Umgang mit Depressionen in Familien mit Kindern – Interview mit Dr. Isabella Heuser


Der Umgang mit Depressionen in Familien mit Kindern ist ein Thema, das die Tollabea Community beschäftigt, weil Menschen in einem Kreativblog auch kreative Lösungen für Lebensprobleme finden sollen. Prof. Dr. Isabella Heuser-Collier, Klinikchefin der Psychiatrie an der Charité Berlin – Campus Benjamin Franklin – ist eine der führenden Spezialistinnen zum Thema Depression im ganzen deutschsprachigen Raum. Sie nahm sich eine ganze Stunde, um für unsere Community wichtige Fragen von euch zu beantworten.

Hier ist ein Zusammenschnitt des Interviews, das ich euch wärmstens ans Herz lege, wenn:

> Ihr selbst depressiv seid oder Bedenken habt, dass so etwas euch langsam erwischen könnte
> Ihr einen depressiven Co-Elternteil oder Bedenken habt, dass so etwas ihn langsam erwischt
> Oder ihr euch einfach informieren wollt, um präventiv über das Thema Depression in der Familie gewappnet zu sein

Es lohnt sich, dem Interview ganz zu lauschen! Isabella Heuser hat viele wertvolle Tipps für Eltern.

Für alle, die lieber lesen: Hier ist auch eine Mitschrift des Interviews mit einigen Zwischentiteln von mir.
Es ist gesprochene Sprache und entspricht meiner Bitte an Prof. Heuser, für eine breite Leserschaft vor der Kamera so zu reden, dass es sich menschlich und verständlich anhört und nicht „wissenschaftlich“. An dieser Stelle großen Dank und Respekt an diese hochkarätige Wissenschaftlerin, die sich so klar und unkompliziert ausdrücken kann.

Prof. Heuser ist sowohl Psychiaterin als auch Psychologin

Mein Name ist Isabella Heuser, ich bin die Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité am Campus Benjamin Franklin. Ursprünglich wollte ich gar nicht Medizin studieren, sondern Psychologie… und habe dann angefangen mit Psychologie bis zum Vordiplom. Ich hatte in Mainz, wo ich studiert habe, eine sehr naturwissenschaftliche psychologische Ausbildung im Grundstudium. Und das hat mich dann so fasziniert, als ich gehört habe, wie das Hirn funktioniert und wie die Sinnesorgane funktionieren, was Wahrnehmung eigentlich ist und was Gefühle darstelle, und wie die unser Verhalten regulieren, dass ich gedacht habe, ich möchte mehr eigentlich über den Kopf und über das Hirn wissen. Und dann habe ich direkt nach dem Vordiplom in Psychologie angefangen Medizin zu studieren und habe das dann parallel gemacht und dann war es eigentlich gar keine Frage mehr, dass ich in die Psychiatrie gehen würde.

Ich habe dann, um noch mal ganz sicher zu sein, auch ein großes Pflegepraktikum in so einer klassischen „Klapse“ gemacht, Anfang der 80er Jahre gab es noch solche Einrichtungen. Riesige Landesnervenkliniken, wo es Wachsäle gab mit zwölf Patienten, die da lagen, also ganz schrecklich eigentlich. Und da kam ich schon noch mal auch ins Grübeln und Zweifeln, aber dann habe ich gedacht, vielleicht kann ich es besser machen. Ich habe den größten Teil meines wissenschaftlichen Lebens in der Medizin, in der Psychiatrie dann damit zugebracht zu verstehen, wie die Stoffwechsellage sich bei Depression verändert und was das mit dem Rest des Körpers macht, speziell mit der Herzfunktion.

Was ist der Unterschied zwischen Psychologie und Psychiatrie?

Der Unterschied zwischen Psychologie und Psychiatrie ist ganz einfach: Der Psychiater ist auch Arzt – das ist ein Arzt, der sich mit eben besonders auch den Körperfunktionen und den Hirnfunktionen auskennt. Ein Psychologe ist kein Arzt, sondern eben ein Psychologe. Ich bin sowohl Psychologe als auch Arzt und Psychiaterin, also ich decke sozusagen relativ viel von diesem seelischen Gebiet ab.

