Homosexualität – Warum das „Outing“ ein Ende nehmen muss


Viele homosexuelle Menschen gehen diesen wichtigen Schritt und öffnen sich anderen. Ich finde das einerseits wunderbar, andererseits auch absurd, dass das überhaupt nötig ist. In diesem Beitrag möchte ich euch meine Meinung darlegen, warum auch das „Outing“ irgendwann ein Ende nehmen muss.

Eigentlich will ich gar nicht mehr darüber reden. Jede*r Mensch kann lieben, wenn er*sie will.

Im Jahr 2020 sollte es eine absolute Verständlichkeit sein, alle Menschen, egal, welcher Sexualität sie sich zugehörig fühlen, zu akzeptieren.

Aber das ist es nicht. Nicht, solange schwule, lesbische, bisexuelle, transsexuelle oder queere Menschen sich noch „outen“ müssen.

Outen?

Wir alle kennen den Begriff. Eine homosexuelle Person bekennt sich vor ihren Eltern, Freund*innen oder anderen Menschen zu ihrer (nicht heteronormativen) Sexualität. Dass jenes Outing akzeptiert wird, betrachte ich als Selbstverständlichkeit. Vielmehr geht es mir um das Outing selbst.

Ist es nicht irgendwie verrückt, dass es sowas wie Outing überhaupt gibt? Dass eine Person sich erst mal erklären muss, zu wem sie sich hingezogen fühlt? Heteromenschen müssen das nicht tun. Ich musste mich nicht erst mal „bekennen“, weil meine Sexualität als Standard vorgegeben wird.

Bei homosexuellen Menschen ist das leider nicht so. Sie müssen extra klarstellen, dass sie nicht der vermeintlichen „Norm“ angehören. Aber wäre es nicht besser, gar nicht erst darüber reden zu müssen? Wäre es nicht wunderbar, wenn es völlig irrelevant wäre, ob eine Person hetero, schwul, lesbisch oder Sonstiges ist?

Nun ja, von nichts kommt nichts. Die Welt ändert sich zwar, aber sie ändert sich sehr langsam. Bis es soweit ist, müssen alle am selben Strang ziehen und das Bewusstsein für Homosexualität stärken. Hierfür habe ich 3 Vorschläge:

1. Mehr über Homosexualität reden

Ich habe den Eindruck, dass Homosexualität nach wie vor in einer Art Blase existiert. Das Thema ist noch nicht im Mainstream gelandet, daher reden wir nur dann darüber, wenn sich das Thema explizit ergibt. Mein Vorschlag wäre daher, viel öfter darüber zu reden. Damit meine ich Gespräche in der Schule, im Freundeskreis, bei der Arbeit und vor allem in den Medien. Glücklicherweise ist die Repräsentation von Homosexualität immer mehr im Kommen. Typische Serienbeispiele sind Sex Education oder 13 Reasons why. Je mehr wir über Homosexualität reden, desto normativer wird es. Natürlich kommt es darauf an, wie!
Deswegen geht es hier weiter…

2. Klischees über Homosexualität vollständig ablegen

Obwohl die meisten nichts von Stereotypen halten, existieren nach wie vor viele Klischees gegenüber Menschen, die nicht hetero sind. Von lesbischen Frauen ist die Rede von „Mannsweibern“ mit kurzen Haaren und „Männerklamotten“, bei Schwulen sind es Männer, die sehr hoch reden, wild gestikulieren und auf total Mode stehen. Bisexualität hingegen wird am wenigsten verstanden und oft als „Phase“ abgetan. All das sind Klischees, die es abzulegen gilt.

3. Menschen nicht mehr nur nach ihrer Sexualität bewerten

„Ich treffe mich noch mit meinem schwulen Freund, Tim!“

Aus irgendeinem Grund wird bei homosexuellen Menschen oft zusätzlich die Sexualität genannt, als wäre sie ein Erkennungsmerkmal.

„Welcher Tim?“

„Du weißt schon, der schwule.“

Dabei wird ein Mensch nicht nur durch seine Sexualität definiert. Es könnte schließlich auch der Tim mit den blonden Haaren sein. Solange wir homosexuelle Menschen ganz klar als solche definieren, bewerten wir sie nach ihrer sexuellen Orientierung. Das muss aufhören.

Wir reden schließlich auch nicht von der „Hetero-Anna“, oder?

Outing adé … hoffentlich!

Wahrscheinlich wird es noch eine ganze Weile dauern, bis das Outing ein Ende nehmen wird, aber die Vorstellung davon, in einer Welt zu leben, in der jemand sich gar nicht erst outen muss, ist ziemlich schön.

Wie ist euer Eindruck zu diesem Thema? Seht ihr das ähnlich, dass das sich outen auf Dauer gar nicht mehr relevant sein sollte? Habt ihr weitere Vorschläge, um das Bewusstsein für Homosexualität im Mainstream zu stärken?

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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1 Kommentare

Cassi
Antworten 2. Oktober 2020

Ich habe deine Meinung immer geteilt, inzwischen sehe ich es differenzierter... Wer schwul, lesbisch, bi ist... nein, da braucht es kein Outing. Bei Trans ist es aber schwieriger. Wie soll das ohne Erklärung gehen, wenn Anna plötzlich Tim genannt werden möchte, weil er sich als Junge bzw. Mann fühlt. Das geht ja weiter als nur sexuellle Orientierung. Und wenn das Äußere nicht dem inneren Empfinden entspricht und der eingetragene Name nicht passt, dann geht es nicht ohne Outing.

Habe ich lange nicht bedacht, aber jetzt über den Freund meiner Tochter miterlebt. Mädchen lt. Geburtsurkunde, Junge im Inneren. 6 Monate innerer Kampf den Mut zu fassen und sich der Familie zu öffnen. Inzwischen auch Outing vor Mitschülern und Lehrern und öffentlichem Bekennen (Trans-Flagge als Accessoire). Und jetzt ist er viel zufriedener! Ich bin stolz auf die zwei, mitten in der schwierigen Pubertät so offen dazu zu stehen! Jetzt muss ich mich nur noch an den neuen Namen gewöhnen, das ist gar nicht so einfach von jetzt auf gleich, wenn man sich länger kennt ;)

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