Vom: „Wie war es in der Schule?“ Zu: Verbindenden Fragen mit Teenagern


„Als wären sie Mitglieder in irgendeinem Fight Club!“ klagte neulich eine Mutter. Nix würde das Kind aus der Schule erzählen… Tja, da ist sie nicht allein! Eines der größten Mysterien für Eltern ist und bleibt der Schulalltag ihrer Kinder. Mit ganz wenig Ausnahmen…

Unsere Kolumnistin mindfulsun hat das Thema für uns beleuchtet und kann sogar mit Hilfe der Achtsamkeit zarte Erfolge auf diesem Gebiet feiern. Lest selbst…

„Und? Wie war es in der Schule?“

Ende der Ferien in Berlin und Brandenburg und auch mein Sohn ist heute wieder in die Schule gegangen. Die erste Hürde ist geschafft, er stand pünktlich 6 Uhr auf. Wir haben auch viel gelacht und er ging mit einem Lächeln aus dem Haus. Mich hat das am ersten Schultag doch etwas überrascht UND ich habe mich sehr darüber gefreut.

Mir ist das wichtig. Denn der Schultag startet für mich nicht erst, wenn er das Schulgelände betritt.
So wie sich der Morgen hier zu Hause gestaltet, kann den Tag beeinflussen.

Darüber schreibe ich ein anderes Mal mehr.

Natürlich möchte ich nachher auch wissen, wie sein Tag war und früher lautete meine Standardfrage:
„Wie war es in der Schule?“
Und dann hoffte ich auf einen ausführlichen Bericht.

Wie oft kam dann die einfache Antwort zurück: „Gut.“ (Und das in verschiedenen Tonlagen vorgetragen)

Diese Frage stelle ich nur noch selten, bzw. haben sich meine Fragen geändert. Warum?
Auch das kam durch die Achtsamkeit.
Natürlich zeigen die Fragen „Wie war dein Tag? Wie war es in der Schule?“ Interesse.
Und dann kam auch manchmal der frustrierte Kommentar von meiner Seite: „Geht es nicht ausführlicher?“ – wenn er lediglich einsilbig geantwortet hat.

Hier habe ich nachgedacht. Ich möchte gern an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben und nicht nur einen Tagesablauf hören.

Anstatt also die eine wiederkehrende Routine Frage zu stellen: „Wie war es in der Schule?“ versuche ich nun gleich, andere Fragen zu stellen.

Es ist mir wichtig, ihm meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken und ihm auch zu signalisieren: Ich bin da! Und natürlich möchte ich ihn damit auch einladen, seinen Schultag zu reflektieren. Er findet dadurch wertvolle Momente, Momente die ihm Freude gebracht haben. Und falls das eine oder andere Problem auftaucht, können wir uns auch darüber austauschen.
Am Ende ist es auch so: Ich möchte auch nicht nur Antworten auf Fragen. Ich wünsche mir, dass er sich öffnen kann und das auch gern tut.

Deswegen überlasse ich es auch ihm, wann wir dieses Gespräch führen.

Früher habe ich ihn fast sofort „überfallen“, sobald er durch die Tür kam. Auch darüber haben wir gesprochen. Wenn ihm danach ist, kommt er sofort zu mir und wir sprechen. Wenn er Ruhe braucht, nimmt er sich die Zeit um anzukommen. Niemand hetzt uns! Auch wenn mir Fragen unter den Nägeln brennen, weil ich weiß, etwas wichtiges war an dem Tag. Was uns beiden auch guttut:„Ich möchte mich gern mit dir über deinen Tag unterhalten. Ist das jetzt ok für dich, oder wollen wir uns für später verabreden?“

Gerade seitdem er ein Teenager ist, schätzt er das sehr.

Was ich in diesem Artikel nicht unbedingt tun möchte, ist einen Fragenkatalog zu erstellen. Das unterscheidet sich ja auch von Tag zu Tag. Was mir und meinem Sohn wichtig ist, ist nicht übertragbar.

Fragen danach: Was ihn glücklich gemacht hat, worüber er gelacht hat, was ihn vielleicht auch traurig gemacht hat und belastet, auf was er stolz ist, was er im Unterricht wirklich spannend fand und was ihn total gelangweilt hat, was ihn verärgert hat, mit wem er die Pausen verbracht hat – all dies ist möglich. Mir ist es wichtig, zu erfahren, wie er sich gefühlt hat und fühlt. Ich möchte an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben und nicht nur über Abläufe informiert werden – „Was hast du gegessen? Was habt ihr in Deutsch gemacht?“

Möglich wären, reine Beispiele: „Was hättest du heute in Deutsch lieber als Thema gehabt, als über Synonyme zu sprechen?“ Gab es eine Situation heute, in der du richtig stolz auf dich warst?“ „Wie fühlst du dich mit der Note?“ „Was brauchst du jetzt?“ „Was war heute deine größte Herausforderung?“ „Worüber hast du heute am meisten gelacht?“ „Hat sich dein Verhältnis zu xy gebessert?“

Manchmal sind es nur ein oder zwei Fragen, manchmal ergeben sich mehr.

An manchen Tagen spüre ich auch, dass er nicht unbedingt reden will. Das respektiere ich.

Er weiß, er kann jederzeit zu mir kommen.
Und natürlich steht für mich am Ende jedes dieser Gespräche auch ein: „Danke, dass du das mit mir geteilt hast.“

Zum Abschluss: „Wie war es in der Schule?“ ist für mich auch nicht tabu. Auch hier stelle ich diese Frage noch, wenn es sich so ergibt. Das unterscheidet sich von Tag zu Tag. Und oft genug setzt er sich auch einfach zu mir und erzählt. Das bedeutet mir sehr viel und ist viel wertvoller als 50 Shades von gemurmeltem: „Gut!“

Wie ist das mit euren Teenagern? Wie handhabt ihr das? Was ist euch wichtig? Ich würde mich freuen, wenn ihr das mit uns teilt.

Eure
mindfulsun

PS: Natürlich werden hier auch humorvolle Fragen gestellt, wenn es angebracht ist!

P.P.S. von Béa: Ich bin mindfulsun dankbar, dass sie das so gut reflektiert hat. Wir haben ja schon mal ein Fragenkatalog entwickelt statt „Wie war es in der Schule?“, da sind auch lustige und anregende Fragen dabei. Schaut hier: 

42 Fragen für Kinder nach der Schule um sie besser zu verstehen

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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