„Wir sind es gewohnt, diese ganze Alltagssache zu machen“ – Laura Fröhlich im Podcast-Interview


Hier kommt Laura Fröhlich für euch im „Ralilly und Tollabea -Bildung und Familie mit Spaß“ – Interview Podcast! Ihr kennt sie schon aus dem „Jetzt mal ehrlich, Mama“ Beitrag.

Was macht Mental Load mit einem? Viele Mütter leiden unter Überforderung und dem resultierenden Stress. Laura Fröhlich möchte diesen Begriff greifbarer machen!

Hier könnt ihr Auszüge aus dem Podcast lesen, anstatt ihn euch auf die Ohren zu packen…

Ralli: Was motiviert dich im Alltag?

Laura: Mich motivieren natürlich meine Kinder! Aber auch meine ganz große Leidenschaft für meinen Beruf. Drei Tassen Kaffee dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen…

Ralli: Welches Lied würdest du bei Karaoke singen?

Laura: Ach herrje, auf jeden Fall was von Grönemeyer. Den parodiere ich so gern.

Ralli: Wie kommst du dazu Bücher zu schreiben, Blogs zu schreiben, über Medien zu schreiben?

Laura: Bei mir ist es wirklich so ein bisschen gemischt, Privats- und Berufsleben. Also ich schreibe seit ich Kind bin total gerne Tagebuch und Geschichten und habe das Ganze jetzt sozusagen zu meinem Beruf gemacht. Und dabei hilft mir natürlich total, dass ich meine Erfahrungen aus meinem Familienleben habe.

Mental Load ist für mich dabei ein großes Thema. Es ist dieses Gedankenkarussell. Nicht nur dieses ganz viel zu tun haben, was wir als Eltern ja alle haben, sondern auch alles, was im Kopf abläuft. Wir müssen an so viele Sachen denken und dass ist auch eine Form von Last. Wir müssen nicht nur den Kuchen fürs Kindergartenbesuch backen, sondern wir müssen auch uns im Kopf innerlich notieren: Dann ist Kindergartenfest oder wir müssen überlegen, ach der Kleine hat keine Gummistiefel in der richtigen Größe. Diese Dinge sind alle in unserem Kopf. Es sind vor allem die Mütter, die sich um viele Dinge kümmern, dass liegt vielleicht ein bisschen in der Natur der Sache oder hat sich so eingeschlichen.

Ralli: Wie kommt es, dass deiner Meinung nach hauptsächlich Frauen davon betroffen sind?

Laura: Man sagt ja immer, die Mütter können das so gut. Aber ich finde, dass ist eigentlich Quatsch, weil Organisieren ist eine Charaktereigenschaft. Der eine kann es besonders gut, der andere nicht. Meiner Meinung nach kommt es daher, weil wir es einfach gewohnt sind. Wir Mütter bleiben ja oft nach der Geburt der Kinder länger Zuhause. Es liegt daran, dass wir stillen oder dass wir es einfach wollen. Und dann sind wir eben die erste Zeit bei dem Baby. Gehen dann eventuell nur in Teilzeit arbeiten, kümmern uns die ganze Zeit um den Haushalt und machen dann auch noch die Steuer und das Auto können wir ja auch noch in die Werkstatt bringen, weil wir ja zu Hause sind…  ich merke das ja selber. Mein Mann bringt immer den Müll raus und wenn er es mal vergisst, dann frage ich ihn, wieso hast du denn den Müll vergessen? Weil ich so gewöhnt bin, dass er es macht und ich glaube, genauso ist es auch bei uns. Wir sind es so gewohnt diese ganze Alltagssache zu machen.

Familienunternehmen ist ja tatsächlich so eine Art kleines Unternehmen, dass irgendwie gemanagt und geführt werden muss.

