7 Elterntipps gegen Geschwisterstreit
Was tun als Mutter oder Vater, wenn sich Geschwister so schlimm streiten, dass es einen selbst belastet? Hier sind Tipps aus der Tollabea-Community!
Fan Sonja war am Ende mit ihren Nerven…. Das fragte sie meine Tollabea Facebook Community: „Ich weiß mir keinen Rat mehr was die Geschwisterstreitigkeiten meiner beiden Jungs betrifft (3 und 5). Sobald sie aufstehen, und das ist IMMER früh, geht es schon los. Ich merk dann auch gleich, wie mir der Hals schwillt. Wir hatten dadurch auch schon einige Unfälle (Zähne gegen Kloschüssel, Auge gegen Holzecke). Ich weiß natürlich das es „normal“ ist… Rivalität, Eifersucht, Kräftemessen… aber meine Nerven begreifen es scheinbar nicht. Ich bin sehr genervt was dieses Thema betrifft…“
Und da kamen ganz viele Antworten – hier meine Zusammenfassung an geballter Mutter- und Vaterweisheiten (Manche Rechtschreibfehler müsst ihr entschuldigen, ich habe viele Originalzitate hier):
1. Ab nach Draußen!
Fast alle sind sich einige: Geraufe in der Wohnung sollte generell verboten sein. Wenn sie sich körperlich bekriegen, lass sie sich an der frischen Luft verausgaben, rennen, springen, klettern, schwimmen. Nach dem Toben sind sie deutlich ausgeglichener!
Torben Stern macht mit seinen Jungs immer einen langen Spaziergang: “Erstens erzählen die Jungs irgendwann einfach was sie stört und zweitens sind die Streitigkeiten dann nur noch verbal und nicht körperlich brutal. Nach einer gewissen Zeit ist es ein Ritual und gehört zum Tag dazu. Ich habe es mit meinem 4 Jungs 16 Jahre lang gemacht und es war immer schön und tat ihnen echt gut.”
Auch regelmäßige Sportkurse vermitteln ein gutes Körpergefühl. Sogar gezielter Kampfsport lehrt schnell, dass man seine Kräfte nicht missbrauchen darf – diese Erfahrung haben viele Eltern gemacht.
2. Lenkt sie ab!
Tut so als hättet ihr nichts von dem Streit mitbekommen und konfrontiert einen der beiden unter Augenkontakt mit einer ruhig gestellten belanglosen Frage so wie Stephanie Schürheck: “Wo ist denn schon wieder der grüne Dino hingekommen? Du wolltest ihn doch mit in den Kindergarten nehmen. Such ihn jetzt!” Er muss sofort anfangen zu suchen! Dem anderen sofort danach zwei Möglichkeiten zur Auswahl anbieten, auch wieder unbedingt mit Augenkontakt: „Möchtest du dich zuerst anziehen oder möchtest du erst frühstücken?“ Innerhalb von wenigen Sekunden auf eine Antwort bestehen, damit auch er vom Streit abgelenkt ist.
3. Trennt die Streithähne!
Bloß keine Partei ergreifen und sich auf große Diskussionen einlassen: Caro Geli Lehmann schickt jeden in sein Zimmer und schreibt: “Ich gönn mir im Wohnzimmer einen Kaffee wo ich beide Türen im Blick habe. Meist kommt dann einer der beiden angeschlichen und entschuldigt sich.”
Der Tipp ist, Gespräche am besten getrennt führen um neue Streitereien zu vermeiden. Und: Gezielte Einzelspielzeiten regeln das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit! Auch kann man den ein oder anderen verabreden, damit der andere wieder vermisst wird und ihnen klar wird wie wichtig sie einander sind…
4. Feste Regeln aufstellen!
Gut sichtbar und in freier Gestaltungsvielfalt können Tafeln, Poster oder Dosen aufgestellt werden, die Hausregeln verkünden oder ermutigen gute Taten zu vollbringen.
Die „Exekutive“ erfolgt dann entweder in Form von Strafen, wie bei Caro Geli Lehmann: “Strafpunkte haben wir auch eingeführt! Seitdem klappt das mit der Zankerei denn sie wissen sobald mehr als 2 Strafpunkte an der Tafel hängen gibt es entweder keine Gute-Nacht Geschichte (worauf sich der kleine immer sehr freut) oder der Laptop wird vom großen eine Woche lang eingezogen! Zweimal haben sie es bisher geschafft, danach wussten sie es und es gab nie wieder so große Raufereien!”
