Alleinerziehend trotz Partner TEIL 2 – Von der (fehlenden) Anerkennung des Jobs als Mutter
Hier geht es weiter mit dem Beitrag von Susanne Johannsen zum Thema „Alleinerziehend trotz Partner“. Den ersten Teil mit der Geschichte von Kathrin, einer typischen Coaching-Kundin von Susanne, findet ihr hier.
Und so ging es weiter – die Lösung des Problems „Alleinerziehend trotz Partner“
Ja, Mutter sein ist der normalste Job seit es Menschen gibt. Er ist auch einer der schönsten Jobs, die ich mir vorstellen kann und auch Kathrin ging darin sehr auf.
Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Kathrin noch einen Zweitjob (den, bei dem sie Geld verdient) hat! Ihr Erstjob beginnt am Morgen. Dieser ist allgegenwärtig, wird jedoch für den Zweitjob für ein paar Stunden unterbrochen, bevor sie ihn am Nachmittag wieder aufnimmt.
Wie oft hört sie von ihren Kollegen, wenn sie um zwei Uhr das Büro verlässt, den nett gemeinten Satz: „Schönen Feierabend!“
Aber diesen Feierabend gibt es so eigentlich nicht und man merkt, dass das sehr vielen Leuten einfach nicht bewusst ist.
Kathrin liebte jedoch die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen kann und sie wollte an ihrem Familienmodell, in dem sie Teilzeit arbeiten geht, nichts ändern.
Allerdings musste sie dringend etwas an der Kommunikation zwischen ihrem Mann und ihr ändern. Das fehlende Interesse und vor allem die Selbstverständlichkeit, die ihr Mann an den Tag legte, sorgten für eine stetig wachsende Unzufriedenheit und das Gefühl, weniger wert zu sein.
Kathrin bewies sehr viel Eigenliebe und Selbstmitgefühl, dass sie den Schritt wagte sich Hilfe von jemand Außenstehenden zu holen.
So viele Frauen erlauben sich das nicht und denken, dass sie es alleine schaffen müssen. Es zeigt sich jedoch immer wieder, dass ein neutraler Blick von außen, ein neuer Impuls, sehr hilfreich ist um aus der Sackgasse, in der man sich befindet, wieder herauszukommen. Gemeinsam schafft man das einfach viel leichter.
Als erstes betrachteten wir gemeinsam ihre aktuelle Situation. Sie erzählte mir von ihrem Alltag, ihren Sorgen und Ängsten, ihrer Wut, dem Frust und der großen Verunsicherung. Wir teilten alles in einzelne Themen auf und priorisierten diese.
Dann war es wichtig herauszufinden, was hinter den einzelnen Problemen steckte und wer oder was dafür verantwortlich war. Ich bat Kathrin zu überprüfen welche Probleme tatsächlich existierten. Ob sie wahr waren oder ob sie eventuell gar nicht zu ihr gehörten und sie daher gehen lassen konnte.
Dabei verabschiedete sie sich von einigen Glaubenssätzen und eigenen Geschichten, die sie sich gerne erzählte und lichtete dadurch gründlich die Reihen der vermeintlichen Probleme.
Daraufhin war es für sie gar nicht mehr schwer die Maßnahmen zu definieren, die sie ergreifen musste, um sich wieder besser zu fühlen und ihren Alltag als stimmig zu empfinden.
Es war wichtig, dass ihr Mann sich nicht angegriffen fühlen, sondern verstehen und erkennen sollte.
Daher ging Kathrin ähnlich wie bei mir vor und erzählte ihrem Mann von ihrem Alltag und wie sie sich fühlte. Sie führte ihm vor Augen, wie sein Verhalten bei ihr ankam und fragte ihn, wie es ihm an ihrer Stelle gehen würde. Sie sagte ihm in aller Deutlichkeit, dass sie nicht mehr bereit war, ohne Unterstützung und vor allem ohne Anerkennung, die Familie aufrecht zu halten. Dann könnte sie genauso gut auch ohne ihn leben, würde sich dann aber wenigstens nicht mehr jeden Abend über ihn ärgern müssen.
Das saß natürlich, denn damit hatte er überhaupt nicht gerechnet.
Ihm war sein Verhalten auch gar nicht bewusst gewesen und zu Kathrins Überraschung schämte er sich tatsächlich für sein Verhalten. Sie überlegten gemeinsam, wie es weitergehen sollte und wie sie sich die Aufgaben des Familienalltags so aufteilen konnten, damit auch Kathrin einmal Zeit für sich finden würde.
So fanden sie zu einer fairen Aufgabenverteilung in der jeder auch seine Freiräume bekam. Außerdem erinnerten sie sich wieder daran, wie sie miteinander umgehen und kommunizieren wollten. Denn auch hier hatte sich eine Art und Weise eingeschlichen, die keinen Platz in ihrer Ehe hatte und eigentlich nicht zu ihnen passte.