Was sollten alle Menschen grundlegend über Depressionen wissen?

Die Depression ist die häufigste seelische Erkrankung überhaupt. In Deutschland sind zum jetzigen Zeitpunkt ungefähr geschätzt 4 Millionen Menschen behandlungsbedürftig depressiv. Wir sprechen aber gerne von Burn out, wenn wir eben Depressionen meinen, die in der Regel aufgrund von Arbeitsumständen zustande gekommen sind. Also wir wissen ja, dass jeder Depression in der Regel ein Belastungserlebnis dieser ersten Episode vorausgeht, wenn sie zum ersten Mal bei einem Menschen auftritt. Später muss das dann nicht so sein, denn es gibt auch Depressionen, die auftreten, ohne dass eine ersichtliche, auch für das Individuum nicht ersichtliche, für den Betroffenen nicht ersichtliche Auslöser irgendwie vorgelegen haben. Aber wenn zum Beispiel die Taktfrequenzen der Arbeit erhöht werden, es muss immer mehr in immer kürzerer Zeit gemacht werden, wenn die Arbeitsbelastung sehr zunimmt, wenn dann dazu noch ein sehr schlechtes Arbeitsklima in dem Sinne herrscht, dass der Arbeitnehmer nicht gewertschätzt wird, das sind dann Depressionen, die eben ausgelöst worden sind durch eine solche Arbeitsüberlastung.

Sind Mütter besonders gefährdet?

Bei Frauen ist es doch so, dass sie eine Doppelt- oder gar Dreifachbelastung haben. Also Kindererziehung, Kinder-Care, sich um die Kinder zu kümmern, wird immer noch auch im noch so aufgeklärten 21. Jahrhundert in Deutschland doch noch mehr mit der Mutter assoziiert als mit dem Vater.

Und wenn dann eben die Mutter aber auch einen anspruchsvollen Beruf hat, der viel Zeit und viel Energie braucht, dann vielleicht zwei kleine Kinder hat, vielleicht auch noch einen anspruchsvollen Mann, das habe ich auch noch erlebt, so der Mann, der dann irgendwie sagt: „Also jetzt müssen wir aber heute Abend hierhin gehen, heute Abend dahin, das ist wichtig für mein berufliches Fortkommen, richte dich mal her.“, dann kann es schon mal zu viel werden, wenn überhaupt nicht mehr das Füllhorn aufgefüllt wird, aus dem ständig herausgegeben wird. Wir nennen das ‚wenn die Ressourcen nicht mehr ausreichen‘.

Wann sollte man sich Sorgen machen, dass eventuell eine Depression losgehen könnte?

Also die ersten Warnsymptome oder Beschwerden, wo man mal hellhörig werden und sich dann um sich selbst kümmern sollte, sind, wenn man über mehrere Nächte hinweg nicht erholsam schläft, wenn man morgens früher aufwacht und wenn man sich am Wochenende oder in einer Zeit, wo man vielleicht nicht so viel zu tun hat, nicht mehr erholen kann. Das sind immer Warnsymptome. Bei Frauen kommen dann noch Menstruationsunregelmäßigkeiten dazu.

„Stell‘ dich nicht so an“ und „Mach‘ mal Wellness“ sind nicht hilfreich!

Was tue ich denn dann? Weil es ist ja schwierig, man ist ja auch in so einem Trott drin und man denkt dann „andere schaffen es doch auch, wieso soll ich das denn nicht schaffen? Ich habe doch bisher immer alles geschafft“.
„Stell‘ dich nicht so an“, hört man manchmal sogar von den guten und liebenden Freunden und Freundinnen. Oder aber: „Dann mache doch halt mal Urlaub, gehe doch mal in ein Wellness-Wochenende oder so.“ Nur wenn die Leute dann in ein Wellness-Wochenende gehen oder in Urlaub, dann können sie sich nicht erholen. Dann fühlen sie sich noch schlechter eigentlich, wenn sie zurückkommen, weil es ihnen ja noch nicht mal gelingt, den Anforderungen nach Wellness, Entspannung usw. nachzukommen, die die Umgebung an sie gerichtet hat. Das ist dann wie so eine Aufgabe, die sie auch noch bewältigen müssen ‚ich muss mich ja erholen können und ich kann das nicht, was ist falsch mit mir?“.

