Warum ist uns der Schlaf so unwichtig? – Kennt ihr schon die Revenge Bedtime Prokrastination?


Jeder Mensch muss schlafen, aber die meisten tun es nicht genug. Warum das so ist und vor allem, was die Ursache dafür ist, dass wir ihn als nicht wichtig genug erachten, lässt sich mit einem Phänomen erklären, das sich „Revenge Bedtime Procrastination“ nennt.

Hand aufs Herz wie lange schlaft ihr in der Nacht? Acht Stunden, wie es generell empfohlen wird? Oder doch nur sechs? Oder fünf? Splittet ihr eure Schlafentszeit, indem ihr mittags ein kleines Nickerchen macht und dafür nachts länger wach bleibt?

All jenen, die tatsächlich auf acht Stunden oder noch länger in der Nacht kommen, kann ich nur gratulieren. Es ist nämlich nicht die Regel. Tatsächlich schlafen die meisten weitaus weniger und das kann die verschiedensten Gründe haben.

Revenge Bedtime Prokrastination

Aber zunächst möchte ich euch den Begriff näher erläutern. Revenge Bedtime Prokrastination ist noch kein wissenschaftlicher Begriff, sondern vom Taiwanesischen 報復性熬夜 der Journalistin Daphne K. Lee ins Leben gerufen.  Das Phänomen betrifft Menschen, die einen sehr langen und straffen Tagesplan haben. Das können Eltern mit Kindern sein, Arbeitende in ihren Jobs, aber auch Studierende oder Schüler*innen, die den ganzen Tag büffeln. Der Tag ist lang, und als es Zeit wird, ins Bett zu gehen, tun sie es nicht. Stattdessen schmeißen sie eine Serie an, lesen noch ein paar Seiten in einem Buch oder scrollen durch Facebook und Instagram. Tätigkeiten, die eigentlich unwichtig sind, aber in dem Moment wichtiger als Schlaf. Der Schlaf selbst wird gewissermaßen prokrastiniert. Daher der Begriff.

Ich selbst musste mir an die eigene Nase fassen, als ich davon las. Egal, wie lange ich den Tag über arbeite, am Ende des Tages kann ich mich nicht einfach ins Bett fallen lassen. Zum Einen liegt es an der Routine. Ich bin es gewohnt, abends noch eine Folge einer Serie zu gucken und danach noch eine halbe Stunde zu lesen. Aber zum Anderen liegt es auch daran, dass ich vom Tag „abschalten“ will. Einfach nur die Füße hochlegen und mich von sinnlosen Medien berieseln lassen. Vielleicht will ich mir dabei aber auch einfach nur etwas Gutes tun. Etwas für mich, wo ich doch den Tag über quasi „fremdgesteuert“ war und Dinge tun „musste“. Aber eigentlich spielt der Grund keine Rolle, denn Fakt ist, dass das Prokrastinieren von Schlaf sehr gefährlich sein kann.

Gefahren bei der Revenge Bedtime Prokrastination

Schlafmangel

Der erste Punkt liegt klar auf der Hand. Länger wach = weniger Schlaf. Das Ergebnis: Schlafmangel. Ich könnte jetzt Bücher damit füllen, wie verheerend Schlafmangel für den Körper und die Psyche ist. Und ich rede nicht von Augenringen und schlechter Laune. Hier mal ein paar Beispiele:

Verdauungsprobleme

Ich weiß nicht, ob ihr das Problem kennt, aber ich habe generell einen sehr sensiblen Magen. Schlafe ich zu wenig, wache ich am nächsten Tag mit Bauchschmerzen und Sodbrennen auf. Ich habe mich lange gefragt, woran das liegt, bis ich erfahren habe, dass der Schlafmangel unter anderem auch bei denen, die ohnehin unter einem sauren Reflux leiden, die Symptome verschlimmert.

Es ist außerdem so, dass unser Darm unser zweites Gehirn ist. Der Schlafzyklus wird in der Darmflora über die Darm-Hirn-Achse reguliert. Leidet der Schlaf, leidet der Darm.

Heißhunger

Auch diese Gleichung ist völlig logisch. Der Körper braucht immer Energie – auch zum Schlafen. Fehlt ihm der Schlaf, dürstet es ihn nach mehr Energie. Und die schnellste Energie kriegt man bekanntlich durch Zucker – es wird also schneller zu Snacks und zu Süßem gegriffen.

Auch der Leptinspiegel, der für das Sättigungsgefühl zuständig ist, wird dadurch gesenkt. Dies kann dazu führen, dass der Körper sich nie wirklich „satt“ anfühlt. Um das wieder zurückzuerlangen braucht es sehr viel Arbeit – und vor allem Schlaf !

Konzentrationsstörungen

Das Gehirn kann nicht immer nur aufnehmen und aufnehmen. Für den Speicherprozess braucht es auch Pausen, zum Beispiel den Schlaf. Fehlt uns dieser, kommt das Gehirn gar nicht mehr mit der Reizüberflutung an Informationen hinterher. Jemand der müde ist, kann gar nicht so viel aufnehmen, wie jemand, der gut ausgeschlafen und erholt ist.

Burnout

Wenn wir schon nicht im Schlaf Ruhe finden, wann dann? Die Antwort? Gar nicht. Wir können nicht ewig wie Maschinen funktionieren, immer nur „sein“ und nie „ruhen“. Es ist eigentlich ganz logisch: Wird etwas ohne Pause beansprucht, geht es irgendwann kaputt. Burnouts entstehen schleichend, aber wenn sie da sind, crasht das Kartenhaus, das sich Leben nennt, mit einem Schlag zusammen. Soweit muss es aber nicht kommen, vorausgesetzt man fällt nicht in die ewige Arbeitsspirale und gönnt sich Pausen. Und Schlaf.

Ich mache an dieser Stelle mal einen Punkt und gehe über zu den Präventionsmöglichkeiten.

Schlaf muss die erste Priorität sein!

Genauso wichtig wie euch die Arbeit, die Erziehung oder ein Hobby ist, muss es auch der Schlaf sein. Ihr sagt schließlich auch nicht die Arbeit ab, um noch das Serienfinale zu gucken. Nein, das könnt ihr ein anderes mal nachholen, aber euren Schlaf könnt ihr nicht nachholen. Euer Schlaf muss Priorität haben.

Aber natürlich ist es gar nicht so leicht, die Gewohnheit zu durchbrechen. Es erfordert aktive Arbeit, denn der Wille allein reicht nicht. Mein Tipp wäre, das Handy in der Nacht auszuschalten oder zumindest in den Flugmodus zu stellen, damit euch keine neuen Nachrichten mehr erreichen. Vielleicht könnt ihr in euerem Handy auch eine App installieren, die euch ab einer bestimmten Uhrzeit „verbietet“, nicht mehr auf Social Media Portale zugreifen zu können. Klingt zwar drastisch, aber ich habe schon von vielen gehört, dass es funktioniert.

Ansonsten freue ich mich über weitere Tipps von euch. Und hiermit schließe ich mit einem letzten Appell:

Nehmt den Schlaf ernst! <3

Schafft ihr das?

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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2 Kommentare

Wenjuckts
Antworten 24. Januar 2021

Tja, könne auch ne leichte Depression durch den Altag sein wodurch man dann halt nicht wirklich bock hat auf den nächsten Tag.

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