„Nicht zu streng, nicht zu eng“ – über das neue Buch von Inke Hummel und die Gratwanderung zwischen herrische und verwöhnende Eltern
Liebe Leute, ihr kennt Inke Hummel schon von einigen anderen Buchvorstellungen zum Beispiel dem grandiosen Mönkel… Nun hat sie ein neues Buch auf dem Markt gebracht, von dem ich sehr begeistert bin. Ich habe sie nun dazu interviewt, aber zunächst: Das Buch! 🥁
„Nicht zu streng, nicht zu eng“ – genialer Titel, oder?
Inke schafft in diesem Buch mit vielen Beispielen aus ihrer Familienpraxis Gedankenordnung in der Frage, die für Eltern zu einer Gratwanderung geworden ist: Zwischen „herrischen Eltern“ und „überfürsorgliche Eltern“.
Worum es noch im Buch „Nicht zu streng, nicht zu eng“ geht, erfahrt ihr hier direkt von Inke:
Béa: Wen hast du vor Augen gehabt, als du das Buch geschrieben hast?
Inke: Vor allem Eltern, die den Wunsch haben, ihre Kinder in guter Beziehung beim Großwerden zu begleiten, aber die sich oft unsicher fühlen auf diesem Weg. Zum Beispiel, weil sie viel Kritik ernten oder sich selbst sehr kritisch betrachten, sich überfordert fühlen, das Familienleben so anstrengend ist, ihr Kind ein anderes Verhalten zeigt, als sie es erwartet hätten bei ihrer Art der Begleitung…
Diese Themen sehe ich ständig in meinen Beratungen. Das Verbindende ist immer wieder Unsicherheit.
Béa: Was im Buch ist dir einfach aus der Tastatur geflossen, wo hast du viel recherchiert und gefeilt?
Inke: Für das Buch ist ein Großteil sehr leicht aus der Tastatur geflossen, weil ich zuvor schon Fortbildungen zu dem Thema angeboten habe und sehr viel davon übernehmen konnte. In der Tiefe war dann aber doch viel Recherche und Austausch dabei, damit ich noch mal intensiver in alles einsteigen konnte. Nora Imlau hat mir zur Seite gestanden, um das #gutgenug-Konzept gut vorstellen zu können (S. 10, hier nur angerissen und nicht vollständig erklärt):
Karin Bergstermann hat mich im Abschnitt ab Seite 17 beim Blick in die Vergangenheit unterstützt. Die Gedankenspiele im Kapitel „Alle vier Wege gehen“ sind mit viel Recherchearbeit und auch Austausch mit der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Julia Theeg entstanden. Und der Bereich zur Bindungssicherheit benötigte natürlich auch viel Blick in Studien und Zahlen.
Béa: Das Buch arbeitet viel mit Typologien/Klassifizierungen. Warum sind sie hilfreich?
Inke: Weil ich glaube, dass die Lesenden anhand dieser Prototypen, die im Buch ihren Kindern kontinuierlich über einen langen Zeitraum immer wieder gleich begegnen, am besten verstehen können, inwiefern sich die elterliche Begleitung auf die kindliche Entwicklung und Bindungssicherheit auswirken kann. Individuell und breiter kann ich das nur in meinen persönlichen Beratungen für jeweils eine Familie beleuchten. Auf dem Weg allein durchs Buch kann man auf diese Art mitfühlen und Sicherheit bekommen, dass es beispielsweise nicht nur gutes Verwöhnen gibt oder was Strafen mit Kindern machen.
Béa: Du erzählst auch anonymisierte Beispiele aus deiner Praxis. Welches davon war für dich am ergreifendsten?
Inke: Das kann ich so gar nicht sagen. Mich ergreifen alle Geschehnisse rund um meine Beratungsfamilien sehr, wenn es durch kleine Schritte plötzlich wunderbar anders wird. Manchmal ändert sich nicht mal was am Alltag und an den Herausforderungen, aber Eltern können ihr Kind anders sehen. Sie begreifen zum Beispiel, warum es gerade nicht gut einschlafen kann, und schaffen die Begleitung wieder besser. Bei den Beispielen im Buch hat mich besonders gerührt, dass Schulen und oft auch Jugendämter immer wieder mal viel besser sind als ihr Ruf und tolle Helfer sein können.
Was möchtest du, dass die Menschen über dein Buch wissen, bevor sie es kaufen?
Ich möchte Ihnen gerne mitgeben, dass sie es verschieden nutzen können: Man kann es von A bis Z lesen oder auch nur bestimmte Abschnitt punktuell. Und anstatt nur zu lesen, kann man es auch als Arbeitsbuch nutzen und an markierten Stellen Pausen machen und selbst tätig werden, um das Gelesene noch besser in sich aufnehmen zu können.
Und ich möchte, dass sie wissen, dass mein Buch voller Wertschätzung steckt. Ich glaube nämlich daran, dass man am besten und konstruktivsten mit Kritik umgehen und an sich arbeiten kann, wenn man sich gesehen fühlt. Nicht wenn man verängstigt wird oder beschimpft, z.B. mit Begriffen wie „Tyrannenkinder“ oder „Helikoptereltern“. Fast alle wollen ihr Bestes geben und bemühen sich sehr, manchmal nur vielleicht mit keinem guten Fokus oder aber auf eingefahrenen Wegen.
Béa: Vielen Dank liebe Inke für das Interview – und das Buch „Nicht zu streng, nicht zu eng: Dein sicherer Weg zwischen Schimpfen und falschem Verwöhnen. So wird dein Kind glücklich und befreit groß“, das ich aus dem Herzen empfehle und wozu ich in den nächsten Tagen noch ein Video machen werde…
Könnten Inke und ich euch vom Thema „nicht zu streng, nicht zu eng“ begeistern? Habt ihr diese Balance zwischen den zwei Polen oder wo befindet ihr euch eigentlich?
Liebe Grüße,
Béa