Bin ich schön genug? Ein Interview über Schönheitsideale, Selbstwahrnehmung und die Rolle der plastischen Chirurgie mit Dr. Martin Kürten von der Malakoff-Klinik in Mainz


„Bin ich schön genug?“ – eine Frage, die sich gerade sehr viele Teenager stellen. Ich habe mich mit Dr. Martin Kürten von der Malakoff-Klinik in Mainz. Und ich finde die Antworten spannend und zum Denken anregend! 

tollabea.de: Herr Dr. Kürten, Sie sind Facharzt für Chirurgie sowie plastische und ästhetische Chirurgie und leiten die operative Abteilung der Malakoff-Klinik in Mainz. Wenn Menschen zu Ihnen kommen, steht oft eine zentrale Frage im Raum:

Bin ich schön genug? Wie begegnen Sie dieser Frage?

Dr. Martin Kürten: Diese Frage ist tatsächlich sehr präsent – häufig unausgesprochen, aber immer mitschwingend. Schönheit ist etwas zutiefst Subjektives, emotional Aufgeladenes. Als plastischer Chirurg sehe ich meine Aufgabe nicht darin, ein vermeintlich „objektives“ Schönheitsideal umzusetzen, sondern dem Patienten zu helfen, sich wieder im Einklang mit seinem Selbstbild, sprich Zufriedenheit mit dem eigenen Äußeren, zu fühlen. Wichtig ist mir immer: Medizinische Verantwortung geht vor Trend.

tollabea.de: Wie sehr beeinflussen soziale Medien das Selbstbild Ihrer Patientinnen und Patienten?

Dr. Martin Kürten: Enorm. Plattformen wie Instagram oder TikTok zeigen oft stark gefilterte Realitäten. Besonders junge Menschen vergleichen sich mit diesen Idealen – das kann das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Die Folge sind zunehmend Anfragen nach Eingriffen, die bestimmten Filtern oder Prominenten nachempfunden sind. Hier ist es meine Pflicht, ehrlich zu beraten und zu hinterfragen, ob die Motivation für eine OP wirklich aus dem eigenen Wunsch heraus entsteht oder aus einem Vergleich mit einer künstlichen Realität.

Grafik: 85 % der Menschen sind mit ihrem Aussehen nur zum Teil zufrieden. Mit 14 % sind Frauen tendenziell unzufriedener mit ihrem Äußeren als Männer (Quelle: malakoff-klinik.de).

tollabea.de: Wann raten Sie von einem ästhetischen Eingriff ab?

Dr. Martin Kürten: Immer dann, wenn ich merke, dass der Eingriff keine innere Zufriedenheit schaffen würde oder wenn psychologische Gründe überwiegen. Eine Nasenkorrektur wird beispielsweise nicht das Leben verändern, wenn jemand mit sich selbst generell unzufrieden ist. Dann braucht es möglicherweise eher therapeutische Begleitung als ein Skalpell.

Ein verantwortungsbewusster Chirurg sagt auch mal Nein.

tollabea.de: Dennoch kann eine Operation durchaus das Selbstbewusstsein stärken, oder?

Dr. Martin Kürten: Absolut. Es gibt viele Beispiele, wo ein Eingriff sehr viel Lebensqualität zurückbringt – sei es nach einem Unfall, einer Gewichtsabnahme oder auch bei angeborenen Merkmalen, unter denen jemand leidet. Wenn die Veränderung zu einer spürbaren Erleichterung im Alltag führt und die Persönlichkeit stärkt, dann kann das sehr erfüllend sein – für den Patienten und auch für mich als Arzt.

Grafik: 82 % der Befragten geben an, mit dem Ergebnis einer an ihnen durchgeführten Schönheitsbehandlung oder -operation zufrieden zu sein (Quelle: malakoff-klinik.de).

tollabea.de: Was würden Sie jemandem sagen, der sich fragt: Bin ich schön genug?

Dr. Martin Kürten: Ich würde sagen: Hinterfragen Sie, was „genug“ für Sie bedeutet – und für wen. Schönheit sollte kein Wettbewerb sein. Sie ist vielfältig und stark geprägt von der eigenen Haltung zu sich selbst. Natürlich dürfen wir Wünsche nach Veränderung haben, aber sie sollten aus einem gesunden Selbstverhältnis entstehen – nicht aus Selbstzweifeln.

In der plastischen Chirurgie geht es nicht um Perfektion, sondern um Harmonie und Wohlbefinden.

tollabea.de: Vielen Dank, Herr Dr. Kürten, für dieses offene und reflektierte Gespräch!

Dr. Martin Kürten: Ich danke Ihnen – und wünsche jedem Leser die Kraft, sich selbst mit wohlwollenden Augen zu betrachten.

 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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