„Gut gemacht!“ oder „Nix kriegste auf die Reihe!“ – Die innere Stimme ist am meisten geprägt durch die Eltern


Habt ihr euch schon mal gefragt, mit wem ihr euch am meisten den ganzen Tag so unterhaltet?

Bestimmt seid ihr drauf gekommen, das ist mit euch selbst!

Kennt ihr diese innere Stimme, mit der ihr öfters mal euer (Wohl-)Befinden, eure Entscheidungen, eure Stimmungen bespricht und gar … bearbeitet?

Psychologen sagen, die innere Stimme ist am meisten durch die Eltern geprägt.

Und da meisten die Menschen beim Psychologen landen, wenn es ihnen nicht besonders gut geht, nennen sie diese Stimme auch: Den inneren Kritiker.

Also, diese Bedenken-volle oder strafende Stimme im Inneren, die einem oft einflüstert:
„Das kann nur schiefgehen!“
oder
„Ungeschickt wie du nun mal bist…“
oder
„Du bist es nicht wert!“
oder…

Ich glaube, ich muss nicht nach zu vielen Beispielen suchen. Ich habe eine kurze Internetrecherche gemacht und festgestellt: Es haben viele Menschen einen mächtigen inneren Kritiker, der ihnen Sätze einflüstert, die, wenn sie das einem Freund sagen würden, die Freundschaft beenden würde. Aber anstatt den inneren Kritiker wegzujagen, leiden sie ein Leben lang darunter. Und das hindert sie oft daran, so zu leben, dass es sich für sie gut anfühlt. Weil die Stimme sagt, dass ein gutes Leben ist ja sowieso nur ein unerreichbarer Traum.

Ich selbst würde sagen, ich kenne diese Stimme schon ein wenig, ja, durchaus.
Allerdings ist mein innerer Kritiker ein klitzekleines Stimmchen im Vergleich zu meinem inneren Bejubler:
„Super toll gemacht!“
„Mensch du hast Talent!“
„Smart, versuche es, schaffst du schon!“
„Macht nichts, wenn es diesmal nicht geklappt hat. Versuche es einfach wieder, smart genug biste ja.“

Woher kommt das? Ich weiß das ziemlich genau: So waren meine Eltern drauf. Auch wenn ich sie früh verloren habe, dieses Selbstwertgefühl und inneren Ansporn haben sie mir in frühen Jahren grandios eingepflanzt. Und das hat mir auch mehr genützt als geschadet, so eine Einstellung und innere Stimme zu haben. Ich habe mir auch Mühe gegeben, diese Botschaften auch an meine Tochter weiterzugeben.

Daher möchte ich euch dazu sensibilisieren. Ich bin keine Psychologin und kann nur das weitergeben, was ich bislang dazu gelesen, beobachtet und verstanden habe, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Die emotionale Grundstimme, die ihr im Umgang mit eurem Kind habt, wird später maßgeblich ihre eigene innere Stimme und damit auch ihr Selbstwertgefühl prägen.

Kurz halt: maßgeblich! Allerdings nicht ausschließlich! Diese innere Stimme bildet sich im Laufe der Zeit und es gibt vielerlei Einflüsse dazu. Klar ist das ein Familiendings sowieso: Unsere Großeltern haben ja sowieso die Stimme unserer Eltern geprägt… Oft sind Onkel, Tanten, Geschwister auch im Konzert der Selbstwertgefühlsbildung präsent. Und manchmal gibt uns eine BuchautorIn oder eine SerienheldIn einen nachhaltigen Hall in unserem inneren Dialog. Oder Lehrkräfte. MitschülerInnen. Nachbarn. Alle unsere menschlichen Beziehungen tun etwas mit unserem Selbstwertgefühl! Eltern können ihre Kinder nie vollends perfekt formen oder versauen. 😉

Und noch was in Sache „versauen“ bzw. Dinge falsch machen: Dieser Beitrag soll euch sensibilisieren – allerdings nicht stressen im Sinne von: „Wenn ich ein einziges Mal mein Kind anschnauze, wird es psychologisch verkorkst sein für den Rest seines Lebens!“ Buhu!!! 😱Nein, wird es nicht. Genauso wenig wie, wenn wir es einmal kurz schreien lassen, weil wir 3 Minuten für uns im Badezimmer brauchen. Die Menge macht das Gift – wie immer…

Wenn ihr Lust habt, darüber zu reflektieren, wie es um eure innere Stimme steht und was ihr so an eure Kinder weitergebt, habe ich hier sieben Fragen für euch.

Ich würde mich freuen, wenn ihr euch einige davon heraus pikt und sie für euch beantwortet. Oder, wenn ihr Lust habt, sogar in den Kommentaren:

1. Wann und wie sprecht ihr zu euch selbst, wie würdet ihr eure innere Stimme beschreiben: Ist sie nett, freundlich und ermunternd oder harsch, ermahnend und runterputzend? Oder mal so und mal so?

2. Welcher (Glaubens-)Satz taucht regelmäßig in euren Gedanken? Versteht ihr, woher er kommt? 

3. Mit welcher Grundstimmung redet ihr gerade mit euren Kindern? Wie ist das Verhältnis von: Liebevoll und anerkennend vs. motzend und meckernd? 

4. Wie würdet ihr die Beziehung zu eurem Kind gerade beschreiben? Ist sie so, wie sie ihr euch wünscht – oder was müsste sich verändern, dass sie so ist, wie sie ihr euch wünscht? 

5. Welche Sätze sagt ihr ständig zu euren Kindern? Fragt dazu vielleicht die Kinder selbst: „Was ist ein ganz typischer Satz für mich?“

6. Welche Sätze hättet ihr gern, dass euer Kind zu seinen Kindern weiter sagt, wenn es eine eigene Familie hat? 

7. Wenn euer Kind nicht eurer Kind wäre, und ihr einfach nur Freunde oder Bekannte wäret, was würde euch am meisten verbinden? 

So, ich bin gespannt, welche Fragen ihr euch herausgreift und wie die Antworten darauf sind…

Liebe Grüße

Béa

P.S. Ich habe an einer Stelle weiter oben über meine positive innere Stimme geschrieben: „mehr genützt als geschadet“… und das hat auch natürlich einen Hintergrund. Denn auch ich musste Misserfolge verkraften, die ich mir zum Teil selbst eingebrockt habe, weil meine innere Stimme zum Zeitpunkt der Entscheidungen meinte: „Da kann nichts schiefgehen!“. Und dann gings schon einiges schief.
Aber dazu ein anderes Mal mehr. 😄

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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