Die Pilzvergiftung – Anekdote aus meiner Kindheit


Ich war vor einigen Jahren mal wieder in Rumänien, in den Bergen… und als wir durch den Wald spazierten, habe ich mich an den Tag erinnert, als meine Eltern mit mir Pilze gesammelt und gekocht haben. Ich muss so ca. 7 oder 8 Jahre alt gewesen sein…

Das war ein dramatischer Tag. Es geht hier um eine Pilzvergiftung!

Jetzt müsst ihr wissen, dass Herr Professor für Architektur und Kunstgeschichte und Frau Dipl. Architektin, die meine Eltern waren, ein ziemlich urbanes Paar waren: Ihr Kindheit hat hauptsächlich in Großstädten stattgefunden. Meine Eltern liebten die Natur so wie Grundschüler das Astronautenleben lieben: Mit viel Phantasie und aus einer gewissen Distanz.

So, und dann waren wir doch auf dem Land und hatten wundervolle Tage dort. Wir haben alle sehr gern Landschaftsbilder gezeichnet und gemalt.

Nach einem Regentag gingen wir in den Wald spazieren. Betonung auf: Spazieren. Wandern ist was anderes, das habe ich ja auch in meiner Kindheit kennengelernt – aber mit einer organisierten Jugendgruppe.

Im Wald waren Pilze! Unglaublich viel Pilze!

Und da ich Pilze liebte, habe ich mein Eltern überredet, welche zu sammeln und sie anschließend zu essen. Da wir nicht allein im Wald waren, bekamen wir Hilfe. Es gab Dorfbewohner, die auch sammelten und die uns angeleitet haben, welche Pilze giftig und welche essbar waren. Meine Eltern hatten natürlich Angst vor einer Pilzvergiftung.

Als wir im Dörfchen zurück waren, haben wir bei der Nachbarin, die sich laut allen anderen Dorfbewohner am besten von allen auskannte, die Pilze checken lassen. Sie gab ihren Segen, wir hatten offensichtlich nur essbare Pilze mitgebracht. Ich war stolz und aufgeregt!

Wir gingen nach Hause und meine Mutter machte ein Pilzrisotto.

Anders wie immer, als wir zusammen kochten, durfte ich davon nicht probieren. Meine Mutter machte die Speise fertig auch ohne abzuschmecken, nahm etwas davon und fütterte das dem Hund unserer Gastgeberin. Der Hund fraß anstandslos, wedelte mit dem Schwanz, leckte sich die Lefzen mehrfach und spielte noch etwas mit mir. Meine Ma beobachtete ihn eingehend und nach einer Weile meinte sie, es sei OK, wir können essen, es drohe keine Pilzvergiftung. Der Hund trollte sich davon, als ihm klar wurde, er bekommt nichts mehr ab.

Es war ein Festmahl! Ich fand die Pilze wunderbar lecker!

Wir aßen mit Genuss.

Als wir danach noch auf der Veranda gemütlich saßen und weitere Wald-Spaziergänge planten, kam die Hausbesitzerin total aufgelöst weinend mit den Händen über den Kopf:

„Der Hund ist tot! Der Hund ist tot!“

Meine Mutter schnappte als erstes mich beherzt und steckte mir die Finger in den Hals. Ich hatte keine Chance. Meine Mutter war ausgebildete Ersthelferin und das schöne Pilzrisotto erblickte innerhalb wenigen Augenblicken wieder das Licht der Welt. Gleichzeitig brüllte sie meinen Vater an: „Versuch, dich zu übergeben!“.

Mein Vater war zwar ein waschechter Choleriker, aber in Notsituation blieb er immer cool. Er fragte die Gastgeberin: „Woran ist der Hund gestoben?“

Die Antwort kam nach den nächsten Heul-Schluchzer:

*schluchz*

*schluchz*

„Er ist von einem Auto überfahren worden!“

Hm.

Glaubt ihr mir, dass ich das damals gar nicht lustig fand?

Habt ihr auch Ähnliches erlebt? Und schon mal Pilze gesammelt? Und Angst vor einer Pilzvergiftung gehabt?

Liebe Grüße,

Béa

P.S. Wer mag eine tolla Pilzpfanne kochen? Hier ist das Rezept. 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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