Die wunderbare Kraftschöpfung aus Selbsttrost
Trost ist etwas Wunderbares. Meistens kommt er von außen, dabei können wir ihn uns auch selbst entgegenbringen. In diesem Beitrag soll es darum gehen, wie viel Kraft wir aus Selbsttrost schöpfen können.
Die Bedeutung von Trost ist etwas, das schon Kinder ganz früh lernen. Wenn es uns nicht gut geht, nimmt uns jemanden in den Arm, streicht uns sanft über den Rücken und schickt aufbauende Worte hinterher. Oft fühlen wir uns gleich besser, wenn uns jemand Trost spendet.
Aber muss der Trost immer von außen kommen?
Als meine Therapeutin mich damals fragte, ob ich mich nicht manchmal selbst tröste, dachte ich, sie würde scherzen.
Wie jetzt? Selbstgespräche führen und mich selbst umarmen?
„Nein“, sagte ich. „Dann komme ich mir blöd vor und fühle mich noch einsamer.“
Denn aus irgendeinem Grund hatte ich internalisiert, dass alle Hilfe nur von außen kommt. Dass andere mich aufrappeln müssen, weil ich mich selbst nicht retten kann.
Und kurz zum Verständnis: Ich hatte eine Essstörung, und es war die härteste und einsamste Zeit meines Lebens. Aus Scham sprach ich lange Zeit mit niemandem darüber. Das Meiste machte ich mit mir selbst aus, und wenn ich mal buchstäblich am Boden lag, gab es niemanden, der mich festhielt oder mir aufbauende Worte mitgab.
Deshalb auch der Vorschlag meiner Therapeutin. Wenn die Hilfe schon nicht von außen kam, dann sollte ich mir wenigstens selbst helfen. Überhaupt würde mich niemand retten können, nicht einmal meine Therapeutin. Sie könne mich nur unterstützen, aber retten müsse ich mich alleine. Inzwischen ist mir das auch klar, aber damals wollte ich ihre Worte nicht wahrhaben. Und schon gar nicht erst mich selbst trösten.
Machen wir mal einen Sprung in die Zukunft. Heute übe ich sehr viel Selbsttrost aus, und zwar auf verschiedene Weisen.
Ja, ich rede mit mir selbst.
„Egal, Mounia. Du hast dein Bestes versucht. Es ist passiert und lässt sich nicht ändern. Kopf hoch. Du darfst traurig sein. Es ist okay. Lass es zu.“
Manchmal denke ich die Worte nur, und manchmal spreche ich sie auch laut aus. Klar kam ich mir am Anfang etwas albern vor, aber alles ist eine Frage der Gewöhnung. Mit der Zeit wurde es überhaupt nicht komisch, sondern heilsam. Das Gute am Selbsttrost ist: Man bekommt ihn sofort, und spart sich den Weg, die ganze Geschichte einer anderen Person zu erzählen.
Ja, ich umarme mich selbst.
Und vielleicht klingt es für manche noch immer skurril, aber Leute, ich rate euch, es vor allem dann auszuprobieren, wenn ihr ebenfalls ein verzerrtes Bild zu eurem Körper habt (oder hattet). Jeder Körper ist vollkommen und richtig, aber aus irgendeinem Grund kämpfen viele von uns trotzdem gegen ihn an. Mir fiel es lange Zeit schwer, meinen Körper überhaupt anzusehen. Ihn dann auch noch anzufassen, erschien mir beinahe eklig. Harte Worte, ich weiß, aber vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich überhaupt nicht scharf darauf war, mich selbst zu umarmen.
Aber eines Tages war es trotzdem soweit. Ich lag allein heulend im Bett und fühlte mich so hilflos, dass ich die Arme ganz fest um mich schlang. Und es half. Denn ich fühlte mich gehalten. Von mir. Und dann strich ich mir über die Arme und sagte mir im Kopf, dass es okay sei und alles wieder gut werden würde. Ich schob meinen Körper nicht länger von mir, ich trat mit ihm in Kontakt. Und es war schön.
Selbsttrost ist eine wunderschöne Form der Selbstliebe, und von der haben die meisten von uns nicht genügend. Wer also ein bisschen netter zu sich sein will, kann damit beginnen, liebe Sachen zu sich zu sagen und sich liebevolle Berührungen zu geben. Daran ist nichts jämmerlich, im Gegenteil. Für mich zeugt es von ganz großer Stärke, gut zu sich selbst zu sein.
Hand aufs Herz legen und tief durchatmen.
Was ich oft im Alltag mache, ist mir eine Hand aufs Herz zu legen, das leichte Klopfen zu spüren, und tief durchzuatmen. Auf diese Weise tröste ich mich, in dem ich mir sage: Ich bin keine Maschine. Ich bin ein Mensch und atme jetzt tief durch, bis sich mein Herz beruhigt. Damit trete ich wieder in Kontakt mit meinem Körper und gebe ihm den Moment Ruhe, den er braucht,
Es ist toll, wirklich. Im Nachhinein bedauere ich, dass ich immer darauf gewartet habe, dass der Trost von außen kommt. Sich von sich selbst trösten ist so einfach und schön, und man geht gleich viel liebevoller mit sich selbst um.
Achtung: Kein Essen als Selbsttrost!
Abschließend noch einen letzten Schlenker zur Essstörung. Früher in meiner Binge Eating Phase war Essen mein Trost und Ventil. Wenn ich traurig war, habe ich gegessen, und nicht mehr aufhören können, weil der Schmerz dadurch natürlich nicht verschwand. Aber Essen ist niemals ein wirklicher Trost.
Natürlich kann uns eine Tafel Schokolade kurzzeitig glücklich machen, und es ist auch überhaupt nicht verwerflich, mal ordentlich reinzuhauen, und sämtliche Kalorien zu ignorieren (die ihr im Übrigen sowieso nicht zählen solltet!) Essen ist Lebensqualität und es kann uns sehr glücklich machen, wenn es an einem schlechten Tag unser Lieblingsgericht gibt. Das alles zählt für mich zur Selbstfürsorge, aber es wird bedenklich, sobald ein „Ventil“ zum Beispiel essen oder Zocken oder sonstiges zu einer derartigen Sucht wird, dass sie einem nicht mehr hilft, sondern unseren Zustand verschlimmert. Das nur am Rande…
Soweit meine Erfahrung mit Selbsttrost. Wie ist das bei euch? Tröstet ihr euch manchmal auch selbst? Was sind eure Methoden?
Hier ein wunderbarer Beitrag zum Thema Selbstfürsorge:
Self Care: Ein wirkungsvoller Kompass zu mehr Selbstfürsorge
Liebe Grüße
Mounia