Frühchen: Eine dramatische Zwillings-Geburt mitten in der WM und ein guter Ausgang
Nach unserem letzten Beitrag zum Thema Hoffnung für Frühchen-Eltern bekamen wir einen sehr dramatischen, aber wunderschönen und lebensbejahenden Bericht einer Mutter, den wir euch nur minimal gekürzt und editiert wiedergeben – damit er authentisch bleibt!
Ab hier schreibt eine tapfere Zwillings-Mama:
Der Tag an dem wir von den Zwillingen erfuhren
Erste Info: Sie sind schwanger! Juhu, der Schwangerschaftstest zu Hause hatte Recht :-).
Danach die Untersuchung – man muss dazu sagen, ich habe einen „Arzt, dem die Frauen vertrauen“- Frauenarzt, manchmal denke ich: eine männliche Ausgabe von mir.
Kurz und knapp, wir verstehen uns blendend.
Dann unterbricht er mich mit den Worten: „Jetzt was ganz anderes, aber wie viele Kinder wollten sie?“
Meine Antwort: „Ich wollte immer Zwillinge, dann ist es auf einmal rum“.
Mein sprachloser Arzt fasst sich wieder und meint: „Na dann, herzlichen Glückwunsch!“
Und ab hier geht sie los, unsere Reise „Mit Vollgas durch die Königsklasse!“
OK, Zuckermessen ab der 13. Woche war jetzt nicht der Oberhit, aber ansonsten MEGA. Schwanger sein ist toll. Trotz Zwillingen sagt mein Mann weiterhin, dass er die Elternzeit macht und auch mein Chef stimmt zu, dass ich nach dem Mutterschutz meine Stelle als Vorstandssekretärin wieder bekomme.
Mir geht es, abgesehen von einer mega Müdigkeit, blendend. Sobald ich mich Abends zu „Kumpel-Arm“ (Oberarm meines Mannes) drehe, ist es vorbei, ich schlafe ein. Davon abgesehen ist alles wie immer. Wir sind ein Wochenende in Dortmund beim BVB, mit Chef und Arbeitskollegen unterwegs, Urlaubsvertretung zur mega Veranstaltung des Jahres, alle Familienfeiern und bis zum Schluss alles mit dem Fahrrad! Bei der WM verschlafe ich den Großteil – leider.
Am WM-Finalwochenende habe ich zufällig Freitag und Montag frei
Wir machen Freitagabend bis Samstagnachmittag den Geburtsvorbereitungs-
Bei einer Geburtstagsfeier bin ich früher heim und als mein Mann kam sagte ich: „Viel unterwegs sein kannst Du nicht mehr!“.
Zum Glück haben wir morgen nichts vor, nur Finale schauen bzw. verschlafen und dann am Montag zur Bank und Frauenarzttermin. Sonntag freuen wir uns wieder tierisch über jedes „kuck, die zeigen sich“ – durch die Bauchdecke.
Beim Sieg sage ich: „Cool, wir haben zufällig frei und werden Weltmeister.
Schnelle Enttäuschung, sie landen nicht am Montag in Deutschland, sondern am Dienstag. Toll, da sind wir wieder arbeiten…
Montagmorgen: Nach dem Banktermin ein ganz schlechtes Gefühl, ich muss heim, ich muss auf Toilette, aber ich fühle mich als könnte ich keinen Schritt mehr laufen. Nach der Toilette ist alles wieder super. Nachmittag die spontane Entscheidung, wir haben frei, es wird endlich wieder richtig Sommer, wir trinken einen Kaffee vorm Arzttermin…
Anschließend erzähle ich meinem Arzt von dem spannenden Wochenende und meinem Bauch, plötzlich will er super schnell zur Untersuchung übergehen. Als er dann auch noch schweigsam ist, sage ich zu meinem Mann: „Oje, wenn er nichts mehr sagt ist das nicht gut…“
Es ist auch nicht gut, es haben sich nicht die Kinder gezeigt, sondern ich hatte vorzeitige Wehen bei 30+6 und Gebärmutterhalsverkürzung 0,8!
Sie fahren mich direkt ins KH ohne noch einen Koffer zu holen. Der Arzt sagt: „Sie werden dort bis zur Geburt liegen.“
Ich meine in meinem Schock: „Wir sehen uns schwanger nochmal.“ Der Arzt lächelt nur noch schwach.
Im KH geht die Hektik (die ich nicht verstand) um mich weiter. Am nächsten Tag klärt man mich auf: Frauen die so kommen, entbinden noch in der Nacht. Was danach kommt ist nicht eingeplant – ein heftiges Gespräch mit dem Kinderarzt und das Wissen, Terminkinder werden es wohl nicht.
Nach 2 Tagen Wehenhemmer und Lungenreife kommt bei mir langsam an, dass ich nicht mehr arbeiten werde bis zum Mutterschutz und mich mit dem KH anfreunden sollte. Das geht nach dem Wechsel vom 1- ins 2-Bettzimmer relativ schnell, weil ich eine mega tolle Zimmernachbarin habe! Wir haben trotz unserer Situationen Spaß.
