Kindern eine Stimme geben… oder besser gesagt: Lassen!


Liebe Leute, den Podcast mit Philipp habt ihr inzwischen mitbekommen. Inzwischen sind wir bei Folge 5 – und es geht darum, wie wir Kindern eine Stimme geben… oder besser gesagt: Lassen!

Denn auch ganz junge Menschen haben etwas Wichtiges, Witziges, Interessantes oder sogar ganz Neues zu sagen!

Kindern eine Stimme zu geben, Jugendlichen Gelegenheiten zu ermöglichen, für sich zu sprechen, ist gut für ihre persönliche Entwicklung. Wie geht das? Im Gespräch mit Philipp habe ich einige Ansätze und Ideen angesprochen, hier könnt ihr das alles hören.

Und für diejenigen von euch, die lieber lesen, sind hier einige Auszüge aus unserem Gespräch:

Philipp: Unser Thema heute ist: Wie lassen wir Kindern eine Stimme? Ich habe teilweise schon Schwierigkeiten, bei meiner Tochter zu fragen, wie der Schultag heute war.

Béa:  Ich saß neulich abends mit einer super netten Familie beim Essen im Restaurant. Die Tochter, die ich vor der Pandemie mit ganz jungen Jahren kennengelernt habe, also neun oder so, war jetzt kurz vor ihrem dreizehnten Geburtstag, so von der ganzen Erscheinung ganz ruhiges, auch reflektiertes Kind… und ich habe versucht, mich mit ihr zu unterhalten. Zu nahezu jeder Frage, die ich gestellt habe, hat die Mutter geantwortet. Das war jetzt nicht unangenehm, das war liebevoll und positiv. Und irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich sagte: Ich möchte bitte von ihr hören! Da war die Mutter auch nicht böse, sondern sie hat sich dann auch zurückgenommen. Ich glaube, sie hat vorher überhaupt nicht realisiert, was sie da tut. Es ist auch etwas Schönes, was die Eltern veranlasst, in einer erwachsenen Diskussion schnell zu antworten… sie „beschützen“ ihr Kind. Sie zeigen, dass sie Bescheid wissen.

Philipp: Erst mal den Rand halten als Eltern, oder… ja?

Béa: Einfach mal das Kind antworten lassen, und es fällt so schwer.

Philipp: Es kommen Situationen beim Arzt, es kommen Situationen im Restaurant. Wenn die Bedienung schnell die Bestellung haben will und diese Eltern, die den Zweieinhalbjährigen haben in aller Ruhe fragen: „Ja, was möchtest du denn?“. Das ist so die andere Seite der Medaille, da, wo wir in der Verantwortung als Eltern gehen und sagen, es muss schnell gehen. Ich kann andere Erwachsene damit jetzt nicht belästigen…

Béa: Klar, da muss man auch unterscheiden. Es geht um diesen Fall, wo es eine entspannte Diskussion ist, und das Kind kann eine Stimme haben. Kinder haben schon mitbekommen, dass wir uns als Erwachsene, als sprachfähige Menschen miteinander unterhalten. Es geht darum, dass der kleine Mensch nicht wie so ein Stück Deko irgendwie behandelt wird, sondern dass es auch mal merkt, aha, ich bin auch ein Gesprächspartner!

Béa: Kommen wir zu deiner Eingangssituation. Deine Tochter kommt aus der Schule, und du fragst, wie war’s in der Schule? Und sie sagt: „Gut!“. Und geht spielen. Da gibt es ein Set von Fragen, die du anders stellen kannst, also dass du spezifischer fragen kannst…
So von: Mit wem hast du dich am besten heute in der Schule verstanden?
Zu: Wer hatte das genialste Pausenbrot?
Wer hatte alles heute rote Sachen an?
Gibt’s vielleicht irgendwas, was dir heute unangenehm in der Schule war?
Ja, magst du was erzählen darüber, oder hat dir irgendetwas besondere Freude gemacht?

Hauptsache raus aus dieser: Wie war es heute in der Schule?

Philipp: Also, keine inhaltsleeren mechanischen Fragen auf Autopilot stellen. Ich nehme für mich mit, dass ich, dass ich ein bisschen Irritation auch dabei sein darf…

Speaker 2: Das darf auch sein! Und auch: Zur Kommunikation gehört auch Körpersprache damit kannst so wahnsinnig viel machen. Zugewandt sein, Blickkontakt suchen, eventuell auch ein wenig lustig gestikulieren. Also die Frage „wie war es in der Schule?“ stellst du mit dem Rücken zum Kind, während du am Topf noch rührst oder am Computer sitzt? Sie kommt ganz anderes, als wenn du sozusagen runtergehst auf ihre Augenhöhe und wirklich in die Interaktion mit ihr gehst, sie auch ansiehst, ihr nahekommst… und sagst: „Was hat dir heute besonders viel Freude gemacht? Oder hat dir irgendetwas Kummer gemacht? Also auch versuchen, das Gesicht zu lesen?

