Quadros und ich – eine Entstehungs- und Liebesgeschichte. Gastbeitrag von Kerstin Hack


Ihr Lieben, von einer befreundeten Unternehmerin haben wir folgenden Gastbeitrag bekommen – und die eine oder andere Mompreneur unter euch wird es interessieren. Hier schreibt Kerstin Hack vom Verlag und Beratungsfirma Down to Earth

Wie aus meinen Ideen Produkte werden

Juli 2017: Überglücklich. Stolz wie eine Mutter ihr frischgeborenes Kind halte ich mein neuestes Quadro in der Hand: Aufgeräumt. Aufgaben und Dingen Struktur geben. Es ist wieder einmal schön und stimmig geworden: Grafik und Gestaltung unterstützt und stärkt den knackigen Inhalt.

Aufgeräumt ist schon der 57. Titel, den ich selbst geschrieben oder als Verlegerin publiziert habe. Dennoch ist es immer ein neues Staunen und Jubeln, wenn ich eines der „Kraftpakete für den Alltag“ in den Händen halte.

Meine Produktentwicklungsgeschiche – erst klein, dann groß

Dabei hat alles viel kleiner begonnen. Im durchaus wörtlichen Sinne. 2001 brachte ein Bekannter aus den USA ein Heft mit Impulsen für unterwegs mit, das in eine Hemdtasche passte. Er fand die Idee attraktiv, Inspiration so handlich zu verpacken, dass man sie immer dabei haben kann.

Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt als Autorin und Verlegerin nur „richtige“ Bücher mit ca. 200 Seiten gemacht. Ich war ziemlich skeptisch: „Die Amerikaner mögen Kurzes vielleicht, aber ob etwas so Kompaktes auch bei den Deutschen ankommt?“  

Dennoch entschied ich mich es zu wagen. Mein Grafiker und ich entwickelten ein erstes mit Inspiration gefülltes quadratisches Impulsheft. Ich hatte ihm als Richtlinie gesagt, das Heft sollte in eine Hosentasche passen. Als ich den Prototypen testete, stellte ich fest, dass er wohl für Männerhosen geeignet ist, aber nicht in die Hosentaschen schlanker Frauen. Wir lachten und gestalteten dann das gute Stück noch eine Nummer kleiner.

Schließlich testen wir. Um kein zu großes finanzielles Risiko einzugehen, testete ich die Idee erst einmal mit einer sehr kleinen Auflage. Die war innerhalb von nur vier Wochen ausverkauft – für meinen noch jungen Verlag ein absoluter Rekord. Ich erkannte erstaunt: Auch hierzulande kommt es gut an, wenn man Wichtiges zu einem Thema knapp zusammengefasst und schön gestaltet präsentiert.

Im Laufe der Zeit haben mein Team an Autoren und Grafikern und ich ganze Serien entwickelt: Themen rund ums Leben von Liebe und Führung bis zu Krisenbewältigung und Fitness. Daneben entwickelten wir die Worte-Reihe mit den schönsten Zitaten zu Leben, Liebe, Hoffnung. Besonders liebe ich die Weltveränder-Serie: Kompakte Biographien von Menschen, die in der Welt etwas bewegt haben. Marie Curie, Astrid Lindgren, Albert Schweizer, Sophie Scholl Nelson Mandela und viele andere mehr.

Die potentiellen Autoren wähle ich danach aus, dass sie ein Thema kompakt und zugleich praktisch darstellen können – kurz schreiben ist weit schwerer als lang.

Daneben gibt es eine ganze Serie nur mit Fragen. Hier fließt meine Ausbildung zum systemischen Coach und Supervisorin mit ein, in der ich intensiv in der Kunst geschult worden bin, gute und ungewöhnliche Fragen zu stellen. Am meisten lieben meine Kunden die Entdeckerfragen, die dabei helfen andere Menschen besser kennenzulernen. Schon die Frage „Wann warst du einem Mord am nahesten?“ kann zu interessanten Gesprächen führen.