Jemand der zuhört und sich um den Gang zum Psychiater kümmert

Im günstigsten Fall ist das natürlich der Lebenspartner, also der Ehemann oder die Ehefrau, aber manchmal ist tatsächlich die beste Freundin besser in dem Fall. Dass man sagt: „Hör mal, ich schlafe seit 14 Tagen oder drei Wochen nur noch ganz schlecht. Ich wache morgens zerschlagen auf, liege oft im Bett, denke mir, das kann so nicht weitergehen. Ich fühle mich völlig überfordert, reagiere sehr gereizt, wenn die Kinder irgendwas von mir wollen oder die toben oder räumen nicht sofort auf, wenn ich ihnen sage, sie sollen ihr Zimmer aufräumen oder solche Sachen. Ich habe das Gefühl, ich kann nicht mehr weiter, was soll ich tun?“.

Manchmal hilft es schon, würde man sich erhoffen, dass man von dieser Vertrauensperson dann zumindest mal den Ratschlag bekommt, dass man sich im besten Fall in so einem Fall einem Psychiater mal anvertraut. Der dann entscheiden sollte mit dem Patienten zusammen, wie schwer ist das, was kann man machen? Reicht möglicherweise eine kurzfristige Intervention im Rahmen einer Psychotherapie dann kurzfristig? Wobei immer dann – und da ist ja meistens so, dass Schlafstörungen im Vordergrund stehen – sollte man schon auch ein schlafanstoßendes, in niedriger Dosierung auch ein Antidepressivum anbieten.

Keine Angst vor Antidepressiva

Ich möchte wirklich jedem versichern, dass Antidepressiva weder abhängig machen noch die Persönlichkeit verändern. Das sind die wichtigsten Ängste, die die Menschen haben, die sozusagen gegen Antidepressiva sind. Antidepressiva sind, wenn sie von einem kundigen Arzt eingesetzt werden, immer natürlich in Absprache und im Dialog mit dem Patienten, ein Segen. Warum? Weil diese Schlafstörungen müssen möglichst rasch behoben werden. Und es gibt Antidepressiva, die sind, wenn Sie so wollen, als unerwünschte Nebenwirkung müde machend, schlafanstoßend, ohne dass sie aber abhängig machen. Und dann gibt man die abends. Dann ist der Patient wenigstens mal in der Lage, wieder zu schlafen, fühlt sich gleich schon deutlich besser, hat mehr Energie. Die modernen Antidepressiva sind alle wirklich gut verträglich, sie verändern nicht die Persönlichkeit und – das ist der große Vorteil – sie wirken deutlich rascher als eine Psychotherapie.

Wie sollte ein depressives Elternteil mit seinen Kindern umgehen?

Kindergartenkinder: Denen sollte nicht groß etwas erklärt werden. Sondern da sollte man sagen: „Die Mama muss sich im Moment viel ausruhen, weil sie so viel Arbeit hatte.“ Dann sollte man versuchen, die Zeit, die man mit dem Kind dann alleine ist oder wo das Kind zu Hause ist, ja eigentlich möglichst zu verkürzen. Das heißt wenn das Kind noch nicht den ganzen Tag in der KiTa ist, dann gucken, ob es nicht länger in der KiTa bleiben kann. Aber wenn das Kind zu Hause ist, dann sollte man möglichst auch mit dem Kind zusammen sein und einen ganz einfachen, ja, so einen ritualisierten Nachmittag und Abend dann verbringen. Also dass man immer zu einer bestimmten Zeit isst, was man ja sowieso machen soll. Dann geht es in die Badewanne oder unter die Dusche, dann werden die Zähne geputzt, dann wird noch was vorgelesen. Das sollte man dann schon so machen. Aber das Kind dann auch ins Bett bringen, je nach Alter.

