Spielen kennt keine Entfernung: Wie ein Elternteil mit den Kindern über Distanz spielend in Verbindung bleibt!


Ihr Lieben, unsere Nina, alias Frau Papa, ewiges Spielkind wie ich auch, hat hier wieder einen Gastbeitrag geschrieben. Über was? Natürlich übers Spielen!

Spielen kennt keine Entfernung – oder?

Seit einigen Monaten lebe ich getrennt von meinen Kindern. Beziehungen verändern sich und manchmal zerbrechen sie, dennoch sind wir eine Familie – eine Familie in zwei Wohnungen. Mehrer hundert Kilometer liegen zwischen diesen Wohnungen.

Kurz nach meinem Umzug kam der Lockdown und es wurde wegen Corona für einige Zeit unmöglich, meine Kinder zu besuchen. Diese Trennung traf uns sehr. Meine Kinder (9 und 11 Jahre alt) und ich telefonierten regelmäßig und schrieben und schickten Fotos. Dennoch fehlte etwas wichtiges, das uns immer verband:

Wir konnten nicht miteinander spielen!

Das Verhältnis zu meinen Kindern war immer davon bestimmt, dass wir viel Zeit miteinander verbringen konnten. Seit der Trennung war zwar oft die Zeit da, aber wir redeten miteinander, statt miteinander zu lachen, zu toben, zu kuscheln, zu spielen – unsere Nähe drohte zu verblassen.

An einem Abend lag ich auf der Couch. Ich hatte meinen Kindern per Videonachricht eine gute Nacht gewünscht und ich war traurig. Ich vermisste das gemeinsame Spiel, das Lachen, die Verbundenheit. Ich stand auf, ging zum Spieleschrank und holte alle Spiele heraus, die ich mit den Kindern spielen konnte. Es musste doch etwas geben, das wir gemeinsam spielen konnten.

Kartenspiele schieden sofort aus

Zwar gibt es von einigen Kartenspielen online-Varianten oder APPs, aber es ist ein anderes Gefühl, mit einem Finger auf dem Touchscreen eine Grafik zu verändern als eine Karte auf den Ablagestapel zu legen und die Gesichter der Mitspielenden anzusehen. Es blieben einige Würfelspiele übrig. Man könnte über Skype, WhatsApp oder eine andere Software ein Videotelefonat machen und an jedem Ende der Verbindung ein Spielbrett und die Züge nachspielen.

Das funktioniert zwar bei „Mensch ärgere Dich nicht“ und anderen einfachen Spielen, aber nur sehr schlecht bei spielen, bei denen Ereigniskarten gezogen werden sollen. Leider sind Würfel nur sehr schlecht zu erkennen und das stört den Spielfluss erheblich.

Es blieb eine sehr kleine Auswahl

Es blieben Spiele, bei denen die Interaktion zwischen den Spielenden im Vordergrund steht. Spiele bei denen mit Pantomime, Zeichnungen, Umschreibungen gearbeitet wird können auf diese Art gut gespielt werden.

Ganz plötzlich hatte ich die Lösung für uns in der Hand: eine Box mit einem Escape-Room Spiel.

Was das ist? Escape Room Spiele bestehen aus einer Kombination von Rätseln und Aufgaben*, die die Spielenden lösen müssen. Da gibt es zwar auch Karten auf denen sie Rätsel beschrieben werden und es muss oft mit Stift und auch mit Schere gearbeitet werden – aber: die Hauptaufgabe ist das Lösen der Rätsel – und das konnten wir immer sehr gut!

Wie sieht unser Spielsetup nun aus?

Zum Spielen nutze ich mein Smartphone und eine Messenger-APP, mit der ich Text- und Sprachnachrichten und auch Fotos schicken kann. Außerdem nutzen wir Skype, damit meine Kinder sehen können, was ich mache. Mit diesem Setup haben wir die ersten Male gespielt. Wir haben die Spielregeln nur minimal verändert:

Es geht uns nicht darum, die Rätsel in einer vorgegebenen Zeit zu lösen und auch nicht darum, Punkte zu sammeln. Es geht darum, die Rätsel möglichst gemeinsam zu lösen und Spaß zu haben.

Zum Spielbeginn öffne ich die Box und beschreibe genau, was ich in den Händen halte. Ich fotografiere alles, was genauer betrachtet werden muss. Die Kinder können immer sehen, was ich mache und sagen mir, was ich machen soll.

Wir sitzen gemeinsam da und denken über Lösungen nach, wir grübeln, geben einander Tipps und so lösen wir inzwischen jede Woche ein Escape Room Spiel. Nach etwa einer Stunde lässt die Konzentration auf beiden Seiten meist nach, sodass wir das Spiel unterbrechen und an einem anderen Tag weiter spielen. Auch hier helfen Fotos vom Spielset, um den Anschluss wieder zu finden.

Technik hilft die Entfernung zu überwinden

Vor ein paar Wochen saß ich traurig auf der Couch, ich hatte Angst die Verbindung zu meinen Kindern zu verlieren. Spielen verbindet uns – die besondere Situation der letzten Wochen, die Isolation durch Corona, hat eine besondere Lösung erforderlich gemacht. Inzwischen nutze ich zwei Skype Accounts (durch die zweite Kameraperspektive können die Kinder das gesamte Spiel genauer im Auge behalten, was besonders bei den Versionen für Fortgeschrittene sehr nützlich ist).

Die technischen Hilfsmittel, die wir vorher nur zum reden genutzt hatten, helfen uns nun, gemeinsam zu lachen, zu raten, zu spielen – sie helfen uns trotz aller Entfernung ganz nah zusammen zu sein.

Eure Nina

P.S. Und ihr? Wer spielt mit wem auf Distanz, und was genau? Erzählt mal!

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Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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4 Kommentare

Lydia
Antworten 20. Mai 2020

Hallo!
Ich kenne das gut, dass einem das Spielen fehlt und ich finde Ihre Lösung wirklich klasse! Ich habe meine Kinder bei mir, sodass wir Zuhause gewohnt spielen können... aber normalerweise treffen wir uns mit Freunden zu Spieleabenden. Irgendwann war für alle die Sehnsucht zu groß und meine beste Freundin dachte sich ein Konzept aus... und nun machen wir Online- Spieleabende! Wir spielen zum einen Siedler in einer App und auch über Whattsapp-Videochat Just One. Wir sind sehr begeistert auch wenn es nur ein paar Spiele sind. Achja... letztens haben wir über Exitroom ebenfalls ein Onlinespiel ausprobiert... auch das war ein schönes Erlebnis. Toll, dass sowas möglich ist! Lieben Gruß

Mira Mondstein
Antworten 20. Mai 2020

Liebe Béa,

Mal wieder eine wunderschöne Idee von dir und sehr wahrscheinlich die Rettung von Vikis Geburtstag!!!!
Wir haben uns schon sooo lange nicht mehr gesehen, ich hoffe dir geht es gut?
Ich soll dich herzlich von Deva drücken:) Und hoffentlich bis bald💛🙋

dobi-Soft
Antworten 16. März 2021

Es geht seit 18.12.2020 auch mit weiterer Online-Unterstützung im Pictures Spiel.
Der Ansatz mit den sozialen Netzwerken wird dabei durch eine dynamische Bildvorlage am Smart-TV unterstütz.
Siehe dazu Hompage und https://youtu.be/4-54T2MCAkE

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