Eltern – vom Vorbild zum (unheimlich) peinlichen Anhang – Gastbeitrag von Sandra und Christin Paul
Na, seid ihr noch gemein oder schon peinlich? Oder gar… „Unheimlich peinlich“*? Cally Stronk und Constanze von Kitzing haben ein Erfolgsbuch für Teenies raus, das gerade heute in die 4. Auflage gegangen ist.
Und zu diesem Thema „unheimlich peinlich“ habe ich hier einen Gastbeitrag aus berufenem Munde…
„Kannst du mich hier schon rauslassen, damit meine Freunde nicht sehen, dass du mich zur Schule gebracht hast?“
„Boah, Mama, kannst du dir mal was anderes anziehen, bitte? Das ist ja peinlich, so mit dir rauszugehen…“
„Auf keinen Fall feiere ich meinen Geburtstag zuhause, wenn ihr auch da seid…dann lieber gar nicht, das ist ja wohl ultrapeinlich.“
„SO willst du zum Elternabend gehen? Da schäme ich mich sogar den anderen Eltern gegenüber, ohne dabei zu sein…“
Wenn Sie jetzt die Lippen zusammenpressen, leicht merklich nicken und vielleicht eine Träne über Ihre Wange kullert, dann wissen Sie vermutlich, wovon wir sprechen und wir sagen: Willkommen im Club der offensichtlich peinlichen Eltern!
Ihr Kind, was Sie jahrelang vergöttert hat, sucht merklich den Abstand und die Distanz zu Ihnen und alles, was Sie ausmacht, scheint Ihrem Sprössling plötzlich peinlich zu sein?
Ein Phänomen, was die Kinder- und Jugendbuchautorin Cally Stronk und die Illustratorin Constanze von Kitzing (weiter unten zu sehen) in ihrem neuen Buch „Unheimlich peinlich“ aufgreifen und in den schillerndsten Farben wiedergeben. Denn auch darin geht es um ein Mädchen, Ruby, dem vor allem ihre Mutter ultrapeinlich ist und die sie am liebsten vor ihrem Freundeskreis vollends verstecken würde.
Das, was in „Unheimlich peinlich“ an typischen Problemen in der (Vor-)Pubertät aufgegriffen wird, kommentieren und erklären wir, Sandra und Christin Paul aus der Paul & Paula Akademie, in mehreren Blogbeiträgen für Sie.
Als gelernte Erzieherinnen, Seminarleiterinnen und Mutter und Tochter wissen wir nur allzu gut um die Probleme für Eltern und Kinder während der Pubertät. Widmen wir uns also dem Phänomen der peinlichen Eltern.
In der Pubertät merken Jugendliche besonders stark, wie viel sie von ihren Eltern unterscheidet, dass sie viele Dinge ganz anders sehen.
Eigenarten werden in diesem Zeitraum besonders deutlich erkannt und schnell als „nervig“ und „peinlich“ abgetan. Dabei ist es ganz normal, dass man anders als die Eltern sein möchte und der Meinung ist, auch später, als „richtig Erwachsener“, alles gaaanz anders zu machen. Kennen Sie einen Jugendlichen, der alles toll fand, was die Eltern machen und ihnen unbedingt nacheifern wollte? Wir zumindest kennen keinen – und das ist auch völlig normal und richtig so.
Um eine eigenständige Persönlichkeit zu werden, muss man sich abgrenzen und das fängt typischerweise mit den Personen an, mit denen die Jugendlichen viel Zeit verbringen: die Eltern.
Erst wesentlich später, wenn die Persönlichkeit eines Teenagers etwas gefestigter ist, ist er durchaus in der Lage und selbstbewusst genug, um zu sehen und sich einzugestehen, dass die Eltern auch sehr viele Dinge tun, handhaben oder verkörpern, bei denen es sich vielleicht lohnt, manches abzuschauen und ebenso zu machen.
Ein weiterer Punkt, weshalb Eltern während der Pubertät „unheimlich peinlich“ sind, ist der, dass Erwachsene es in dieser Phase sowieso immer schwer haben.
Respekt- und Autoritätsperson versus ein junger Mensch, der sich zu finden und als eigenständige Person zu etablieren versucht und der cool vor seinen Freunden sein möchte. Die anderen sollen bloß nicht denken, dass man Mami und Papi zu Munde redet, sich alles gefallen lässt. Vorsorglich muss dann auch demonstriert werden, dass man auf keinen Fall die Regeln während des Unterrichts duldet, weil man eh viel zu cool dafür ist und über den Dingen steht.
Wie stark beschriebenes Verhalten ausgeprägt ist, ist natürlich bei jedem Jugendlichen unterschiedlich. Eine Sache ist aber immer gleich: So peinlich Sie Ihrem Kind manchmal auch sein mögen (zumindest sagt es das, wie sehr es manche Sachen wirklich stören, ist noch mal eine ganz andere Sache), egal sind Sie ihm keineswegs und niemals. Und auch Ihre Meinung ist nicht egal!
Sicher, bei vielen Dingen zählt jetzt, was die Clique denkt, wenn es um das Aussehen, den Musikgeschmack und ähnliches geht, aber handelt es sich um essentiellere und ernstere Themen wie Berufsfindung und generell um Themen rund um die Zukunftsplanung und wie man diese am besten verwirklicht, dann bleiben Sie als Eltern die Ansprechpartner Nummer eins.
Die Begründung von Jugendlichen ist so simpel wie auch einleuchtend: „Meine Freunde haben ja selbst keine Ahnung, was sie werden sollen, die brauche ich nicht zu fragen! Meine Eltern haben beide einen Job und da schon mehr erlebt.“
Sie sehen also: Auch wenn es phasenweise so scheint – den Einfluss auf Ihr Kind verlieren Sie niemals ganz und sobald sich das Hormonchaos und somit auch die Pubertät dem Ende zuneigt, erlangen Sie eh eine andere, neue Stellung. Bestenfalls stehen Sie jetzt nämlich mit Ihrem Kind auf einer Stufe, Sie sind Berater und nicht mehr jemand, der sagt, wo es langgeht.
Also: Werfen Sie die Gedanken, gewisse Eigenarten an Ihnen zu verändern, bloß schnell über den Haufen und sehen Sie es Ihrem Kind nach – Besserung ist bald in Sicht!
Liebe Grüße
Sandra & Christin Paul
Und zu den Autorinnen:
Cally Stronk ist Autorin. Sie wollte schon immer mal eine Geschichte schreiben, die auf einem Friedhof spielt. Denn sie hat in ihrer Jugend (fast direkt) neben einem Friedhof gewohnt. Ganz zufälligerweise hat Cally auch einen kleinen und einen großen Bruder, ansonsten ist die Geschichte aber auf jeden Fall komplett ausgedacht 😉 Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig, alles andere wäre doch unheimlich peinlich!
Constanze von Kitzing ist Illustratorin. Sie musste als Kind immer in der Dämmerung über den Friedhof gehen, um vom Bauernhof Milch zu holen. Deshalb hat sie jetzt vor nichts und niemandem mehr Angst. Na gut, außer vor Spinnen, Dunkelheit, zu schnellen Autos, davor dass das Essen anbrennt, dem Klimawandel und vor schlechten Rezensionen.
Zur Transparenz, wie immer:
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