Die eigenen Barbies tragen den Streit der Geschwister aus?! –Konflikte auf nonverbale Weise lösen


Streit und Zank gehört zum Leben, vor allem unter Geschwistern. Meine Schwester und ich waren äußerst kreativ, wenn es darum ging, Konflikte auf nonverbale Weise zu lösen. Was zwei verhakte Daumen und unsere eigenen Barbies damit zu tu hatten, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Als Kinder haben meine Schwester und ich uns oft gestritten. Im ersten Moment waren wir ein Herz und eine Seele, und im nächsten Erzfeindinnen. Die Streitereien dauerten zwar nie mehr als ein paar Stunden oder maximal einen Tag, aber währenddessen war Eiszeit angesagt. Wir sprachen nicht mehr mit der anderen, und sahen sie nicht einmal an. Wenn wir besonders kindisch drauf waren, stellten wir am Esstisch eine Barriere zwischen uns, um bloß nicht die Luft der anderen einzuatmen.

Das Problem war, dass wir das Streiten irgendwann müde waren, aber niemand angekrochen kommen wollte. Damals waren wir noch zu jung, um Konflikte auszudiskutieren, deshalb blieb uns nur eine nonverbale Streitschlichtung übrig.

Und glaubt mir, wir waren äußerst kreativ.

Konflikte auf nonverbale Weise lösen  – 3 Ideen:

Unsere Barbies bringen uns nach einem Streit wieder zusammen.

Wenn wir uns stritten, dann taten es natürlich auch unsere Barbies. Meine Barbies kamen aus ihrem Zimmer und ihre aus meinem. Nicht nur wir, sondern auch unsere Barbies sprachen nicht mehr miteinander, auch, wenn sie das eigentlich gar nicht wollten. Und dann kam plötzlich ein Problem auf. Zum Beispiel verschwand eine Barbie urplötzlich und konnte nur gemeinsam gefunden werden. Oder eine Hochzeit von den Barbies meiner Schwester stand vor der Tür, die Torte konnte nur von meiner Barbie gebacken werden. Daher schluckten meine Schwester und ich den Stolz runter, ertrugen die Anwesenheit der anderen, und brachten unsere Barbies zusammen. Und je länger wir zusammen spielten … äh, ich meine, das Problem der Barbies lösten! – desto näher kamen meine Schwester und ich uns wieder.

Am Ende vertrugen wir uns wieder und wussten rückblickend gar nicht mehr, warum wir überhaupt gestritten hatten. Es ist ein bisschen lustig, weil weder meine Schwester noch ich merkten, dass wir durch das Abenteuer unserer Barbies nur einen Grund suchten, um wieder zusammen zu spielen.

Kleiner Finger bedeutet Streit, großer Daumen bedeutet Vertragen.

In Marokko gibt es die Geste, dass wenn man den kleinen Finger mit der anderen Person verhakt, es bedeutet, dass man im Streit mit ihr ist. Damit besiegelt man quasi den Streit. Nach dem Motto: „Weißt du was? Ich rede nicht mehr mit dir. Hier, gib mir deinen Finger!“

Wenn man sich wieder verträgt, verhakt man die Daumen miteinander. Die eine Person muss dann gar nichts sagen, sondern nur den Daumen vorstrecken und einen fragenden Blick machen. Und die andere Person verhakt den Daumen mit dem eigenen, um den Streit wieder aufzulösen.

Das machten überwiegend Kinder, aber meine Schwester und ich tun das manchmal heute noch. Nicht das mit dem kleinen Finger, aber dem Daumen schon. Wenn meine Schwester mir also ihren Daumen entgegenstreckt, bedeutet das: „Vertragen wir uns wieder?“ Und dann muss eine von uns meistens lachen, weil es irgendwie so süß ist, und sofort ist der Streit vergessen.

Bei unserem letzten Streit (es war an Heiligabend) sind meine Schwester und ich uns derart in die Haare gefahren, dass ich drauf und dran war, einfach zu Hause zu bleiben, und gar nicht zu meiner Familie zu gehen. Meine Schwester war Gastgeberin und hatte ihren Frust an mir ausgelassen, aber als sie sich etwas abgekühlt hatte, wusste sie, dass sie zu weit gegangen war. Und dann schickte sie mir einen erhobenen Daumen Emoji mit einem Fragezeichen? Und dachte mir erst? Ein Daumen? Also ist sie dafür, dass ich nicht komme? Schön, dann halt nicht!

Doch dann wurde mir klar, dass das ein Friedensangebot war. Sie bat mit dem Daumen um Vergebung, und ich fand das so liebenswert, dass der Streit sofort vergessen war.

Gegenseitige Briefe schreiben

Es gibt noch eine Weise, wie meine Schwester und ich Konflikte lösen, und zwar in Schriftform. Früher schrieben wir uns lange Briefe, in denen wir uns erklärten und entschuldigten, und dann durch den Türschlitz schoben und manchmal auch in den Briefkasten taten. Ab und zu waren auch unsere Barbies die Boten, die den Brief überbrachten. Briefe schrieben wir meist, wenn der Streit wirklich heftig war. Wenn Gefühle tief verletzt wurden und wir uns unverstanden fühlten. Einen Brief ignorierten wir nicht. Einen Brief beantworteten wir.

Und dann war alles wieder gut!

Streitschlichtung auf nonverbale Weise konnten wir gut. Heute reden wir meistens über alles, wobei es nur noch selten in wirkliche Streitereien ausartet (außer an Feiertagen!) und meist nur bei oberflächlichen Zankereien bleibt. Aber manchmal schreiben wir uns auch lange Briefe (oder Chatnachrichten), und manchmal schicken wir auch nur einen erhobenen Daumen.

Diese Erinnerungen machen mich sehr glücklich, aber auch wehmütig. Ich bin dankbar für die stabile Beziehung mit meiner Schwester, und bin gleichzeitig traurig, dass wir uns vermutlich nie mehr so nahe sein werden wie als Kinder. Damals konnte ich es nicht erwarten, auszuziehen. Heute vermisse ich, dass wir nicht mehr Tür an Tür wohnen.

Aber so ist das Leben. Nichts bleibt für die Ewigkeit, und das ist gut so. Ich bin nur dankbar, dass meine Schwester und ich uns nicht aus den Augen verloren haben. Je älter ich werde, desto klarer wird mir, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.

Habt ihr auch mal einen Konflikt auf nonverbale Weise gelöst? Und wenn ja, wie ist das bei euch abgelaufen?

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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