Hoffnung für Frühchen-Eltern


Wir bekommen oft mit, welche Sorgen und Ängste entstehen, wenn Babies es – aus welchen Gründen auch immer – etwas zu eilig haben, auf die Welt zu kommen. Ein Frühchen zu bekommen ist ganz großer Stress für Mütter und Väter, aber langfristig gesehen geht es oft gut! In diesem Beitrag haben wir einige Geschichten gesammelt und wollen allen Eltern, die von diesem Schicksal betroffen sind, damit Hoffnung machen.

Zunächst aber ein kleines Geständnis: Ich, Béa, bin selbst ein Frühchen.

Ich bin Anfang des achten Schwangerschaftsmonats meiner Mama zu neugierig auf die Welt gewesen und zack, Sturzgeburt, war ich draußen! Damals, im Rumänien, vor 48 Jahren, war es um die Versorgung von Frühchen nicht gut bestellt. Ich wurde auf den Bauch meiner Mutter gelegt und man hat abgewartet, ob ich atmen und leben wollte. Ich wollte. Recht eindeutig. Ich habe nur einen minimalen Lungenschaden behalten – Grund genug, niemals mit dem Rauchen anzufangen, denn hustend mit den coolen Kids vorm Schulhof rumzuhängen, war noch uncooler, als keine Zigarette zu nehmen. Bis heute muss ich mit verrauchten Orten und Klimaanlagen aufpassen, die legen meine Bronchien recht schnell lahm – aber sonst bin ich gesund und munter.

Und nun kommen hier acht ausgewählte Geschichten aus der Tollabea Community. Wichtig ist: Die Eltern brauchen auch viel Fürsorge!

1. Kathi Georg schreibt: „Meine Zwillinge sind Frühchen! Fünf Wochen zu früh nur, aber Leo war nur 900 Gramm schwer.  Ich konnte alles sehen durch die Haut. Er war ganz blau und erschrocken. Ich hab‘ nur zu meinen Mann gesagt: Geh hinter dem Jungen her, dass er nicht alleine ist, falls er stirbt. Eine Stunde später kam er und sagte: Ich hab ihn Leo genannt, der kämpft wie ein Löwe! Seine Schwester war kerngesund und rosa mit 3200 Gramm. Ja das gibt es bei Zwillingen – der eine gibt dem anderen alles…  meistens stirbt ein Zwilling dabei. Leo blieb bis 2100 Gramm im Krankenhaus. Das Schlimmste war, dass die Zwillinge in der Zeit getrennt waren. Einer daheim, einer im Krankenhaus…

Letzte Woche wurden sie 5 und bis auf ein paar Sprachprobleme alles gut! Danke lieber Gott!

2. Jay Bee schreibt:  „Meine Tochter wurde geholt 29+6. Sie hatte 12 Stunden, um die erste Lungenreifeimpfung wirken zu lassen. Eigentlich sollten es zwei sein mit je 24 Stunden Abstand. Leider hatte ich eine schwere Schwangerschaftsvergiftung und sie musste raus. Fühle mich heute noch schuldig deshalb.
Meine Tochter war eine Woche auf der Intensiv- und 5 Wochen auf Frühchenstation. Sie war von Anfang an das Kind, das nicht mal im Brutkasten ruhig lag. Sie hat sich am dritten Tag gedreht. Doch das war gut, laut Pfleger. Wir hatten gute und weniger gute Tage. Sie ist einmal dunkelblau angelaufen. Deshalb hab ich sie nie Schlumpfine nennen können. Zu deutlich ist das Bild von damals noch im Kopf… Wie ich den Unterlagen entnehmen kann sind wir knapp an einer Hirnblutung vorbeigeschlittert. Sie hatte ihre Probleme. …. aber diese hat sie gemeistert. Jetzt ist sie 7 und seit dem sie zwei ist , ist das Frühchen-Dasein erfolgreich abgeschlossen. Sie geht in die erste Klasse, fing ein Jahr vorher das Lesen an, ist supi-sportlich, einfach rundum fit.

