WhatsApp – Klassenchat – so schnell kommst du uns nicht aus dem Haus!


Seit ein paar Tagen bin ich die allerbeste Mutter auf dieser Erde! Denn ich habe meiner Großen WhatsApp eingerichtet. 

Wie es dazu kam, was unsere Vereinbarungen sind und wo sie zukünftig mit ihrer Klasse chatten kann, das erzähle ich euch heute mal. 

Monatelang waren der Allerbeste und ich gegen diese App – sie ist ja schließlich aus gutem Grund erst ab 13 Jahren zugelassen. Und jeder von uns weiß, wie einige Konversationen in Gruppen dieser App ausufern können. „Bruno-Karl kann heute leider nicht zum Training, er findet seine Turnschuhe nicht!“ oder „Mara-Charlotte kommt 5 Minuten später, sie hat einen Platten und nimmt das Fahrrad von ihrem Bruder Franz-Ferdinand!“  auch gern kommen Nachrichten wie „Wir nehmen die 3. Kabine auf der linken Seite und warten dort. Sagt bitte noch jemand dem Trainer bescheid?“ … Boah, bei derlei Nachrichten werde ich echt sauer und aus gutem Grund habe ich einige Chats einfach auf stumm geschaltet.

Nun liegt uns die Große seit Monaten in den Ohren, dass sie auch WhatsApp-Zugang haben möchte. Warum? Darum!

Was haben wir abendelang mit der Großen diskutiert und hinterfragt. Von einigen Eltern aus der Klasse erhielt ich wunderbar positives Feedback, dass wir so strikt sind. Dass es auch aus ihrer Sicht nicht notwendig ist, ein Klassenchat zu haben. Wir Eltern fragen uns sowieso, was darin bequatscht wird…

Leider ging jetzt zu Beginn des 6. Schuljahres (2. Jahr auf dem Gymnasium) eine Liste durch die Klasse, mit Ankreuzoptionen, wer WhatsApp hat und wer in den Klassenchat aufgenommen werden möchte.

Die Mädchen und Jungs, die leider die Kreuze nicht korrekt machten, wurden von Mini-Cheffinnen als „Babies“ tituliert. Das saß. Das tat weh. Sie fühlten sich ausgeschlossen. Tränen rollten. Die Kids hatten keinen Einfluss auf die Entscheidung der Eltern.

Wir überlegten gemeinsam, was möglich wäre, um einigermaßen Frieden mit dieser Situation zu schließen.

Ja, beide großen Kinder haben ein Handy. Aber so ein olles, von uns abgetragenes Tastentelefon, um uns im Notfall kontaktieren zu können. Theoretisch! Denn in der Praxis sieht es leider so aus, dass die Handys tagelang herum liegen und bei Bedarf leider der Akku leer ist.

Nun haben wir auch mein altes ApfelPhone ohne Sim-Karte mit dem Wohnungs-WLAN verbundenes, welches immer frei zugänglich für alle an seinem Platz liegt. Hier wird mal schnell etwas für die Schule recherchiert, der Online-Vertretungsplan „gecheckt“ oder die Tagestemperatur nach geschaut.

In diesem Smartphone habe ich jetzt die App wieder aktiviert und ihre Handynummer als Zugang eingerichtet. Sie kann also nur zuhause chatten.

Und – liebe Leserinnen und Leser – das tut sie!!!

Am ersten Nachmittag kam sie freudestrahlend nach Hause, stürzte gleich aufs Telefon und „halleluja“ 93 neue Nachrichten innerhalb der kurzen Zeit nach Schulschluss! Und was für ein Schrott. LOL, HDGDL, Glubschaugen-Smiley, Lach-Smiley – alle haben sich an dieser „Konversation“ beteiligt. Natürlich gab es auch Sprachnachrichten… Herrlich.

Fazit: Sie hat jetzt Kontakt zu ihren Mitschülern und Freunden, aber nur zuhause. Sie sollte sehr gut überlegen, was sie in dieser Zeit hätte machen können. Denn sie liebt lesen, sinnieren, kritzeln, erfinden. Für das alles hätte sie ja nun theoretisch weniger Zeit. Diese Erfahrung muss sie selbst machen. Wir werden uns in ca. 2 Wochen zusammen setzen und gemeinsam über die erste Zeit mit dieser App sprechen.

Nun bin ich mal gespannt, wie es mit unserer medialen Erziehung in diesem Punkt weiter geht..

Habt ihr vielleicht noch den ein oder anderen Tipp für mich? Gibt’s bei euch ein WhatsApp Klassenchat?

Hach, das Leben mit großen Kindern ist doch wirklich aufregend..

