Warum Kinder, die zur Selbständigkeit erzogen werden, erfolgreich im Leben sind


Ich bin neulich über eine Studie gestolpert, die besagte, dass Kinder, die zur Selbständigkeit erzogen werden, erfolgreicher im Leben sind als die, denen die Eltern alles zu leicht gemacht haben. Spontaner Gedanke: Möchten nicht alle Eltern eigentlich ihre Kinder zur Selbständigkeit erziehen?

Dann fiel mir ein, dass wir schon mal hier eine Community-Frage hatten, in der es um die Lebensfähigkeit und Selbständigkeit der heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ging. Also um MEINE Generation (mehr oder weniger!).

Und so habe ich mir im Rückblick auf meine eigene Kindheit Gedanken gemacht, was es bedeutet, zur Selbständigkeit erzogen worden zu sein:

Ich bin selbstständig erzogen, aber ob ich wirklich „erfolgreich“ bin, kann ich so subjektiv nicht wirklich einschätzen. Ich bin kein Genie, dass in einer protzigen Großkanzlei arbeitet und demnächst Partner wird, aber ich weiß, dass es mir sehr viele Vorteile gebracht hat, selbstständig zu sein und Aufgaben zu erledigen.

Meine Mutter war alleinerziehend, hatte einen Vollzeitjob und musste sich um meine Schwester und mich kümmern. Sie war im Vergleich zu anderen arabischen Müttern, die ich kenne, eher weniger konventionell, d.h. sie räumte uns nichts hinterher, bereitete nicht jeden Tag ein aufwändiges Gericht zu und erzog uns zur Selbstständigkeit. Was ich damals als äußerst lästig und vor allem unfair empfand (bei meiner Cousine war das nämlich ganz anders), finde ich heute total super!

Eine Studie sagt: Lasst die Kinder lästige Aufgaben erledigen, damit sie später erfolgreich im Beruf werden!

Eine Harvard Grant Studie sagt aus, dass nach der Liebe das wichtigste im Leben die Arbeitsethik ist. Diese wird bei jüngeren Generationen immer seltener gefunden und soll bei jüngeren Menschen fruchten, in dem sie schon von früh an lästige Aufgaben erledigen. Dies soll dazu führen, dass sie beruflich erfolgreicher werden, als andere.

Vor allem aber soll es zeigen, dass die Hausarbeit, wie das Müll wegbringen, so lästig es auch ist, trotzdem erledigt werden muss. Ohne würde man in einem Berg von Müll untergehen und gar nicht überleben können.

Die Arbeit der Eltern wird trotzdem nicht erleichtert. 

Die Studie weist allerdings darauf hin, dass Kinder, die daran gewöhnt sind, sich mit lästiger Arbeit zu beschäftigen, den Eltern trotzdem keine Aufgaben entlasten. Sie begründen es damit, dass Kindern immer alles zehn Mal gesagt werden muss, ehe sie überhaupt reagieren und nach etlichem Protest doch überwinden. Auch das „Putzen“ eines Kindes lässt sich wohl nicht mit den allgemeinen Hygienevorkehrungen vergleichen.

Ich würde allerdings hier den Unterschied zwischen kleinen und großen Kindern sehen. Beispielsweise haben meine Schwester und ich meiner Mutter im Haushalt stark unter die Arme gegriffen, weil es zu dritt eben doch schneller geht, als allein. Und auch wurden wir mit einem Führerschein und konnten auch mal allein den großen Wocheneinkauf erledigen oder etwas abholen. Kleine Kinder sind dazu allein natürlich noch nicht in der Lage…

Meine Meinung? Lästige Aufgaben werden mit der Zeit nicht mehr lästig.

Ich kann euch sagen, dass es viele Dinge gibt, die ich aus meiner Perspektive nicht als lästig, sondern „normal“ empfinde. Dinge wie Wäsche waschen, Staubsaugen, die Küche putzen habe ich schon von klein auf gemacht, sodass es inzwischen ein automatisierter Prozess ist, an den ich mich gewöhnt habe. Als Kind fand ich das Ganze auch nur zum Teil öde, denn irgendwie war ich ein bisschen stolz darauf, dass ich wusste, wie ich eine Waschmaschine bediente und kleine Gerichte kochte.

Selbstständigkeit wird irgendwann ein Teil des Willens.

So im Nachhinein betrachtet fällt mir ein, dass ich schon seit meinem 17. Lebensjahr immer gearbeitet habe. Das Taschengeld reichte mir damals einfach nicht mehr, daher entschied ich die Sache selbst in die Hand zu nehmen und arbeiten zu gehen. Mit dem Arbeitswillen entstand auch der Wunsch nach Dingen, die ich ausgeben konnte – zum Beispiel Reisen! Und mit dem Reisen entstand die Leichtigkeit ohne die Hilfe meiner Mutter eine Reise buchen und vor allem, ohne sie verreisen zu können.

Es hat unsagbar viele Vorteile auf sich allein gestellt zu sein.

Mit dieser Einstellung sind „wir junge Menschen“ viel selbstständiger und unabhängiger als ohne. Und das sehe ich durchaus als „erfolgreicher“ an.

Was ist eure Meinung dazu? Seht ihr auch einen Vorteil darin Kindern lästige Arbeit aufzubrummen und sie mal allein machen zu lassen?

Liebe Grüße,

Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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4 Kommentare

Sandra Hannemann
Antworten 8. Februar 2019

Das ist schon lange mein Thema in der Elternarbeit. Und erst vor vier Wochen beim Elternabend der Neuner (Realschule), die NIX auf die Reihe bekommen. Denen man das Unterichtsmaterial hinterher tragen müsste. Und die Eltern jammern, glauben aber nicht an den Zusammenhang.
Stephen Biddulph hat in seinem tollen Buch "Das Geheimnis glücklicher Kinder" erklärt, wie wichtig es ist, sich durch Mitarbeit als Teil einer (familiären) Gemeinschaft zu fühlen.
Hoffentlich gibt es bei Tollabea bald noch mehr Beiträge dieser Art.

SilkeAusL
Antworten 9. Februar 2019

Hi Mounia, wenn Du in Deiner Familie den Vergleich hast mit Deiner Cousine, die nicht so selbständig erzogen wurde wie Du: wie lebt sie denn heute im Vergleich zu Dir? Ist sie weniger selbständig? Beruflich weniger erfolgreich?
Ich habe bei mir leider keinen Vergleich.

Gruß Silke

Ulrike
Antworten 9. Juli 2019

Das ist ein Thema, dass in meinem Freundes- und Familienkreis sehr of diskutiert wird. Ich bin mir nicht sicher, ob Erziehung zur Selbständigkeit mit Aufgabenerteilung einhergeht. Ich möchte, dass meine Kinder Selbstverantwortung lernen. Das bedeutet für mich: Sie sind verantwortlich für die Dinge, die sie selbst angehen (dies natürlich dem Alter entsprechend). Ich räume nicht ihr Zimmer auf und ihre Wäsche ein, ich erinnere sie nicht an ihre Hausaufgaben. Aber sie müssen mir auch nicht „helfen“ bei Dingen, die in meinen Aufgabenbereich fallen. Ich habe nicht selten erlebt, dass übermäßiges Helfen müssen im Kindes- und Jugendalter zu einer passiv-agressiven Verweigerungshaltung im Erwachsenenalter führte. nach dem Motto: „ Nun bin ich erwachsen, mir hat keiner mehr etwas zu sagen“. Ich weiß aber, dass Mounia diese extreme Form nicht gemeint hat.

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