Wenn Opa cholerisch ist… Was würdet ihr tun?
Kennt ihr das, wenn ihr weit weg wohnt und die Großeltern bei euch für längere Zeit zu Besuch sind? Das kann eine wunderbare Erfahrung sein… oder das Gegenteil!
Tja, oder beides gleichzeitig: Denn in diesem Fall ist Oma höchst willkommen und angenehm, während Opa ein eher schwieriges Wesen hat.
Was tun??? Hier kommt eine Problematik aus der Community. Einen anonyme Mama schreibt:
Wenn Opa cholerisch ist…
Was tun, wenn ich nur noch meine Mama sehen möchte, wenn sie zu Besuch zu uns geflogen kommen (denn wir wohnen im Ausland) … weil ich meinen Vater nicht mehr ertrage?
Ich ertrage es nicht mehr, wie er meine Mutter bevormundet, sie unterdrückt. Ja, ihr habt richtig gelesen: Wenn sie sich während der Mahlzeit um unsere Kinder kümmert, damit wir in Ruhe essen können oder einfach weil sie so ultra gerne mit unseren Kindern Zeit verbringt, da wir uns nun mal nur 2-3 x im Jahr sehen, findet das mein Vater nicht gut und beschwert sich lauthals. Weil sie sich in dieser Zeit nicht ihm zuwendet!
Von Jahr zu Jahr wird es schlimmer und wir können es nicht mehr auf schlechtes Schlafen durch zu viel Nikotinkonsum und die harte Arbeit schieben.
Ich verzweifle daran, denn er hat so viel mit uns früher unternommen. Ich habe überwiegend gute Erinnerungen an meine Kindheit. Er war immer schon schnell aufbrausend, hat aber auch nie gezögert uns zu helfen, als wir ihn brauchten. Ich bin im Konflikt mit mir selbst und gemeinsame Gespräche tun zwar gut, bringen aber leider nichts.
Nun wollen unsere und die Kinder meiner Schwester auch nicht mehr mit ihm spielen…
Er ist nicht der Kuschelopa, er ist der harsche Opa!
Als absolute Krönung sagt er zu meinem 10-jährigen Neffen, dass wenn er weiter so essen würde, ins Krankenhaus kommt und dort sein Magen verkleinert würde! Wie man sich denken kann, führt so etwas Unüberlegtes dazu, dass dieses eh schon sensible Kind nur Angst vor Ärzten oder gar eine Essstörung bekommt. Das ist in dem Alter leider nicht ungewöhnlich.
Unser gemeinsamer “Urlaub” steht nun an
Nun steht bald der nächste Besuch an und es graut mir davor. Eigentlich war geplant, dass meine Mama allein kommt, das erste Mal Urlaub ohne ihn ever, aber wie ich es dachte, hat er sich durchgesetzt und er will auf biegen und brechen mitkommen.
Es wäre ein Traum gewesen, denn meine Mama und ich stehen uns sehr nahe und die Kinder lieben sie. Es wäre entspannt, und genießen könnte jeder von uns ohne auf Habacht zu sein, dass er platzt, weil er irgendeine Aussage falsch findet!
Der letzte Besuch hier war anstrengend.
Er war überwiegend situationsbedingt cholerisch und auf Krawall gebürstet. Wir konnten ihm nichts Recht machen. Alle waren angespannt, wir hatten nur ganz seltene Momente des Gelöstseins. Auch die Kinder merken das natürlich, schrien ihn an, dass er so nicht mit mir und Oma reden darf. Da war er plötzlich erschrocken, er meinte: „Jetzt bin ich wieder der Arsch!“ Aber wenn ihr denkt, dass dies auf Selbstkritik hinweist, liegt ihr falsch. Das war wieder ein Vorwurf an meine Mutter und an mich!
Abends, als sie wieder im Hotel waren war ich fertig und habe geweint. Die Tage nach ihrer Abreise hatten wir das gleiche Bild. Meinen Vater bei uns zu haben stresst mich komplett!
Meine Mama bezeichnet diese Ehe als Hassliebe und kann mir auch nicht sagen, was sie genau noch hält, wahrscheinlich die Gewohnheit. Er ist ja auch der Reisepartner ihrer jährlichen Fernreisen.
Mein Mann und ich debattieren das seit Jahren und wir kommen immer wieder auf den schmerzlichen Punkt, dass wir nichts machen können. Ein klärendes Gespräch bevor sie kommen werde ich suchen, aber es wird wieder so werden wie nach den vergangen Gesprächen. Ich fühle mich dahingehend machtlos.”
Na, habt ihr ähnliche Erfahrungen und wie geht ihr damit um, habt ihr Tipps für unsere anonyme Mama?
Meldet euch in den Kommentaren oder schickt uns, wenn ihr auch anonym bleiben wollt, eine PN über den Messenger: https://m.me/tollabea
(übrigens, dann fragt euch das Ding, ob ihr News von uns erhalten wollt…
Ein „Ja, geht klar, würde uns freuen!)
