh am Handy. Natürlich geht keine intellektuell anspruchsvolle Arbeit. Aber Mammys die nebenbei Instagram machen beweisen das es geht. Oder man lernt via Youtube, kostenlos! Aktienhandel, ein Handwerk etc... es gibt wirklich zu allem Videos. Videos aus denen man danach fürs reale Leben gebildeter als zuvor rausgeht. Aber klar man kann sich auch die 100ste Staffel Sex in the City ansehen.

Noch eine letzte Sache - ja 20€ die Stunde für eine Haushaltshilfe sind teuer. Wenn man dadurch aber gehebelt freie Zeit hat, die man nutzen kann um Geld zu sparen oder mehr zu verdienen hat man immer noch Cash Flow positiv 5 - 10€ die Stunde gemacht. Und eine saubere Wohnung. Ich hoffe ich konnte mit meinem Kommentar ein wenig zum Denken anstoßen das es auch anders geht. Homeoffice ist 2020 eh der quasi Standard. Viele Männer können nun mehr mit daheim bleiben. Zusammen schafft man wesentlich mehr. Lets Rock ist! Und ja Babys sind so wunderbar. Ich liebe unsere Tochter über alles. Es ist keine Sekunde des Lebens wert darauf zu verzichten.

Karina
Antworten 12. September 2020

Sorry, selten soviel Mimimi gelesen. Die Rolle der Mutter wird als so unglaublich aufopfernd und belastend beschrieben - ein wahres Märtyrertum! Währenddessen sich der Mann auf der Arbeit entspannen kann, schleppt sich die Mama am Ende ihrer Kräfte durch den kaum zu bewältigenden Alltag. Mag vielleicht auch daran liegen, dass in den heutigen Medien die Schwangerschaft und das Elterndasein in den rosarotesten Farben gemalt wird. Man fragt sich, weshalb unter diesen Umständen die Welt noch nicht ausgestorben ist?! Und ja klar - frau/mann, die/der nicht so empfindet hat einfach uuuunglaublich einfache Kinder, einen tollen Mann, super Grosseltern etc. etc. Ich fand das erste Jahr mit Zwillingen trotz 40h Pensum nach 6Monaten entspannt, die Jahre 2 bis 4 ziemlich vollgepackt und nun mit 5 einfach nur spannend und ein Spagat zwischen Job und Familie. Ich hatte aber auch nie den Anspruch, irgendwelchen Erziehungsmethoden nachzueifern, habe mir auch die Freiheit genommen, die Klotür einfach mal hinter mir zu schliessen, meine Haare zu waschen, auch wenn ein Kind geweint hat. Es gab weder selbstgekochten Babybrei, noch hatte ich das Gefühl, ausschliesslich ich kann zu den Kindern schauen. Die Kinder sind genauso meines Mannes Kinder, ergo wird die Betreuung und das Arbeiten ausser Haus auch gerecht verteild. Jede Frau, die sich freiwillig und sehenden Auges in diese Mutter-Hausfrau-Position hineinbegibt, ist selber schuld.

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