Niemals Gefühle absprechen! – 5 Sätze, die weder Eltern noch Kindern was bringen
Manchmal wird erst geredet und dann nachgedacht. Wenn dann auch die Gefühle abgesprochen werden, ist der Ärger besonders groß. Hier teile ich mit euch 5 Sätze, die weder Eltern noch Kindern was bringen!
„Was bringt mir das jetzt?“ Diese Frage habe ich mir im Laufe der Jahre immer wieder gestellt. Sie kam vor allem dann auf, wenn es um das Reden über meine Gefühle ging. Das Gegenüber meinte es immer nur aufmunternd, trotzdem wurde mir unterschwellig vermittelt, dass es so, wie ich mich gerade fühle, nicht richtig ist.
Vor einer Weile hat Béa schonmal eine Sammlung mit 20 Sätzen, die nicht helfen gemacht. Diese hier soll sich aber hauptsächlich an das „Gefühle absprechen“ richten!
5 Sätze, die weder Eltern noch Kindern was bringen
1. Beruhige dich.
Starten wir mit meinem Lieblingssatz. Jemand wird laut und hysterisch und der Rat, der dann kommt, lautet: „Beruhige dich.“ Aber hat dieser Satz schon jemals was gebracht? Gab es in der Menschheitsgeschichte wirklich schon jemanden, der sich dachte. „Oh. Gut, dass du mir das sagst. Na dann beruhige ich mich eben.“ Nein, ich glaube nicht. Denn wenn jemand gerade auf 180 ist, wird dieser Satz niemanden mit seinem bloßen Ausspruch beruhigen. Besser finde ich diese Sätze:
Lass uns nochmal ganz in Ruhe darüber reden.
Lass uns mal eine Runde spazieren gehen, um den Kopf wieder frei zu kriegen.
Lass uns mal das Zimmer verlassen, um etwas auszukühlen.
All diese Beispiele haben dieselbe Intention: Hilfe, um zu einer Beruhigung zu kommen.
Und doch wird der Satz nicht unkonstruktiv verwendet.
2. Sei nicht traurig.
Machen wir weiter mit meinem zweiten Lieblingssatz. „Sei nicht traurig.“ Danke. Danke für nichts. Gefühle lassen sich nicht steuern, erst recht keine, die so intensiv sind, wie Trauer. Wann immer mir dieser Satz um die Ohren geworfen wurde, mischte sich zu meiner Trauer auch Wut. Es ärgerte mich, dass mir meine Trauer mit diesem Satz abgeschrieben wurde. Trauer endet nicht, nur weil jemand anderes darum bittet, nicht mehr traurig zu sein.
Dazu sagt Béa immer, dass es am besten ist, die Traurigkeit anzuerkennen und Trost anzubieten:
Ich merke, du bist traurig. Ich tröste dich gern. Was brauchst du?
3. So schlimm war das doch gar nicht.
Noch einer dieser Sprüche, die mich die Kiefer mahlen lassen. Das Schlimme ist, dass ich diesen Satz selbst schon oft von mir gegeben habe, obwohl ich ihn problematisch finde. Aber manchmal, wenn mein Babysitterkind bitterlich weinte, weil ihm ein weicher Schaumstoffball auf den Fuß fiel, verdrehte ich die Augen und versuchte ihn mit „So schlimm war es doch gar nicht“ zu trösten. Falsche Antwort, denn es weinte noch mehr, weil es sich nicht ernst genommen fühlte. Außerdem hat jeder Mensch eine andere Wahrnehmung bei Schmerz. Mir ist deshalb klar geworden, dass ich ein Kind nicht wie einen Erwachsenen behandeln sollte und ihm nicht rationale Fakten um die Ohren hauen sollte. Deshalb wieder meine Tipps:
Bestimmt lässt der Schmerz bald nach.
Lass mich einmal pusten. Ist es schon besser?
Ich kann mir etwas Schlimmeres vorstellen, was hätte passieren können, und ich bin dankbar, dass es nicht eingetreten ist.
4. Sei nicht so (zickig, beleidigt, launisch, kindisch).
Und wir schließen mit diesem Satz, der mit etlichen Adjektiven enden kann. Manchmal dreht bei Eltern die Sicherung durch. Sie wollen ihre Ruhe und ordnen ihrem Kind an, nicht soundso zu sein. Aber wie ich bereits in jedem meiner Punkte erwähnt habe, sollten die Gefühle eines Menschen nicht abgesprochen werden – weder den Eltern noch dem Kind. Gefühle sind unendlich. Sie sind einfach da und schulden niemandem eine Rechenschaft. Natürlich können sie sich auch ändern, aber es sollte nicht mit Zwang geschehen.
Außerdem sind Worte wie launisch oder zickig sehr hart und angreifend. Bei möglichst gewaltfreier Kommunikation sollten etwas mildere Worte gesucht werden.
Ich empfehle, statt der Aufforderung, die Gefühle abzustellen, das Gespräch zu suchen.
Was hat dich beleidigt?
Gib es einen Grund dafür, dass du gerade etwas aufgebracht bist?
Erzähl mal, was ist genau passiert?
5. Ich glaube, das hast du dir nur eingebildet!
Schließen wir mit diesem Satz, der einem nicht nur die Gefühle, sondern auch die Realität abspricht. Natürlich wissen es Erwachsene oft besser. Sie ahnen, dass unter dem Bett nicht wirklich ein Monster lauert und dass der die gruselige Gestalt am Baum nur ein Ast und keine böse Eule ist. Trotzdem fühlen sich Kinder bei dieser Aussage nicht ernst genommen und hinterfragen zweitens ihre eigene Realität. Denn manchmal wissen sie es eben wirklich besser. Als ich meine Mutter damals sagte, dass ich einen gestrandeten Wal gesehen hätte, sagte sie auch, dass ich es mir nur eingebildet hatte. Bis sie ihn selbst sah…
Und das waren meine 5 Sätze, die weder Eltern noch Kindern was bringen.
Habt ihr noch mehr Sätze, die nichts bringen? Lasst es mich gern wissen!
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Liebe Grüße
Mounia