Sie WAR ein Frühchen. Das ist rum.

3. Mariela Wacker: „Meine Große, jetzt fast 12, war 13 Wochen zu früh, 34 cm und 910 g. Habe ein Mal kurz geweint und dann all meine Kraft gesammelt und sie unterstützt wo ich nur konnte. Es war eine wirklich harte Zeit. Nach ca. einer Woche stand es sehr kritisch, wir wussten damals nicht ob sie es schafft. Aber danach ging es stetig bergauf. Wir waren 11 Wochen im Krankenhaus.“

4. Katrin Anslinger: „Lilly ist ‚Spätfrühchen‘. 6 Wochen zu früh wegen Plazentariss. Diese Frühchen haben wohl so ihre ganz eigenen Schwierigkeiten, oft mit der Atmung, die vergessen wird. Das hatten wir auch. Die erste Nacht war heikel. Plus ein Hormonwert, der nicht stimmte. Ein halbes Jahr später waren wir da durch. Und aus der kleinen dürren Maus ist mittlerweile (2) ein großes starkes Mädel geworden, dass sich vom Frühchen null und nix mehr anmerken lässt!“

5. Janney Begemann: „Mein Sohn ist geboren 31+3. Er hatte einen 5 Wochen Aufenthalt im Krankenhaus, und in der Zeit machte er fast laufend nur Fortschritte. Aufgrund einer muskulären Dysbalance hat er das ganze erste Lebensjahr Krankengymnastik gehabt. Heute ist er 4 Jahre alt. Größer, schwerer und manchmal sogar gesünder (stärkeres Immunsystem als man denkt). Die erste Zeit war sehr schwer und ich als Mutter hab sogar mehr Probleme damit als er scheinbar. Ich hab leichte Depressionen, Verlust- und Trennungsängste, sowie das Gefühl des genannten Bauchraubs ( hatte leider keine schöne Kugel). Ich lag seit der 25ten Woche im Bett mit verkürzten Gebärmutterhals und Wehen und konnte es trotzdem so lang ausreizen, dass alles gut ging auch normale Entbindung war möglich.

Ich kämpfe mit meiner Psyche ABER alles andere ist super gut!“

6. Susanne Ekl „6 Wochen zu früh per Not-Kaiserschnitt geholt, musste trotz Lungenreifungs-Spritzen eine Woche auf Intensiv beatmet werden, dann noch 2 Wochen Frühchenstation. Ein Ständiges Auf und Ab… Heute ist er 14, ich muss zu ihm nach oben schauen und er geht in die 8. Klasse Gymnasium (G8).

In dieser Zeit kann man sich das überhaupt nicht vorstellen, aber je nachdem wie viel zu früh sie gekommen sind, erholen sich viele Babys unfassbar gut von so einem ‚Fehlstart‘ ins Leben!

7. Lisa Müller „Meine 3. Tochter wurde 5.2016 in der 34. SSW per notsectio geholt. Sie hatte (wegen Schwangerschaftsgestose) 3160 g und 51 cm. War aber innerlich noch nicht entwickelt. Sie hatte in der ersten Nacht einen Herzstillstand und musste wiederbelebt werden. War 13 Tage lang sediert, intubiert und mit einer Magensonde ernährt. Intravenöse Katheter, Lungenreifen, alles drum und dran. Es war eine schwere Zeit. Erste Woche Frühchenintensiv. Weitere 1 1/2 Wochen Kinder intensiv (die letzten 4 Tage durfte ich dann wieder in die Klinik zu ihr. Dazu hatte die einen Herzfehler (Herzscheidewand zwischen beiden Vorhöfen war nicht da), der sich mittlerweile zum Glück selbst behoben hat.
Sie ist jetzt in wenigen Tagen 14 Monate alt. (Schon!). Sie ist weniger gut entwickelt. Krabbelt jetzt und zieht sich hoch. Wiegt allerdings nur 7 kilo und hat nur 69 cm. Sie ist entwickelt wie Babys, die halb so alt sind als sie. Trotzdem bin ich wahnsinnig stolz auf sie. Auch darauf, dass wir immer noch stillen. Ich habe zum Glück am Anfang super abgepumpt und der Übergang zum stillen funktionierte ohne Probleme. 