Liebes bzw. Eltern-Kind Paare, die sich seit Jahrzehnten kennen erzählten mir, dass sie beim Beantworten der Fragen Geschichten ausgekramt haben, die sie einander noch nie erzählt haben. So etwas zu hören, macht mich als Herausgeberin einfach nur glücklich. Es ist ein Traum, wenn Menschen sich selbst näher kommen – und anderen. Dass so etwas geschehen kann – dafür lebe und arbeite ich.

Inspiration ist das eine – doch als Coach ist mir klar, dass man neue Inhalte in der Regel nicht beim ersten Lesen verinnerlicht, sondern man durch Übung zum Meister wird. Deshalb habe ich vor ein paar Jahren, ergänzend zu den Impulsheften, die ebenfalls quadratischen Quadros entwickelt.

In den Quadros gibt es auch Input. Etwas ausführlicher als bei den Impulsheften. Und zusätzlich Fragen und Handlungsimpulse, die das Gelesene vertiefen. Wer sich darauf einlässt, erlebt Veränderung. Manchmal „nur“ ein bisschen, manchmal dramatisch. So wie die Frau, die aus einer gewalttätigen Ehe geflüchtet ist und mir erzählte, dass das Quadro Vergeben lernen für sie zu den wichtigsten Bausteinen gehört, die ihr halfen, das Geschehene zu verarbeiten. Das finde ich zum Weinen schön.

Mein Rat an (künftige) ProduktentwicklerInnen

Im Laufe der nunmehr 17 Jahre, in denen ich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Dinge entwickelt habe, habe ich einige wunderbare und einige schmerzliche Lernerfahrungen gemacht.

Die wohl wichtigste Erkenntnis möchte ich gern an andere Menschen, die aus ihren Ideen etwas machen wollen, weitergeben: Damit ein Produkt im kleinen oder großen Rahmen erfolgreich ist, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass es in doppelter Hinsicht stimmig ist.

Zum einen stimmig zur Person des Entwicklers

Jeder Mensch hat bestimmte Stärken und Vorlieben. Ich liebe seit meiner Kindheit Worte und Papier – ich schreibe, lese und bastle Dinge mit Papier. Dinge aus Stoff oder Wolle herzustellen hat mich hingegen noch nie begeistert.

Daneben ist mir Ökologie und Nachhaltigkeit wichtig. Unsere Produkte werden von einem Familienbetrieb mit Solarstrom und nichttoxischen Farben auf umweltfreundliches Papier gedruckt. Gift geht für mich gar nicht.

Außerdem begeistert mich Effizienz und alles, was praktisch umsetzbar ist. Zu viel Theorie ist nichts für mich. Vielleicht hab ich die Liebe zum Umsetzbaren von meiner Mutter geerbt. Sie hat lange als Schnittdirectrice gearbeitet. Ihre Aufgabe bestand darin, sich auf Modeschauen, die großartigen, komplexen Entwürfe der großen Modedesigner anzusehen, die Grundidee zu verstehen und daraus Schnittmuster für Kleidung zu machen, die im Alltag tragbar war.

In gewisser Weise mache ich das gleiche. Ich betrachte die großen, teils komplexen Modelle der Philosophen, Coaches und anderer Lebensdesigner und entwickle daraus kompakte Hilfen für den Alltag der Menschen – von Liebe bis Ordnung und Stressbewältigung bis Mitarbeiterführung. Und so wie meine Mutter sich freute, wenn ein Mensch ihre Kleider trug, strahle ich, wenn jemand mir sagt: „Das gibt mir etwas für mein Leben!“

Gelegentlich suchen Menschen nach Geschäftsideen zu sehr im außen – da fehlt dann die Stimmigkeit mit der eigenen Person. Ein Freund von mir, der ein genialer Programmierer ist, hat gelesen, wie viel Geld man mit Seminaren verdienen kann. Er wollte auf den Zug aufspringen, entwickelte eine Seminarschiene – und blieb erfolglos. Er hat einfach nicht bedacht, dass er kein Menschen-Mensch ist, zu dem ein solches Angebot passt. Und ich war nicht mutig genug, ihm das deutlich genug zu sagen.