… oder in Form von Belohnungen wie es Ostfriesenmutti schreibt: “Wir haben hier auch eine Belohnungs-Tafel eingeführt. Mit Smileys. Eine Mama-Tafel gibt es auch – gleiches Recht für alle.”
Anmerkung Béa: Wir haben das aufgeführt, weil das aus der Community kam. Ich selbst bin kein großer Fan von Bestrafungen.
5. Mama ist der liebste Feind!
Beim elterlichen Durchgreifen entwickelt sich oft ganz automatisch “der böse Gegner”. Plötzlich sind die Streitereien vergessen und der Teamgeist erweckt. So Charlotte Weber: ”Im Notfall geb‘ ich mich auch für’s zusammenschweißende gemeinsame Feinbild her „Schon Zimmer aufgeräumt“? „Für heute habt Ihr genug Ferngesehen!“… wirkt Wunder.”
6. Schaltet auf Durchzug!
Wenn sie sich streiten, lasst sie sich ausstreiten. Wenn es um Aufmerksamkeit geht, hier hilft es das Zimmer zu verlassen; “Wenn kein Schiedsrichter da ist, gehts scheinbar auch um nix.”, so Veronika Schuster. Entzieht man sich dem Spektakel schont das auch die eigenen Nerven, wie bei Daniela Martini :”Kopfhörer auf und alle ignorieren! Nach circa 30 Minuten spielen sie friedlich zusammen. Die Kinder brauchen Streit um Konfliktlösungen zu erlernen.”
Ähnlich positiv sieht das auch Janett Simon: “So sehr streiten nervt, heißt es doch auch, dass man sich miteinander beschäftigt und das ist prinzipiell gut. Ich versuche ihnen zu vermitteln, dass nichts so schlimm ist, dass man sich körperlich wehtut (dafür haben wir eine Art Mantra) und dass man auch mal wüten und schimpfen darf, aber dass es auch irgendwann mal wieder gut sein muss, man sich wieder verträgt, entschuldigt, Kompromisse eingeht.”
und jetzt ein Tipp aus meiner eigenen Familie:
7. Gelegenheits-Einzelkinder
Meine Schwester und ihr Mann haben das Problem gelöst, indem sie auch mal einzel etwas mit je einem der Kinder was gemacht haben. Da füht sich der Einzelne mehr „gesehen“ , oder gar geliebt – und hat Streit weniger nötig. Das tut generell gut: Einen sehr schönen Blogbeitrag habe ich dazu bei Tafjora gelesen.
Und, habt ihr sogar noch mehr Tipps? Kommentiert jetzt!
Eure Tollabea
(Übrigens, die Zeichnungen sind von meiner Tochter Carina Kitzenmaier, die Architektur studiert)
- 17. Jun 2015
- 24 Kommentare
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Melanie
18. Juni 2015Die tipps muss ich mir gut merken. Noch haben wir nur eins aber das soll sich irgendwann mal ändern da muss man ja vorbereitet sein ;)
Mein Bruder und ich haben uns auch früher gezankt wie es kinder bzw. Geschwister halt so machen. Einmal wurde es meiner Mutter zu bunt. Da hat sie dann eine Kinder Decke von uns auf den Boden gelegt und gesagt da drauf dürfen wir kämpfen. Mein Bruder musste aber einen Arm auf dem Rücken lassen weil er älter und stärker war. Es hat keine Minute gedauert bis wir kichernd übereinander gekugelt sind und dann war auch schon wieder alles gut :)
Liebe grüße
Melanie
beabeste
19. Juni 2015Coole Mutter!
Nicole Schütz
18. Juni 2015Konkret auf Fehlverhalten ( schlagen, schubsen, treten ) hinweisen! " Schlage ich Euch?" " Nein!"
" Schlägt der Papa euch?" " Nein!" " Schlage ich den Papa?" "Nein"! " Schlägt der Papa mich?" "Nein"
" ALSO SCHLAGT IHR EUCH AUCH NICHT" Funktioniert wahlweise auch mit treten, schubsen usw. Meine Jungs sind 17 Monate auseinander und nun schon 11+12 Jahre alt. Hier darf sich verbal gestritten werden, alles andere wurde von klein auf unterbunden.
beabeste
19. Juni 2015Klasse Idee! Danke!
Leni
19. Juni 2015Da gibt es allerding keine richtige Logik, und größere Kinder merken dass.Schließlich dürfen Erwachsene auch Sachen, die Kinder nicht dürfen. Da wäre es nur recht und billig, wenn Kinder Sachen dürfen und die Erwachsenen nicht (gibt es ja auch einiges).