Routinen entwickeln und ihnen folgen

Also nichts extra planen, also bloß nicht jetzt dann plötzlich die große Übernacht-Party planen oder aus lauter schlechtem Gewissen ‚ich muss dem Kind doch was bieten, ich bin ja gar keine Mutter mehr, mit der es Spaß macht, zusammen zu sein‘. Das nicht, sondern das sollte man sich unbedingt verkneifen, sondern lieber so auf Autopilot etwas Ritualisiertes machen. Das ist wirklich wichtig.

Einfach lernen und sagen: „Depression ist heilbar“ – selbst wenn man nicht daran glaubt

Grundschulkinder: Wenn die Kinder älter sind, also vielleicht so ab Alter acht, zehn, zwölf, dann kann man schon den Kindern erklären, dass die Mama oder der Papa krank ist, dass sie Schonung brauchen. „Du weißt doch, wie das ist, weißt du noch, wie du da die Erkältung hattest. Da hattest du doch Fieber und dann war es dir doch ganz unwohl und da hat dir der Kopf wehgetan. Und da wolltest du dich doch nur noch im Bett verkriechen. Und so ist das im Moment auch, aber die Mama oder der Papa wird wieder gesund. Aber jetzt braucht es erst mal eine Zeit, bis diese Krankheit überwunden ist.“ Kinder fragen dann auch: „Mama, wo tut es denn weh?“ und dann sagt man: „Irgendwie so am Herzen und im Kopf.“ Das verstehen Kinder schon. Kinder haben ja Verlustängste, die haben ja Angst um ihre Mama oder ihren Papa, wenn die krank sind oder wenn die gar ins Krankenhaus müssen. Aber dann muss man ihm sagen, das wird auch wieder gut. Auch wenn man es selbst in dem Moment nicht glaubt. Viele, die schwer depressiv sind, können sich das gar nicht vorstellen, dass sie mal wieder ganz normal werden. Aber das werden sie, jede Depression ist behandelbar.

Schuldgefühle bei Kindern unbedingt vermeiden: „Du bist nicht Schuld“

Ältere Kinder: Man kann den älteren Kindern schon erklären, was eine Depression ist, dass das eine Erkrankung ist, die dazu führt, dass man müde, lustlos ist, viel traurig ist, auch viel weinen muss. Dass das eine Erkrankung ist, die aber auch wieder vorübergeht. Das ist immer ganz wichtig, dass man das allen Kindern sagt. Und was ganz wichtig ist, gerade den Älteren, dass sie nicht schuld daran sind. Weil Kinder nehmen ja ganz viel auch auf, zum Beispiel wenn Eltern sich streiten oder so oder gar sich scheiden lassen. Das weiß man ja, dass sich ältere Kinder oft dann schuldig fühlen für dieses Versagen. Und man muss den Kindern erklären, dass das sozusagen von innen kommt, diese Depression, dass es nichts mit ihnen zu tun hat. Dass das nichts damit zu tun hat, dass sie böse waren oder dass sie ihr Zimmer nicht aufgeräumt haben. Solche Sachen kommen dann: „Ich habe dich belogen oder ich war in der Schule nicht gut genug und jetzt ist die Mama depressiv.“ Das muss man wirklich aktiv sagen, dass sie nicht schuld sind.