- 21. May 2018
- 5 Kommentare
- 0
- eigene Eltern, Emotionale geschichte, Oma, Opa, Sich von Eltern trennen
Conny
24. Mai 2018Bei uns sieht es ähnlich aus, allerdings ist es eine sehr tiefreichende Geschichte, wo ich jetzt nicht ausholen möchte. Mein Vater ist sehr sarkastisch und hat womöglich sogar eine Depression. Er ist sehr launisch. Man kann nie sagen, wie er reagiert. Er kann schlecht sagen, wenn er was positiv oder negativ findet. Manchmal dann wieder schon. Mittlerweile ist es so, dass wir nur noch selten hin fahren und ich auch kaum noch anrufe, da eh keiner ans Telefon geht. Stört ja immer.... Auf Nachrichten wird auch nicht reagiert... Wir bleiben dann leider lieber fort, denn meine Tochter ist langsam alt genug, wo sie das verhalten auch versteht und ich nicht will, dass sie damit regelmäßigen Umgang hat. Es kommen noch diverse andere Gründe hinzu, aber das wäre wirklich zu viel für jetzt...
Danke für deinen Blogbeitrag <3
Béa Beste
25. Mai 2018Oh je... klingt belastend! ich drücke dir die Daumen, dass du nicht alleine bist mit dem Thema! Liebe Grüße, Béa
Christiane Streichel
27. Dezember 2019Hallo, bin gerade durch Zufall auf den Artikel gestoßen.
Auch mein Vater, mittlerweile dreifacher Opa, reagiert sein ganzes Leben schon zynisch, streng, cholerisch.
Uns Familienmitgliedern gegenüber, den Nachbarn, unseren Freunden, der Mutter und anderen Verwandten, seinen ehemaligen Kollegen. Egal wo und wie, er kann und weiss alles, macht Mitmenschen fertig, ekelt Leute weg. Nun schon zum zweiten Mal haben wir über Jahre keinen Kontakt, der Abbruch ging entweder von der Mutter oder von ihm aus. Auch meine Schwestern haben sich seinem Verhalten angepasst, unterliegen ihm, immer den Vorteil vor Augen.
Auch wenn ich ein BV harmonischer Familienmensch bin, in dem Gefüge kann ich nicht mehr mitmachen.
In eine Familie wird man nun mal hinein geboren. Meinen Freundeskreis, Ersatzfamilie für unsere Tochter, haben wir uns gesucht und sind über Jahre schon riesig glücklich. Manchmal müssen sich familiäre Wege trennen ...
Allen Familien, Töchtern, Söhnen, Enkeln, Verwandten und Freunden und Bekannten .... Alles Liebe und Gute, LG. Christiane Streichel
Béa Beste
28. Dezember 2019Danke dir, liebe Christiane, dass du hier kommentiert hast. Ich denke, es tut wenigstens gut zu merken, dass man nicht alleine ist... Liebe Grüße, Béa
Eddie
9. Juli 2021So verhält es sich bei meinem Vater leider auch. Ich (m, 30), kann mich leider nicht daran erinnern, ihn wirklich friedlich erlebt zu haben. Es ist wie ein navigieren durch ein Minenfeld in seiner Gegenwart. Wenn man still ist, sich entfernt oder sich möglichst unsichtbar macht, wird es ruhiger. Aber selbst durch Wände und Türen scheint sein ständiger Unmut spürbar. So eine Erfahrung zu machen ist wie jede, welche ein Grundgefühl von Geborgenheit und Menschenrecht beraubt, traumatisierend. Wie in dem Artikel geschildert, gibt es häufige Wutausbrüche, verbale und früher körperliche Übergriffe durch diese Person. Wesentlich dabei ist auch das alles-auf-sich-beziehens solcher Leute - wahlweise als das missverstandene, verlassene Opfer; allmächtig und unfehlbar andererseits. Aber die Sache ist die: Ich glaube wir machen es Familientyrannen zu leicht, mit dem Missbrauch an der Familie durch zu kommen. Unbehandelte Depressionen, Unverträglichkeit, seelische Vorbelastungen und schlechte Vorbilder scheinen ihr Verhalten zu erklären. Doch dermaßen ausfällig werden diese Personen gegenüber ihren Vorgesetzen oder Autoritäten, und den meisten Menschen außerhalb der Familie wohl kaum. Choleriker sind cholerisch, weil sie es können. Die Ehefrau und Familie können nicht so leicht fliehen, sind in der Regel wirtschaftlich abhängig, und finden sich mit vielen Dingen ab. Das Problem narzisstisch gestörter, toxischer Eltern und Partner, die auch cholerisch sein können, findet zunehmend Beachtung in der Gesellschaft und landläufigen Psychologie. In der englischsprachigen Literatur findet sich unter der Stichworten Adverse Childhood Experiences, Toxic Parents, Narcissistic Abuse, Coercive Control, Gaslighting, usw. viel Hilfreiches zu einem Problem, das wir in unserer Gesellschaft gerade erst beginnen können, aufzuarbeiten.