LRS und Hausaufgaben? 10 Tipps für Eltern – Gastbeitrag


Mich erreichen immer wieder Fragen von Eltern über das Thema LRS und Hausaufgaben… und ich kann euch sagen, das ist ein ziemlicher Kampf!

Deswegen bin ich froh, dass Julia Pigola vom Worthelden mir diesen astbeitrag für euch geschenkt hat:

LRS und Hausaufgaben? 10 Tipps für Eltern

Nach einem langen Tag auf der Arbeit und in der Schule graut es euch schon vor der Frage, welche Aufgaben euer Kind heute noch für die Schule zu erledigen hat? Für viele Familien birgt dieser Tagespunkt das Potential, die stressigste Schicht des Tages zu werden. Hausaufgaben können herausfordernd sein.

Kinder mit einer Lese-Rechtschreibstörung (LRS) belasten sie aber häufig besonders stark.

Sind die Aufgaben nicht an die Voraussetzungen eures Kindes angepasst, werden sie zur unüberwindbaren Hürde. Dabei sollen Hausaufgaben dazu dienen, bereits Gelerntes in der Schule zu vertiefen und euer Kind für neue Inhalte bereit zu machen.

Was könnt ihr tun?

1. Die passenden Hausaufgaben

Mit einer LRS hat euer Kind andere Startbedingungen als ein Kind ohne eine Lernstörung.Besprecht zunächst mit der Lehrkraft in der Schule, wie die Aufgaben für euer Kind angepasst werden können (Nachteilsausgleich).
Lasst euch von Fachleuten beraten: https://www.bvl-legasthenie.de/service/ansprechpartner.html

2. Die beste Zeit für Hausaufgaben

Findet gemeinsam die passende Zeit, um die Hausaufgaben zu bearbeiten. Eine kurze Verschnaufpause nach der Schule kann nicht schaden! Hier könnt ihr euch bei einer kleinen Stärkung schon kurz austauschen: Wie geht es eurem Kind, was braucht es, um sich heute noch für die Dauer der Hausaufgaben zu motivieren und konzentrieren zu können? Dazu gehört auch das Bedürfnis, einfach mal kurz „Dampf ablassen“ zu dürfen. Was hat heute genervt, was stresst dein Kind? Raus damit! Wichtig: Signalisiert Verständnis! „Das hört sich ja wirklich nervig an“, „ich kann verstehen, dass du das blöd findest“. Euer Kind fühlt sich ernst genommen und gehört.

3. Pausen

Erstellt einen Plan vor dem Beginn der Hausaufgaben: Was muss (heute) gemacht werden, womit möchte euer Kind beginnen? Hier ist es ratsam, mit den Aufgaben zu beginnen, die sich euer Kind alleine zutraut. Mit den schwereren Aufgaben kann es vielleicht schon alleine beginnen und ihr kommt dazu. Auch Pausen gehören in den Plan! Wann macht ihr eine Pause, wie lange? Was möchte euer Kind in der Pause machen? Vielleicht eine Runde Seilspringen, ein kleines Wettrennen, die Treppe hoch oder eine Runde tanzen zum Lieblingslied?

4. Den Plan einhalten

Legt auch fest, wann die Hausaufgabenzeit beendet ist. Das schafft einen festen Punkt zur Orientierung. Außerdem gibt es euch die Möglichkeit, noch Aktivitäten zu planen, auf die sich euer Kind freuen kann. Wie lange sollten die Hausaufgaben dauern? Dazu gibt es feste Orientierungspunkte, die im Hausaufgabenerlass für euer Bundesland festgeschrieben sind, wie zum Beispiel hier für Berlin: https://www.gew-berlin.de/fileadmin/media/publikationen/be/Schule/Schulrecht-Infos/SG15.pdf

Wichtig: Haltet euch an die getroffene Abmachung! Auch wenn es gerade super läuft, signalisiert eurem Kind Verlässlichkeit, indem ihr euren Plan nicht am Ende verwerft.

5. Die passende Lernumgebung

Vielen Kindern fällt es leichter, in einer Umgebung Hausaufgaben zu machen, in der sie nicht alleine sind und wo schon Produktivität herrscht. Natürlich sollten keine zu lauten Geräusche oder zu viel Wusel für Ablenkung sorgen. Aber wenn vielleicht jemand im selben Zimmer bügelt, am Computer Papierkram erledigt oder für eine Prüfung lernt, arbeitet euer Kind gemeinsam mit euch und nicht allein.

6. Passende Hilfsmittel

Was braucht euer Kind, um möglichst selbstständig und erfolgreich seine Aufgaben zu bearbeiten? Probiert ein Leselineal oder eine andere Lesehilfe aus. Macht euer Kind vertraut mit der Recherche im Internet: Wo kann ich nachschauen, wenn ich Informationen brauche, worauf muss ich achten? Legt ein Wörterbuch bereit, besorgt das Buch, das euer Kind lesen muss als Hörbuch (damit es nicht alles alleine lesen muss), schaut euch gemeinsam Lernvideos zum Thema an…
Wichtig dabei: Ermöglicht eurem Kind, von euch als Hausaufgabenunterstützung unabhängig zu werden und Probleme selbst lösen zu können.