Alles Liebe,

Eure Yvonne

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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4 Kommentare

Julia Schöneberger
Antworten 6. September 2018

Ich nutze selber Whatsapp, habe eine Kolleginnen-Gruppe, in der es sehr sachlich bleibt und bin in einer Pfadfinder-Gruppe, die sich öfter mal "verliert". ansonsten die Mamas-organisieren-Fahrten-zum-Kindergeburtstag-Gruppen. Kurz und informativ. Mein Sohn hätte eigentlich in die Klassengruppe dürfen, schon in Klasse Fünf (ich kenne meinen Nachwuchs....). Wollte er aber nicht, weil "das nur so nerviges Gelaber ist. Wenn mir jemand was sagen will, kann er mich anrufen". Das Kind kommuniziert nur, wenn er das möchte und nötig findet. Also selten. Nachdem in der Gruppe sehr unangemessene Dinge aufgetaucht sind, hat der obercoole Klassenlehrer das Ding verboten - und anscheinend haben die Kids das auch akzeptiert..... Die Kinder hier in der Ecke sind erstaunlich brav! ;-)
In der Schule, in der ich unterrichte, versuchen wir auf Elternabenden und bei Gesprächen mit den Kindern diese Gruppen immer zu unterbinden. Es gibt in fast jedem Schuljahr mindestens einen Mobbing-Fall oder unangemessene Inhalte werden zur Anzeige gebracht oder so. Ist echt nix für Kinder!

SilkeAusL
Antworten 7. September 2018

Ein WhatsApp Klassenchat. Wird der von den Eltern moderiert? Guckt da mal jemand drüber? Von wem kam die Idee, den Kindern oder Eltern?
So lange es nur bei lol hdggdl etc.bleibt, ist es ja noch witzig. Aber wie oft hab ich es früher schon erlebt(und wir waren weitaus älter!), dass es selbst bei sowas Altertümlichen wie SMS zu Missverständnissen gekommen ist. Zwischen 2 Leuten. Hier hängen aber noch viel mehr Leute dran, die etwas missverstehen könnten. Mal ganz zu schweigen von mobbing und zum Beispiel private Fotos hin und her schicken (guck mal, meine Mama unter der Dusche, hihihi...).
Ich finde es ja schon ungesund, was sich Erwachsene auf FB an den Kopf werfen, aber was geht da auf WhatsApp dann ab?

Pia
Antworten 10. September 2018

Liebe Yvonne, das ist wirklich ein schwieriges Thema. Es ist unaufhaltsam, dass die Kleinen irgendwann die Nase in das Handy stecken werden... Doch wie kann man dosieren, welche Regeln soll man setzen, wann dem Kind das erste Handy überhaupt kaufen? Ich weiß das nicht. Meine ist 5J. und wir haben noch Zeit, klar. Aber das wird mal zu einem großen Thema werden. Danke für Deine Gedanken und ein Stück Deiner Lebenserfahrung :)... Viele Grüße
Pia

Sara
Antworten 15. September 2018

Liebe Yvonne,
meine Tochter ist jetzt in der 6. Klasse. Sie hat zu Beginn der 5. Klasse in die Klassen-WhatsApp Gruppe dürfen. Es ist oft auch sehr praktisch, weil sie sich z.B. auch über Hausaufgaben aus tauschen oder wenn was unklar bei dem Lernstoff für eine Arbeit ist.
Meine Tochter weiß aber auch, was Kettenbriefe sind etc. Sie ist diejenige, die dann denn Mädels das auch mal deutlich macht und diese Dinge nicht weiter leitet. Oft, schicken die Mädels auch Sprachnachrichten, was vielleicht das richtige Verstehen manchmal auch einfacher macht.
Da viele Kinder aus Tochters Klasse (da PrivatSchule) weiter weg wohnen, ist dies auch eine Möglichkeit Kontakt zu halten.
Meine Tochter telefoniert nämlich auch gar nicht gerne.
Sohn ist jetzt gerade neu auf der weiterführenden Schule und hat deshalb auch ein Handy bekommen, da seine Schule auch nicht bei uns im Ort ist. Bis jetzt weiß ich bei ihm noch nichts über eine WhatsApp Gruppe, aber er ist da auch gar nicht wirklich interessiert. Bei ihm muss ich eher schauen, dass er sich nicht zu viele YouTube Videos anschaut.
In unserer Familie haben wir einen anderen Dienst eingeführt, wir nutzen Signal, wenn wir unterwegs sind und mal etwa schicken müssen oder wollen.
Ich denke ob dem eigenen Kind WhatsApp gut tut, muss man einfach schauen, außerdem gibt es bei uns auch Auszeiten und nachts dürfen die Kinder das Handy nicht mit ins Kinderzimmer nehmen. Das ist übrigens auch ein Tipp von Experten (auch bei älteren Kindern), denn wenn es doch zu Mobbing kommen sollte, dann haben die Kinder zumindest Nachts Ruhe und einen "Mobbing-freien Raum".
Liebe Grüße
Sara

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