Ich komme jetzt noch mal zurück zu meinem Beispiel in Sache „Kindern eine Stimme lassen“:

Also wenn ein Elternteil die Stille nicht erträgt, während ein Kind im Gespräch mit einem anderen Erwachsenen vielleicht auch ein bisschen nachdenkt. Also ich stelle eine Frage, die Dreizehnjährige braucht ein Moment… der Mutter würde ich empfehlen, anstatt verbal reinzuspringen, sich umzudrehen, das Kind anzusehen und wirklich ihr signalisieren, nonverbal: „Auch ich habe Interesse an deine Antwort!“

Philipp: Ganz viele Sachen, die wir jetzt besprechen, hängen ja eigentlich mit mir zusammen, vielleicht mit meiner eigenen Fähigkeit, präsent zu sein, mit meiner eigenen Fähigkeit, aus dem Autopilot auszusteigen und Neugierde zuzulassen. In der Orga-Entwicklung, würde man sagen: Es hat mit Selbstführung zu tun.

Béa: Es hat auch was mit dir als Elternteil, also mit uns als Elternteil, zu tun, dass wir auch unsere eigenen Bedürfnisse verstehen.

Also wenn ich diesen Impuls habe, meinem Kind das Wort abzuschneiden oder an seiner Stelle zu antworten oder rasch Antworten zu haben, was ist das Bedürfnis dahinter? Was ist die gute Absicht? Also, wir haben ein hohes Verantwortungsgefühl gegenüber unseren Kindern. Ja, also, das ist etwas Schönes. Wir übernehmen die Verantwortung, wir übernehmen die Führung, das heißt, wir wollen auch alles im Griff haben.

Oder wir haben wahnsinnig viel auf der Platte. Mental Load!

Wir sind jetzt gerade beim Kinderarzt, und es muss schnell gehen, weil die Parkuhr läuft aus, und andere 1000 Sachen auch im Kopf, und wir sind in diesem Zackzackzack, und das Kind lebt in einer noch heilen Welt, die nicht unsere ist. Dann gilt es: Nicht zu hart zu uns selbst sein.

Béa: Philipp, ich habe noch mal ein Thema, weil ich würde gerne auch noch mal den Bogen zur Schule bekommen: Kindern eine Stimme geben in der Schule!

Das ist jetzt mein Appell an Lehrkräfte, an Menschen, die Schule führen, die Schule gestalten. Also das auch wirklich auf den Plan zu nehmen, dass Kinder eine Stimme haben! Und es ist inzwischen durch verschiedene Studien nachgewiesen, dass Lernen am besten durch Üben, durch selbst Reden, durch selbst gestalten bei den Kindern tatsächlich stattfindet. Und zum Beispiel bei Phorms in unseren Schulen hatten wir auch ein ganz klares KPI, also Maß der Dinge, und zwar bei Unterricht oder Klassen: Der Redeanteil von Lehrkräften sollte nicht über 30 % liegen. Ideal sind 80:20, also Lehrkraft, Rede, 20 Prozent, der Rest die Kinder in der Klasse.

Was ich allen Lehrkräften auch empfehlen kann, ist einfach: weniger quatschen, weniger reden, weniger Dozieren, weniger Vorzeigen, sondern machen lassen und zum Teil da wieder korrektiv reingehen, sagen kommen können wir das auch anders machen? Es ist auch was Gutes für faule Menschen. Du musst gar nicht so viel machen. Zurückhalten ist manchmal die bessere Lösung!

Wie geht es euch zu dem Thema? Könnt ihr euch zurücknehmen und euren Kindern eine Stimme lassen – bei Unterhaltungen, etc?

Liebe Grüße,

Béa

P.S: Ganz am Ende möchte ich in diesem Zusammenhang noch ein Thema ansprechen: Kinderrechte! Das hat auch etwas mit „Stimme“ zu tun. 

Auf Kinderrechte aufmerksam zu machen ist von zentraler Bedeutung, um eine bessere Zukunft für uns alle zu schaffen. In unserer Gesellschaft sind ältere Menschen oft überdurchschnittlich repräsentiert und haben mehr Einfluss auf politische und gesellschaftliche Entscheidungen. Doch Kinder sind ebenso wichtige Mitglieder unserer Gesellschaft und ihre Bedürfnisse und Anliegen sollten genauso gehört werden.

Um dies zu erreichen, ist anwaltschaftliches Engagement teilweise nötig. Es gibt viele Organisationen und Initiativen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen und ihnen eine Stimme geben. Ein wichtiges Thema ist hierbei zum Beispiel das Thema Ganztag. Hier geht es darum, dass Kinder auch nach der Schule eine gute Betreuung und Förderung erhalten.

Doch auch andere Kinderrechte sollten in den Fokus gerückt werden. Ein Beispiel hierfür ist das Recht auf Beteiligung. Kinder sollen die Möglichkeit haben, bei wichtigen Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, mitzureden. Das kann zum Beispiel in Schulen, aber auch in der Politik oder in der Familie der Fall sein.

Es ist auch wichtig, dass ältere Menschen sich für die Rechte von Kindern einsetzen und ihnen eine Stimme geben. Sie haben oft viel Erfahrung und Wissen, das sie nutzen können, um junge Menschen zu unterstützen.

Insgesamt ist es wichtig, dass Kinderrechte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch aktiv umgesetzt werden. Dafür ist es notwendig, dass sich viele Menschen engagieren und Kinder unterstützen. Nur so können wir eine bessere Zukunft für junge Menschen schaffen.

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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