7. Freiraum und Platz für eigene Erfahrungen schaffen

Nur wer selbst ausprobieren darf, wird seinen eigenen Weg zum selbstständigen Arbeiten, zum Problemlösen und zum Erarbeiten neuer Inhalte finden. Und diese Kompetenz ist wahnsinnig wichtig für alles, was in der Schule, im Studium, in der Ausbildung und im Berufsalltag noch auf euer Kind zukommt. Euer Kind möchte ausprobieren, mit Musik auf den Ohren Hausaufgaben zu machen, gemeinsam mit einer Freundin oder vor dem Fernseher? Möglicherweise hat das zur Folge, dass die Aufgaben nicht fertig werden, nicht die Qualität haben, die ihr euch wünscht oder vielleicht gar nicht gemacht werden.

Aber: Die Erfahrung, die euer Kind dabei gewinnen wird, wird wertvoll sein. Wenn ihr eurem Kind die Möglichkeit zum Ausprobieren gebt und ihr eure Experimente gemeinsam auswertet, wird euer Kind zudem lernen, dass ihr ihm vertraut und ihm Stück für Stück die Verantwortung für seine Hausaufgaben übergebt.

8. Fehler zulassen

Ihr schaut eurem Kind über die Schulter, nachdem es eine Aufgabe selbstständig bearbeitet habt und entdeckt eine Menge Fehler in der Rechtschreibung, eine Aufgabe hat es ganz vergessen und die Schrift gefällt euch auch nicht? Wichtig: Fehler dürfen und sollen gemacht werden! Sie gehören zum Prozess des Lernens dazu und geben eurem Kind die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Zudem bieten sie eine wichtige Rückmeldung für die Lehrkräfte in der Schule.

9. Lob

Natürlich könnt ihr trotzdem unterstützen und Tipps geben. Richtet euren Blick dabei auf die Dinge, die euer Kind gut gemacht hat, und lobt es dafür: „Jetzt hast du ja doch die ganze Aufgabe schon alleine geschafft!“ Je weniger euer Kind alleine schafft und sich zutraut, desto wichtiger ist es, dass ihr diese kleinen Erfolge seht und lobt! Und damit ist nicht unbedingt der Inhalt gemeint: lobt euer Kind dafür, dass es selbstständig gearbeitet hat, dass es sich konzentrieren konnte, dass es euch die Aufgabe in eigenen Worten erklären konnte. Mit einem Lob startet es sich viel leichter in die Arbeit als ohne, das geht uns Erwachsenen doch nicht anders, oder? Vielleicht kann euch euer Kind mit diesem positiven Feedback im Rücken ja das Geschriebene noch einmal vorlesen und findet ein paar Fehler selbst oder bemerkt, dass ein kleiner Teil einer Aufgabe noch fehlt? Wieder ein Erfolg für euer Kind. Und wenn nicht? Überlasst die inhaltliche Prüfung den Lehrkräften in der Schule. Sie können den Stand eures Kindes damit besser beurteilen und euer Kind lernt seine Schwierigkeiten kennen und kann sich auf dieser Grundlage weiterentwickeln.

10. Es sind nur Hausaufgaben!

Es entstehen bei euch zu Hause häufig Streit, Wut und Tränen beim Thema Hausaufgaben? Bedenkt, dass euer Familienfrieden das Wichtigste ist, nicht das Erledigen von Hausaufgaben. Ihr habt die Rolle der Eltern, nicht die der Lehrkräfte. Sucht das Gespräch mit den Lehrenden in der Schule und tauscht euch aus. Ihr wünscht euch professionelle Unterstützung in Form einer Lerntherapie? Hier könnt ihr einen kostenlosen Beratungstermin buchen: https://worthelden.de/

Vielen Dank liebe Julia für diese nützlichen Tipps in Sache LRS und Hausaufgaben!

Béa

Julia ist eine integrative Lerntherapeutin gemäß den Standards des Fachverbandes für integrative Lerntherapie (FiL) und arbeitet bei den Worthelden. Seit über sechs Jahren unterstützt sie erfolgreich Kinder und Jugendliche, die an Legasthenie leiden, durch maßgeschneiderte eins zu eins Lerntherapie. Julia legt großen Wert auf einen individuellen Ansatz, der die einzigartigen Bedürfnisse jedes Kindes berücksichtigt und darauf abzielt, sowohl die schulischen Fähigkeiten zu stärken als auch das Selbstvertrauen und die Freude am Lernen wiederherzustellen.

 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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