Alltagsvorlieben Part 3 – Was teilen wir (gern) und was nicht?
Nachdem wir bereits zwei Runden der Alltagsvorlieben hatten, folgt nun Part 3 zu einem ganz speziellen Thema: Was teilen wir und was nicht?
Kurz vorab noch etwas Grundsätzliches zum Thema Teilen und warum das auch im Kontext von Kindern großziehen wichtig ist:
Es geht um Solidarität und Empathie: Wenn wir teilen, zeigen wir unsere Fähigkeit, uns in andere hineinzuversetzen und uns um ihre Bedürfnisse und Wünsche zu kümmern. Es zeigt auch, dass wir eine gemeinsame Verantwortung haben, dafür zu sorgen, dass alle Zugang zu Ressourcen haben.
Dabei erleben wir alle Gemeinschaft und Zusammenhalt: Teilen fördert eine Gemeinschaftskultur und schafft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wenn wir teilen, arbeiten wir zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die menschliche Evolution hat dazu geführt, dass Menschen soziale Wesen geworden sind. Es war seit je her für unsere Vorfahren wichtig, in Gruppen zusammenzuarbeiten, um zu überleben und sich vor Gefahren zu schützen.
Vermeidung von Verschwendung und Nachhaltigkeit: Wenn wir teilen, können wir Ressourcen effektiver nutzen, anstatt dass jeder Einzelne alles selbst besitzt und es am Ende ungenutzt bleibt oder sogar verschwendet wird.
Dabei aber Achtung: Kinder lernen, indem sie uns nachahmen. Sie zwingen, mit Freunden und Geschwistern kann eher kontraproduktiv ausfallen. Daher lieber unter Erwachsenen mal das Thema durchdiskutieren und den Kindern zeigen, wie das geht! Im Beitrag „Vom Teilen und Teilen müssen“ gibt es einige Aspekte dazu.
1. Essen – Teilen oder nicht?
Béa: Auf jeden Fall! Und bei mir hat es Geschichte: Meine Oma hat mich als Kind versucht zu zwingen, große Portionen zu essen. Wenn ich jemanden, am besten sogar mehrere Menschen um mich habe, die gern essen und ggf. auch übernehmen, wenn ich nicht mehr kann, geht es mir gut. Also auch kein Problem, wenn sie sich direkt auf meinem Teller bedienen! Meine beste Freundin hasst das allerdings, sie hat gern ihren Teller und ihre Portionen – und das respektiere ich selbstverständlich.
Mounia: Jaaa!! Ich liebe es, Essen zu teilen. In Marokko wird das Essen ohnehin immer geteilt – manchmal isst man auch aus einem großen Teller. Mir macht es auch überhaupt nichts aus, wenn jemand seine Gabel in meine Nudeln steckt. Wer probieren will, darf probieren!
2. Schminke – Teilen oder nicht?
Béa: Hm, das in Maßen. Mit meiner Tochter Carina gern, ansonsten hat sich noch nie die Frage gestellt…
Mounia: Für mich ist das Teilen von Schminke ein ganz klares Nein. Ich habe schon seit jeher Hautprobleme und fühle mich nicht wohl dabei, wenn andere sich an meinen Pinseln und Schwämmen und anderen Utensilien bedienen.
3. Klamotten – Teilen oder nicht ?
Béa: Hm, am liebsten teile ich nur Oberbekleidung, keine Unterwäsche, Socken, etc. Mantel, Pullover, etc. kein Problem, allerdings bitte keine Schuhe, ich rieche sofort, wenn andere Füße da drin waren.
Mounia: Ich verleihe sehr gerne Klamotten, aber nur mit der Bitte, dass vorher gefragt wird. Meine Schwester und ich hatten schon riesige Streits, wenn wir mal ungefragt etwas vom Schrank der anderen nahmen und die andere dann ewig nach dem jeweiligen Kleidungsstück suchten.
4. Elektronik – Teilen oder nicht?
Béa: Hm, bei Apple Produkten bin ich mega territorial! Nein, nein, insbesondere mein Handy ist wie ein Körperteil.
Mounia: Bis auf Handy und Laptop, ich ohnehin nicht verleihen kann, weil ich sie jeden Tag brauche, habe ich kein Problem damit, Elektronik zu verleihen (natürlich mit der Bitte, besonders gut darauf aufzupassen).
