Unerfüllter Kinderwunsch – Erfahrungen gesucht! Welcher Austausch tut gut?


„Ein Thema aber beschäftigt mich inzwischen sehr, eben weil es mich persönlich betrifft und ich wünsche mir, dass es auch mal bei euch eine Rolle spielen würde: Unerfüllter Kinderwunsch.“

…schreibt uns eine Leserin, die lieber anonym bleibt. Und sie braucht euch! Das ist ihre Situation in Sache „unerfüllter Kinderwunsch“:

Seit Jahren versuchen mein Partner und ich ein Kind zu bekommen, aber es klappt einfach nicht.

Im meinem individuellen Fall wirkt sich das möglicherweise irgendwann auch auf mein Berufsleben aus. Noch sind wir nicht am Ende unseres Weges, aber wenn es kommt, weiß ich nicht, ob ich noch in der Lage sein werde, jeden Tag mit aller Liebe für die Kinder anderer Menschen da zu sein, wenn ich doch weiß, dass ich selbst nie welche bekommen werde.

Ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt und es gibt unendlich viele Paare, denen es so geht (ganz zu schweigen von den Frauen und Männern, die sich von Herzen Kinder wünschen ohne einen passenden Partner dazu zu haben). Im Netz finden sich viele Foren für den Austausch der Betroffenen. Wenn man sich darin einliest, bekommt man das Gefühl, dass sich dort eine eigene Sprache entwickelt hat. Alles ist voller Abkürzungen. Da ist die Rede von OAT, ART, IUI, IVF, ICSI, PICSI, TESE, … Man liest von Killerzellen, Genfehlern und verschiedensten Syndromen, von denen man noch nie etwas gehört hat. Es gibt diverse (schöne und abstoßende) Bezeichnungen für Menstruation und natürlich die fürchterliche Abkürzung SS für „Schwangerschaft“, häufig auch für „schwanger“ verwendet, ein Wort das nicht mal zwei „S“ hat. Wer Wert auf Ausdruck oder Schönheit von Sprache legt, rastet dort regelmäßig aus, aber das nur am Rande.

Viele Paare begeben sich über Jahre, manche sogar Jahrzehnte lang in Behandlung und sammeln so viele Erfahrungen. Dadurch bekommt man das Gefühl, jeder in diesen Communities hält sich für einen Experten. Sobald jemand ein Problem schildert, werden diverse Vitamine, Mineralien, Globuli, Salze, Kräuter oder sonstige Pimp-Mittelchen empfohlen oder natürlich alternative Behandlungsmethoden.

Als wäre die eine Behandlung in der einen Praxis noch nicht anstrengend und nervenaufreibend genug…

Auf der anderen Seite ist es manchmal erschreckend, wie wenig Frauen über ihren eigenen Zyklus und die Entstehung neuen Lebens überhaupt wissen, selbst nach jahrelanger Behandlung. Schnell wird offensichtlich, dass es einen großen Rede- und Austauschbedarf zu dem Thema gibt. Es gibt spezielle Kinderwuschpraxen, die auf das Thema spezialisiert sind und Informations- und Aufklärungsarbeit leisten. Sie beraten Paare je nach ihrer individuellen Diagnose und begleiten sie durch diese schwere und manchmal leider auch sehr lange und häufig trotzdem nicht erfolgreiche Zeit des Kinderwunschs. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut, aber ich glaube, alles in allem manchen die Ärztinnen und Ärzte dort gute Jobs. Dennoch bleibt der Wunsch nach Austausch.

Und da kommt ihr ins Spiel!

Das Thema Kinderwunsch und Probleme beim Schwangerwerden ist ein Tabu-Thema. So viele sind betroffen und man weiß es nicht voneinander. Von den Sorgen und Problemen beim Kinderwunsch meiner eigenen Schwester erfuhr ich erst, als sie endlich schwanger geworden war. Ist das nicht unglaublich traurig? Wir hätten uns so gut über dieses Thema unterhalten und uns gegenseitig trösten können, wenn wir es nur voneinander gewusst hätten.

Es ist ein schambehaftetes Thema.

Man bekommt das Gefühl, versagt zu haben, wenn alle um einen herum in der Lebensphase Familie ankommen und man selbst es einfach nicht hinbekommt. (Besonders toll sind dann die, bei denen es gleich beim ersten Versuch klappt und das dann überall rum erzählen und nie auf den Gedanken kommen würden, dass es anderen nicht so geht und sie das verletzen könnte.)

Je nachdem wie das Verhältnis zum Chef oder den Kollegen ist, wird das Thema Familienplanung bei der Arbeit ohnehin besser verschwiegen, dabei beschäftigt es Betroffene über Jahre und hat Auswirkungen auf denen psychische Gesundheit und auf ihre Leistungsfähigkeit. Durch das Schweigen-Müssen wird das nur noch verstärkt.

Ich weiß nicht, wie man das verändern könnte. Aber vielleicht fängt es beim Aufmerksam auf dieses Thema machen schon an. Und das gerade auch bei diesen Paaren (oder auch Alleinerziehenden), die keine Probleme bei der Familienplanung hatten und bisher davon ausgegangen sind, dass ihre kinderlosen Freunde und Bekannten eben das aus Überzeugung wären…

Das schreibt uns unsere Leserin, und ich muss sagen, das bewegt mich sehr tief… Ich, Béa, habe euch an anderer Stelle erzählt, dass meine Mutter sich eigentlich ganz viele Kinder gewünscht hat und nur ich im zehnten Anlauf dabei entstand… und dann auch noch als Frühchen startete. Ich habe im Freundeskreis auch mitbekommen, was sich alles verändert, wenn ein Paar länger vergeblich auf ein Kind wartet… oder was für Strapazen eine hormonelle Behandlung mit sich bringt!

Was meint ihr dazu? Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema unerfüllter Kinderwunsch gemacht?

Meldet euch in den Kommentaren oder schickt uns, wenn ihr auch anonym bleiben wollt, eine PN über den Messenger: https://m.me/tollabea
(übrigens, dann fragt euch das Ding, ob ihr News von uns erhalten wollt…
Ein „Ja, geht klar, würde uns freuen!)

Liebe Grüße,

Béa

Photo by Colin Maynard on Unsplash

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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3 Kommentare

Laura
Antworten 21. Dezember 2019

Hallo, schlimm sind die Fragen "langsam wirds bei euch auch Zeit, wie schauts bei euch aus, usw."
Aber dass allerschlimmste ist das Unverständnis.
Eine sehr gute Freundin hat mir sogar unterstellt ihr das Schwangersein nicht zu gönnen, nur weil ich mich aus Schmerz zurückgezogen habe.

    Nicole
    Antworten 10. Februar 2021

    Unser Freundeskreis hat sehr offen über Probleme beim Schwanger werden und auch Fehlgeburten gesprochen. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar. Leider zeigt meine Familie da viel weniger Empathie. Jeder Familienbesuch verkommt zum Spießrutenlauf von "Ihr wollt doch Kinder?" und "Ihr müsst euch beeilen, ich sterbe bald und will eure Kinder ja noch sehen!" bishin zu Bauchtätschlern "Ist endlich was drinnen?" und "Soll ich nachhelfen?"-Witzchen, die nicht lustig sind.

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