Weniger fremdeln: Betreuung statt Fremdbetreuung. Sprache statt Fremdsprache.


Dieser Tweet hat mich daran erinnert, mal einen wichtigen Gedanken mit euch zu teilen, den ich schon seit langem mit mir trage!

Und hier ist er: Lasst uns von Anfang an weniger fremdeln! 

Lasst uns versuchen, zwei Begriffe unserer Sprache weniger zu gebrauchen:

Das erste ist FREMDBETREUUNG

Mit diesem Begriff im Kopf machen wir es uns selbst und den lieben Kleinen unnötig schwer. Wollen wir nicht lieber einfach nur von Betreuung reden? Wollen wir uns nicht lieber Kinderprofis in einer spannenden Umgebung voller Neuentdeckungen vorstellen? Wollen wir nicht daran denken, dass in kürzester Zeit unsere Lieblinge ganz vertraut sind mit den Menschen, denen wir sie anvertrauen? Dass sie an ihren Betreuungsorten (KiTa, Tagesmutter) Freunde finden – sogar fürs Leben? Dass sie sich dort wohl fühlen… zwar nicht genau so wie zu Hause – aber mindestens genau so gut?

Ich finde, es sollte wirklich jede Familie ganz für sich und ihre Kinder entscheiden, in wessen Obhut die Kinder sind. Und niemand sollte mit hochgezogenen Augenbrauen und Vorwurfston von „FREMDbetreuung“ (mit Betonung auf FREMD) Eltern ein schlechtes Gewissen machen, wenn ihre Sprösslinge von einer liebevollen Tagesmutter oder kompetenten Erziehungspersonal in einer wohl ausgesuchten Umgebung betreut werden.

Das andere ist FREMDSPRACHE

Können wir auch hier den Wortanfang „fremd“ weglassen? Kann nicht jede Sprache mit Übung auch in unseren Gehirnwindungen zu unserem Sprachschatz dazu gehören? Jedes Mal stutze ich, wenn es in Formularen heißt „Fremdsprachen“. Ich wollte schon mal eintragen: „So an die 3.000“. Das wären die, die mir wirklich gänzlich fremd sind. Rumänisch ist meine Muttersprache, Französisch meine Vatersprache. Deutsch und Englisch sind meine Sozialisierungssprachen, Italienisch ist meine Urlaubssprache und mit der komme ich auch mit dem spanischen Sprachraum auch ganz prima klar. Der Rest ist mir wirklich mehr oder weniger wirklich fremd. Aber warum muss Englisch für einen Neuntklässler, der es seit der zweiten Klasse im Stundenplan hat, noch als Fremdsprache gelten? Kann es nicht inzwischen sogar seine zweite Sprache sein?

Denkt darüber nach!

Übrigens, ich habe das auch noch als Video in Sache Fremdbetreuung für euch – und freue mich, wenn ihr das teilt!

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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9 Kommentare

Wiebke (Verflixter Alltag)
Antworten 30. September 2015

Na das passt ja zu meiner (noch) aktuellen Linkparty im September, welche das Thema Fremdbetreuung trägt. Ich mag das Wort auch nicht, Ich nutze es nur, weil es die verschiedenen Betreuungsformen zusammenfasst. Es stimmt, "fremd" sollte einem Kindergarten, Tagesmutter und Co. irgendwann nicht mehr sein, wenn das Kind jeden Tag dort hingeht ;-)
LG Wiebke

    beabeste
    Antworten 30. September 2015

    Freue mich auf den Blogpost, liebe Wiebke! Den verlinke ich dann auch gern... Liebe Grüße, Béa