Das wichtigste ist wirklich durchhalten, Hoffnung nie aufgeben!! Alles wendet sich zum Guten. Mal schneller, mal langsamer !“

8. Helene Sobottka „Unsere Tochter musste in der 27ten Woche geholt werden. Bei ihr war alles OK, nur mein Körper wollte nicht so (Muttermundschwäche). Durch die Vorwehen hatte sich direkt der Muttermund auf 3cm geöffnet (innerhalb ein paar Stunden). Ich hab dann erstmal drei Tage an Wehenhemmern gehangen und nur gelegen, weil die Fruchtblase schon im Gebärgang lag und zu dünn war um sie zurück zu schieben. Aber die Wehen wurden trotzdem immer stärker, dass die Ärzte sich dann dazu entschlossen sie schon per Notkaiseschnitt zu holen. Wir hatten Glück im Unglück… Sie kam dann mit 870g und 30cm auf die Welt. Und abgesehen von den anfänglichen Problemen wie Atmen und Sättigung hatten wir keinerlei schwerwiegende Probleme. Jetzt ist sie schon über 4 Jahre und man merkt es ihrer Entwicklung nicht mehr an. Sie ist zwar klein und zierlich (101cm und 15,5kg) aber das kann auch bei jedem „normal Geborenen“ so sein.

Wir hatten unglaublich herzliche Pfleger und Ärzte im EVK in Hamm (Neo intensiv) die sich nicht nur um sie herzlich gekümmert haben, sondern auch um die sorgenden Eltern.

Nach 11 Wochen Teilzeiteltern durften wir sie endlich mit nach Hause nehmen. Und waren unendlich glücklich.“

Ihr Lieben, wer alle Geschichten lesen möchte, hier gibt es noch mehr…

… und auch bei Einer Schreit Immer im Blog gibt es einen sehr bewegenden Gastbeitrag:

Frühgeburt: Und plötzlich platzt die Blase bei 29+3 #kleineKämpfer

Abschließend legen wir allen, die solche Fälle selbst oder in der Familie haben, ans Herz: Kümmert euch auch um die Psyche der Eltern! Seid lieb zu euch selbst oder zu den Betroffenen, versucht, die (Selbst-)Vorwürfe bleiben zu lassen und schaut positiv nach vorne.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft,

Eure Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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9 Kommentare

JennyimWesten
Antworten 10. Juli 2017

Ich hab auch noch eine Hoffnungsgeschichte...
Ich hatte eine Schwangerschaftsvergiftung. In der 28.SSW kam ich in die Klinik. In der 32.SSW wurde meine Tochter per Notkaiserschnitt geboren. Ohne Herztöne, mit 980g, nicht altersgerecht entwickelt und nach nur einer Lungenreifespritze nur 8 Stunden vorher,Verdacht auf Hirnblutungen und der Aussage "wir können keine Prognose geben. Es ist wie eine Wundertüte"...2 Monate Intensivstation,1 Monat Frühchenstation und 20 Jahre später ist sie eine wunderschöne junge Studentin der Philosophie