Sie führten einen Abend ein, an dem sie Zeit miteinander verbrachten um über alles Mögliche zu sprechen, was sie bewegte und ihnen wichtig war.
Kathrin entschied zudem, dass sie ihre Stunden reduzieren wollte, um einen Tag in der Woche frei zu haben. An diesem Tag konnte sie frei entscheiden, wofür sie ihren Vormittag nutzen würde.
Sie erkannte wie wichtig es war, nicht alles hinzunehmen, sondern deutlich zu äußern, was ihr nicht gefällt.
Vor allem merkte sie, wie unglaublich gut es ihr tat, wenn sie Zeiten für sich hatte und diese ohne schlechtes Gewissen nehmen konnte. Sie wunderte sich, warum sie das vorher nicht gemacht hatte und wie sehr sie sich verändert hatte.
Als Mutter bekommt man meist nicht mehr die Bestätigung, wie man sie in der Arbeitswelt bekommen hat. Besonders nach einer längeren Auszeit, fällt es schwer wieder zu altem Selbstvertrauen zurückzufinden. Aber wenn man an diese alte Energie andockt und sie in das aktuelle Leben zurückholt, dann gewinnt man sehr schnell das Vertrauen in sich zurück und entwickelt die Kraft für die eigenen Bedürfnisse einzustehen.
Die neuen Skills, die wir durch die Kinder entwickeln, die neuen Erkenntnisse, Sichtweisen und das große persönliche Wachstum, das entsteht, wenn sich nicht mehr alles um uns dreht, machen uns zu solch wertvollen Fachkräften und vor allem Menschen, dass wir mit erhobenen Hauptes für unsere Wünsche und Bedürfnisse eintreten dürfen.
Sei nicht so bescheiden!
Jede Mutter ist eine Heldin – auch Du!
Es grüßt Dich
Deine Susanne
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Über Susanne:
Ich stehe dafür, Frauen im Spagat zwischen Beruf und Familie und in besonderen Herausforderungen zu begleiten, mehr Leichtigkeit zu verschaffen und sie darin zu unterstützen ihr Leben zu genießen.
Mein Wunsch und Ziel ist es, Frauen unter anderem wieder vor Augen zu führen, dass es neben dem vielen Stress auch ein großes Glück ist, Kinder zu haben und sie erleben zu dürfen. Wichtig ist es, dass sie sich dabei jedoch nicht selbst aus den Augen verlieren.
Mein Anliegen ist es daher Dich in Deiner Person als Frau und Mutter zu bestärken und Dir zu zeigen wieviel Kraft und Großartigkeit in Dir steckt.
Wenn ihr mehr über mich oder meine Arbeit erfahren wollt, freue ich mich auf euren Besuch auf meiner Homepage (www.susanne-johannsen.de) oder auf Facebook.
Sara
20. Juli 2018Hallo,
danke für den Artikel. Ich finde das Thema so wichtig, und es ist so richtig es zu thematisieren. Gerade wie du schreibst, weil dieser Zustand so als "normal" angesehen wird, dass es garnet auffällt wie unfair und belastend das für Frauen sein kann.
Eine Sache die mir aber wirklich wirklich aufstösst, und die ich unbedingt loswerden will, ist die Benutzung des Wortes alleinerziehend.
Ich erkenne wirklich an, dass es für Frauen in solchen Familiensettings total schwer und hart ist, und wie gesagt, darüber muss geredet werden und ich hoffe dass sich langfristig die Situation verändert.
Aber wenn solche Situationen gleichgesetzt werden, mit den Situationen von Alleinerziehenden, dann spielt das einfach die Schwere Alleinerziehender Mütter und Väter runter. Und ja: einige Alleinerziehende haben ein sehr gutes Netzwerk, einige sind auch nicht Allein- sondern GetrenntErziehend usw.
Aber als Alleinerziehende*r ist man z.B. für das gesamte Familieneinkommen alleine zuständig und hat keinen Zweitverdiener. Steuerliche Nachteile wo man nur denken kann.. Wenn man selbst krank ist, muss man das auch alleine managen und trotz 40 Fieber die Kinder versorgen. Wenn ein Kind im Krankenhaus ist, was mache ich mit dem zweiten? Was mache ich mit den Kindern wenn ich ins Krankenhaus komme oder sogar sterbe? Etc etc etc...es gibt soviele Beispiele die Alleinerziend ausmachen, die sich eben grundsätzlich unterscheiden von Müttern in Beziehungen die alleine den Alltag wuppen. Und wie gesagt, das ist ne blöde Situation und über die muss geredet werden, ich würde mir nur Wünschen, dass der Vergleich mit Alleinerziehenden an dieser Stelle nicht vorkommt.
Vielen Dank
Sara