    Olivia
    Antworten 8. März 2017

    Ja es ist richtig, dass man nicht mehr von Fremdbetreuung sprechen kann wenn das Kind den größten Teil seiner Zeit (damit meine ich die Zeit in der das Kind auch wach ist) ausserfamiliär betreut wird. Da wird irgendwann "Mutter & Vater" fremd.... Das konnte ich zuletzt in einer Sendung sehen (6 Mütter, auf Vox). Als die eine Mutter ihren Jungen von der Kita abholte, wollte dieser lieber auf dem Arm der Erzieherin bleiben als zu seiner Mutter zu gehen. So etwas bricht mir fast das Herz! Kinder unter drei gehören in die Händer der Eltern/ max. Großeltern und nicht in einen Rudel gleichaltriger. Was sollen sie voneinander lernen? Stellen wir uns mal vor, wir wären in einem Büro zusammen mit Kollegen die genau den selben Wissensstand haben wie wir. Nicht mehr und nicht weniger. Was sollten wir voneinander lernen? Wie würden wir mental, emotional aneinander wachsen können? Es braucht das natürliche Gefüge von "Jung & Alt" um zu lernen.
    Wir leben in einem Zeitalter von Mobbing und Gewalt und ADHS beginnend in Ki.gärten und Grundschulen.... Woher kommt das? Warum war das früher nicht so? Wieso ist die Zivilcourage in den älteren Generationen so viel größer als in den letzten 2-3 Jahrzehnten?
    Stellt Euch vor, niemand ist da, wenn klein Peter der kleinen Susi das Lieblingskuscheltier aus der Hand reisst und einfach damit wegläuft. Klein Susi hat sich emotional an dieses Tierchen gebunden, es ist ein Teil von ihr und schwupps, wird es ihr aus der Hand gerissen. Wer tröstet sie, wer kämpft für sie und ihre Gefühle? Sie kann es noch nicht und ist auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen. Doch mal ganz ehrlich, kennt ihr eigentlich den aktuellen Betreuungsschlüssel? Dafür ist keine Zeit! Dafür ist niemand da....Man hat doch soviel andere Aufgaben zu erledigen, da fällt die weinende Susi gar nicht groß auf! Sorry Leute, aber mir schmerzt es im Herzen wenn ich daran denke, meinen Sohn so früh schon in solche Strukturen zu schicken. JA, die Welt ist hart, und genau dafür braucht es eine sichere, vertraute Umgebung mit Menschen, die sich 1 zu 1 um die Kleinsten unserer Gesellschaft kümmern. Mit Liebe, Vertrauen, Mitgefühl und vor allem Zeit! Zeit um in allen Situationen des Alltages fördernt einzugreifen damit es sich einen Panzer aufbauen kann mit dem es dann irgendwann einmal in die große weite Welt ziehen kann. :)

      R. Fritz
      Antworten 31. Juli 2017

      Also bei uns im Kindergarten sind die Jüngsten 2 1/2 und die ältesten 6. Da ist schon ein gewalltiger Unterschied im Wissensstand und die Kinder können sehr viel voneinander lernen. Auch Kinder reagieren auf Ungerechtigkeiten von anderen und klar kann mal ein Kind weinen aber ich habe noch nie erlebt das unsere Pädagogen und Betreuer das einfach nichts mitbekommen. Da ist es viel wahrscheinlicher das man es alleine zuhause nicht mitbekommt, weil man grade Abwasch macht und das Wasser rennt oder der Staubsauger lärmt. Ist es dann weniger schlimm, weil nicht der kleine Peter dran schuld ist sondern etwas anderes passiert ist??? Am besten gefällt mir ja der Satz " JA, die Welt ist hart, und genau dafür braucht es eine sichere, vertraute Umgebung mit Menschen, die sich 1 zu 1 um die Kleinsten unserer Gesellschaft kümmern. " Jetzt stoße ich an ein richtiges Problem, ich hab mehr als ein Kind uns somit reicht es wohl schon nicht mehr aus, da ich mich nicht 1/1 drum kümmern kann... Außerdem geh ich auch mal aufs Klo und glaube mir da kümmere ich mich doch glatt wieder nicht. Meine Kinder sind beide mit viel Begeisterung in den Kindergarten gegangen und ihnen ist dort nichts lange fremd und unvertraut gewesen. Die Große freut sich schon auf den ersten Schultag aber hat mir schon mitgeteilt, dass wir uns ganz viel Zeit beim abholen von der Kleinen lassen müssen, damit sie auch alle die sie vermisst begrüßen kann und schauen kann was es so neues gibt. (In der ersten Ferienwoche ... scheint mir also nicht ganz der schreckliche Ort zu sein, den sie sich ausmalen)

Steffi
Antworten 30. September 2015

<3 <3 <3 !!!

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