Mit Trennung drohen ist das Letzte – vor allem vor den Kindern!


Neulich in einer Supermarkt-Schlange erlebte ich etwas Bedrückendes: Eine kleine Familie hinter war arg im Clinch.

Ein kleines Baby im Tragetuch bei der Mutter mauzte unzufrieden, das etwas ältere Kleinkind war nur am Nölen: „Aber ich will…. wäääh… nie kriege ich…. ich will nicht… wäääh!“ Tränen, Rotz, Theater. Klar, das kennen wir alle. Dazu kam, dass auch die Erwachsenen sich gegenseitig anpampten und sich Schuldzuweisungen machte: „Du bist immer so chaotisch, du treibst mich noch in den Wahnsinn!“… gefolgt von „Ich halte das nicht mehr aus!“ (da nickte bereits jeder in der Schlage zustimmend – wir auch nicht!).

Das können Szenen einer übermüdeten und überforderten Familie sein.

Aber ein Augenblick später zischte der Vater: „Wenn es so weiter geht, ist es aus mit uns!“.

Was die Mutter in Tränen dann vor sich hin nuschelte, habe ich nicht mehr verstanden. Ab jetzt nölten nur noch die Kinder. Die Erwachsenen klatschten nur noch ihr Einkäufe aufs Band.

Und ich dran und brachte meine Einkäufe durch die Kasse, packte und ging. Ich glaube nicht, dass ich hätte etwas machen können oder sollen. Das wäre Einmischung gewesen und wahrscheinlich ein zusätzlicher Stressor.

Ich dachte nach.

Ohne diese Menschen zu kennen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt einen Kloß im Hals.

Hatte der Mann das zum ersten Mal zu seiner Frau gesagt? Oder sagt er das öfter wenn sich die Sache zuspitzt? Schwebt über diese kleinen Familie immer das Damoklesschwert der Trennung? Und wie fühlt sich das für die Eltern an, und wie für die Kinder?

Wahrscheinlich hat mich das deswegen so mitgenommen, weil es unschöne Erinnerungen geweckt hat. Meine Eltern haben mir Liebe in doppelter Portion geschenkt, aber sich selbst gegenseitig nicht immer. Ich kann mich nicht erinnern, welche Worte genau fielen – aber die Möglichkeit einer Scheidung fand ich selbst als 8jährige nicht mal so schlimm. Es hätte das Ende von viel Streit bedeutet…

Auch in meiner früheren Ehe habe ähnliches erlebt.

Sätze wie „Dann sind wir geschiedene Leute!“ oder „Wenn du das tust, ist es aus mit uns!“ habe auch ich an den Kopf geknallt bekommen – etliche Male, bis es in dem Fall meiner kleinen, früh gegründeten Familie tatsächlich zur Trennung kam. Was dann gar nicht mehr so schlimm war, wie die Erpressungsstrecke davor: Ich wollte keine Scheidung, ergo musste ich etwas tun oder lassen, was meiner Persönlichkeit nicht entsprach. Oder ich tobte, maulte: „Dann mach doch, reich die Scheidung ein, auch ich habe genug!“. Beides tat mir nicht gut und meinem Kind auch nicht. Carina war zu klein, um es genau zu verstehen, aber sie nahm die Stimmung, den Stress, die Angst auf.

Ich habe daraus gelernt. Beziehungen sind Engagement.

Und dazu gehören klare Positionen. Meine Position ist, dass ich diese Art von „Drohung“ genau einmal hinnehme. Ich verstehe, dass mein Partner das aus einem Frustgefühl, aus Genervtheit, aus Wut heraus sagt. Aber dann warte ich auf einen guten Moment und erkläre ganz ruhig, dass es bei einem weiteren Mal tatsächlich das Aus bedeutet. Denn ständig mit der Angst zu leben, dass eine Beziehung enden kann, macht jede Beziehung kaputt. Angst bedeutet, dass wir uns die schlimmste aller Alternativen gedanklich durch den Kopf gehen lassen. Das Aus findet im Kopf bereits statt, gegebenenfalls mehrfach, immer womöglich schmerzhafter.

