Warum ist mir Selbstreflexion lernen wichtig?


„Kann man Selbstreflexion lernen?“ Falls ihr euch diese Frage stellt: Ja! Mit ein wenig Übung und Achtsamkeit.

Was ist denn eigentlich Selbstreflexion?

Wikipedia hat das zu bieten:

„Selbstreflexion bezeichnet die Tätigkeit, über sich selbst nachzudenken. Das bedeutet, sein Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren und zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden…“

Ich mag die Worte des Dalai Lama:

„Verbringe jeden Tag einige Zeit mit dir selbst. Unser Schlachtfeld liegt nicht außerhalb, sondern innerhalb von uns selbst.“

Warum Selbstreflexion wichtig für mich ist?

Bessere Selbstwahrnehmung! Was brauche ich gerade? Was fühle ich gerade? Wo liegen meine Muster und meine Prägungen? Woher kommen meine Vorurteile? Warum reagiere ich jetzt so? Habe ich das schon mal erlebt? Gab es eine bestimmte Situation, vielleicht in meiner Kindheit? Das eigene Denken und Handeln hinterfragen.

Selbstreflexion ist Empathie mit mir selbst, mich in mich einfühlen und vor allem die Verantwortung für mich selbst übernehmen können! Denn was ich fühle, liegt in mir. Dazu ist es wichtig, meine eigenen Emotionen auch wirklich wahrzunehmen. Eine große Portion Selbstbeobachtung bitte!

Die Ursache von starken Gefühlen, besonders in Konflikten, liegt in mir. Auch, wenn sich der Auslöser im Außen befindet. Wenn sich dann bestimmte Dinge wiederholen, starke Emotionen immer wieder auftauchen, ich immer aus den gleichen Mustern heraus reagiere – meine erhöhte Reizbarkeit – vielleicht sogar Beziehungen zu anderen Menschen oder mir selbst schadet: Besonders hier gehe ich in die Selbstreflexion!

Selbstreflexion ist ein wichtiger Teil meiner persönlichen Entwicklung und der Selbstfürsorge!

Viele von uns sind so geprägt: Situationen und Konflikte analysieren, die Schuld und die Verantwortung im Außen suchen.
Das Verhalten von anderen Menschen bewerten und interpretieren: Das ist nicht Selbstreflexion.
Das ist vor der Tür der anderen Menschen kehren und Richter spielen.

Selbstreflexion ist auch nicht, mal kurz über mich nachdenken und zack fertig.

Selbstreflexion ist ein Prozess und oft genug kann er schmerzhaft sein. Denn in der Selbstreflexion beleuchte ich vor allem auch meine Schattenseiten und mir die anzusehen, ist nicht immer besonders angenehm. Nicht umsonst haben wir Menschen Schutz- und Abwehrmechanismen entwickelt. Wenn ich mich allerdings weiterentwickeln möchte, dann schaue ich in diesen Spiegel. „Sei ehrlich mit dir selbst!“ lautet die Devise. Und das mit einer Portion Selbstmitgefühl.

Das bedeutet jetzt nicht, ich laufe den ganzen Tag nach innen gerichtet durch die Botanik und bekomme nix mehr mit.

Wenn starke Gefühle aufkommen, sich Dinge wiederholen, ich in Konflikten mit anderen Menschen bin: Dann ist es Zeit, mich auf meinen Hintern zu setzen und zu reflektieren.
Und mit Reflektieren meine ich nicht: Grübeln, mich geißeln und mit Selbstvorwürfen zu überschütten.
Selbstreflexion ist eher Neugier für mich und ich versuche mich dabei nicht zu verurteilen.

Bevor ich jetzt hier weiter die Theorie beschreibe, mal ein Beispiel von mir.

Eins, bei dem ich es besonders gemerkt habe, dass eine bessere Selbstreflexion sehr wichtig ist. In meiner Kindheit habe ich keine wertvolle Streitkultur kennengelernt. Die Angst vor Strafen saß tief und auch die Angst vor Liebesentzug. Also habe ich selbst als erwachsene Frau Konflikte gemieden, wie die Pest.

Am liebsten war mir Friede, Freude, Eierkuchen. Ich habe alles dafür getan, dass es nicht zu Streits kommt. Natürlich war mir irgendwo bewusst, dass ich hier verdränge und, dass mein Verhalten auch nicht zuträglich in zwischenmenschlichen Beziehungen ist. Und vor allem war es das nicht für mich selbst! Erst in der Therapie habe ich gelernt zu reflektieren und die Ursache gefunden. Seitdem arbeite ich an mir. Und ich habe gelernt, meine Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen und Grenzen zu setzen.

Wofür ist mir Selbstreflexion wichtig?  Auch dann, wenn ich andere Menschen unbewusst für etwas verantwortlich mache.

Kennt ihr vielleicht:

Du hast mich wütend gemacht!
Du hast mich provoziert! (ich fühle mich provoziert)
Du ignorierst mich! (oder ich fühle mich ignoriert)
Du bist Schuld!
Ich fühle mich unter Druck gesetzt!