5. Sextoys – Teilen oder nicht?
Béa: Mit meinem Mann gern doch, er soll an mir herumspielen, er kann das sogar besser als ich. Sonst lieber nicht teilen 😂
Mounia: Ähmmm, nicht teilen!!! 😂
6. Wohnung – Teilen oder nicht?
Béa: Hm, bedingt. Die Berliner Wohnung ist eher nur für uns alleine oder gute Freunde, die Wohnung auf Teneriffa vermieten wir in den Monaten April bis Oktober. Wir nennen sie „Casa Tollariffa“ auf Airbnb.
Mounia: Meine Wohnung hergeben würde ich tatsächlich sehr ungern. Für mich ist das zu Hause ein sehr intimer Ort – meine ganzen Wertsachen und Tagebücher befinden sich dort drin, und auch, wenn ich meinen Liebsten traue, fühle ich mich unwohl bei dem Gedanken.
7. Freundschaften – Teilen oder nicht?
Diese Frage ist ein bisschen metaphorisch gemeint – natürlich besitzen wir keine Menschen, aber dennoch haben wir unterschiedliche Ansprüche an Menschen und Beziehungen.
Béa: Ich liebe es, Menschen zusammenzubringen und zuzusehen, wie sie dann miteinander auch schöne Beziehungen haben, sich weitere Freundschaften entwickeln. Auch in der Paarbeziehung wagen mein Mann und ich einige sehr vorsichtige Erkenntnisse und Erfahrungen – allerdings immer auf der Basis von absoluter Transparenz und liebevoller Kommunikation miteinander. Das beste Buch, das ich zu diesem Thema empfehlen kann, ist „The Ethical Slut“ – extrem sinnvoll, um zu verstehen, wie Beziehungen jeglicher Art gut aufgebaut und gepflegt werden können. Ohne Besitzanspruch und mit viel Sicherheit für alle Seiten!
Mounia: Ich habe kein Problem damit, wenn ich Freundinnen „teilen“ muss – sie sind ja nicht mein „Besitz“. Meine beste Freundin hat noch eine andere beste Freundin, und das ist völlig in Ordnung für mich. Ich fühle mich trotz allem geliebt und wertgeschätzt. In romantischen Beziehungen sehe ich das natürlich genauso, aber mein Partner und ich leben in einer monogamen Beziehung, bei der wir uns einig sind, ein paar Dinge nur miteinander zu teilen.
8. Autos/Fahrzeuge – Teilen oder nicht?
Béa: Ich bin ein ganz großer Fan von Car-Sharing! Benutzen statt besitzen lautet da meine Devise – und gerade wenn ich in Berlin bin genieße ich die totale Unkompliziertheit von ShareNow und Miles. (keine Werbung, ich nutze und bezahle ganz normal)
Mounia: Ich habe kein Auto und musste auch noch nie mein Fahrrad verleihen, aber prinzipiell hätte ich auch da kein Problem!
9. Zahnbürste – Teilen oder nicht?
Béa: Nein. Einfach nur nein. Oder sagen wir so: Nur den unteren Teil meiner elektrischen Zahnbürste wäre es OK.
Mounia: Also, wenn wir von einer einmaligen Situation reden, dann ist das okay für mich. Danach würde ich mir vermutlich bald eine neue Bürste besorgen, aber es wäre schon aushaltbar!
10. Haushaltskram – Waage, Mixer, Messbecher
Béa: Au ja. Gerne! Alles – sofern es gewaschen und unbeschädigt zurückkommt.
Mounia: Haushaltskram teile ich super gern! Es gibt Gegenstände, für die es sich (für mich) nicht lohnt, sie selbst zu haben – z.B. eine Bohrmaschine. Umso schöner finde ich es, wenn ich sie mir mal von jemandem leihen kann!
Wie sind eure Alltagsvorlieben? Was teilt ihr gern und was behaltet ihr nur für euch?
Und: Habt ihr Vorschläge für eine nächste Runde?
Hier findet ihr unsere anderen Beiträge:
Lieber weiche oder kratzige Handtücher? – Alltagsvorlieben, bei denen sich die Meinungen teilen
Alltagsvorlieben, bei denen sich die Meinungen teilen – Runde 2
Liebe Grüße
Mounia