Für alle Kinder auswendig lernen und einfach wie ein Mantra wiederholen:
„Ich bin für dich da, du bist nicht schuld und es wird vorübergehen.“

Es gibt viele Untersuchungen dazu, was denn mit Kindern passiert in verschiedenen Altersgruppen, wenn die Mutter oder der Vater depressiv ist oder eine Depression hat, immer wieder Depressionen hat. Was ist dann mit diesen Kindern? Und da kommt es eben ganz wesentlich darauf an, wie man das mit Kindern bespricht und dass man immer wieder den Kindern versichert: „Ich bin für dich da, du bist nicht schuld und es wird vorübergehen.“ Das kann ich gar nicht oft genug sagen, wie wichtig das ist. Ansonsten wenn das eben nicht passiert, dann kann es sein, dass Kinder selbst so eine depressive Reaktion entwickeln. Das zeigt sich bei Kindern in aller Regel mit körperlichen Beschwerden, das sind dann die Kinder, die morgens klagen, sie haben Bauchschmerzen oder sie haben Kopfschmerzen, sie wollen nicht in die Schule gehen. Das ist ja immer ein Zeichen, wenn Kinder das klagen, ohne dass tatsächlich ersichtlich jetzt irgendwas vorliegt. Das ist immer ein Zeichen dafür, dass es Kindern nicht gut geht. Depression in dem Sinne ist natürlich nicht ansteckend, aber was vielmehr bei Kindern vorherrscht, ist dann so eine Angst, dass dieses heile Gebäude der Familie, was es hoffentlich darstellt, zerbricht. Da haben Kinder halt sehr viel Angst davor. Kinder brauchen, um sich wohlzufühlen, eine klare Struktur, klare Regeln, klare Ansagen, viel empathisches Miteinander, dass man miteinander spielt, sich austauscht, kuschelt, vorliest. Aber immer in klaren Strukturen. Und wenn diese klaren Strukturen irgendwie verwaschen werden oder sich verbiegen, dann macht das Kindern Angst und das ist so etwas, wenn die Mutter nicht funktioniert.

Gibt es Hilfsangebote speziell für Eltern?

Wir haben zum Beispiel im Jahre 2012 eine Mutter-Kind-Station eingerichtet. Wir haben eine Mutter-Kind-Station, wo wir acht Mütter mit ihren Kindern aufnehmen, die aber nicht älter als drei Jahre sein dürfen. Das sind nicht alles depressive Mütter, aber in der Hauptsache. Es sind psychisch kranke Mütter, die meisten haben tatsächlich eine Depression, einige davon das, was man Postpartum Depression nennt, also eine Depression nach der Entbindung. Heultage sind eigentlich ganz normal und das geht vorüber und das ist kein Grund, irgendwie beunruhigt zu sein. Aber es gibt eben auch diese postnatale Depression, wo die Mütter dann wirklich eine schwere Depression haben. Das sind häufig Mütter, die auch schon vor der Schwangerschaft Depressionen hatten. Und die nehmen wir dann auf mit den Kindern, weil wir wollen, dass die Interaktion zwischen Mutter und Kind gestärkt wird. Wir kümmern uns auch um die Stimulation, um die Betreuung der Kinder, dass sie möglichst keinen Schaden eben nehmen.

Ich kenne keine Einrichtung, wo sowohl ein depressives Elternteil plus ein depressives Kind gleichzeitig behandelt werden. Das ist mir nicht bekannt. Eine sozusagen Pro-Behandlung kenne ich nicht, macht auch, finde ich, wenig Sinn. Ich finde das gut, wenn sowohl ein depressives Elternteil oder ein depressives Kind dann auch aus diesem Familienverbund für eine gewisse Zeit der Therapie – ob das jetzt eine ambulante Therapie ist, wo man ein paar Mal in der Woche dann irgendwo hingeht, ob das eine tagesklinische Behandlung ist – aber auf jeden Fall mal in einem therapeutischen Setting ohne den Familienanhang behandelt wird.

Wie kann man für eine psychisch gesunde Familie sorgen?

Also eine psychisch gesunde Familie und Kinder kann man dadurch versuchen zu erreichen, dass man den Kindern Selbstwertgefühl ermöglicht, das heißt dass man sie tatsächlich lobt, dass man ihr Selbstbewusstsein stärkt. So dass man ihnen auch beibringt, mal nein sagen zu dürfen, also nein zu sagen. Und für Erwachsene ist es eben so ganz wichtig, dass man trotz harter Arbeit, trotz großer Beanspruchung immer wieder ganz bewusst Inseln wählt, wo man aus seinen Ressourcen schöpft. Ob das ein Hobby ist, ob das eine gänzlich andere Beschäftigung ist als man es im Beruf tut und durchaus auch für sich alleine oder aber mit einem Freund, einer Freundin, man muss Zeit für sich selbst finden, etwas tun, was einem Freude bereitet oder auch körperliche Betätigung. Also alles, was einem auch selbst Freude macht.

