Helikoptereltern drohen mit Klage… Anekdoten aus dem Pädagogenleben


Nach meiner Schulanekdote „Der Gipfel des Helikopterns“ und der Geschichte mit dem Zwillingsvater mit der Klagedrohung von Gottfried haben uns einige Pädagogen in den Kommentaren oder per Zuschrift auch andere Anekdoten. Viel Spaß mit der Sammlung:

Klagedrohung wegen Traumatisierung wegen Nicht-Einladung im Nebenraum

Ich war eine junge Erzieherin in einem noblen Stadtteil unserer Landeshauptstadt. Wie so oft feierten wir Geburtstag. Ein Kind wurde 5 Jahre alt. Hurra!

Während der verschiedenen Rituale lies ich meinen Blick über die Gruppe schweifen und stellte fest, dass einen großen Teil der Kinder das Geschehen am Geburtstagstisch überhaupt nicht interessierte. Ich beschloss, etwas zu ändern. Pipapo: im Morgenkreis sangen wir alle zusammen ein Ständchen, dann lud das Geburtstagskind 5 Freunde zu einer Feier im Nebenzimmer ein, die es individuell gestalten durfte.

Wenige Tage später stürmte Frau Doktor M auf mich zu. Hochschuldozentin, Managergattin, Ein-Kind-aus-Überzeugung-Mutter und schimpfte auf mich los. Wenn IHR Kind jetzt traumatisiert würde, weil es nicht eingeladen wird, würde sie mich verklagen! Sie kenne genügend Anwälte! Jawohl!

Ich habe als ersten Beruf Hotelfachfrau in einem 5 Sterne Hotel gelernt und wurde extra in „Deeskalation und Beschwerdemanagement“ geschult 😉💪🏻. Das hat mich in dem Moment gerettet. Und die neue Feier auch!

Bobby-Car nur mit Helm

Diskussion in der Kita Elterngruppe: „Wie können die Erzieher nur! Ich bestehe darauf das mein Kind zum Bobby-Car Fahren einen Helm aufsetzt. Am besten bringt jeder seinem Kind einen Helm mit. Kann ja nicht angehen das die Roller, BobbyCar und Dreirad ohne Helm fahren. Was, wenn sie fallen?“

Schreckliche Narbe

„Frau R., wie kann so was passieren? Sehen Sie sich das Bein meines Buben an! Er ist so hübsch und wird nun wohl für immer durch eine schreckliche Narbe am Knie verunstaltet sein! Sie halten wohl auch gar nichts von Aufsichtspflicht!“
Der – wohlgemerkt recht lebenslustige und agile – 5jährige aus meiner Gruppe war beim Fußballspiel mit seinen Freunden auf der Wiese gestürzt und hatte sich ’ne kleine Schramme am Knie geholt.

Bitte Schullektüre ändern

Eine Lehrerin erzählt: Unfassbar, was man sich als Lehrer*in so anhören muss. Ein Schüler von mir bekam das Verbot von seinen Eltern, er dürfe den von mir gewählten Roman (Krimi, 8. Klasse Gymnasium) nicht lesen. Ich solle bitte für ihn einen anderen vorbereiten. Das fiel ihnen ein, als wir schon Wochen im Thema drin waren. Letztlich haben sie deswegen ernsthaft die Schule gewechselt!

Brotbissen und Kauzeit für die Pause hochgerechnet

Tanja R. erzählt von einem Elternabend in der Grundschule: Es gab eine Frühstückspause 10Min und eine anschließende Spielpause wo die Kinder draußen toben konnten. Ein Vater beschwerte sich das die Frühstückspause zu kurz sei, weil ein Brot in dieser Zeit nicht in vernünftig gegessen werden könnte. Er rechnete vor, wie viele Bissen ein Brot hat und wie viele Sekunden es braucht um einen Bissen vorschriftsmäßig oft zu kauen bis der Speisebrei geschluckt werden dürfte. Die 10Minuten würden nicht ausreichen für ein Brot und die Frühstückspause müsse um 1 Minute und 30 Sekunden verlängert werden!

Es geht aber auch locker: Trendhaarschnitt sorgt für Lachanfall

Sandra Schmitz erzählt: Meine Tochter (damals 3 oder 4) hatte mal einem meiner Tageskinder (damals 2) einen neuen Haarschnitt verpasst (mit der Bastelschere). Mir ist da aber ganz schön das Herz in die Hose gerutscht.

Als die Mutter ihren Sohn abgeholt hat, hat sie sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt (echt cool). Beim Vorschlag, dass ich den Frisör bezahle, hat sie abgewinkt.

Und was bietet ihr noch? Schon mal das erlebt: Helikoptereltern drohen mit Klage?

Wir bekam übrigens mehrfach von unserer Leserschaft folgendes Buch empfohlen:

Verschieben Sie die Deutscharbeit – mein Sohn hat Geburtstag!
Von Helikopter-Eltern und Premium-Kids
 

(affiliate Link, also Werbung)

Allerdings auch noch eine Anmerkung: Ja, wir lachen darüber – und möglicherweise können auch die betroffenen Eltern einige Zeit später auch selbst darüber lachen und den Vorfall in Perspektive sehen. Allerdings steht auch bei übertriebenen Sorgen auch nur ein Motiv dahinter: Diese Eltern lieben ihre Kinder. Und daher ist das Vorgehen aus der ersten Anekdote richtig und wichtig: Deeskalation.

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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