33+2 ab jetzt sieht das KH keine Gefahr mehr und schickt mich heim, natürlich mit der Anweisung: „Liegen“.
33+4 sehe ich grinsend meinen Frauenarzt wieder, der mir sagt: „Also gut, 34 werden wir schaffen, 36 wird es nicht.“
Und so sehe ich auch die Weltmeister landen. Und wie angekündigt geht auch der Sommer los! Wahnsinnssommer und Hitze und ich liege im KH. Bis auf einen Tag (abends Versammlung) ist mein Mann zum Glück immer bei uns.
34+1 weist der Arzt uns wieder ein. Der diensthabende OA (ein mega Arsch) meint noch: „Wenn sie meinen, dass sie hier bleiben wollen…“ Ja, meinen wir, zwei Ärzte haben mich geschickt!
Ich habe Glück und komme wieder in das Zimmer meiner Freundin.
Was dann passiert ist, konnte keiner vorher ahnen.
Mein Mann ist gerade wieder daheim und im Bett. 23:55 Uhr Blasensprung, 1. Gedanke: Juhu, sie haben am gleichen Tag Geburtstag; 2. Gedanke auf der Toilette: Ich muss putzen; 3. Gedanke: ich muss nicht putzen, ich muss die Schwester rufen.
Die Hebamme stellt mit CTG ziemlich schnell fest, dass man meinen Mann anrufen soll, nur im Kreißsaal ist in dieser Nacht die Hölle los, so hat merkt niemand, dass es zwar meine erste Geburt ist, die gerade losgeht. Ohne viel zu erklären „wieso, weshalb, warum“ bekomme ich ne Notsectio und um 2:19 Uhr und 2:20 Uhr (u. a. war ich schon am Pressen) sind die beiden Jungs auf der Welt.
Mein Mann sagt, als ich wieder wach bin, dass sie keine Beatmung brauchen.
Ich schlafe gleich wieder ein.
Kaiserschnitt wollte ich nur im Notfall und ich sollte doppelt bestraft werden, es hat sich ein Hämatom gebildet! Im Lotto gewinne ich nicht, aber was eigentlich nur „dicke“ Frauen bekommen, habe ich bekommen. Da meine Narbe teilweise wieder aufgeschnitten wird (ok, fast wäre ich nochmal komplett operiert worden) darf ich immerhin 1,5 Wochen im KH bleiben.
Im Kopf habe ich mit der Notsectio noch ewig zu kämpfen.
Danach haben wir aber Glück, ich bekomme zwei Tage nach Entlassung einen Platz im Begleitzimmer und nach 2 Wochen und 1 Tag dürfen unsere fitten Zwillinge mit nach Hause. Welch ein Segen, auch wenn das Krankenhaus und die Mädels von der Neugeborenenstation echt ein Traum sind. Durch 2 Leistenbrüche (ja wir waren 4 Wochen später und danach 1 Jahr später wieder dort) und einen Blutschwamm haben wir die Chance die Mädels noch regelmäßig zu besuchen und sie freuen sich immer, weil sie sonst wohl nur die Babys kennen aber nie wie sie groß werden.
Bis auf die Notsectio-Kopfsache hatten wir danach ne super tolle Zeit zu viert und ich würde alles gerne wieder und wieder erleben, ich sag immer: Es gibt ein Leben vor und nach einer Geburt!
Während der Schwangerschaft wurde uns schon klar, dass wir noch ein Kind wollen. Je mobiler die Zwillinge wurden, desto mehr konnte ich die Menschen verstehen die 5 Kinder haben!
Am 5. April 2016 wurde die zweite Schwangerschaft bestätigt!
Nachdem „nur“ eins unterwegs war (hätten gerne auch zwei genommen), war mein Arzt nur damit beschäftigt, mich zu beruhigen, dass es doch bei einem meistens keine Komplikationen gibt.
Naja, fast keine. Wir haben 2015 Haus gebaut und für den 15. Oktober 2016 war das Helferessen geplant. Für mich fiel es ins Wasser. Bin ins KH, Verdacht HELLP. War zum Glück nur ein Virus der meinen Magen angegriffen hatte. War trotzdem bis 17. Oktober im KH wegen der Lungenreife (mal wieder).
Am 16. November kam durch eine spontane Geburt der dritte Junge auf die Welt. Durch eine (echt) junge aber fantastische Hebamme hatten wir eine wunderbare (schmerzhafte) Geburt ohne PDA.
Mein Mann war der TRAUM, definitiv hat er das Baby zur Welt gebracht :-))
Heute muss ich sagen, wir müssen im Kopf (finanziell) leider komplett sein, aber mein Wunsch wieder schwanger zu sein wird täglich größer!
Lieben Dank, tolla Mama, für dein spannendes Bericht – und liebe Grüße an alle tapferen Frühchen-Mamas und Papas da draußen!
Habt ihr auch spannende Geschichten? Meldet euch bei uns…
- 17. Jul 2017
- 1 Kommentar
- 1
Yvi Kej
18. Juli 2017Ich finde es so wunderbar, dass ihr mein Herzensthema auch ansprecht :) gerne mehr davon!
Liebe Grüße
Yvi