Man muss nicht ständig als Familie zusammen glucken und sich kuscheln und warm halten, das ist auch Quatsch. Auch wir als Erwachsene brauchen auch Zeit für uns selbst, wo wir mal genau das tun, was wir tun wollen. Und wenn es einfach nur auf dem Sofa abhängen ist und sich eine Serie angucken oder ein Buch lesen oder was weiß ich, in irgendeiner Zeitschrift blättern. Man muss einen gesunden Egoismus haben, denn wenn wir nicht als Erwachsene, als Mütter oder Väter unsere seelische Kraft erhalten, indem wir die auch unterstützen, dann brechen wir ja irgendwann zusammen, das ist doch ganz klar.

Vielen herzlichen Dank, liebe Frau Prof. Heuser, für dieses Interview!

Ich muss euch aber auch noch etwas verraten: Prof. Heuser ist auch eine starke Persönlichkeit, die mit viel Empathie, Humor und Power die Klinik leitet und ein Role-Model für Frauen ist. Ich habe nochh einige Filmschnipsel, die ich euch ein anderes Mal präsentieren werde…

Jetzt ging es darum, ein grundlegendes Verständnis zu diesem Thema zu schaffen. Ihr könnt dazu mit beitragen, wenn ihr diesen Blogpost und das Video teilt!

Lieben Dank und liebe Grüße,

Eure Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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9 Kommentare

Natalia
Antworten 17. März 2017

Was für ein fantastisches Interview! Vielen Dank dafür! Bin selbst betroffen gewesen. Meine kleine Insel ist das Bloggen geworden. Ich habe dadurch wieder gelernt meine Gehirn zu benutzen. Vorher bestand mein Leben nur aus Kindern und Haushalt, dadurch steckte ich in einer Krise durch Überbelastung und einer Aufgabe, die mich überhaupt nicht erfüllen konnte.

    beabeste
    Antworten 18. März 2017

    Liebe Natalia, danke dir! Du darfst gern einen Link hier hinterlassen, damit wir auch deinen Blog kennenlernen. Liebe Grüße, Béa

Sonja
Antworten 19. März 2017

Es ist so verdammt schwierig sich selbst einzugestehen, dass man eine Depression hat. Vorallem wenn man perfektionistisch ist.
Ich habe 3 Kinder, bin selbsständig und habe einen viel zu hohen Selbstanspruch. Zusammen mit meiner Therapeutin arbeite ich jetzt daran, meine Inseln zu finden und mich selbst mit Nachsicht und Fürsorge zu behandeln.
LG Sonja

Rike
Antworten 19. März 2017

Vielen Dank für dieses tolle Interview!!!

Katharina (Mama hat jetzt keine Zeit)
Antworten 20. März 2017

Ich kann wirklich nur empfehlen, nicht allzu lange zu warten in der Hoffnung, dass "es" vorbeigeht - das tut "es" nämlich nie -, sondern möglichst schnell zu handeln, sich Medikamente verschreiben zu lassen und dann mit Hilfe sein Leben aufzuräumen. Jede Minute mit dem schwarzen Hund ist eine verschweendete Minute!
In der Schweiz übernimmt übrigens die Grundversicherung die psychiatrische Behandlung (ich sage das extra für den Fall, dass jemand sich vor den Kosten fürchtet).

Arlette
Antworten 30. Juni 2017

Danke für dieses tolle Interview, ich finde es sehr ermutigend. Ich lebe seit über 16 Jahren mit wiederkehrenden Depressionen, und ich finde den Umgang damit - gerade, wenn dann Familie dazukommt - immernoch und immer wieder eine Riesenherausforderung.

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