Schutz vor Mediensucht: Das können Eltern machen!


Ob im Zug, an der Ampel oder in der Bücherei, überall haben Menschen Handys in der Hand. Seit einigen Jahren ist Mediensucht eine anerkannte Krankheit und in vielen Eltern macht sich eine Angst breit, dass das eigene Kind betroffen ist.

Ich habe vor kurzem Florian Buschmann kennengelernt und bin von seiner Geschichte fasziniert und möchte euch seinen Ansatz näher bringen. Florian war eins selbst betroffen und klärt jetzt in Schulen auf.

In diesem Gastbeitrag erklärt er, wie Schutz vor Mediensucht funktionieren kann, was Eltern machen können. Und er erzählt seine Geschichte.

Für mich waren die Medien mein Ein und Alles. Ich habe alles dem Spiel geopfert – fast wie dem heiligen Gral – um immer besser zu werden. Mein Selbstwertgefühl beruhte ausschließlich auf den Erfolgen in meinem Lieblings-Egoshooter und einem Echtzeitstrategie-Spiel. Je mehr ich spielte, desto mehr fühlte ich mich gezwungen, voranzukommen, um in der Gemeinschaft anerkannt zu werden.

Doch dann kam der Wendepunkt: Ein Schüleraustausch nach Rumänien öffnete mir die Augen.

Mit Freunden lachte ich, saß am Lagerfeuer, sprang auf einen Pferdewagen und fuhr einfach mit – ein Stück purer Freiheit, das mir zeigte, wie das Leben jenseits des Computers sein kann. Diese Erlebnisse ließen mich erkennen, wie sehr ich in der virtuellen Welt gefangen war und was ich dabei alles aufgegeben hatte. An einem schmerzlichen Moment meiner Selbstreflexion wurde mir klar: Entweder ändere ich jetzt etwas, oder ich bleibe für immer in diesem digitalen Gefängnis.

Ich nahm mir vor, 30 Tage lang komplett auf Medien zu verzichten.

Diese Zeit war eine harte Prüfung – der Weg war echt nicht einfach, und nach 16 Stunden täglichem Spielen fühlte ich mich innerlich einfach leer und ausgebrannt. Doch in diesen 30 Tagen erkannte ich, wie viel Potenzial in einem Leben ohne exzessiven Medienkonsum steckt. Ich begann, wieder mehr Zeit mit Freunden zu verbringen, Sport zu treiben, rauszugehen und das Leben zu genießen. Selbst meine schulischen Leistungen verbesserten sich. Dieser Transformationsprozess war der Beginn meines neuen Lebens.

Bald wurde mir bewusst: Ich bin nicht der Einzige, der unter Mediensucht leidet.

Statistisch gesehen ist jedes siebte Kind betroffen – ein alarmierender Gedanke, der mich dazu bewegte, meine Erfahrungen zu teilen. Aus diesem Impuls heraus entstand auch mein Fachbuch Ade Avatar. Schritte in die Freiheit (mehr dazu unter http://florian-buschmann.de/ade-avatar), in dem ich meinen Weg aus der Sucht offenlege und praktische Tipps gebe. Gleichzeitig engagiere ich mich aktiv im Fachverband für Mediensucht und starte Schulprojekte, die von der ersten bis zur zwölften Klasse reichen. Die überwältigend positive Resonanz zeigte mir, dass ich auf allen Ebenen etwas bewegen kann.

Heute bin ich Gründer der Offline Helden. Im vergangenen Kalenderjahr haben wir über 500 Veranstaltungen mit mehr als 13.000 Teilnehmern zur Prävention von Mediensucht in Schulen realisiert. Familien und Eltern kommen zu uns, weil sie wissen wollen, wie sie den Kontakt zu ihren Kindern wieder aufbauen und sie vor der digitalen Überflutung schützen können. Mediensucht ist oft ein Symptom dafür, dass in unserem Leben etwas nicht stimmt.

Wir greifen an der Wurzel – wir helfen Kindern, negative Erfahrungen zu verarbeiten, damit sie wieder frei und unbeschwert leben können. Denn Kindheit findet nicht vor einem virtuellen Bildschirm statt, sondern im echten Leben. Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Menschen in der realen Welt agieren und den Mut haben, etwas zu bewegen.

Ein eindrückliches Beispiel aus meiner Arbeit: Ein junger Mann, der während der Corona-Pandemie zu uns kam, reduzierte nach einigen Monaten seine Spielzeit drastisch, widmete sich wieder verstärkt seinem Studium und hielt später als Offline Held Veranstaltungen in Schulen – er hat Menschen inspiriert und nachhaltig Veränderungen bewirkt.

Konkrete Tipps für Eltern:

  • Offene Kommunikation: Sucht regelmäßig das Gespräch mit euren Kindern. Fragt sie konkret, was sie online machen, und zeigt echtes Interesse an ihren digitalen Aktivitäten. Oft ist ein ehrlicher Austausch der letzte Anker in der realen Welt.
  • Gemeinsame digitale Rituale: Legt feste Zeiten fest, in denen ihr als Familie ohne digitale Geräte zusammenkommt. Gemeinsame Aktivitäten – sei es ein Spieleabend, ein Spaziergang oder ein gemeinsames Abendessen – stärken den Zusammenhalt und bieten eine willkommene Abwechslung zur digitalen Welt.

Eltern sollten niemals den Kontakt zu ihren Kindern verlieren.

Es ist ihre Verantwortung, frühzeitig klare Strukturen zu schaffen und auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn sie merken, dass der Medienkonsum zur Belastung wird. Dabei darf man nicht allein die Schuld bei sich suchen – viele Einflussfaktoren liegen außerhalb unserer Kontrolle.

Als Autor des Fachbuches Ade Avatar. Schritte in die Freiheit (Affiliate Link, also Werbung), als aktives Mitglied im Fachverband für Mediensucht und als Gründer der Offline Helden setze ich mich auf allen Ebenen dafür ein, dass wir den digitalen Wahnsinn eindämmen und echten Lebensinhalt wiederfinden. Ich möchte Menschen bewegen, den Mut fördern, sich selbst zu hinterfragen, und aktiv dazu beitragen, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene die Balance zwischen der digitalen und der realen Welt wiederentdecken.

Unsere Elterncommunity

Unsere kostenfreie Elterncommunity bietet Unterstützung und Beratung für alle, die sich mit den Herausforderungen des digitalen Alltags auseinandersetzen. In der Elternsprechstunde (https://www.skool.com/elternsprechstunde) könnt ihr euch in einem offenen und unverbindlichen Rahmen austauschen, Fragen stellen und konkrete Hilfe erhalten.

Mehr Informationen zu meiner Arbeit und unseren Projekten findet ihr auf meiner Website: https://www.florian-buschmann.de/.

Vielen Dank, lieber Florian, für deine Arbeit, deine Geschichte, deine Superkraft und diesen Beitrag!

Liebe Grüße,

Béa

P.S. Ich finde es echt beeindruckend, wie Florian auch Kinder und Jugendliche erreicht mit dem Thema Mediansucht:

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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