Sandra
Antworten 11. Juli 2017

Mein Sohn, jetzt 4 1/2 Jahre, musste in der 32 +6. SSW geholt werden. Ich hatte einen Gutartigen Hirntumor, der zwar 1 Jahr vor der Schwangerschaft (bis auf Restgewebe an Hirnnerven) entfernt wurde aber mit der Schwangerschaft wieder wuchs. Der Tumor sollte so schnell wie möglich bestrahlt werden. Nach Absprache der Kinder-, Frauen-, Strahlen- und Ärzte der Neurochirurgie wurde der Kaiserschnitt auf die 32+6. SSW gelegt. Mein Sohn war zwar groß aber zierlich und hatte Lungenreifungs-Spritze schwierigkeiten mit der Atmung. Das Stillen klappte, trotz anfänglicher Probleme und der Bestrahlung, super.
Als er auf der Neo lag hatte ich bedenken, ob es richtig war ihn so zeitig zu holen (war ja eigentlich eine Problemlose Schwangerschaft). Jetzt ist er 4 1/2, hat zwar ein paar Defizite gegenüber anderen gleichaltrigen, wie sprachlichen Probleme u. Konzentrationsschwierigkeiten, was wir mit Logopädie und Förderung gut ausgleichen können.
Aber sonst ist er ein ganz normaler Junge.

Gianna
Antworten 14. Januar 2018

Unser kleiner Prinz kam in der 25 ssw mit 600g und 31,5 cm zur Welt. Die platzenta hat sich gelöst .. Er hat 2x um sein Leben gekämpft er hat nun einen künstlichen Darm Ausgang.
Er hat sich so unglaublich gut gemacht ich bin so unglaublich stolz auf meinen Prinzen ❤

Lisi Strasser
Antworten 7. Juli 2018

6 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin hatte ich einen schweren Autounfall infolgedessen unser großer Schatz nach langem Hin und Her per Kaiserschnitt geholt werden musste. Anfangs hatte er Schwierigkeiten selbstständig zu atmen und es dauerte zwei Wochen bis er selbstständig trinken konnte. Heute mit fast 4 Jahren ist er kerngesund, fröhlich, lebhaft, herzlich und ein wundervoller großer Bruder.

Frau toll
Antworten 5. April 2021

Ich lag 4 Wochen mit Wehen, häufigen Blutungen und geplatzer Fruchtblase auf der Gyn mit Infusionen, Wehenhemmer, Antibiotika und Lungenreifespritze. 31 ssw wurde sie geholt.

1 Woche Intensivstation. Hauptproblem waren ständig erhöhte Leberwerte und dadurch gelb Anlaufen ganze 2 Wochen lang. Nochmal 2 Wochen Neugeborenenstation. Hauptproblem ist von Anfang an Trinken/Essen/kein Hunger/zuwenig Hunger. 3 Jahre mussten wir ihr hochkalorische Milch geben auf die sie genauso wenig Lust hatte wie stillen, Muttermilch aus diversen Saugern, Kindermilch, feste Nahrung, Brei. Seit sie 3 Jahre ist, isst sie nun endlich normal.
Sie ist für ihre 4 Jahre zu klein, zu leicht
und der Kopf ist zu klein.

Jetzt hoffen wir noch das sich ihre Unkonzentriert und Unruhe verwächst.

Sie ist von Anfang an wesentlich sportlicher und motorisch viel weiter Entwickelt. Sie konnte mit 2 Jahren schon Weitsprung, auf einem Bein vorwärts hüpfen, auf 3cm balancieren, Tief springen, frei im Wechselschritt Treppen auf und ab steigen.

Sprechen kann sie erst seit sie 2,5 Jahre alt ist. Hat in 6 Monaten aber alles aufgeholt und spricht jetzt normal.

Logikrätsel/zuordnen/finden/lük/minilük konnte sie mit 2 Jahren schon die für 4-6 Jährige. 50 Teile Puzzeln mit 2 Jahren. Mit 3 Jahren Puzzel mit 100 Teilen

Malen garnicht.

Rollenspiele garnicht.

Extrem willensstark;-) und lässt sich nie verbal manipulieren durch Erzieher/Eltern. Ist natürlich für alle Beteiligten sehr anstrengend. Sie macht seit sie 2 Jahre ist alles alleine und braucht /will so gut wie nie Hilfe.

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