Ich hab immer das Gefühl, dass so viele dieser Familienmanager, Mütter sind. Die haben aber gar keine vernünftigen Tools und Assistenten haben sie sowieso nicht. Wenn irgendwas schief läuft, hören sie sich irgendwelche Vorwürfe an oder sie fühlen sich von selbst schuldig. Ein großer Punkt bei Müttern. Und ich finde das einfach so unglaublich ungerecht, dass wir immer die Herren über den Haushalt sein müssen und ich persönlich habe da auch oft einfach gar keine Lust mehr zu, darum liegt mir das Thema auch so sehr am Herzen.

Ralli: Definitiv! Ich denke, das Hauptthema dabei ist auch die Einsamkeit, die einen befällt, wenn man das alles alleine stemmen muss und alleine durchdenken muss. Und ich glaube, dass das ein großer Schwerpunkt ist, warum man in diese Depressivität fällt.

Laura: Gerade die Arbeit die man zuhause macht. Es ist nicht nur so, dass das Geld fehlt, was natürlich sowieso ein großes Problem ist, sondern ich finde auch, es fehlt einfach die Wertschätzung. Nicht unbedingt vom Partner oder Ehemann oder Freunden. Aber es ist ja einfach so, dass wir den ganzen Tag Arbeit verrichten, die immer so ein bisschen frustrierend ist, weil wir waschen Wäsche und trotzdem ist der Wäschekorb voll. Wir putzen die Wohnung und die Kinder machen sie wieder schmutzig. Das ist einfach die Hausarbeit und die ist so unglaublich frustrierend, weil nie ein Projekt fertig ist und weil abends keiner da steht und sagt: „Mama, du hast so super gekocht und ich bin dir echt dankbar, dass ich jeden Morgen ein frisches T-Shirt in meinem Schrank hab!“. Deshalb finde ich es wichtig, diese Arbeit Wert zu schätzen.

Und im nächsten Schritt auch mehr Väter zu motivieren diese Arbeit zu machen, weil sie muss gemacht werden. Sie ist wichtig und sie ist wertvoll. Ich finde einfach nur, sie darf nicht immer nur von den Frauen gemacht werden.

Ralli: Wie kann man diese Arbeit wertvoller Gestalten? Wie kann man sie sich teilen?

Laura: Ich glaube viele Frauen, die jetzt vielleicht auch zuhören, die sagen: „Wenn ich meinem Mann sage, ich leide unter Mental Load, dann guckt er mich an und sagt: Hey, das hab ich noch nie gehört.“ Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man erklärt, was es ist und dass es einfach dieses Gedankenkarussell gibt. Ich habe immer den kleinen Tipp, wenn sich Mütter und natürlich auch betroffene Väter drei, vier Tage lang jede Kleinigkeit rund um Haushalt und Kinder auf kleine Post-its schreiben und an eine Wand kleben, wird da eine Riesenflut von Post-its hängen. Da bin ich mir sicher.

 