Mein Grundsatz bei Erpressung ist: „Wenn es ‚entweder… oder’ heißt,
dann bin ich schon beim ‚oder’“.

Diese Haltung hat mich de facto ruhiger, souveräner und de-eskalierender gemacht. Ich muss nicht verzweifeln, ich habe einmal für mich eine Entscheidung getroffen, was ich hinnehme und was nicht.

Wahrscheinlich ist das aber nur ein Aspekt. Und wahrscheinlich habe ich mit meinem jetzigen Mann Oliver das große Glück, eine Liebe zu finden, die auf so vielen kleinen und großen guten und respektvollen Haltungen und großem Wohlwollen beruht – und daher in sich ruht – dass wir nicht einziges mal ein solches Thema hatten.

Wie ist das bei euch? Wart ihr schon mal damit konfrontiert, dass man euch mit Trennung gedroht hat? Mussten Kinder in eurem Umfeld so etwas erleben? Oder ihr bei euren Eltern?

Liebe Grüße,

Eure Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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5 Kommentare

Evy
Antworten 12. April 2018

Ich habe als Kind ganz oft zu hören bekommen: „Wenn du nicht wärst, hätte ich mich schon längst getrennt. Wir sind nur noch zusammen, weil du deinen Papa lieb hast.“

Aber ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern, ob ich darunter gelitten habe oder nicht. Ich war ein anspruchsvolles Kind und meine Mama damit überfordert, vor allem weil mein Papa mir jeden Wunsch erfüllt hat und null konsequent war. Irgendwann als ich um die 16/17 war habe ich ihr auf den Spruch geantwortet: „Gut, du bist nur wegen mir mit Papa zusammen? Bitte, jetzt bin ich groß, es ist mir egal ob ihr zusammen seid. Wenn alles so schlimm ist, dann gehe. Trenne dich. Ansonsten brauchst du sowas nie wieder zu mir zu sagen.“ Es war das letzte Mal, dass ich sowas zu hören bekommen habe.

Heute sehe ich die Sache sehr gelassen. Ich liebe meine Eltern und habe ein super Verhältnis zu Beiden und sie sind tolle Großeltern. Meine Eltern haben beide ihre Stärken und Schwächen. Und durch sie bin ich geworden wer ich bin. Mittlerweile bin ich selbst Mutter und mein Zweitgeborener ist auch ein Fortgeschrittenenkind. Aber anhand meiner Kindheit habe ich gelernt ruhig zu bleiben und mich selbst durch einen Wutanfall im Eiscafé nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Wie meine Oma immer sagt: „Liebevolle Konsequenz. Kinder müssen geliebt werden, aber auch ihre Grenzen gezeigt bekommen.“ Recht hat sie. Meine Kinder liebe ich bedingungslos und sie werden niemals Gewalt von mir erleben. Weder physisch noch psychisch.

Nadine
Antworten 13. Juni 2018

Ich kann euch nur zustimmen, dass es wirklich das letzte ist den Kindern mit einer Scheidung zu drohen.

Leider ist das letztens bei einer guten Freundin von mir eingetroffen. Sie und ihr Mann wollen sich scheiden lassen. Dabei ist das Wohl ihrer drei Kinder natürlich das wichtigste.

Da sie sich mit der Materie nicht auskennt, möchte sie sich an einen Rechtsanwalt für Familienrecht wenden.

Mia
Antworten 22. Oktober 2018

Bekannte sind schon einen Schritt weiter, der Anwalt für Familienrecht ist bereits eingeschaltet. Es ist schade, wenn man so auseinander gehen muss. Meine Vermutung ist, dass für die heutige Zeit viel zu oft und zu früh geheiratet wird.

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