„Man weiß ja nie, ob spontan Besuch kommt…“ Warum es bei mir wegen meiner arabischen Kultur immer ordentlich ist


Obwohl ich sehr deutsch sozialisiert bin, gibt es ein paar Eigenschaften, die ich aus meiner „arabischen Erziehung“ übernommen haben. Zum einen sind immer all meine Türen zu Hause geöffnet, zum anderen ist meine Wohnung immer aufgeräumt, denn man weiß ja nie, ob spontan Besuch kommt…

In Deutschland ist die Besucherkultur eine ganz andere als in Marokko. Hier zulande wird der Besuch in jedem Fall angekündigt. Einfach spontan vor der Tür zu stehen gilt als unhöflich. Man will sich ja schließlich ein wenig vorbereiten – ein bisschen aufräumen, was zu essen machen und sich etwas Nettes anziehen. In Marokko ist das ganz anders.

Aufräumen für den Besuch!

In Marokko beginnt die Tagesroutine meiner Familie damit, dass das Bett zunächst gemacht wird. Anschließend wird grob das Zimmer aufgeräumt und daraufhin gefrühstückt. Nach dem Frühstück wird die Küche blitzblank geputzt und sämtliche Krümel besiegt.

Dieses Aufräumen gilt hauptsächlich potenziellen Besuchern, die einfach unangekündigt auftauchen könnten und sich in einem ordentlichen Haushalt wohlfühlen sollen. Es ist ein Zeichen der Höflichkeit und des Respekts, denn in Marokko gilt es keineswegs als unhöflich, einfach so hereinzuschneien. Floskeln wie „Komm doch mal vorbei“ werden wortwörtlich aufgefasst.

Lustigerweise ist es kein Problem, seinem Besuch im Schlafanzug die Tür zu öffnen.

Was mich immer besonders erstaunt hat, war die Tatsache, dass sich meine Verwandten aus Marokko nicht zunehmend schick für potenziellen Besuch machen. Sie bleiben bequem angezogen, manchmal auch im Schlafanzug. Kommt Besuch vorbei, ist das überhaupt kein Problem – Hauptsache das Haus sieht ordentlich aus!

Als ich noch zu Hause lebte, glich mein Zimmer einer Messi Bude. Der Fußboden war durch all die Klamotten nur schwer zu erahnen und die ganzen Poster an meiner Wand hatten einen schon fast erdrückenden Charme. Mein Bett war NIE gemacht, wirklich NIE. Und ich störte mich kein bisschen an dem Chaos. Solange kein Besuch kam, der einen prüfenden Blick über mein Zimmer warf, war mir egal, wie es in meinem Zimmer aussah und roch.

Aber je älter ich würde, desto „arabischer“ wurde ich in dieser Hinsicht.

Als meine Mutter mich zum ersten Mal für eine Woche allein im Haus ließ, erwischte ich mich zum ersten Mal dabei, wie ich das Haus bewusst sauber hielt und alles immer sofort wegräumte. „Wer weiß, ob nicht Besuch kommt“, sagte ich zu mir selbst. Und obwohl niemand kam – denn das macht man in Deutschland einfach nicht! – hatte ich den Gedanken verinnerlicht, für möglichen Besuch die Bude sauber zu halten.

Heute gelte ich in meinem Freundeskreis als die „Ordentliche“.

Zum Teil bin ich das auch, aber nicht, weil ich so viel Wert auf Sauberkeit lege, sondern weil ich es für Besuch ordentlich halte. Manchmal stört es mich selbst, dass ich mein Bettlaken zurechtzupfe, obwohl ich mich in ein paar Stunden sowieso reinlegen werde. Aber wann immer Besuch dann doch unangekündigt vorbeikommt bin ich doch froh, dass ich etwas aufgeräumt habe!

Wie sieht es bei euch mit Besuch aus? Hängt die Ordnung in eurem Haus auch damit zusammen?

Hier mein Beitrag darüber, warum die Türen bei mir zu Hause immer offenbleiben:

Warum die Türen bei mir zu Hause immer offen blieben

Mounia
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Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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