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Warum fühle ich mich immer zuständig, warum kann ich die Verantwortung nicht einfach abgeben, wenn ich krank bin? Maternal Gate Keeping wird dieses Phänomen genannt. Wenn Anton das Gefühl hat, er könne es mir nie recht machen (Wäsche falsch gefaltet, Gemüse in der Plastiktüte gekauft, meinen Sauberkeits-Standard nicht erfüllt), dann wird es ihm schwer gemacht, Verantwortung zu übernehmen. Ich muss ran an diesen zwanghaften Perfektionismus. Es stimmt nämlich nicht, dass der Laden ohne mich nicht läuft. Er läuft sogar sehr gut und wen interessieren schon Krümel auf dem Boden, wenn ein Erwachsener anpackt, sich um Kinder und den Haushalt kümmert und nebenbei auch noch viel gelacht wird? Im Gegenzug lernt Anton, sich mehr zu kümmern. Nicht nur um die Kinder, das macht er perfekt. Aber um all die Kleinigkeiten wie die Pflanze, den Kindergeburtstag, das Auffüllen des Klopapiers und all den ganzen Kram. Dafür haben wir ein System entwickelt und verwenden Online-Tools und Kalender, Erinnerungen per Handy und Post-Its. Außerdem ist unser Kalender synchronisiert und seit kurzem verabreden wir uns jeden Sonntag, um die Woche zu planen. Was uns klar wurde: wir wurden so erzogen. Mädchen kümmern sich von klein auf im Puppen-Spiel. Sie rufen die Oma zum Geburtstag an, malen den Eltern Bilder und hören Märchen von der schönen Prinzessin, die so „liebreizend war, dass sie jeder gern haben musste.“ Die ganze Geschichte von meinem #mentalload Problem findest du heute auf dem wunderbaren Blog @littleyears. Dort werde ich künftig ab und an Texte schreiben und bin sehr stolz, denn es ist einer meiner Lieblingsblogs. An diesem ganzen Problem mit der Gefühlsarbeit ist übrigens vor allem unsere Sozialisation schuld, dennoch können wir alle etwas dagegen tun. Männer können es lernen, die Verantwortung für Haushalt und Co zu übernehmen und wir können lernen, uns mit diesem doofen Perfektionismus auseinander zu setzen, der uns so stresst. Halt die Ohren steif und geh dieses Wochenende mal eine Runde spazieren. Vielleicht hast du dich ja in meinem Text ein wenig wiedererkannt und kannst auch ein paar Schritte in diese Richtung gehen? #gefühlsarbeit #mentalload #mamaleben #mama

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Und dann mit dem Partner oder auch mal allein davor hinzustellen und sehen, was das für eine Riesenmenge ist. Dann kommt man ins Gespräch miteinander und kann dieses Problem gemeinsam lösen.

Ralli: Das ist wahr. Auf der anderen Seite kommt man natürlich aus seiner gesellschaftlichen Rolle und sozialen Struktur nicht raus. Wir haben hier in Kreuzberg, wo wir leben einen gewissen Gruppendruck. Dem kann man sich nicht so leicht entziehen und der durchaus zum Mental Load dazu kommt. Zum Beispiel, wenn die anderen sagen: „ich habe jetzt die super, tolle Käppi mit UV-Schutz besorgt.“. Denkst du dir:

„Oh Gott, ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Bin ich eine schlechte Mom? Meine haben einfach ein Sonnenhut auf.“.

Da ist die Frage, wie du dich selbst siehst und ob du es schaffst, im Kopf zu sagen: „Das ist mir jetzt Banane.“

Laura: Es ist super, dass du das Thema ansprichst, weil ich sehe es genauso wie du. Es besteht ein großer Druck. Da ist auch wieder der erste Punkt, dass wir uns das bewusst machen und ein Stück weit abgrenzen. Das klingt jetzt natürlich ganz einfach. Man kann anfangen, indem wir uns klar machen, dass diese Bilder von den perfekten Müttern auf Instagram völlig unrealistisch und totaler Quatsch sind!

Ralli:  Vielen vielen Dank für das Interview! Ich wünsche dir ganz viel Erfolg beim schreiben deines neuen Buches. Wir freuen uns ganz doll darauf!

Ein schöner Tag euch allen,

Ralli und Béa

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Rahel Juschka
About me

Mutter von zwei wundervollen Töchtern, Regisseurin und Unternehmerin mit einer besonderen Leidenschaft für Musik. Vor fünf Jahren gründete sie ChorusArt Productions GmbH, eine Videoproduktionsfirma in Kreuzberg. Seit 2018 nimmt sie regelmäßig Podcasts im Format "Ralilly und Tollabea - Bildung und Familie mit Spaß" auf.

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1 Kommentare

Merle
Antworten 26. Oktober 2019

Ich finde bei Beiträgen zum Thema Mental Load muss eigentlich immer auf den Artikel von dasnuf hingewiesen werden, der diesen Begriff erst so richtig publik gemacht hat. Den sollten die Väter einfach mal lesen, der erklärt finde ich den Begriff sehr gut: https://dasnuf.de/aufgaben-wirklich-gleichberechtigt-teilen/

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