Wenn ich also die Verantwortung für meine Gefühle auf andere schiebe. Hier ist es dringend notwendig, in mich zu schauen! Das war für mich ein Meilenstein für mein persönliches Wachstum.

Niemand kann machen, dass ich mich irgendwie fühle. Die Ursache liegt in mir. Und diese Ursache gilt es zu finden.

Wie gehe ich bei der Selbstreflexion vor?

Bei mir wurden die Anfänge in der Therapie gelegt, in einem geschützten Raum quasi: Denn meine stärksten Themen waren sehr schmerzhaft. Geholfen haben mir dabei geführte Meditationen, um Raum zu schaffen in meinem Kopf und um unterscheiden zu können: Was ist jetzt ein Gedanke, was ist jetzt ein Gefühl?

Die wichtigste Stütze für Selbstreflexion ist die Gewaltfreie Kommunikation für mich. Hier habe ich gelernt, meine Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen. Ich habe gelernt zu bemerken, wann ich bewerte und mir selbst klarer über mich zu werden und innere Erfahrungen ganz anders zu beleuchten.

Selbstreflexion ist  eines der wertvollsten Dinge, die ich in meinem Leben jemals gelernt habe. Diese Fähigkeit hat mich persönlich enorm weitergebracht und meine Beziehungen verbessert.

Wenn mich also jemand fragt, wie ich das denn mit der Selbstreflexion so mache? Mir sind diese Aspekte wichtig:

  • Ich habe meine Werte definiert. Und das klingt einfacher, als es ist!
  • Ich habe gelernt, meine Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen – durch Gewaltfreie Kommunikation.
  • Selbstkritik, ohne mich selbst zu geißeln: Hinterfragen meines Handelns und meiner Beweggründe.
  • Ich erkenne meine Muster und Prägungen und arbeite daran.
  • Nach einer schwierigen Situation nehme ich mir die Zeit, mein Verhalten und meine Worte nochmals zu reflektieren.
  • Ich kenne meine Schattenseiten.

 

Zurück zur Selbstreflexion als Großes Ganzes:

Gerade Themen, die in der Kindheit liegen, finden sich nicht über Nacht. Das sind Prozesse des Erkennens und mir hilft es auch manchmal mit anderen Menschen zu reflektieren. Béa und ich sind hier ein sehr eingespieltes (Dream)Team mittlerweile. Wir unterstützen uns gegenseitig im Reflexionsprozess.

Mittlerweile führe ich schon über einen längeren Zeitraum ein Reflexionstagebuch. Hier schreibe ich mir Punkte auf, mit denen ich mich später beschäftigen möchte. Und das in Ruhe ohne Zeitdruck. Eine gute Möglichkeit zur Selbstreflexion ist für mich auch ein langer Spaziergang im Wald. Frische Luft hilft mir für einen klaren Kopf. Die andere gute Nachricht dabei: Ich bekomme Bewegung!

Ich möchte euch noch diesen Podcast zum Thema ans Herz legen: Selbstreflexion – Fünf verbreitete Irrtümer

Irrtum Nummer 5 habe ich selbst schon häufig von anderen Menschen gehört: Selbstreflexion brauche nicht. Ich habe keine Probleme.
Hört gerne rein. Ich fand das sehr spannend und aufschlussreich. 🙂

„We don’t see things as they are, we see them as we are.”  Anaïs Nin

Selbstreflexion. Wir sehen nicht die Dinge, wie sie sind. Wir sehen sie so, wie wir sind. Anais Nin

mindfulsun

Frage an euch: Was versteht ihr für euch unter Selbstreflexion?

mindfulsun
About me

Mensch, Mama zweier Jungs, die versucht ihre Werte zu leben und die innere Balance zu halten. Ich schreibe über Achtsamkeit, vegane Ernährung, Nachhaltigkeit und verbindende Kommunikation von Herzen. Was ich mir wünsche? Einander mit mehr Mitgefühl und Empathie zu begegnen, überall auf der Welt.

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5 Kommentare

Marion
Antworten 25. April 2022

Vielen Dank für deinen Beitrag! Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel über das Selbstreflexionsmodell von Terry Borton gelesen: https://www.stageacademy.com/modelle-methoden-der-selbstreflexion/
Vielleicht sagt dir das ja auch was? In den letzten Wochen habe ich versucht, mein Handeln und Verhalten anhand dieser Schritte zu reflektieren und zu analysieren. Man muss allerdings wirklich zu 100 % ehrlich zu sich selbst sein, sonst hat das Ganze keinen Sinn.

    mindfulsun
    Antworten 25. April 2022

    Ja, das kenne ich. :) Und auch ja zu: 100 % ehrlich zu sich sein. Gerade wenn es schmerzhaft und unangenehm wird weiß ich, ich bin
    auf einem guten Weg. LG mindfulsun

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