Für mich selbst ist die Frage der Stimmigkeit ein wichtiges Kriterium. Gelegentlich habe ich – weil ich ein kreativer, phantasievoller Mensch bin, Ideen für Produkte: ein richtig cooles Grillbesteck, ein Puzzle für Blinde und Sehende, ein Vogelhäuschen in Form des neuen Berliner Flughafens und vieles mehr. Meine Produktideen-Liste ist mehrere Seiten lang.

Die meisten werden – ohne Partner – nicht verwirklicht. Auch wenn Teile davon natürlich zu mir passen, ist selten das Ganze stimmig. Metall ist nicht „mein“ Werkstoff, der Souvenirmarkt ebenso wenig mein Feld wie der Markt für Behinderte. Schuster bleib bei deinen Leisten oder Mensch, bleib bei deinen Stärken – ist hier ein guter Rat.

Zum anderen stimmig zum Markt

Das heißt: Es muss für die Menschen für die es gedacht ist, so attraktiv sein, dass sie gerne Geld dafür zahlen.

Der Blick nach außen ist wichtig. Was wollen und brauchen die Menschen wirklich? Und wer und wie viele brauchen es? Und komme ich an diese Menschen heran? Wenn ja, wie?

Meine größten – und finanziell schwerwiegendsten Fehler – habe ich gemacht, als ich mich von einer Idee habe mitreißen lassen, ohne zu fragen und zu testen, ob sie für genügend Menschen, an die ich herankomme, relevant ist. Oder ob sie so, wie ich sie bisher gedacht habe, optimal ist.

Mit einer Mutter und Autorin habe ich beispielsweise einen wunderschönen und praktischen Schwangerschaftbegleiter entwickelt – nur um dann festzustellen, dass sich unter meinen Kundinnen nur recht wenige schwangere Frauen befinden. Autsch.

Im Freundeskreis herumzufragen, ob den Menschen eine Idee gefällt, ist nur selten zielführend. Die netten Menschen im eigenen Umfeld, sind meistens viel zu freundlich, um ehrlich zu sagen, dass sie eine Idee nicht gut finden. Oder zu wenig erfahren, um beurteilen zu können, ob und wie daraus ein wirtschaftlich tragfähiges Produkt werden kann.

Crowdfunding kann eine gute Möglichkeit bieten, um zu testen, ob eine Idee wirklich ankommt und Menschen bereit sind, tatsächlich Geld zu investieren, um ein neues Produkt zu erwerben. Klappt das Crowdfunding nicht, hat man „nur“ die Zeit und das Geld für das Crowdfunding in eine Lernerfahrung investiert.

Man weiß: So klappt es noch nicht. Das Produkt überzeugt noch nicht. Oder man erreicht noch nicht genügend Menschen. Klappt es, hat man eine gute Ausgangsbasis, von der man etwas weiter entwickeln kann.

Produkte für und mit Menschen zu entwickeln ist wunderbar. Wenn sie zu einem selbst passen. Und für die anderen.

LINKS:

Verlag

www.down-to-earth.de

Impulshefte

https://www.down-to-earth.de/impulshefte.html

Papeterie – Kalender, Karten, Notizbücher, Kurse

https://www.down-to-earth.de/kalender-karten.html

Quadros

https://www.down-to-earth.de/quadros.html

Kerstin Hack

www.kerstinhack.de

Zur Transparenz, wir immer: Mein Mann Oliver hat Kerstin auf einem Unternehmerkongress getroffen und ich fand ihre Geschichte gut, dass ich sie hier ohne Kosten aufgenommen habe! 

 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

3 Kommentare

Steffi
Antworten 22. November 2017

Toller Bericht- spannend, ehrlich, offen. Vielen Dank auch für die Tips für das eigene Leben!

    Kerstin Hack
    Antworten 24. November 2017

    Vielen Dank. Es freut mich, dass dir das gefällt!

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