Ich weiße im Fall von übergriffen auf das GEsetz hin, erkläre, warum es verboten ist, anderen wehzutun und was für Folgen das bei Erwachsenen hat - und ich deshalb an diesem Punkt meiner Erziehung darauf bestehe. Das hilft zumindest bei uns (8 und fast 10 Jahre alt)
beabeste
19. Juni 2015Das is ein guter Punkt, danke dir!
Sven
7. Juli 2015Im dritten Kindergartenjahr wurden wir gefragt, ob sich unsere Zwillinge nie streiten würden. Sie hätten das von Geschwisterkindern im Kindergarten anders in Erinnerung. Wir dachten nach. Hmmm. Vielleicht. Keine Ahnung. Mittlerweile ist der Geschwisterstreit bei uns manches Mal auch an der Tagesordnung. Aber Durchzug hilft immer. Entweder man stellt die Kids zum Lüften hinein (Spaß) - zum anderen sollten wir uns als Eltern da nicht immer einmischen.
Mama notes
7. Juli 2015Es ist eine Gradwanderung. Ich bin eine große Verfechterin davon, die Kinder ihre Konflikte selbst austragen zu lassen. Wie sonst sollen sie lernen, sich zu behaupten, zu streiten, Kompromisse zu finden und Fehler einzusehen? Wohl kaum mit Ermahnungen, Ratschlägen oder Standpauken der Eltern. Meine Kinder hauen und schubsen sich oft und ich bin oft dabei, dem ein Ende setzen zu willen. Schließlich will ich weder Gewalt noch kann ich das ständige Hauen ertragen. Aber immer, wenn ich mich nicht einmische und die beiden Streithänchen machen lasse, auf Nachfrage tröste oder vorschlage, einen Kompromiss zu finden (aber nicht den Kompromiss vorschlagen) dann ist irgendwann Ruhe. Und zwar für eine ganze Weile. Also: raushalten. Trösten. Tipps auf Nachfrage geben.
Eh die
20. Januar 2016Ich hab meine zwei immer vor die Wahl gestellt. Ganz egal wer begonnen hat oder wer die größere Schuld trägt, die selbe "Strafe" für beide oder vertragen. Da waren sie sich dann immer ganz schnell einig. ;)
beabeste
22. Januar 2016Sippenhaft! Klasse!
Karina
20. Januar 2016Dreht den Spieß mal um. Ich hab gesagt: was zickt ihr eigentlich zuerst ewig lang rum ihr könnt euch doch sofort die Köpfe einschlagen- einfach ohne guten Morgen zu sagen. Oder - das was ihr macht ist streiten für Anfänger, niemand weint, ich sehe kein Blut etc.
Fazit: völlig verdutzte Kinder- also Maaamaah! Ich gehe in solchen Momenten "zum Lachen in den Keller"
;)
beabeste
22. Januar 2016Haha... da hatte ich auch einen Artikel...
Susanne
21. Januar 2016Ehrlich gesagt hab ich das ganz anders gelöst: meine Jungs sind 2 1/2 Jahre auseinander, inzwischen schon 12 und 15. Wenn sie sich früher gestritten haben, habe ich zuerst versucht jeden erklären zu lassen, was genau ihn stört, jeder musste den anderen aussprechen lassen. Anfangs, als sie sich noch nicht so klar artikulieren konnten, hab ich dann jedem erklärt, wie genau sich der andere fühlt und warum er sich so verhält. Körperliche Attacken gehen gar nicht, das können auch schon kleinere Kinder verstehen. Wenn sie sich dann beispielsweise um ein bestimmtes Spielzeug gestritten haben, habe ich 1x vorgewarnt, dass es jetzt reicht. Dann habe ich ein "Ultimatum" gestellt: entweder ihr einigt euch jetzt in den nächsten 10 Minuten und hört auf zu streiten, oder das Spielzeug, um das es geht, ist weg!" (und zwar in Abhängigkeit vom Beliebtsheitsgrad mind. einige Tage bis 2 Wochen wirklich weg!) und kommt erst wieder, wenn sich jeder beim anderen entschuldigt hat. Wenn die Kinder noch kleiner sind, kann man den Kompromiss noch "moderieren" (z.B. "ich hole jetzt den Eierwecker und stell ihn auf 30 Minuten. So lange bist du dran,wenn der Wecker klingelt dein Bruder, okay?" Der Kompromiss gilt nur, wenn beide deutlich zustimmen. Später habe ich die Kompromissfindung immer mehr den Kindern selbst überlassen, und heute brauchen wir höchstens noch alle paar Monate mal die Drohung "sonst ist das Tablet/Handy oder so gleich weg!". So gut wie immer finden sie alleine einen Weg - man muss natürlich ein bisschen "Mäuschen" spielen, damit nicht immer nur das eine Kind nachgibt und sich das andere immer mehr durchsetzt. Vor 2 Jahren haben meine Söhne gemeinsam so einen Lego Mindstorm-Roboter zum selbst bauen bekommen - überhaupt kein Problem!
