Coronamüde – Gastbeitrag einer Mutter


Liebe LeserInnen, machmal tut es auch gut, sich so einen Text von der Seele zu schreiben. Euch vielleicht auch? Beim Lesen? Lasst uns wissen…

Ab hier schreibt unsere anonyme Mama: Coronamüde

Es wird leise in der Wohnung, Du liegst im Bett, bereit für die Gute Nacht Geschichte. Deine Wangen sind rot, Schlafbäckchen wie meine Oma immer sagte. Du siehst friedlich, glücklich und müde aus. Du erzählst mir noch die Highlights Deines Tages. Was Du alles tolles in der Kita erlebt hast, mit wem Du gespielt hast, wer Dich geärgert hat und was ihr tolles mit der Erzieherin gebastelt habt.

Plötzlich wirst Du still, Dein Blick voller Traurigkeit. Und dann kommt sie, die Frage.

Die Frage vor der ich so viel Angst habe: „Mama, wann ist Corona vorbei?“

Mein Herz zerreißt in tausend Teile, mein Hals schnürrt zu, der Kloß wird immer größer. Tränen suchen sich ihren Weg über meine Wange. Ich möchte schreien, wütend gegen die Wand schlagen, doch ich bleibe tapfer, stark und mutig wie eine Löwin und antwortete so ruhig, dass ich mich selbst erschrecke.

„Ich weiß es nicht Schatz, ich weiß es nicht. Ich weiß, Du vermisst Deine Freunde, Oma, Opa, den Zoo, das Schwimmbad, aber wir müssen noch Geduld haben. Bald können wir all die Dinge wieder machen. Schlaf jetzt schön und träume was Schönes.“

Nach einiger Zeit verlasse ich das Kinderzimmer, die Tränen laufen, die Wut wird immer stärker. Ich möchte schreien. Laut, sehr laut. Ich möchte Gläser an die Wand schlagen, auf den Boxsack einprügeln, der Wut freien Lauf lassen. Ich bin müde – Coronamüde. Ich weiß, uns geht es zwischen all der Einschränkung, der Kurzarbeit, der Notbetreuung, der Inzidenzen, der Lockdowns gut. Noch! Andere hat es schwerer getroffen. Weitaus schwerer, wir hatten bisher Glück im Unglück.

Und doch bin ich müde.
So schrecklich Coronamüde.

Ich kann all das da draußen nicht mehr hören.

Ich möchte Gewissheit. Zuversicht. Hoffnung. Zukunftspläne. Antworten.
Kaffee trinken in der Einkaufsstraße.
Atmen ohne Maske.
Shoppen nach Herzenslust.
Oma treffen, ohne zuvor ein Stäbchen im Gehirn gehabt zu haben.
Freunde treffen. Feiern. Glücklich sein.

Eben nicht mehr Coronamüde.

Ich atme durch.
Reiß Dich zusammen…
…denke ich mir.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weiter machen. So einfach und doch so schwer. Mit Tränen in den Augen fahre ich den Laptop hoch, buche den nächsten Termin für den wöchentlichen Corona-Schnelltest, bestelle neue Masken, streiche den stornierten Urlaub aus dem Familienkalender und verfasse die Mail an meinen Chef.

Ich brauche eine detaillierte Aufstellung meiner Arbeitszeit für die Kita – wiedermal. Und während ich morgen früh beten werde, dass ich einen Notbetreuungsplatz bekomme und zur Arbeit fahren kann, sitzen ein paar Menschen an der Ostsee, im Cafè, in der Sonne und frühstücken. Entspannt. Für einen Moment nicht Coronamüde.

Eine anonyme Mama,

Coronamüde

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Trotz allem: Schönheit. Lasst sie uns sehen!
07. Apr 2021
NEU * YouTube-KinderSportstunde mit Yvonne (Vorschule bis 8. Klasse)
23. Jan 2021
Spielen kennt keine Entfernung: Wie ein Elternteil mit den Kindern über Distanz spielend in Verbindung bleibt!
19. May 2020
Wenn #styathome einem über den Kopf wächst: 5 Spielideen für Kinder, damit Eltern kurz ihre Ruhe haben
02. May 2020
Homeschooling und Homeoffice Situationen und andere Katastrophen – Tweetsammlung
24. Apr 2020
#CoronaEltern – Wenn Eltern am Ende der Kräfte sind und Hilfe brauchen
21. Apr 2020

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) markiert.