Zum 15. Geburtstag hat mein jüngerer Sohn dem grossen Bruder eine Karte gemalt, auf der stand "du bist der beste grosse Bruder, den man haben kann" - da hätte ich doch fast ein paar Tränchen vergossen, so gerührt war ich! ;-)
beabeste
22. Januar 2016Ein sehr schöner und guter Ansatz - und das Ergebnis siehst du ja jetzt! Danke, dass du das hier mit allen teilst. Liebe Grüße, Béa
Stephi von neinmini.me
6. Juli 2016Klasse tipps. Mit vier Kindern bleibt Streit auch bei uns nicht aus. Ich habe mal dazu geschrieben, was man für die Geschwisterliebe tun kann. Denn wenn sich die Geschwister lieb haben und vor allem respektieren, kommt es auch zu weniger Streit. http://www.meinmini.me/sieben-dinge-die-geschwisterliebe-foerdern/
Stephi
6. Juli 2016Oh ja, das kenne ich. Am leichtesten lässt sich Streit unter Kindern lösen, wenn die Eltern sich raushalten. Ich finde aber, man kann schon vorher viel dafür tun, dass Kinder sich nicht oder zumindest weniger streiten. Ich hab dazu mal was geschrieben: .meinmini.me/sieben-dinge-die-geschwisterliebe-foerdern/
Daniela
28. Dezember 2016Bei einigen Argumenten wird mir gar nicht wohl. Hinter jedem Streit stecken nicht geachtete, unerfüllte Bedürfnisse. Kindern, und wievielen Erwachsenen!!!, fehlt eine gute Strategie, um sich diese zu erfüllen. Ein neues Thema zu beginnen bedeutet, dass das Kind in seinen Bedürfnissen ignoriert wird. Strafen und externe Belohnungen führen dazu, dass das Kind sich in dem, was es an Emotionen hat, “falsch“ fühlt. Was hat eine gute-Nacht-Geschichte oder der aufgeklebte Smiley mit dem Streit von vor einigen Stunden zu tun?
Das wäre Belohnung fürs Stillsein. Ein ganz heikles Signal an die Kinder.
Wo sind die Erwachsenen als gelebtes Beispiel, die Kinder in solchen Situationen liebevoll und empathisch begleiten, neue Strategien aufzeigen (siehe erste Idee mit der frischen Luft und der verbalen statt der körperlichen Kommunikation!)?
beabeste
28. Dezember 2016Lieben Dank für diese Sichtweise! Ich glaube, Belohnungen sind nicht per se verkehrt, aber wenn Konflikte darauf reduziert werden, oder gar die Sache mit dem Stillsein passiert, dann hast du völlig Recht. Eigentlich ein Blogthema für sich. Liebe Grüße, Béa
Julia
17. August 2017Danke! Genau so ging es mir beim Lesen auch. Das zeigt, wie wenig konstruktiv wir Erwachsene mit Konflikten umgehen, weil wir es auch schon nicht gelernt haben.
Ich denke, es ist außerdem wichtig, das Alter zu unterscheiden. Wenn ich von Anfang an für meine Kinder verbalisierte, was sie fühlen und wollen und was das andere Kind fühlt und will und im Streit mit meinen Kindern gemeinsam gute Lösungen suche, dann können sie das mit zunehmendem Alter auch alleine sehr gut.
Schön finde ich auch das Motto, dass Nora Imlau genannt hat: Die Beziehungen sind uns wichtiger als recht zu haben! Das sagt sie ihren Kindern täglich.
Liebe Grüße
Julia
Claudia Herzohr
9. August 2018Habs nicht zu Ende gelesen. Zu viele Strafen und Liebesentzug..
Béa Beste
9. August 2018Dann muss ich mal den ganzen Text revidieren. Danke für dein Feedback! Liebe Grüße, Béa